[rohrpost] 0name newsletter #105
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Mon Jan 22 20:43:32 CET 2007
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n0name newsletter #105 Mo., 22.01.2007 20:38 CET
*Inhalt/Contents*
1. Joerg Gruneberg & 38317 Teil der Armee werden.MP3
2. "Freies Radio Kapital 8"
3. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 11
4. Nick. _Roman_ (Fortsetzungsroman) Teil 69
5. "Hier ist die Mittelschicht [...]"
28 KB, ca. 6 DIN A4-Seiten
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1.
Joerg Gruneberg & 38317 Teil der Armee werden.MP3738317
3831738317383173831738317383173831738317383173831738317
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http://www.n0name.de/38317/teilderarmee
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2.
(((+)))
O
/|\
/\ radi0.tv
Di., 23.01.2007 21:00 Uhr. "Freies Radio Kapital 8".
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Tu., 23.01.2007 21:00 h. "Free Radio Kapital 8". "Die Zirkulation
des Geldes als Kapital ist dagegen Selbstzweck, denn die Verwertung
des Werts existiert nur innerhalb dieser stete erneuerten Bewegung.
Die Bewegung des Kapitals ist daher maszlos." (Karl Marx: Das Kapital,
MEW Bd. 23, S. 167) (dt.)
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3.
Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 11
(Achtung! Umlaute)
Da ist der Syndikalismus der Gruppe copycan[1], da ist der Club an der
Ecke, der diese Lichtwerbung mit dem nach rechts offenen Kreis und
einem nach links gedrehten C hat, da ist die These, dass Creative
Commons als juristischer Trick Kampagne ist fuer eine breit
anzulegende Debatte und deswegen legitim sei, da sind die klaren
An- und Aussagen des netten Kapitalisten Linus Torvalds in seiner
Biografie zu den Optionen und Tendenzen auf einen vergroeszerten
Markt durch die verfahrenstechnische Aktualisierung der Betriebe
und Unternehmen[2].
Alle diese Topoi werden durch die Macht des Rechts nach
Profitmaszstaeben geklaert werden:
"Zum Urheberrecht gehört ebenso das Institut der
Verwertungsgesellschaften. Dabei handelt es sich um Organisationen,
die die Urheberrechte kollektiv und in Vertretung wahrnehmen. Diese
Gesellschaften ziehen beispielsweise Gelder ein, die die Hersteller
von Vervielfältigungsgeräten und Speichermedien abführen müssen, auch
Aufführungsstätten oder Bund und Länder (für öffentliche Biblio-
theken) müssen Abgaben leisten, die dann nach bestimmten Schlüsseln
an die Empfangsberechtigten ausgeschüttet werden. Die
Verwertungsgesellschaften sind damit einerseits Eintreiber von
Kompensationsleistungen für die Urheber, anderer-seits sind sie
zugleich Ausdruck der schwachen Kontrollfähigkeit bei Werken
geistiger Schöpfung - historisch sind die Verwertungsgesellschaften
entstanden, weil die Urheber selbst nicht in der Lage waren, die
Verbreitung und Aufführung ihrer Werke zu kontrollieren.5
Das bundesdeutsche Urheberrecht ist nicht übertragbar, es ist
aber vererbbar. Dennoch kann der Urheber (oder seine Erben) die
Verwertungsrechte einem Werkverwerter (Verleger, Theater etc.)
einräumen. Hier wird nicht das Urheber-recht abgetreten, es werden
Nutzungsrechte eingeräumt. Explizit gilt außerdem: Entsteht ein Werk
im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses, so ist der Urheber
ver-pflichtet, dem Arbeitgeber die zur Verwertung des Werkes
erforderlichen Nutzungs-rechte einzuräumen (Hillig 2003a: XVIII).6
____________________
5 Zur Zeit existieren in Deutschland elf Verwertungsgesellschaften,
wobei die größte die GEMA ist. Sie nimmt die urheberrechtlichen
Nutzungsrechte an Musikwerken wahr für Komponisten, Textdichter und
Musikverleger. Daneben gibt es die VG Wort, wel-che zuständig ist
für Autoren, Journalisten, Buchverleger usw., während die VG Bild-
Kunst die Urheberrechte der bildenden Künstler, Fotografen,
Grafikdesigner usw. wahr-nimmt (ausführlich Hillig 2003a: XXVII).
