[rohrpost] n0name newsletter #117

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Fre Aug 31 11:37:43 CEST 2007


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n0name newsletter #117 Fr., 31.08.2007 11:25 CET

ACHTUNG! Umlaute

*Inhalt/Contents*

1. Wenn abends bei SAP die Lichter ausgehen
2. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 21
3. Nick. _Roman_ (Fortsetzungsroman) Teil 77

9 KB, ca. 3 DIN A4-Seiten

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http://www.astro.uni-wuerzburg.de/~asmaier/gallerytest/images/
dutch-kiss.jpg + my/meinen + (_!_)

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1.

Wenn abends bei SAP die Lichter ausgehen

(38317)

Wenn abends bei SAP die Lichter ausgehen
Und das neue Praekariat nach Hause geht
Dann bekomme ich so ein Gefuehl fuer Kategorien
Praekariat heiszt das nicht Proletariat?

Du nennst es Arbeit
Ich nenn es Mehrarbeit fuer Surplus
Surplus ist Schweisz ist Blut ist Gold 
Ist Kapital

Und waer ich ein Wal
Im grossen weiten Meer
Fragte ich mich nicht
Wo kommt all das Wasser her?

Wenn abends bei SAP die Lichter ausgehen
Und die digital Bohème daneben steht
Dann uebernimmt die Reserverarmee das Web 2.0 
Der Rest bleibt Idee

(c) 2007 n0name

http://www.n0name.de/38317/sap

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2.

Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 21

Tolpatschige Kopierkatzen

Sabine Nuss' Publikation steckt nicht voller Dunkelnetz-Geheimnisse 
wie man Urheberechte umgeht oder aushebelt und stehlen 'soll' man 
dieses Buch auch nicht. Es bietet, neben kurzen Aufarbeitungen, etwa 
der Open Source Ideologie und den vielfaeltigen Widerstaenden gegen 
Copyright und seine Derivate, vielmehr eine dezidierte Kritik an den 
kategorialen Verkennungen. Eigentum wird als Begrifflichkeit von 
Besitzenden sowie Kritikern und Kampagnisten gleichermaszen, jedoch 
mit anderen Konsequenzen vorausgesetzt, um den Begriff und seine 
Funktion fuer die Durchsetzuung Ihrer Interessen zu benutzen.

Interessen sind aber keine freien Ingridenzien, derer man sich 
bedient, sie sind wiederum Kraeften anhaengig. Urheberecht und 
Kopierverbot sind fuers Kapital notwendige Mittel zur Um- und 
Durchsetzung von Absatz. Alles buegerliche juristische 'Konstrukt' 
baut auf der vorab geleisteten Produktion auf. Der Film _Der Mann im 
weiszen Anzug_ (_The Man In The White Suit_ mit Alec Guinness)) 
verdeutlicht eben jenen Widerspruch zwischen der Entwicklung der 
Produktivkraft und der tatsaechlichen Produktion. Wenn das in der 
Person des Kapitalisten gespeicherte und von ihm vertretene 
Eigentumsrecht und damit das Kopier-, also Herstellungsrecht, 
einer Erfindung zunaechst zugewiesen werden muss, dann disponibel 
wird, und das Arte-Faktum dann mit diesem Recht bekaempft, ueberformt 
und schlieszlich gestoppt wird.

Sabine Nuss folgert aus ihrer Herleitung der repressiven und 
systemischen Kontrolle der Produktion durch das buergerliche 
Privateigentum: "Es muss also bei der Entwicklung einer Alternative 
zur kapitalistischen Produktionsweise darum gehen, die Verwertung 
des Werts [Kapital hat zum Ziel sich zu vermehren und nicht 
Beduerfnisse zu befriedigen, Anm. d. Verf.] als bestimmenden Zweck 
der gesamtgesellschaftlichen Reproduktion abzuloesen durch einen 
Zweck, der sich nach dem Beduerfnis der Menschen richtet [...]."

Neue Spielarten von Lizenzen wie die Creative Commons erscheinen da 
genaugenommen als Anti-Commons, weil sie Copyrights blosz auf den 
neusten flexibilisierten Stand fuer Scheinselbststaendige bringen 
und nicht abschaffen. Das koennte man Lessig und Co aber z.B. mit 
den Berliner Telekommunisten weniger vorwerfen, als mit einem 
Geschmack von gegenevolutionstischen Ansatz »an-goutieren«, denn 
"Copyright abschaffen" waere eine doch zu voluntaristische 
Vorstellung, die weitere tiefgreifende gesellschaftliche vorhandene 
Faktoren nicht sieht. Mit toten Vertraegen ist die Produktionsweise 
noch lange nicht, und mit neuer Produktionsweise die Kultur von allem 
bei weitem nicht revolutioniert.

