[rohrpost] n0name newsletter #129

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Die Aug 19 13:59:32 CEST 2008


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n0name newsletter #129 Di., 19.08.2008 09:09 CET

*Inhalt/Contents*

0. Post-Industrie?
1. DIY
   Rezept fuer 1-15 Personen
2. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 32
3. Telekommunist

22 KB, ca. 8 DIN A4-Seiten

ACHTUNG! Umlaute, Unicode-Zeichen

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0.

Post-Industrie?

                         "  ____  
                           ||""|| 
                           ||__|| 
                           [ -=.]`)  
                           ====== 0

                ARCHEOLOGIA POST-INDUSTRIALE "

Eine Archeologie des Post-Industrialen?

Alain Touraine

    * La société post-industrielle (1969)

"Die Industriearbeiterschaft wächst weltweit - besonders in 
Entwicklungsländern wie Indien, Brasilien, Korea, Nigeria und China. 
ArbeiterInnen in kapitalistischen Schlüsselbranchen - Transport, 
Maschinenbau, Energieerzeugung und Automobilbau - verfügen über 
enorme Macht, die in internationalen Kämpfen koordiniert werden kann."


Post-Arbeiter?

Egal ob Produzent oder Dienstleister, sie alle sind LohnsklavInnen.

Daniel Bell

    * The coming of post-industrial society a venture of social 
      forecasting. – New York: Basic Books, 1973.

, wo kommt die Kiste eigentlich her?

Laurie Anderson hat sie nicht gebaut.

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1.

DIY

Das Problem ist nicht die Produktion, Dummchen. 
Die Produktionsverhaeltnisse sind es!
                                     (Anonymus)

Rezept fuer 1-15 Personen

ca. 120 Minuten
ca. 3000 pol

* 10-15 Personen
* davon 1-4 Experten
* und 2-3 Leute, die diese Aufteilung anzweifeln
* irgendein 1 Ort, keine Superfabrik
* 1 Kopf / viele Koepfe
* 5-X Bauteile und Geraete 'Deiner Wahl'
  (z.B. Mini-FM Platinen und Widerstaende fuer Radios 
  oder Lampen, Linsen und Holz fuer Videobeamer)
* 2. Absaetze aus Karl Marx. "Einleitung (zur Kritik der 
  politischen Oekonomie)". [Die sogenannten Grundrisse.] 
  S. 19 ff. aus: Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, 
  S. 2776 (vgl. MEW Bd. 13, S. 624 ff.).
* Stuecke der Kritik der bricolage als Konzept des post-posthistoire
* evtl. Befragung von "Sozializing" und "Organizing"
* 1 kleine Diskussion der Produktivitaet der Unproduktiven
* etwas Dekonstruktion des Prosumenten
* ein Schuss Doppeldeutigkeit der Plug-in-Party
* 1 Spitze minirevolutionaeres Pathos in Soziologenjargon
* 1/100 Kulturpessimismus
* 3 EL Oel des 21. Jahrhunderts

DIY ist gut, sinnvoll und kann in einer wunderbaren partizipativen 
Vielfalt angerichtet werden. Deshalb ist es allseits beliebt und wird 
auf der ganzen Welt nicht erst seit dem WWW II notwendig angewendet.
Jetzt haben wir keinen Salat!

1. Die Personen finden sich am Ort zusammen, es musz kein Open Space 
sein, Open Space saugt Wissen ab. Die Koepfe werden nicht gewaschen. 
Alles was "Sozializing" und "Organizing", Supervision und 
Wissensvermittlung ist, wird diskutiert.
Die alleinige Ergebnisorientierung spielt eine negative Rolle. Die 
Materialitaet der Bauteile und Geraete wird nicht ausgelassen, das 
Radio oder der Videobeamer koennen, muessen aber nicht gebaut werden. 
Zwanghafter Gruppensex kann in die sublime technoide Plug-in-Party 
umgebaut werden. (Onanie ist kein Sex und Sex kein absolutes Masz, 
DIYie hat seine eigene Qualitaet. Warentausch ist auch kein Sex.) 
Dieses Fest ist alles andere als grauer Open Source Alltag, in dem 
verkauft werden muss, was wahrer, schoener und besser ist oder den 
Markt ausbalanciert. War es mit Open Source nicht so? Muessen wir 
nicht trotzdem dennoch und immer noch mehr als arbeiten, naemlich 
ueber den tatsaechlichen Bedarf hinaus fuer einen Ueberfluss aus 
Ueberproduktion, der aus Geld mehr Geldreichtum machen soll?