6 Dies gilt auch für das Copyright, so heißt es im amerikanischen
Copyright law: „In the case of works made for hire, the employer and
not the employee is considered to be the author" (Copyright Office
2000), und: „Ownership of the copyright in a work will often remain
with the author of the work, the author being the person who created
it or made the arrangement necessary for its creation, depending of
the nature of the work. However, if a literary, dramatic, musical
or artistic work is created by an employee working during the
course of employment, his employer will own the copyright subject
to agreement to the contrary" (Bainbridge 2002: 28).
35
Das Besondere am Urheberrecht sind die Schranken der exklusiven
Verfügungs-gewalt (eine ausführlichere Diskussion folgt weiter unten).
Die wohl bekannteste einschränkende Regelung des Urheberrechts liegt
in der zeitlichen Befristung. So gilt beispielsweise das Urheberrecht
in Deutschland bis 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers bzw. bei
anonymen oder pseudonymen Werken bis 70 Jahre nach der
Veröffentlichung. Auch Patente sind zeitlich begrenzt (in der Regel
20 Jahre). Eine weitere Schranke ist das sogenannte Recht auf
Privatkopie (in den USA gibt es das komplementäre Institut des Fair
Use).7 Nach § 53 Abs. 1 UrhG ist es er-laubt, einzelne
Vervielfältigungsstücke eines Werkes zum privaten Gebrauch her-
zustellen:
„Zulässig sind einzelne Vervielfältigungen eines Werkes durch eine
natürliche Person zum privaten Gebrauch auf beliebigen Trägern, sofern
sie weder unmittelbar noch mittelbar Erwerbszwecken dienen" (Hillig
2003b: 21).8
Auch außerhalb des privaten Bereichs dürfen einzelne
Vervielfältigungsstücke hergestellt werden, unter anderem zu
wissenschaftlichen Zwecken, zur Archivierung und zur Unterrichtung
über Tagesereignisse, darüber hinaus auch ohne besonde-re
Zweckbestimmung, wenn es sich um kleine Teile eines erschienenen
Werkes handelt, zum eigenen Gebrauch im Schulunterricht, in
nichtgewerblichen Ein-richtungen der Aus- und Weiterbildung sowie in
der Berufsbildung oder fair staat-liche Prüfungen usw. Die Schranken
des Urheberrechts, dies ist wichtig zu beto-nen, sind keineswegs
statisch, sondern klassischer Anlass für gesellschaftliche
Auseinandersetzungen, so war auch die
„sachgemäße Abgrenzung der Rechte des Urhebers gegenüber den
berechtigten Interes-sen der Allgemeinheit (...) ein Kernproblem der
Urheberrechtsreform" (Hillig 2003a: XXII).9"
Dass diese Verwertungsrechte (Rechte immer als sanktionierbare
Zuschreibung) im inter-nationalen Konkurrenzverhaeltnis stattfinden,
zeigt Mickey Mouse:
"____________________
7 „Die USA nahmen die Fair Use-Doktrin 1976 in den U.S. Copyright Act
auf. Er geht über die entsprechenden Bestimmungen in den
Commonwealth-Ländern hinaus, die Liste der Fair Use-Zwecke ist
offen (§ 107 U.S.C.)" (Grassmuck 2002b: 70, siehe mehr dazu unten).
