[rohrpost] Als die Welt noch unterging…

das ende der nahrungskette jg at monochrom.at
Sam Nov 11 12:45:23 CET 2006


Als die Welt noch unterging…

Vergessene Subkulturen der Siebziger und Achtziger Jahre

Vortrag von Frank Apunkt Schneider

Montag, 13. November 2006, 18:30.
Informationsdesign / Studio

Frank Apunkt Schneider, *1969, lebt zurzeit als 
unfreier Autor und unfreier Künstler in Bamberg. 
Er ist Mitglied der KünstlerInnengruppe monochrom 
in Wien und schreibt u.a. für Testcard, Bad 
Alchemy und Intro. Für den Ventil-Verlag hat er 
das Buch Als die Welt noch unterging. Von Punk 
nach NDW verfasst, das voraussichtlich im Frühjahr 2007 erscheinen wird.

Als die Welt noch unterging ist eine ausführliche 
und materialreiche Chronik zur Entstehung und 
Entwicklung des Punk- und New-Wave-Untergrunds in 
Deutschland zwischen 1977 und 1985, der als so 
genannte „Neue Deutsche Welle“ bekannt wurde. Er 
wird als Zusammenspiel von sozialgeschichtlichen 
und politischen Faktoren mit der popästhetischen 
Entwicklung gedeutet, und unter Zuhilfenahme 
ausgewählter Einzelphänomene ausführlich 
erläutert als bedeutsamer Bestandteil der 
gegenkulturellen Geschichte, der sich gegen die 
Vereinnahmungen durch nationale 
Popgeschichtsschreibungsmodelle stellt. Von daher 
berücksichtigt die mit Als die Welt noch 
unterging vorgelegte Gegen-Geschichte vor allem 
die Aspekte, die sich durch ihre Sperrigkeit und 
Entlegenheit der offiziellen Historisierung durch 
Jürgen Teipel und andere bislang weitgehend 
entzogen haben wie die Kassettenszene, die 
Fanzines (das sind kleinauflagige Zeitschriften 
aus der Szene für die Szene), regionale Szenen 
usw. Deren Geschichte lag bislang bestenfalls in Umrissen vor.

Ergänzend hierzu soll in dem Vortrag „Bei 
Verwendung einer Beatband in der Lautstärke auf 
die Gemeinde und den Raum Rücksicht nehmen!“ eine 
weitere fast vergessene Subkultur der deutschen 
Popgeschichte vorgestellt werden: Der Sakropop. 
Der „Schwund an jugendlichen 
Gottesdienstbesuchern“ wurde in den 1970er Jahren 
nicht selten mit der „weitgehenden Ausgrenzung 
der Lebenswelt von Jugendlichen“ aus dem 
Gottesdienstgeschehen erklärt. Notgedrungen 
musste die Kirche Popmusik als deren wichtigste 
Ausdrucksform akzeptierten. Die lange, 
schwierige, zähe und tragikomische Integration 
von Pop in die Kirche erzählt die Geschichte des 
„Sakropop“. Sakropop ist eines der merkwürdigsten 
Sub-Genre des Pop überhaupt, praktiziert 
lediglich innerhalb einer beinahe unsichtbaren 
und völlig unvermittelbaren Subkultur. Er hat die 
zahllosen Widersprüche zwischen religiösem 
Dogmatismus und popkulturellem 
Freiheitsversprechen in sich aufgenommen und in 
eine adäquate, von jeglicher üblichen Bedeutung 
von Pop komplett entfremdete Form gebracht. 
Nichts an ihm ist authentisch! Und das ist ja schon wieder Pop.

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