2. Man sollte sich klarmachen, dasz die aesthetische oder operative 
Arbeit der sogenannten Kreativen oft zu den subventionierten 
Sektoren gehoert bzw. in Branchen angesiedelt ist, die von den 
Mehrwert herstellenden Industrien abhaengig sind und im 
kapitalistischen Sinn unproduktiv ist. Dasz fuer die GNU/Linux-Bande 
der Umschlag vom untergruendigen, nicht-kapital-produktiven Netzwerk 
zur Serienproduktion nach dem Modell "Create Remix Share Pepsi" 
gelungen sei steht im Raum.
Kultur beginnt da, wo die Buerger sie hinhaben wollen, auszerhalb 
der ungeistvollen Fabrik. Andy Warhols Factory war ein Opernhaus. Die 
Bastler tauschen ihr Produkt gegen Revenuen, sie bekommen keinen Lohn 
und produzieren kein Kapital. Erst wenn sie Kapital produzieren 
(vergleiche auch Strike Bike/Volksrad, Volks-PC oder Telekommunisten) 
sind sie fuer dieses produktiv, aber dann ist es kein DIY und kein 
Hobby mehr. Hobby geht ersteinmal ok, professioneller Hobbyismus 
meint blosz alles waere ok. Jedes zusammengesteckte Raketenmodell, 
mit dem man "Build your dream!" machen koennte wie in der 
Modellbauetage des Kaufhauses, zeigt dieses Phantasma. Damit laeszt 
sich arbeiten!

3.   "[...] Die Produktion liefert dem Beduerfnis nicht nur ein 
Material, sondern sie liefert dem Material auch ein Beduerfnis. Wenn 
die Konsumtion aus ihrer ersten Naturroheit und Unmittelbarkeit 
heraustritt - und das Verweilen in derselben waere selbst noch das 
Resultat einer in der Naturroheit steckenden Produktion -, so ist 
sie selbst als Trieb vermittelt durch den Gegenstand. Das Beduerfnis, 
das sie nach ihm fuehlt, ist durch die Wahrnehmung desselben 
geschaffen. Der Kunstgegenstand - ebenso jedes andre Produkt - schafft 
ein kunstsinniges und schoenheitsgenuszfaehiges Publikum. Die 
Produktion produziert daher nicht nur einen Gegenstand fuer das 
Subjekt, sondern auch ein Subjekt fuer den Gegenstand.
    Die Produktion produziert die Konsumtion daher, 1. indem sie ihr 
das Material schafft; 2. indem sie die Weise der Konsumtion bestimmt; 
3. indem sie die erst von ihr als Gegenstand gesetzten Produkte als 
Beduerfnis im Konsumenten erzeugt. Sie produziert daher Gegenstand 
der Konsumtion, Weise der Konsumtion, Trieb der Konsumtion. Ebenso 
produziert die Konsumtion die Anlage des Produzenten, indem 
sie ihn als zweckbestimmtes Beduerfnis sollizitiert. [1]"
Es geht darum, sowohl Produktion und Konsumtion von der 
Profitorientierung zu befreien, gleichzeitig aber die aktuell 
geltenden Bedingungen marginaler Marken der Marke Eigenbau zu 
akzeptieren.