8 „Pauschalvergütetes Privatkopieren ist eine deutsche Innovation, die
inzwischen fast überall in Kontinentaleuropa und darüber hinaus
übernommen wurde. Mindestens 42 Länder dieser Welt verfügen über
eine pauschalvergütete Privatkopieschranke, darunter fast alle der
zehn EU Beitrittsländer" (privatkopie.net, et al. 2004: 2).
9 Für die USA gilt: „Elf mal hat der US-Gesetzgeber in den letzten
40 Jahren solche Verlängerungen verfügt" (Röttgers 2002; vgl. auch
Mühlbauer 2002). Das Copyright für Mickey Mouse wurde ursprünglich
1928 - für die Verwendung der Figur in dem Stummfilm
»Plane Crazy«-angemeldet. Die weltberühmte Maus drohte 1984 gemein-
frei zu werden. Eine Gesetzesänderung verlängerte den Schutz bis
2004 (Grassmuck) oder 2003 (Bollier). Als dieses Verfallsdatum
näher rückte und die berühmteste Maus der Weltgeschichte in die
Public Domain zu fallen und damit Disneys Einnahmen-
36
Dabei gilt dies keineswegs nur für geistiges Eigentum, soviel kann
vorweggenom-men werden:
„All forms of property are socially constructed and, like copyright,
bear in their lineaments the traces of the struggles in which they
were fabricated" (Rose 1993: 8).
Es ist letztlich eben jener Konflikt, der jetzt im Rahmen der
Entstehung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien,
inbesondere dem Internet, er-neut verhandelt wird. Die
gesellschaftlich umkämpfte Formierung von Eigentum für digitalisierte
geistige Schöpfungen wie u.a. Software oder Musik ist nicht auf
den nationalen Rahmen beschränkt. Im Gegenteil, die Durchsetzung der
Rechte an geistigem Eigentum weltweit wird zunehmend von
internationalen Institutio-nen vorangetrieben (dazu bezogen auf
Urheberrecht und Internet unten mehr). Eckpfeiler dieses
internationalen Regimes ist zum einen die im Jahre 1967 gegrün-
dete WIPO (Weltorganisation für geistiges Eigentum) und seit Mitte
der 90 Jahre vor allem das bei der WTO angesiedelte TRIPS
(Übereinkommen über handels-bezogene Aspekte der Rechte am geistigen
Eigentum). Geistiges Eigentum wird nicht nur deshalb zunehmend auch
auf internationaler Ebene reguliert, weil im Zuge der Globalisierung
neue Märkte erschlossen werden. Mit den neuen Informa-
tionstechnologien sind zugleich ganz neue Ausdrucksformen und
Gattungen geis-tiger Schöpfung entstanden und mit dem Internet
insbesondere haben sich bislang ungekannte grenzüberschreitende
Handelswege für solche Werke entwickelt."
Dass die Internetze, vor allem das WWW, ein dem Zugriff des Staates als
Garant und Exekutionsapparat des Profit-Rechts halbentzogenes Terrain
seien, gehoert jedoch in die Rhizom-Mythologie der 1990er Jahre:
"2.2 Das Internet als Vervielfältigungs-, Distributions-
und Vernetzungstechnologie
Das Internet ist ein erdumspannendes Computernetzwerk, es verbindet
verschie-dene drahtlose (Wireless LAN, Bluetooth etc.) und
drahtgebundene, lokale (LAN, Intranet) und nicht-lokale (WAN,
Extranet etc.) Netzwerke, wobei die Kommunika-tion zwischen diesen
Netzwerken über sogenannte Protokolle erfolgt, die einen Standard
für Adressierung und Datenaustausch zwischen verschiedenen Compu-
tern und Netzwerken festlegen. Zur elektronischen Kommunikation und
dem Austausch von Informationen stehen verschiedene Dienste zur
Verfügung, wie beispielweise das World Wide Web (per Hypertext
verlinkte Webseiten), E-Mail,
____________________
strom zu versiegen drohte, griff der Gesetzgeber erneut ein: Im
Oktober 1998 verab-schiedete der amerikanische Kongress den Sonny
Bono Copyright Term Extension Act, der die Schutzdauer um weitere 20
Jahre ausdehnte. Ein wichtiges öffentlich vor-gebrachtes Argument war
die Angleichung an die europäische Schutzdauer von 70 Jahren nach
Tod des Autors. Geistiges Eigentum, hieß es, sei das ökonomisch
bedeu-tendste Exportgut der USA" (Grassmuck 2002b: 56; vgl. auch
Bollier 2002; Fisher 1999).
