[rohrpost] Das Leben nach dem open mike: Rabea Edel

Boris Nitzsche Nitzsche at literaturwerkstatt.org
Die Sep 25 12:03:54 CEST 2007


Die Teilnehmer des diesjährigen open mike stehen fest. Die 21 Finalisten lesen am 3. und 4. November im öffentlichen Endausscheid in der WABE, Berlin in der Hoffnung, damit dem ersten eigenen Buch einen Schritt näher zu kommen. 
Für Rabea Edel, open mike-Gewinnerin 2004, begann ihr Sprung in die literarische Karriere mit dem Medienrummel nach dem Wettbewerb. Mittlerweile hat sie ihren Traum vom Buchvertrag verwirklicht, hat ihr erstes Buch veröffentlicht (Das Wasser in dem wir schlafen, 2006) und arbeitet an einem neuen Roman. Parallel schreibt sie an ihrer Magisterarbeit. Sie selbst meint über ihr Leben nach dem open mike:

"Wenn fremde Leute auf Lesungen denken, sie würden mich kennen, wenn der Kioskbesitzer das Bild aus der Zeitung ausschneidet und an das Bord mit der richtigen Zigarettenmarke klebt, wenn ich vor dem Photo in der Buchhandlung erschrecke, weil ich das eigene Gesicht nicht mehr erkenne, wenn ich auf Kleinstadtbahnhöfen und Großstadtflughäfen immer Verspätung habe, dann - hat das alles nichts mit dem Schreiben zu tun. Man stellt sein Gesicht zu Verfügung, man hat kein Recht an seinem Bild, an Interviewäußerungen sowieso nicht, das Laptop hat einige Schrammen mehr und man weiß immer noch nicht, wie W-LAN im Hotel funktioniert. Da hätte man drauf gefasst sein müssen, das hat aber auch nicht nur schlechte Seiten, im Gegenteil, denn: Man hat sein Buch. Und Lesungen. Man schreibt Essays und wieder Erzählungen, man hat einen Verlag in dem man sich mehr als wohl fühlt und seit dem open mike einen Lektor, dem man vertraut, der das eigene Schreiben zuweilen besser kennt, als man selbst. Der einem viel Zeit lässt. Man merkt, dass da etwas nach außen getragen wird und ankommt. Man sitzt z.B. in Tel Aviv, so wie ich jetzt gerade, wartet auf seinen Übersetzer, und schreibt. Nichts sonst. Das Leben funktioniert in anderen Intervallen, die Rechtfertigung ist mit 160 Seiten greifbar und vorzeigbar geworden, die, für die Nächte, die Launen, das Reisen, das Schweigen, das Arbeiten. Trotzdem beendet man sein Studium, langsam. Man gibt noch mehr Geld für Bücher (und gutes Essen) aus. Man weiß, was man schon irgendwie wusste, und macht einfach weiter. Nicht unbedingt leichter, nach dem Buch ist vor dem Buch, aber selbstverständlicher. Mit neuen Zielen und sehr viel Hunger auf das nächste Projekt."

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