[rohrpost] Symposium: [ Imaging - Visualisierung und Materialität ]
Ingeborg Reichle
ingeborg.reichle at kunstgeschichte.de
Mit Jul 9 21:51:51 CEST 2008
Die Abteilung "Modellbildung und soziale Folgen" und das Kompetenzforum
[gin] Genderforschung in Informatik und Naturwissenschaften am Institut
für Informatik und Gesellschaft der Universität Freiburg laden ein zum:
Symposium
[ Imaging - Visualisierung und Materialität ]
Freitag, 25. Juli 2008, 9:15 bis 17:15 Uhr
Universität Freiburg
Alte Universität, Bertholdstr. 17
Hörsaal 2 (Eingang Brunnenstr.)
In vier ausführlichen Beiträgen werden Repräsentation, Produktion und
Transformation von Materialität durch Bilder in Wissenschaft und Kunst
aus transdisziplinären Perspektiven und vor dem Horizont aktueller
Bildtheorien beleuchtet und diskutiert.
http://mod.iig.uni-freiburg.de/
Programm
Moderation: Katrin Nikoleyczik und Prof. Dr. Kerstin Palm
9:15 Prof. Dr. Schanz (Prorektor für Kommunikation und
Wissensmanagement, Universität Freiburg)
Grußwort
9:30 Prof. Sigrid Schmitz
Perspektiven des Imaging. Visualisierung und Materialität im
Spannungsfeld transdisziplinärer Diskurse
10:00 Prof. Dr. Wolfgang Coy
Augenschein. Was bedeutet visuelle Evidenz?
11:00 Pause
11:15 Dr. Astrid Schwarz
Bilder einer Technowissenschaft
12:30 Mittagspause
14:00 Dr. Ingeborg Reichle
Das Bild in Kunst und Wissenschaft - Abbild oder Konstruktion?
15:00 Dr. Yvonne Volkart
Fluide Subjekte. Anpassung und Widerspenstigkeit in der
Medienkunst
16:00 Pause
16:30 Prof. Dr. Britta Schinzel & ReferentInnen
Perspektiven im Austausch. Abschlussdiskussion anschließend Feier mit
Prof. Dr. Britta Schinzel und dem Kompetenzforum [gin] Historischer
Peterhof (EG), Niemensstraße 10
Abstracts
Prof. Dr. Wolfgang Coy
Humboldt-Universität zu Berlin
Augenschein. Was bedeutet visuelle Evidenz?
Wissenschaftler suchen Beweise, einer Argumentationsfigur, der sie
hinreichende Evidenz zubilligen. Vorzugsweise logischen Argumenten,
formalen Beweisen, glaubhaften Beschreibungen oder überzeugenden
Bilddokumenten. Freilich wird die Validität visueller Argumente je nach
Disziplin unterschiedlich bewertet, denn die wissenschaftlichen Kulturen
haben unterschiedliche Traditionen im Umgang mit Bildern. In vielen
Wissenschaften werden Visuals als eher nebensächliche, illustrative
Elemente angesehen. In der Mathematik und den Natur- und
Technikwissenschaften jedoch bewahrten Bilder immer eine wesentliche
argumentative Funktion. Diese wird mit modernen bildgebenden Verfahren,
aber auch mit digitalen Modellierungs- und Simulationsverfahren weiter
ausgebaut. Technische Bilder werden zwar auch zur Illustration textlich
beschriebener Sachverhalte eingesetzt, sie tragen aber als
Visualisierungen auch eigenständig zum Argumentations- und
Erkenntnisprozess bei.
Dr. rer. nat. Astrid Schwarz
TU Darmstadt
Bilder einer Technowissenschaft
Der Auftritt der Nanotechnologie ist lautstark und bunt -- alles wird
sie und für jeden in der Zukunft verändern. Interessant daran ist, dass
die nanotechnologischen Zukünfte weniger eine Zeitreise, als eine Reise
in den Raum anzubieten scheinen. Es sind Geschichten über die Eroberung
und Beherrschung unvorstellbar großer, noch ungenutzter Räume, reich an
Ressourcen und technischen Potentialen. Schier unbegrenzte
Möglichkeitsräume öffnen sich dank der neuen Technowissenschaft und
verführen zu ebenso grenzenloser Bejahung. Gestützt sind diese
Narrationen wesentlich durch Bilder. Bilder, die das Neue und
Unvorstellbare zu konkretisieren versprechen und neue Welten behaupten.