37
das File-Transfer-Protocol (Übertragung von Dateien), Chat
(Echtzeitkommunika-tion), WAP (technisch vereinfachte Version des
World Wide Webs für Mobiltelefone) und Peer-to-Peer-Systeme (für den
Austausch von Dateien). Das technologisch einzigartige Potential des
Internet liegt darin, dass es einen perfekten Kopiervorgang
der dann zirkulierenden Daten ohne Qualitätsverlust und in beliebiger,
unbegrenzter Anzahl ohne größeren Aufwand ermöglicht. Es ist damit ein
einziges, riesiges Träger-medium, welches mit dem Versenden oder
Abrufen des Inhalts diesen zugleich in identischer Qualität
dupliziert, „eine gigantische, unkontrollierbare Kopiermaschine"
(Shapiro/Varian 1999). Die verschiedenen Funktionen der Erstellung,
Verviel-fältigung, Verbreitung und des Konsums von elektronisch-digital
repräsentierten Informationen ist im Netzwerk der daran
angeschlossenen Computer und der damit kompatiblen mobilen Datenträger
zu einer Einheit verschmolzen. Dennoch stimmt es nicht, wenn
Grassmuck schreibt: „Datennetze schließlich lösen digitale Infor-
mationen von der Notwendigkeit eines materiellen Trägers" (Grassmuck
2002b: 34). Ein materieller Träger ist immer notwendig zur Konsumtion
von Daten, die in einer spezifischen Kombination „Informationen"
repräsentieren. Der Träger ist die Netzinfrastruktur inclusive der
untereinander verbundenen Rechner, die Inhal-te gleiten auf diesem
Träger umher wie eine Bahn auf einem Schienennetz und die einzelnen
Rechner sind wie Bahnhofsstationen, wo Daten „aussteigen" (auf mobi-
le Datenträger wie CD-Rohlinge, Memory-Sticks usw.) oder „umsteigen"
können (um via Internet weitergeleitet zu werden). Je größer nun das
Schienennetz, desto größer die Reichweite der Datenverbreitung.
Die Verbreitung der Informations- und Kommunikationstechnologien
im all-gemeinen und des Internet im besonderen wird von vielen
Zeitgenossen als fun-damentale Veränderung der Gesellschaft
wahrgenommen. Von der „informations-technischen Revolution" (Seitz
1999) ist da die Rede oder auch von der „digitalen Revolution" (WSIS
2003). Um zu belegen, wie unvorstellbar und revolutionär die
technologische Entwicklung in den letzten Jahrzehnten war, wird immer
wieder gerne die (unbelegte) Aussage von Thomas J. Watsons,
Vorsitzender von IBM, aus dem Jahre 1943 zitiert: „I think there is
a world market for maybe five computers" (Quelle: Wiki und Destatis
2004, außerdem Weber 2005: 46).10 Die zahlenmäßige Ausstattung der
Individuen mit Computer- und Netztechnologien zu Beginn des 21.