4. Die dem Selbst des Bastlers oder seinem Projekt selbstgenuegende 
Bastelei, die bricolage, ist als Konzept des post-posthistoire -- 
weil sie den Mythos schafft, jetzt, sofort (voluntaristisch) in vollem 
Umfang sozial, und Geschichte veraendernd taetig werden zu koennen -- 
als wirkliches Tun unwirklich, weil sie Ersatzhandlung ist, 
allerdings eine offene und damit kritikable oder auch therapeutische. 
Das "Organizing" der Unorganisierten ist top-down waehrend es 
staendig bottom-up spielt. Die Superfabrik tut international und 
transmedial und zeigt bestenfalls -- im besten Fall! -- die Grenzen 
der bricolage auf. Denn diese hat blosz minimale und daher 
aesthetisierte Produktionsmittel. An die echte Fabrik reicht sie als 
Workshop nie heran. Die kleine Dialektik des DIY ist, dasz es zeigt 
wie es unter den Bedingungen der Handarbeit zugeht und gehen kann 
und muss. Zwischen dem einfachen, individuell bis halbkollektiven, 
vorindustriellen, also handwerklichen Selbermachen und dem 
industriellen Machen liegen aber nicht nur graduelle Unterschiede. 
Das DIY kann nur das punktuelle Beduerfnis decken, aber die 
Strukturen dieser einfachsten Produktion im Unterschied zur 
Groszproduktion nur, quasi in actu, beschreibbar und beagierbar 
machen, jene also nicht uebernehmen. Auch wenn die fuer die 
Massenproduktion erforderliche Erfindung oft bastelndens 
Trial-and-error ist und dem DIY zum Verwechseln aehnlich sieht, 
ihre Stellenwerte und Verortungen sind unterschiedliche.

5. Wenn dann zum Schluss alles in der Plug-in-Party von den Experten 
(jeder ist einer) vermischt wird, wird klar, dasz diejenigen, welche 
ihren Spasz gehabt haben, zwar dafuer gearbeitet haben, indem sie die 
Radios oder Videobeamer bauten, aber dasz sie das ohne Lohn vor 
Profit getan haben, nur gegen Geschenke. Die Idee des Prosumenten, 
die eine reaktionaere ist, weil sie die Produktion und den Konsum in 
einem imaginaeren Subjekt zusammenfaszt, ohne das Verhaeltnis und die 
innere Trennung des Subjekts auf dem Gebiet der Art und der Weise von 
Produktion und Konsum (kapitalistische Warenproduktion) zu beachten, 
stirbt an der Supermarktkasse, die keine ist.
Die Produzentin wird von ihrem Produkt in einem gigantischen 
Enteignungsprozess getrennt, damit sie es spaeter wieder kaufen musz. 
Das wackelige Radio funktioniert, ja, der Videobeamer aus Holz auch.
Sie sind aber gemessen an Geld und Zeit und Arbeit teurer als jedes 
'echte' Geraet. Nur der vorwissenschaftliche Einblick in ihre 
Funktions- und Bauweise hat einen selbst-paedagogischen schulischen 
Effekt.
Tu-es-selbst ist mehr als Symbolik, aber warum haben wir keinen 
Salat? Den Salat zu haben, wuerde bedeuten, wir haetten ein Problem, 
und es ist eine Problematik und der Salat ist das Konsumprodukt, das 
wir wollen, aber nicht haben und auch nicht als Problem erkannt 
haben. Darum haben wir ihn doppelt nicht, obwohl wir ihn tagtaeglich 
anrichten. Wir haben ihn als unser Produkt nicht und als Problematik 
nicht. Oder anders: Es ist die Suppe, die wir wiedereinmal einbrocken 
(Techno) aber nie voll ausloeffeln koennen und die Ordnung der Uhren 
sollte doch genau nach dieser Suppe gehen und nicht umgekehrt, wie es 
der Fall ist.
Das Oel des 21. Jahrhunderts gieszen wir ab.


