[rohrpost] So. 8.4. 20 Uhr: The Trap - What Happened to Our Dream
of Freedom
pirate cinema berlin
sebastian at rolux.org
Fre Apr 6 17:05:38 CEST 2007
Sunday, April 8, 8 pm
Pirate Cinema Berlin
Tucholskystr 6, 2nd floor
The Trap - What Happened to Our Dream of Freedom
Adam Curtis, 2007
3 x 60 min, 3 x 600 MB
8:30 pm: Part 1 - Fuck You Buddy
9:30 pm: Part 2 - The Lonely Robot
10:30 pm: Part 3 - We Will Force You to Be Free
Free entry
Cheap drinks
Copies to go
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"The ultimate political goal at the heart of our age is the idea of individual
freedom. In Britain, our government has set out to create a revolution that will
free individuals from the control of old elites and bureaucracies. A new world
where we are free to chose our lives, not be trapped by class or income into
predestined roles. And abroad, in Iraq and Afghanistan, Britain and America have
set out to liberate individuals from tyranny. For those leading it, it is just
a first step in a global revolution for democracy. But if one steps back and
looks at what has resulted, it is a very strange kind of freedom. The attempt to
liberate people from the dead hand of bureaucracy has lead to the rise of a new
and increasingly controlling system of management, driven by targets and
numbers, while governments, committed to creating freedom of choice in all
areas, have actually presided over a rise of inequalities and a dramatic
collapse in social mobility. The consequence has been a return of the power of
class and privilege. And abroad, the attempt to create democracy has lead not
just to bloody mayhem, but a rejection of the American-led campaign to bring
freedom. And it has summoned up an anti-democratic, authoritarian Islamism.
This, in turn, has helped inspire terrorist attacks in Britain itself. In
response, the government has dismantled long-standing laws designed to protect
our freedom. This is a series of films about how this strange, paradoxical world
came to be created."
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Zwei oder drei Dinge zu finden, die man an den Filmen von Adam Curtis ganz
grundsätzlich auszusetzen haben könnte, fällt nicht allzu schwer: sicher die -
leider weniger, als man zunächst annehmen könnte, bloss rhetorisch oder taktisch
motivierte - politische Naivität ihres Regisseurs, die im Extremfall genau jenes
diffuse Gefühl bedient, das üblicherweise "Globalisierungskritik" genannt wird;
vermutlich auch ihre generelle Tendenz, psychologische Erklärungen ökonomischer
Vorgänge ökonomischen Erklärungen psychologischer Vorgänge vorzuziehen und dabei
der Macht der Ideologien, deren Kritik sie zum Ziel haben, zu sehr zu vertrauen;
vielleicht auch der - allerdings in der Natur der Sache liegende - Umstand, dass
die Geschichten, die sie erzählen, von mächtigen Männern ziemlich überbevölkert
sind. Was man Adam Curtis aber eher nicht vorwerfen kann, ist, dass er einfach
Dokumentarfilme machen würde, so wie gegenwärtig Dokumentarfilme gemacht werden:
indem man nämlich nach bestimmten Keywords durchgescannte Originaltöne oder
Interviewfetzen entlang eines vorher festgelegten Spannungsbogens mit ein paar
Aussenaufnahmen und jeder Menge Musik zu einer Erzählung zusammenkleistert, die
nichts dokumentiert ausser der völligen Ideenlosigkeit ihrer Autoren und nicht
selten, obwohl ihr Medium ja Film sein soll, ohne ein einziges Bild auskommt.
Adam Curtis arbeitet für die BBC und hat Zugang zu deren Archiven, in denen er
so viel Zeit mit dem Ansehen und Kopieren von Fernsehbildern verbringt, dass er
nur ungefähr alle zwei oder drei Jahre mit einem Film herauskommt (zuletzt hier:
www.piratecinema.org/screenings/20050109), der dann aber immer zugleich auch ein
Musterbeispiel ist für einen möglichen produktiven Umgang mit einer Institution,
dem Fernsehen, und einer Ressource, dem Archiv. Da er die Geschichte nämlich
schon geschrieben hat und aus dem Off erzählt - und im Grunde erzählt er immer
die gleiche: die jener seltsamen Wendung, die die westliche Weltgeschichte gegen
1970 genommen zu haben scheint, als, vor dem Hintergrund einer Wirtschaftskrise,
die Liberalisierung, Individualisierung und Deregulierung der Lebensverhältnisse
statt die relativ weit verbreiteten Hoffnungen auf soziale Revolution oder
politischen Fortschritt zu erfüllen den sich schon bald rasch beschleunigenden
Übergang in einen völlig neuen gesellschaftlichen Aggregatszustand möglich
machten, in dem sämtliche politischen Forderungen der 60er Jahre genau falsch
erfüllt waren und der, auch wenn Adam Curtis ihn nie explizit so nennt, mit
"kontrollgesellschaftlich" am besten auf den Begriff gebracht wäre - hat er die
Bildspur frei für Bilder, die im besten Fall nicht nur assoziativ der Erzählung
folgen, sondern zu einer Art Strom des gesellschaftlichen Fernsehunterbewussten
anwachsen, in dem die übliche Trennung zwischen dokumentarischen und fiktionalen
Bildern, die das Fernsehen normalerweise zu einem solchen Missvergnügen macht,
fast vollständig aufgehoben ist. Ein interessanter, wenn auch unbeabsichtigter
Nebeneffekt dieser zwar nicht einzigartigen, aber doch eher selten über eine
relativ lange Strecke derart konsequent durchgehaltenen Vorgehensweise besteht
darin, dass die letzten Filme von Adam Curtis nach ihrer Erstausstrahlung durch
die BBC nicht etwa in aller Welt als DVD veröffentlicht, sondern stattdessen ins
Internet Archive oder auf YouTube hochgeladen werden - denn die Rechte an den
verwendeten Bildern und Tönen zu klären, wäre eine Aufgabe, die selbst die
sprichwörtlich unerschöpflichen Ressourcen der BBC hoffnungslos überstiege. Dass
seine Filme daher relativ frei verfügbar sind - die drei Teile von "The Trap"
liefen erst am 11., 18. und 25. März, sind jedoch längst weltweit verbreitet -
mag zu ihrer Beliebtheit beigetragen haben; besonders Linke jedoch - die dieser
Gruppe gemeinhin aufgrund geteilter Meinungen anzugehören glauben statt mittels
geteilter Techniken - mögen Adam Curtis meist aus den falschen Gründen: weil er
vermeintlich komplexe Filme über angeblich wichtige politische Themen mache -
obwohl er doch, und zwar über komplexe Themen, die er selbst nur selten genau
benennt, politische Filme macht, deren Politizität nichts mit den persönlichen
Ansichten ihres des Regisseurs zu Kapitalismus, Kontrolle und Terror zu tun hat,
sondern allein in einem Umgang mit Bildern besteht, der zumindest sowas wie
Spurenelemente sichtbar werden lässt von einer Idee, warum und auf welche Weise
man nochmal Fernsehen machen sollte - was ja nicht auf der Hand liegt, und was
eine Sorte von Idee ist, deren generelle Abwesenheit zur Aufrechterhaltung von
Kapitalismus, Kontrolle und Terror mehr beiträgt als das grundsätzliche
Vorhandensein kritischer Stimmen in Dokumentarfilmen zu deren Abschaffung.
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