Jahrhundert ist entgegen dieser Voraussage überwältigend weit
____________________
10 Das Statistische Bundesamt (destatis) hat erst in den letzten
zwei Jahren begonnen, die Indikatoren einer sogenannten
Informationsgesellschaft zu erfassen. Im Auftrag von
Eurostat hat destatis im Jahre 2002 zwei Pilotstudien je zur
Nutzung der IuK-Techno-logien in Privathaushalten und in
Unternehmen durchgeführt. Außerdem ist im De-zember 2002 in der
Schriftenreihe Blickpunkt ein Band zur Informationsgesellschaft
erschienen. Ab 2004 soll die Nutzung der Informations- und
Kommunikationstechno-
38
fortgeschritten, wobei sich die höchste Dichte in den Vereinigten
Staaten findet. Dort kamen im Jahr 2002 auf 100 Einwohner 86
Personal Computer, in Norwe-gen 57, Schweden 56, Dänemark 54,
Deutschland 35 und insgesamt in Weste-uropa 30 (Bundesministerium für
Wirtschaft und Arbeit 2003: 14). Auch bezüg-lich der Vernetzung liegt
die USA an der Spitze, so sind 68% der Nordamerikaner Intemetnutzer,
während Europa bei 36,8% liegt.11 Innerhalb Europas liegt Deutsch-
land bei der Nutzung des Internet über dem europäischen Durchschnitt:
Mit 94% der Unternehmen (mit mindestens 10 Beschäftigten) und 62%
privater Haushalte, die einen Internetzugang besitzen, lag Deutschland
im Jahr 2005 über dem Durchschnitt der Europäischen Union mit 92% bzw.
53%, aber unter den Onliner-Anteilen in skandinavischen Ländern. 50%
der Bevölkerung Deutschlands gingen 2004 mindestens einmal pro Woche
online, 2003 waren es erst 44%. Diese Steigerung entspricht in etwa
der Zunahme in der gesamten Europäischen Union (destatis 2005: 5).
Weltweit allerdings stellen die für das Jahr 2002 gezählten rund
605,6 Millionen Internetnutzer gerade mal 9,5% der Weltbevölkerung
(Le Mon-de 2003), für das Jahr 2005 sind es 140/0.12 Das Internet ist
bislang die am schnells
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-logien in die regelmäßige statistische Berichterstattung eingegliedert
werden (Quelle der Studien: http://www.destatis.de)
11 Stand 2005, Quelle: http://www.internetworldstats.com/stats.htm
12 Diese Zahl stammt von http://www.internetworldstats.com/stats.htm.
Statistiken über die Verbreitung des Internet differieren, weder
gibt es eine weltweite zentrale Anmelde-oder Erfassungsstelle für
Internetnutzung, noch gibt es einheitliche Kriterien, nach denen
ein Internetnutzer als Nutzer gilt (Alter, Häufigkeit der Nutzung
usw.), so dass lediglich Trendaussagen möglich sind. Eine Diskussion
der Zählungsprobleme findet sich bei Tehan (2002). Außerdem ist die
weltweite drastische Ungleichverteilung des Reichtums auch im
sogenannten „digital gap" ausgedrückt. So haben die 6,5 Millionen
Einwoh-ner Ruandas weniger Telefon- und Modemanschlüsse als die
Mitarbeiter der Weltbank und Afrika ist insgesamt schwächer im Netz
vertreten, als New York (nach Filzmaier aus Dowe/Märker 2003).