Pseudovariationen

Ebensogut kann Do-it-yourself als alltaegliche (dunkle) 
Subproduktionsweise in der Gesellschaft angesehen werden. Aber das 
Technosoziale ist nicht techno-sozial, da die Technik(en) nicht 
sozialisiert sind. Sie sind in Privatbesitz.
Um die scheinbare Unmittelbarkeit von Produktion und Konsumtion 
(als nur vorlaeufiges "an und fuer sich") im DIY zu verstehen, musz 
dieses aber eben als begrenzt angesehen werden auf einen engen 
elitaeren Kreislauf und in Abhaengigkeit von der industriellen 
Massenfertigung und deren Gueterausstosz. Denn das explizit politische 
DIY (jede Garage, jeder Hobbykeller ist implizit politisch) re-agiert 
mehr auf den allgemeinen Enteignungsprozess als dasz es zu agieren 
vermag. Gutes DIY hilft konkret, aber ist nicht die gesellschaftlich 
noetige Produktion, sondern reflektiert sie probierend, aufschiebend. 
Es ist im artisanalen avant-la-lettre 'gefangen', dem Serien-Produkt 
unueberschreitbar vorstufig und gleichzeitig markiert es performativ 
den Widerspruch der marginalisierten Produktivkraft (Kuenstler in 
die Produktion?) zu den Produktivkraeften zu den 
Produktionsverhaeltnissen. 
Jetzt geht es also darum, DIY als aufgeklaerte Robinsonaden gemacht 
von vereinzelten Produzentinnen in der Party politisch (!) zu 
detektieren (Posttotalitaerer Voluntarismus?), durchzuspielen und die 
von Job zu Job hechelnden Kojoten mit ihren silberschwarzweiszen 
Notebooks usw. nicht als voellig neue Klasse anzuerkennen, um sie dann 
zu domestizieren. Ihr Lohnstueckgut ist doch laengst gefressen, trotz 
oder eben auch wegen ihres radikalen Pragmatismus, dem Traum der 
Mittelschicht, der alle Unterschiede von Klassen nivelliert und 
aufsteigerisch die Hochproduktion mit der Alltags-, Volks- oder 
Webproduktion gleichsetzt. "Selbst ueber Foerdermittel entscheiden" 
reproduziert nur diesen geilen Wahn, angestiftet von Kulturstiftungen 
des Staates, bezahlt aus den Geld- und Wissensfonds der Lohnarbeiter. 
In Zukunft wird naemlich weniger Lohnarbeit benoetigt, alles andere 
ist Ueberleben, oder koennen Konsumenten streiken?
_______________
[1] sollizitieren = nachsuchen, betreiben

Matze Schmidt

in: n0name newsletter #129






...und was war mit Punk?

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2.

Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 32


"Modell der Allmende bzw. des Gemeineigentums war im Mittelalter in 
ganz an-dere Gesellschaftsweisen eingebettet, es ging dabei nicht um 
Kauf und Verkauf der Tiere mit dem Zweck, den „individuellen Nutzen" 
zu „maximieren". Die Geschichtsschreibung ist gespickt mit Hinweisen, 
dass Eigentum heute und Ei-gentum früher ganz verschiedenes meinte 
(siehe unten). Sowohl in der Property Rights Theorie als auch in der 
Annahme einer „Tragedy of the Commons" ist Eigentum aber geschichtslos 
bzw. werden die herrschenden, modernen und da-mit aber historisch 
spezifischen Vergesellschaftungsweisen, hier insbesondere 
Eigentumsformen, als natürlich und überzeitlich begriffen. 
Kapitalistisches Pri-vateigentum wird mit Eigentum überhaupt 
gleichgesetzt (Brie 1990: 14). Ähnlich kritisiert Römer:

„Ein Eigentumsbegriff, der beansprucht, für alle Formen des Eigentums 
Geltung zu besit-zen, muß also von all dem abstrahieren, was die 
Besonderheit der jeweiligen Eigentums-form ausmacht. Welchen 
Erkenntniswert sollte ein solcher Eigentumsbegriff haben?" (Rö-mer 
1978: 9).10"

Den, Privateigentum zu betonieren.

"Das liberal westliche Eigentumsverständnis, wie es in der Property 
Rights Theorie seine Ausgestaltung findet, beinhaltet damit zwei 
Prämissen, die das Eigentums-paradigma der oben geschilderten Debatten 
um geistiges Eigentum bilden. Die Naturalisierung der herrschenden 
Eigentumsverhältnisse und die damit einherge-hende Rückprojektion 
moderner Kategorien auf Vergangenes teilen beide Positi-onen, die sich 
in dieser Debatte gegenüberstehen. In diesen Prämissen drückt sich die 
als selbstverständlich vorausgesetzte Epistemologie dieses Paradigmas 
aus. Eine Kritik dieses Paradigmas muss daher an den stillschweigend 
unterstellten epistemologischen Voraussetzungen ansetzen.
_______________
10 Ebenso Wesel, aber allgemeiner: „Wird eine Formel, die für alle 
   Gesellschaften gleich gültig ist, für das englische Königreich und 
   die Horde von fünfzig Mbuti, wird sie nicht auch gleichgültig?" 
   (Wesel 1985: 66).

