[rohrpost] woerterbuch des krieges - berliner ausgabe

florian schneider fls at kein.org
Die Feb 13 16:01:02 CET 2007


VON A BIS Z: DAS UNMÖGLICHE ALPHABET DES KRIEGES

Zweitägige Wörterbuch-Performance von und mit Künstlern, Theoretikern,
Aktivistenund Wissenschaftlern
am 23. und 24.2.2007, ab 17:00 bzw. 14:00 Uhr
in den Sophiensaelen Berlin
http://woerterbuchdeskrieges.de

Krieg ist im weitesten Sinne ein Kampf um Deutungsmacht und Bedeutung,
der nicht im Zentrum, sondern an den Rändern der Wörter ausgetragen
wird. Was aber können Wörter noch ausrichten, wenn der Krieg längst zum
weltweiten Normalzustand geworden ist?

Die vierte und vorerst letzte Ausgabe des WÖRTERBUCH DES KRIEGES wird am
23. und 24. Februar 2007 in Berlin in den Sophiensaelen stattfinden.
Frei nach diesem Motto "Begriffe erschaffen heißt zumindest, etwas tun"
ist das WÖRTERBUCH DES KRIEGES eine kollaborative Plattform zur
Herstellung von Begriffen. Bereits 75 Begriffe zum Thema Krieg wurden in
bislang drei öffentlichen, jeweils zweitägigen Veranstaltungen in
Frankfurt, München, und Graz von Wissenschaftlern, Künstlern,
Aktivisten, Theoretikern gebildet, vor Publikum vorgestellt und
veröffentlicht.

An der Berliner Ausgabe des WÖRTERBUCH DES KRIEGES nehmen teil:

Der Londoner Künstler und Magier Jonathan Allen; der Dirigent Christian
von Borries aus Berlin; der Berliner Science-Fiction-Autor Heinrich
Dubel; der Historiker Stefan Doernberg, der 1945 als Dolmetscher der
Roten Armee an den Kapitulationsverhandlungen mit der deutschen
Wehrmacht beteiligt war; Theaterautor Felix Ensslin; Museumsdirektor und
Kurator Charles Esche aus Eindhoven; der Londoner Musiktheoretiker Kodwo
Eshun; Schriftsteller Stefan Heidenreich; der Choreograph und Regisseur
Emil Hrvatin aus Ljubljana; der ehemalige Leiter des Museums Karlshorst,
Peter Jahn; die serbische Künstlergruppe kuda.org; die Historikerin und
Kuratorin Andrea Moll aus Berlin;  die Kölner Kuratorin Vanessa Joan
Müller; die Musiker Quio & Darius James;  der us-amerikanische Philosoph
Sylvere Lotringer; der Theoretiker Brian Massumi aus Montreal; der
südafrikanische Filmregisseur Khalo Matabane; Avi Mograbi, Filmemacher
aus Israel; die Frankfurter Grafiker Martin Neumeier & Nathalie
Landenberger; der Künstler Michalis Pichler; die Theatermacher vom
Rimini Protokoll; die Soziologin Saskia Sassen aus Chicago; der Münchner
Fotograf Armin Smailovic; Künstler Simon Starling aus Glasgow; der
Berliner Autor Marcus Steinweg; der Architekt Stephan Trüby aus
Stuttgart; der israelische Fotograf Meir Wigoder und die Theoretikerin
Irit Rogoff aus London; Soenke Zehle, Wissenschaftler aus Saarbrücken.

Mit dem WÖRTERBUCH DES KRIEGES sollen Schlüsselbegriffe gebildet werden,
die in den aktuellen Auseinandersetzungen um Krieg entweder eine
bedeutende Rolle spielen, bislang vernachlässigt wurden oder erst
erschaffen werden müssen. Ziel ist es, die Neubildung oder Umdeutung von
Begriffen transparent zu machen als mehr oder weniger offene Prozesse,
in die durchaus zu intervenieren ist; gleichzeitig sollen Modelle
entwickelt werden, die die Bildung von Begriffen auf der Grundlage nicht
interdisziplinärer, sondern undisziplinierter, nicht unbedingt
kooperativer, sondern kollaborativer Prozesse neu bestimmen.

Das Projekt WÖRTERBUCH DES KRIEGES startete im Juni 2006 in der
Staedelschule in Frankfurt und zeichnete sich von Beginn an durch eine
enorme Bandbreite von äußerst vielschichtigen Zugängen aus. Die
Münchener Ausgabe Ende Juli vergangenen Jahres war überschattet vom
Krieg im Nahen Osten, das Gesamtprojekt gewann durch viele fokussierte
Beiträge an Substanz. In Graz, im Rahmen des Festivals "Steirischer
Herbst", fand eine weitere beeindruckende Differenzierung der Begriffe
und Vervielfältigung der Formate statt.

Die kompletten, live von vier Kameras und Zuspielern gemischten
Video-Mitschnitte der bisherigen Ausgaben des WÖRTERBUCH DES KRIEGES
stehen auf der Website des Projektes zum kostenlosen Download zur
Verfügung. http://woerterbuchdeskrieges.de/de-dict/v2v

Auch die 25 Begriffe der Berliner Ausgabe werden leicht zeitversetzt im
Netz unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht und legen
zusammen mit den bereits publizierten Beiträgen die Grundlage für ein
sicherlich einzigartiges, thematisch ausgerichtetes und über 50 Stunden
Material umfassendes Multimedia-Archiv. Schon jetzt werden die
Video-Dokumente aus dem WÖRTERBUCH DES KRIEGES von Tausenden von Usern
weltweit zu Recherchezwecken genutzt, in neuen Kontexten remixt und
weiterverarbeitet oder als Unterrichtsmaterial eingesetzt. Im kommenden
Herbst wird zudem im Merve Verlag tatsächlich ein Buch erscheinen, das
als virtuelle, fünfte Ausgabe konzipiert ist.

Die Berliner Ausgabe des WÖRTERBUCH DES KRIEGES beginnt am Freitag, den
23. Februar um 17:00 Uhr in den Sophiensaelen, Sophienstrasse 18 in
Berlin-Mitte, und wird am Samstag, den 24. Februar ab 14:00 Uhr
fortgesetzt. Am 25. Februar wird das Projekt mit einem Postscriptum am
historischen Ort der bedingungslosen Kapitalutation des faschistischen
Deutschland, dem heutigen "Deutsch-russischen Museum" in Karlshorst,
abgeschlossen. Und um 20:00 Uhr abends zeigt Pirate Cinema Chris Markers
Film "Scenes from the Third World War 1967-1977".

Die Begriffe werden von ihren jeweiligen Begriffspersonen in
alphabetischer Reihenfolge in jeweils halbstündigen Präsentationen oder
Performances vorgestellt.

Eintrittskarten kosten 10 Euro, ermässigt 5 Euro, pro Tag.

Weitere Informationen unter:
http://woerterbuchdeskrieges.de oder info at woerterbuchdeskrieges.de

WÖRTERBUCH DES KRIEGES ist eine Veranstaltung von Multitude e.V. und
Unfriendly Takeover, in Zusammenarbeit mit Sophiensaele. WÖRTERBUCH DES
KRIEGES wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.