Allgemein lässt sich sagen, dass das Internet die herrschen-
den Macht- und Ungleichheitsverhältnisse widerspiegelt: „Die
zahlreichen Studien zum sozialen Profil der Nutzerinnen dieses
Mediums zeigten bis Ende der 90er Jahre durch-gängig eine starke
Ungleichheit nach Geschlecht, Alter, Bildung, Familienstand, Beruf,
Einkommen, Behinderung, Nationalität, ethnischer Herkunft, Region
und Sprache. In dieser Phase war die Netznutzung weitgehend in den
oberen Merkmalssegmenten geis-tiger Arbeit lokalisiert und in der
männlichen, weißen, erwerbstätigen und englisch-sprachigen oberen
Mittelklasse konzentriert („Digerati"). Als besonders stabile
Differen-zierungsfaktoren beim Zugang und der Nutzung erweisen sich
mittlerweile die Ein-bindung in das Erwerbssystem, die Faktoren
Einkommen/Vermögen, Region (Nord-Süd, Ost-West, Stadt-Land),
Ethnie sowie, mit Abstand, Qualifikation. Kommen diese Faktoren
zusammen, sind die Unterschiede im Netzzugang und seiner Nutzung
stark
39
ten wachsende Kommunikationstechnologie.13 Seine Verbreitung hat sich
mittler-weile zwar etwas verlangsamt, allerdings bedeutet das nicht
auch ein Stocken der Informations- und Kommunikationstechnologie
insgesamt. Im Gegenteil: Die Technologien der Netzinfrastruktur werden
stets verbessert. Zum einen wird der Datenverkehr schneller durch die
Entwicklung breitbandiger Internetverbindungen und außerdem können
zunehmend auch drahtlos Daten verschickt werden. Beispielsweise über
Wireless Local Area Network (WLAN) oder über die Handys der neuen
Generation, die auf der Basis von WAP (Wireless Application Protocol)
per Funk auf externe Dienstleistungen und Anwendungen zugreifen können,
Web-Seiten aufrufen, E-mails empfangen usw. Wie diese gegenwärtig noch
relativ neuen Technologien in der nahen Zukunft aufgenommen werden
und sich verbreiten, ist nicht abzusehen. Will man dem Aktionsprogramm
der Bundesregierung glau-ben, so wird sich das starke Wachstum bei den
breitbandigen Internetzugängen in den nächsten Jahren jedenfalls weiter
fortsetzen:
„Durch Neuzugänge oder Aufrüstung vorhandener Internetzugänge wird
sich der Anteil der privaten Internethaushalte mit Breitbandanschluss
bis 2015 auf etwa 700/0 erhöhen" (Bundesministerium für Wirtschaft und
Arbeit 2003: 21)."
Mit der Einschraenkung, dass Upstream und Downstream fuer den
Normalkunden ungleich verteilt werden zugunsten des Konsums
"digitaler Gueter", der Upstream als potenzieller Senderkanal klein
gehalten wird.
Die Konkurrenz der Nationen bedingt, dass sich jedes Land fuer eine
Modernisierung seiner Kommunikationsmedien entscheiden muss.
"Ebenfalls zunehmen würde auch die Bedeutung mobiler Datendienste.
Markt-beobachtungen finden häufig über das Netz statt, ebenso werden
Handelsbezie-hungen mit Kunden oder Lieferanten online abgewickelt.
Im Jahr 2004 setzten 84% der Unternehmen in der BRD Computer im
Geschäftsablauf ein (2003: 80%) - 78% nutzten dabei das Internet
(2003: 740/).14
________________________________________________________________________
und nehmen sogar zu; erwerbslose, arme und gering qualifizierte
Personen haben kei-nen Zugang, und wenn, dann nutzen sie das Internet
nur zum Zweck der Unterhaltung und Kommunikation" (Rifling 2003: o.
S.; vgl. dazu auch Berker 2001).
13 Das Telephon benötigte 74 Jahre, um 50 Millionen Nutzer zu
erreichen, das Radio 38 Jahre, der PC 16, das Fernsehen 13, das
Internet nur 4 Jahre, um es 655 Millionen Nutzern weltweit
zugänglich zu machen (Bortloff 2003: 669).