122

5 Epistemologische Probleme der
  Untersuchung von Eigentum

Im Alltagsgespräch wird auf die Frage „was ist Eigentum" zumeist eine 
Antwort in der Art gegeben: „Das ist das, was mir gehört. Mein Haus, 
mein Auto oder mein Computer." Aber auch in wissenschaftlichen und 
nicht-wissenschaftlichen Publikationen (Aufsätze, Zeitungsartikel 
usw.) wird Eigentum häufig als Sache bezeichnet. Dass es sich nicht 
um eine Sache handelt, wird bereits in den Formu-lierungen 
einschlägiger Gesetzestexte deutlich. Im § 903 im Bürgerlichen Gesetz-
buch heißt es: „Der Eigentümer einer Sache kann, soweit nicht das 
Gesetz oder Rechte Dritter entgegenstehen, mit der Sache nach 
Belieben verfahren und ande-re von jeder Einwirkung ausschließen." 
Hier wird Eigentum nicht als ein Ding begriffen, sondern als 
Beziehung, jedoch wird dieses Verhältnis in der weiteren Auslegung 
als „Beziehung einer Person zu einer Sache im Sinne einer absoluten 
Beherrschung" (Hecker 1990: 17) gefasst, als rechtliche Herrschaft 
einer Person über eine Sache, als Sachherrschaftsrecht. Damit aber 
ist das soziale Verhältnis immer noch nicht im Kern getroffen. Streng 
genommen ist eine „Herrschaft über eine Sache" gar nicht möglich. 
Herrschaft setzt voraus, dass das, was beherrscht werden soll, mit 
einem Willen begabt ist (vgl. auch Wesel 1997a: 79). Mein Haus, 
auf das ich ein Sachherrschaftsrecht habe, kann nicht wegrennen, 
wenn es sich entschließen würde, meiner Herrschaft zu entfliehen, 
allein es kann sich gar nicht entschließen: Ein Haus hat keinen 
Willen. Ein Ding ist „tot", insofern kann man darüber keine 
Herrschaft ausüben, man kann es höchstens benutzen oder nicht 
benutzen. Eigentum ist kein Ding und es ist auch keine Herrschaft 
über eine Sache, es ist vielmehr eine Beziehung zwischen Menschen 
bezüglich einer Sache.1 Hält man sich die Robinsonade vor Augen, die 
Fiktion eines isolierten Individu-ums, wird dies klarer: Der auf einer 
einsamen Insel allein lebende Mensch wird sich keine Gedanken darüber 
machen, wessen Eigentum die Palmen, der Strand, die Früchte usw. sind 
- es gibt weit und breit niemanden, der ihm das streitig machen 
könnte bzw. es ist nicht nötig, jemanden vom Zugang auszuschließen. 

Wenn er sich dennoch in dem Gedanken sonnt, dass er jetzt die ganze 
Alleinherr-schaft über die Insel und ihr Inventarium hat, was bedeutet, 
dass er alle vom Zugang ausschließen kann, was aufgrund seiner 
bürgerlichen Herkunft und Sozi-alisation nahe liegen würde, wirkt dies 
in Anbetracht der Realität seiner Isolation absurd. Die in 
juristischer Terminologie häufig vorgefundene Wendung vom 
Sachherrschaftsrecht hat insofern
_______________
10 „Whatever technical definition of property we may prefer, we must 
   recognize that a property right is a relation not between an owner 
   and a thing, but between the owner and other individuals in 
   reference to things" (M. Cohen, zit. aus: Brocker 1992: 573)."

Dennoch stehen Dinge unter Herrschaft, und die Beziehungen ebenso! Es 
auf die Relationalitaeten allein zu bringen, umginge dieses soziale und 
materielle Herrschaftsverhaeltnis.

"123

„von vorneherein verschleiernden Charakter (...) Die Frage nach dem 
Eigentum gewinnt erst durch sozialen Kontakt Bedeutung, wenn es darum 
geht, andere vom Zugang auszu-schließen (...)” (Rittstieg 1975: 206).

