[rohrpost] 15.5. Diskussion: Die wunderbare Wissensvermehrung / Open Innovation

Stefan Krempl sk12 at gmx.de
Fre Mai 12 13:38:08 CEST 2006


Die wunderbare Wissensvermehrung.
 
Wie weit trägt das Paradigma „Open Innovation“
für eine nachhaltige Wissensgesellschaft?
 
Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem
Heise Zeitschriften Verlag
 
Montag, 15. Mai 2006, 19.00 –21.00 Uhr, auf der Galerie der
Heinrich-Böll-Stiftung in den Hackeschen Höfen in Berlin
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Kreativität und Innovation sind Kennzeichen der digitalen Revolution, die
unser Alltagsleben verändert. Die gesellschaftliche Durchsetzung der
vernetzten Kommunikation und der Telekooperation, mit der wir Wissens- und
Kulturgüter erzeugen, austauschen und verbreiten, eröffnet neue
Möglichkeiten für kulturelle, soziale und politische Partizipation und
Kreativität. Gefördert wird dadurch nicht zuletzt auch ein wirtschaftlich
dynamischer und wettbewerbsintensiver Markt für Güter und Dienstleistungen
aller Art.
Das Internet ist ein magischer Kochtopf, der ständig Inhalte und Bausteine
für die Mehrung des Wissens produziert. Die Nutzer- und Nutzerinnen füttern
kollektiv die Informationsdomäne mit Hilfe "sozialer Software", die
Wissenschaft publiziert ihre Erkenntnisse in öffentlichen Archiven, eine
vernetzte Entwicklergemeinde stellt Open-Source-Programme zur freien
Verfügung und nutzt dafür neue Geschäftsmodelle. Auch Künstler- und
Künstlerinnen entdecken zunehmend die Vorteile der offenen digitalen Kanäle
und öffentlichen Lizenzen für Anerkennung und geschäftlichen Erfolg. So
entsteht eine Wissensallmende, ein wachsender Grundstock gemeinsam nutzbaren
Wissens.
Doch der Innovationsschub ist bedroht. Noch ist das Denken vieler auf die
Abschottung des "geistigen Eigentums" und auf traditionelle Geschäftsmodelle
ausgerichtet. Ganzen Industriezweigen macht der freie Austausch von
Information und Wissen einen Strich durch die Rechnung. Sie versuchen mit
Hilfe der Politik und mit Techniken wie dem digitalen
Rechtekontrollmanagement (DRM) die Kontrolle über die digitale Welt und das
Internet zu erlangen. Ihr Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für den
Informationsfluss zu begrenzen und die Nutzer an die Kandare zu nehmen.
Schon wird auch am Grundprinzip der Offenheit der fundamentalen
Internet-Technik gedreht: Telekommunikationsfirmen pochen auf eine Bezahlung
für die Weiterleitung von Inhalten anderer Anbieter über "ihre" Auffahrten
zur Datenautobahn, Mautstellen und neue Hierarchie-Ebenen sollen ins
Internet einziehen. Diese zunächst in den USA aufgekommene Debatte die
"Netz-Neutralität" bewegt nun auch in Deutschland die Gemüter.
Der Kampf um die Neudefinition des "geistigen Eigentums" wird – gepaart mit
dem Streit um "Internet Governance" – auf verschiedenen Arenen weltweit
ausgetragen. Der UN-Weltgipfel zu Informationsgesellschaft (WSIS) etwa hat
die US-Sonderrolle bei der Netzverwaltung in Frage gestellt und mit der
Einrichtung des „Internet Governance Forums“ die Grundlagen für die
Aushandlung eines multilateralen Regulierungmodells geschaffen. Gleichzeitig
wird um das „geistige Eigentum“ in anderen UN-Gremien wie der WIPO und der
WTO gestritten, wo Entwicklungsländer und die Zivilgesellschaft auf den
freien Zugang zum Wissen im Rahmen einer „Development Agenda“ pochen.
Während dessen zieht die EU ihre "Innovationsstrategie" mit der Verschärfung
der Urheber- und Softwarepatentoffensive weiter durch. Und Deutschland
vollzieht. Die Urheberrechtsreform ist in der 2. Phase, die Umsetzung der
ersten Richtlinie zur "Durchsetzung" der Rechte an "geistigem Eigentum" hat
begonnen.
Diese Auseinandersetzungen entscheiden über die Richtung, in welche die
Netzgesellschaft sich bewegt. In der Diskussionsrunde wird Licht in die
Scharmützel rund um die Zukunft des Internet und der digitalen Gesellschaft
gebracht. Gleichzeitig steht die Frage nach Strategien zur Intervention für
Nutzer, Zivilgesellschaft sowie kleine und mittlere Unternehmen im
Vordergrund. Wie kann die Zusammenarbeit für eine effektivere Lobby dieser
Gruppen verbessert werden, um den Paradigmenwechsel hin zu einer
nachhaltigen Wissensgesellschaft einzuleiten?
Anlässlich der Veröffentlichung des Buches "Die wunderbare Wissensvermehrung
– Wie Open Innovation die Welt revolutioniert" laden die
Heinrich-Böll-Stiftung und der Heise Zeitschriften Verlag herzlich zu dieser
Veranstaltung ein.
 
Programm
 
19.00 Uhr        Begrüßung
Olga Drossou, Heinrich-Böll-Stiftung
 
19.15 Uhr       Buchvorstellung:
Die wunderbare Wissensvermehrung – Wie Open Innovation die Welt
revolutioniert
Florian Rötzer, Herausgeber der Telepolis-Buchreihe
 
19.45 Uhr       Podiumsdiskussion:
 
– Grietje Bettin (MdB, Medienpolitische Sprecherin Bündnis 90/Die Grünen)
– Florian Rötzer (Chefredakteur Telepolis)
– Klaus Landefeld (Vorstand eco - Verband der Deutschen Internetwirtschaft)
– Rainer Kuhlen (Professor für Informationswissenschaft, Konstanz)
 
Moderation: Stefan Krempl, Journalist
 
21.00 Uhr       Imbiss
 
Infos und Anmeldung bitte an medien at boell.de