14 Die Vernetzung von Unternehmen, Individuen und Institutionen ist
global betrachtet in den Vereinigten Staaten bislang am weitesten
fortgeschritten, auf der Homepage der deutschen US-Botschaft ist zu
lesen, dass die US-Wirtschaft und die „nationale Sicher-heit" seit
dem Jahr 2002 völlig abhängig von Informationstechnologie und
-infrastruktur sei: „Ein Netzwerk von Netzwerken unterstützt direkt
die Funktion aller Sektoren der US-Wirtschaft - Energie
(Elektrizität, Öl und Gas), Transport und Verkehr (Schiene,
Luftfahrt, Handelsmarine), Finanzdienstleistungen und Bankgewerbe,
Telekommuni-kation, Gesundheitswesen, Notfalldienste, Wasser-,
Chemie- und Verteidigungsindustrie, Nahrungsmittelindustrie,
Landwirtschaft, Post und Schiffahrt" (http://usa.usembassy.de/
technologie-information.htm). Die Ministerialen in Deutschland
hingegen sehen sich noch nicht so weit. Der bereits zitierten
Studie des Bundesministeriums (s.o.) zufolge
40
Der erste Datenaustausch zwischen zwei Rechnern als Keim des
künftigen, grenz-und systemüberschreitenden Internet liegt noch gar
nicht so lange zurück: An-fang der 70er Jahre hatten ihn vor allem
amerikanische Computerwissenschaftler und Ingenieure bewerkstelligt.
Sie entwickelten damals im Auftrag der dem Pen-tagon unterstellten
Behörde Darpa (Defense Advanced Research Project Agency) ein
dezentrales Computernetzwerk mit dem Namen Arpanet. Es waren keine
unmittelbar kommerziellen Interessen, die den Anreiz für das erste
Datennetz der Welt gegeben haben, sondern vielmehr machtpolitische
im Kontext der damals herrschenden Blockkonfrontation: Die in den
späten 50er Jahren in den USA exorbitant gestiegenen Investitionen
in Forschung und Entwicklung werden gemeinhin als Reaktion auf den
sogenannten „Sputnik-Schock" interpretiert (zur Geschichte des
Internet siehe u.v.a. Hafner, et al. 1997; Wikipedia. Die Freie
Enzyklopädie 2004a; Engemann 2003: 17, Cailliau 1998, Weber 2005)."
Damit ist die Maer vom nichtkommerziellen Internet, analog zur
Geschichte von der nichtkommerziellen Comptersoftware, ein weiteres
mal bestaetigt worden. Der Komplex aus sogenanntem Kaltem Krieg,
politischer Systemdifferenz und Technowettlauf wird reduziert auf
seine Einzelphaenomene, die Quasi-Konversion der ersten
militaerischen Computernetze wird zum Ursprungsmythos gemacht und
damit die Positionen und Kaempfe der dem boesen Kommerz
widerstehenden, aber im guten Kommerz handelnden Kraefte und Figuren
(z.B. Richard Stallman, John Perry Barlow, Choas Computer Club)
verkoppelt, die somit ihr Movens fuer den Nichtkommerz-Kommerz in
einem aufklarerischen Gegenentwurf historisch verorten und so immer
herzuleiten vermoegen.
Getrennt werden Kommerz und Technologie vom Kapital. Verschwiegen
wird, dass der Komplex aus Wirtschaft, Militaer und Politik
(entgegen dem Eisenhower'schen Verkuerzungs-Theorem vom Militaerisch-
Industriellen Komplex) funktional zusammengehoeren und sich
gegenseitig in Abhaengigkeit bedingen *muessen*, weil Staat und
Regierung mit dem Militaer als Gewalt als Rahmensetzer fuers Kapital
fungieren.
"Der ver-meintliche technische Fortschritt Russlands sollte aufgeholt,
wenn nicht über-holt werden. Nachdem das Arpanet in den USA ein
rasches Wachstum vor allem im universitären Bereich erreicht hatte -
1984 hatte das Arpanet etwa 1000 ange-schlossene Rechner (Wikipedia.
Die Freie Enzyklopädie 2004b: 7) - zog sich die Darpa 1985 als
Sponsor und Mitbetreiber zurück. Die Entwicklung des Internet
hatte aber zu diesem Zeitpunkt bereits eine so hohe Eigendynamik
erreicht, dass sich das Netz dennoch sehr schnell zu einem zu diesem
Zeitpunkt noch reinen Forschungs- und Mitteilungsnetz entwickelte.
