[rohrpost] Gibt es eine männliche Geschmackskultur?
Anja Schwanhäußer
anjaschwan at gmx.de
Fre Feb 2 13:28:53 CET 2007
Liebe Kritiker und Befürworter der Frauenquote,
bei der Diskussion um die Frauenquote auf der Transmediale drängt sich mir
eine Frage auf:
Gibt es vielleicht auch in der Postmoderne eine spezifisch männliche
Geschmackskultur?
Innerhalb einer männlich dominierten Geschmackskultur würde dann als
"objektive künstlerische Qualität" erscheinen, was tatsächlich Produkt einer
genderspezifischen Ästhetik ist. Anstatt rein numerisch die Frauenquote zu
kritisieren könnte man sich dann fragen, ob diese männliche Geschmackskultur
das ästhetische Urteil - die Auswahl der Beiträger - mitbestimmt hat.
Die Kritik an der Juryarbeit wäre dann nicht, dass sie - rein quantitativ -
die Frauenquote nicht berücksichtigt hat, sondern die, dass sie -
unbewusst - einer männlich codierten Perspektive aufgesessen ist.
Dass die eigene männliche Geschmackskultur (die sich durchaus auch die
Frauen unter der Jury zu eigen gemacht haben könnten) nicht reflektiert
wurde, wäre dann der eigentliche Vorwurf an die VeranstalterInnen.
Gruß,
Anja
----- Original Message -----
From: "Alma-Elisa Kittner" <alma.kittner at gmx.de>
To: "Andreas Broeckmann" <abroeck at transmediale.de>
Cc: <rohrpost at mikrolisten.de>
Sent: Friday, February 02, 2007 1:07 PM
Subject: Re: [rohrpost] Re: viele Jungs
> ----- Original Message -----
> From: "Andreas Broeckmann" <abroeck at transmediale.de>
> To: <rohrpost at mikrolisten.de>
> Sent: Tuesday, January 30, 2007 4:57 PM
> Subject: [rohrpost] Re: viele Jungs
>
>
> >leute,
>
> >fuer die ausstellung der transmediale.07 habe ich die >verantwortung,
> >die wuerde ich gern neben dem gender-politischen >aspekt gern auch
> >unter kuenstlerischem und kuratorischem aspekt >diskutieren.
>
>
> die Sichtbarkeit von "Männlichkeit" und "Weiblichkeit" ebenso zu
> reflektieren wie die anderer Kategorien des "Peripheren" und "Zentralen"
und
> diese Reflexion auch sichtbar zu machen, gehört für mich eindeutig zu
> kuratorischen und künstlerischen Aspekten, besser gesagt: es macht für
> mich - neben Anderem - die Qualität einer Ausstellung aus. Und dies
weniger
> vordergründig, vielmehr selbstverständlich hintergründig.
>
>
> >wir sind darueber nicht gluecklich, haben aber andere
> >kriterien in der vordergrund gestellt bei der auswahl >des programms
> >als das geschlecht.
>
> ich bedaure euer unglück auch und wünsche euch, demnächst in der lage zu
> sein, weniger an den vordergrund, sondern vielmehr an den hinter- und
> untergrund eurer kriterien zu denken. denn genau darum geht es hier.
>
> beste grüße aus dem hinterhof
> alma
>
> --
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