Eigentum beschreibt demnach ein Verhältnis zwischen Menschen: Eigentum 
ist damit keine Sache, sondern ein soziales Verhältnis (vgl. auch May 
2000: 16; Sieg-rist/Sugarman 1999: 11; Klein 2002: 113). Als solches 
unterliegt es historisch ei-nem Wandel, entsprechend 
voraussetzungsreich ist es, mit dem Wissen von „Ei-gentum heute" das 
„Eigentum damals" zu analysieren. Dazu kommt, dass es in der Gegenwart 
genauso wenig einen Standpunkt außerhalb der Geschichte gibt, einen 
„god's point of view",2 wie es keinen in der Vergangenheit gab. 
Subjektives Wissen heute stößt auf subjektives Wissen der Menschen 
damals. Das heißt, es gibt zwar durchaus Literatur über Eigentum, die 
aus der vergangenen Zeit selbst stammt, aber das bedeutet noch lange 
nicht, dass sich diese Texte einem Leser der Neuzeit so erschließen, 
wie es zu jener Zeit „wirklich" war. Die Autoren der Ver-gangenheit 
vermitteln den Lesern der Gegenwart auch immer ihre Sicht der Din-ge 
und jene Sicht ist immer abhängig vom Kontext der Zeit, in welcher der 
Autor gelebt hat. Ein Leser des 21. Jahrhunderts lebt in anderen 
gesellschaftlichen Ver-hältnissen als ein Autor des 14. Jahrhunderts 
und die Benutzung gleicher Worte für unterschiedliche Epochen 
(„Eigentum” in der Antike und „Eigentum" heute) können 
unterschiedliche Konnotationen3 besitzen, die in historisch 

unterschied-lichen Vergesellschaftungsweisen ihre Grundlage haben.4 
Die Begriffsgeschichte
_______________
2 So wird nach Ritsert Objektivität gegenwärtig in der angelsächlichen 
  Diskussion be-zeichnet (Ritsert 1998: 185).
3 Das hat Hugo Grotius bereits um 1600 festgestellt: „Man muß wissen, 
  daß in den Anfängen des menschlichen Lebens Eigentum (dominium) und 
  communio etwas an-deres waren als jetzt. Denn Dominium bedeutet jetzt 
  etwas Eigenes (proprium), was jemandem so zugehört, daß es nicht in 
  gleicher Weise das Seine eines anderen ist, Gemeineigentum (commune) 
  nennen wir etwas, dessen Besitz (proprietas) einigen durch 
  irgendeinen Vertrag oder eine Übereinkunft gemeinsam ist, wobei die 
  übrigen ausge-schlossen werden. Die Armut der Sprache nötigte zum 
  Gebrauch derselben Worte für ungleiche Dinge; so werden Namen aus 
  unserem Recht auf jenes anfängliche Recht wegen einer gewissen 
  Ähnlichkeit und in bildhafter Weise übertragen" (zit. nach Brandt 
  1974: 35).
4 Dies tritt auch in den Handbüchern der Etymologie zu Tage. Worte 
  können über die Zeit ihre Bedeutung verändern, bei Erhalt des 
  Wortstammes oder aber bei Erhalt des gesamten Wortes. So ist
  beispielsweise das Adjektiv „einsam" erst seit dem 14. Jahrhun-dert 
  belegt, bedeutete noch im 16. Jahrhundert außer „alleinig" auch 
  „unverheiratet" und steht heutzutage nur noch für „für sich allein, 
  verlassen" (Kluge 1999: 212). Die Kontextabhängigkeit von 
  Wortbedeutungen bei Dingen ist evidenter: Zu Beginn der 
  Kraftfahrzeugentwicklung wurde zu Auto noch „Wagen ohne Pferd" 
  gesagt, erst mit

124"

Alie Emas/Matze Schmidt

Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot: Aneignungskonflikte um geistiges
Eigentum im informationellen Kapitalismus_. Muenster: Westfaelisches
Dampfboot, 2006. 269 S. - EURO 19,90. Erschienen: Oktober 2006

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3.

Telekommunist

(38317)

This sounds exactly like a battle between capitalists

One thing is pretty clear
You don't know nothing about
Political economy
I actually make logical statements

I talk and I talk and I talk and I talk
I know better, I know all
Because I'm a Telekommunist
I'm a Telekommunist
That's all

When I teach you how to telephone for free
About kingdoms and classes and so on
Patents, copyrights and land
Factories and Software Plants

You know some rule over others
But you like ideas
That's not what makes people do what they do
Let's have some beers and talk

And I talk and I talk and I talk and I talk
I know better, I know all
'Cause I'm a Telekommunist
I'm a Telekommunist
That's all

I'm a Telekommunist
I'm a Telekommunist
I'm a Telekommunist
I'm a Telekommunist
Telekommunist

(c) 2008 n0name

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