Die vielgepriesene Offenheit der Kodierungen und Maerkte entpuppt 
sich nun mal nicht von selbst, sie muss besprochen werden als Markt, 
der monopolisiert werden muss: ergaenzend darf man mit dem 
Handelsblatt sagen, geht es um einen "Streit um neue Freizuegigkeit". 
Der Free Software Foundation Europe (FSFE) ist es gar nicht recht, 
dass nun Microsoft mit Open XML ins Geschaeft mit offenen 
Software-Standards draengt: "Was nuetzt ein zweiter offener 
Standard. Das wuerde den Markt nur verwirren." (Jochen Jakobs, 
Sprecher der FSFE, Handelsblatt 17./18./19. August 2007, S. 17)

Die amerikanische "Copycat" ist eine Person, die alles nachmacht, 
einen anderen imitiert. Der Eindruck waechst, dass Gruppen, die 
"gegen Copyright" sein wollen, dessen Funktionen und die dahinter 
stehenden Kraefte nicht nur unterschaetzen, sondern gar nicht 
zu detektieren in der Lage sind und dabei ihre verkuerzte Kritik 
programmatisch ueberhoehen und aufs juristisch-staatliche 
beschraenken. Institutionaliserte Kultur-Flatrates als 
Vergnuegungssteuern neuer Bauart (Wo faengt der Sektor Kultur 
eigentlich an?) sollen den "Kreativen" den Absatz sichern und 
per integriertem Ueberwachungs- und Bezahlsystem Profitorientierte 
Medienkonzerne lieb halten.

Sabine Nuss rueckt denn auch im Fazit mit einiger Trennschaerfe 
zurecht, indem sie auf den Unterschied von utopistischer Aktivitaet 
und Analyse der Verhaeltnisse prospektivisch zu verweisen 
vermag - hier ausweitend und verzerrend formuliert: waehrend das 
besitzende Buergertum die Konditionen festschreibt, wollen die 
Sozialen diese verbessern und gleich morgen abschaffen wie einen 
tropfenden Wasserhahn. Dabei tapsen sie rebellisch hippiesk im 
Dunkeln von einer Forderung zum anderen Glaubensbekenntnis ("Wir 
lassen uns nicht vorschreiben, was wir tun und lassen sollen", so 
ungefaehr ein Mitglied von Piratebay in_Steal This Film_).

An dieser nicht un-entscheindenden Stelle wird Sabine Nuss nun 
selbst etwas willentlich utopisierend, indem sie (wie andere 
technoisierte Autoren auch) Programmierern "Freier Software" die 
Rolle der Kopfarbeiter-Avantgarde zuspielt, die sowohl 
Produktionsmittel als auch Reproduktionsmittel zur Verfuegung 
haetten, oder wie die Telekommunisten syndikalistisch behaupten, 
sogar das Produkt. Die spitzfindige Ueberlegung an dieser Stelle 
muesste sein, was das Verfuegen ueber Produktionsmittel, 
Reproduktionsmittel und Produkt heiszt. Heiszt es, dass die 
Programmierer (auch die von Broetchen?) in einer Nische jenseits 
des Aequivalententauschs (siehe S. 220) nun ihr informationelles 
Gut an den Beduerftigen vergeben? Ist das die soziale Verantwortung 
von der man spricht? Ist, wie der kuerzlich verhaftete 
Andrej Holm es in einem Artikel militant verwendet, die 
"oekonomische Verantwortung" eine die davon ausgeht, dass Wassser, 
Sparkassen und Universitaeten dem sogenannten Volk gehoerten, und 
sind die Umsetzer dieser Responsibilitaet selbstlose aber dennoch 
hedonistische Ordensbrueder einer Neuen Wirtschaftsinformatik?

Matze Schmidt

Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot: Aneignungskonflikte um geistiges 
Eigentum im informationellen Kapitalismus_. Muenster: Westfaelisches 
Dampboot, 2006. 269 S. - EURO 19,90. Erschienen: Oktober 2006

Volltext-Archiv aller im Buch verwendeten elektronischen Quellen (ca. 
20 MB)
http://wbk.in-berlin.de/wp_nuss/wp-content/uploads/2007/01/
lit_linksklein.pdf

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2.

Nick. _Roman_ (Fortsetzungsroman) Teil 77

Dazu schaltete er den Anzeigenregulator ein.

Teil 78 im n0name newsletter #118

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