Immer mehr Wissenschaftler nutz-ten das sich ständig erweiternde
Netz, woraufhin der Staat wieder darauf aufmerk-sam wurde: 1986 wurde
das Internet von der National Science Foundation (NSF) unter ihre
Fittiche genommen:
„Dadurch hatten immer mehr Universitäten die Möglichkeit, das
NSFNET zu nutzen und auch ihren Studenten Zugang zu gewähren. Der
Umgang der Netzgemeinde war damals relativ leicht zu regeln, hatten
doch alle letztlich das gemeinsame Ziel, Informationen und Wissen
möglichst schnell und problemlos zu verbreiten und einander
mitzuteilen sowie Computerressourcen gemeinschaftlich zu nutzen"
(Krempl 1998: 205 f.)."
Hier wird ein weiterer Mythos etwas zu distanzlos reproduziert,
naemlich der jener Jenseitigkeit und Neutralitaet von Forschung und
Wissenschaft im kapitalistischen Staat. Der vermeintlich freie
Austausch einer "Scientific Community" wird in eine goldene Zeit
des Prosperierens im Keynesianismus verlegt und kann von dort immer
wieder aufgerufen werden, um die Vorteile der damaligen Bevorteilung
(die subventionierte der Wissensproduktion der Wissenschaftler)
wieder zu verlangen.
"Der freie, unbeschränkte Austausch von Informationen gehörte damals
zum „(zunächst ungeschriebenen) Gesetz der Netiquette" (Krempl 1998:
205 f.) und es sei zwar auch Deutschland „bei der Entwicklung zu
einer Informationsgesellschaft weit fortgeschritten", die
„digitalisierte Dienstleistungsgesellschaft" sei jedoch noch eine
zentrale Herausforderung. Ganz im Sinne der Standortlogik wird hier
betont, dass von den insgesamt gut 80 Ländern, die im Rahmen des
Global Information Technology Reports 2002-2003 untersucht wurden,
Deutschland bei der so genannten Netzwerk-bereitschaft Platz 10
(Platz 17 im Vorjahr) belegen würde. Dies sei ein guter Indikator
dafür, „dass Deutschland das Potenzial hat, zu einem der weltweit
führenden IuK-Stand-orte zu werden" (Bundesministerium für Wirtschaft
und Arbeit 2003: 12).
41"
Setzen wir es mal in den Genitiv: Dem Staat seine Wissenschaft, oder
genetivus possesivus (Besitzverhaeltnisse): Des Staates Technik (so
aehnlich wie genetivus auctoris: Beethovens 1. Symphonie).
_____
[1] "Authors receive money for their work without the restrictive
methods of the digital content industry." https://copycan.org/
[2] Siehe: Linus Torvalds/David Diamond. _Just for Fun: Wie ein
Freak die Computerwelt revolutionierte_. Muenchen: DTV, 2002. S. 234
und 248.
Ali Emas/Susi Meyer/Matze Schmidt
Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 12 im n0name
newsletter #107
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4.
Nick. _Roman_ (Fortsetzungsroman) Teil 69
Er hatte weniger Gewinn gemacht im letzten Quartal. Er hatte Probleme.
Waren dies die Gruende fuer seine Traeume?
Teil 70 im n0name newsletter #106
------------------------------------------------------------------------
5.
"Hier ist die Mittelschicht zugegen, auf der Buehne wie im
Zuschauerraum, und die kann nicht die Unterschicht, den Autisten, den
anderen darstellen, sondern nur die Differenz dazwischen, die Distanz,
die den Prater von Marzahn trennt. Oder auch den Prater vom Ballhaus
Ost, auf dessen Sklaven die Tageloehner des Praters herabschauen – der
ewige Hochmut des Kleinbuergers und seine Angst vor dem Fall."
http://www.jungewelt.de/2007/01-15/019.php
Yelena Simc
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