Mein Anliegen in diesem Vortrag ist zu zeigen, dass und wie diese Bilder
an vertraute Raumdarstellungen anknüpfen und wie bewährte koloniale
Strategien der Selbstversicherung zur Anwendung kommen.
Dr. phil. Ingeborg Reichle
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Das Bild in Kunst und Wissenschaft - Abbild oder Konstruktion?
Wie vielleicht auf keinem zweiten Gebiet berühren sich Kunst und
Wissenschaft so sehr wie im Bereich der Bilderproduktion. Nicht nur in
der Sphäre der Kunst, sondern auch in den Wissenschaften wurde immer
schon mit visuellen Darstellungen gearbeitet, sei es um
wissenschaftliche Zusammenhänge zu veranschaulichen, Theorien zu
visualisieren oder mithilfe von Experimenten hergestellte Daten bildlich
festzuhalten. Schon vor Jahren haben Künstler das Atelier verlassen um
in den Laboratorien der modernen Lebenswissenschaften zu arbeiten und in
deren Bildwelten einzutauchen. Die Antwort der Kunst insbesondere auf
die neuen bildgebenden Verfahren der Wissenschaft ist jedoch überaus
heterogen. So versuchen sich zahlreiche Künstler in einer visuellen
Dekonstruktion naturwissenschaftlicher Bilder und stellen den Anspruch
auf Objektivität und Wahrheit der ins wissenschaftliche Bild gesetzten
Anschauung in Frage und verweisen auf die Norm- und Wertvorstellungen,
die in der Bilderproduktion der Wissenschaft mitschwingt. Andere
Künstler kooperieren hingegen eng mit den Naturwissenschaften, um neue
visuelle Bildformen zu finden und zu entwerfen, die der Komplexität der
Erkenntnisse der Wissenschaften gerecht wird. Sind die Bilder der
Wissenschaft -- die im höchsten Maße konstruierte Artefakte sind --
heute den künstlerisch motivierten Bildern im Zeitalter von Photoshop
gleichzustellen? Und wie wird die von Seiten der Kunst formulierte
Bildkritik am wissenschaftlichen Bildverständnis innerhalb der
Wissenschaften wahrgenommen, bzw. angenommen?
Dr. phil. Yvonne Volkart
Hochschule für Gestaltung und Kunst, FHNW, Aarau/Basel
Fluide Subjekte. Anpassung und Widerspenstigkeit in der Medienkunst In
ihrem Vortrag untersucht Yvonne Volkart technoorganische Körperentwürfe
in der Medienkunst, bei denen "etwas" - nämlich Körper oder Geschlechter
-- ins Fliessen geraten sind. Sie werden als Symptome gelesen, die über
das Inszenieren von Körper- und Geschlechteridentitäten hinausgehen.
Fluide Körperbilder zeugen - so die These - von Problemen der
Subjektivität im globalen Kapitalismus. Sie deuten auf die Verhandlung
"fluidisierender" Effekte in der Informationsgesellschaft - ein Thema,
das sich bis an den Beginn der Industrialisierung zurückverfolgen lässt.
In einer symptomalen Lektüre werden medienkünstlerische Arbeiten gegen
den Strich gelesen und die Rolle analysiert, die Gender in der Kunst bei
der Naturalisierung bzw. Subvertierung kapitalistischer
Machtverhältnisse spielt.
Organisation:
Katrin Nikoleyczik
Sophie Alfen
Prof. Dr. Sigrid Schmitz
Prof. Dr. Kerstin Palm
Prof. Dr. Britta Schinzel
Kontakt
Institut für Informatik und Gesellschaft
Abt. 1: Modellbildung und soziale Folgen
Friedrichstr. 50
D-79098 Freiburg i. Br.
Tel: (+49) 0761 203-4952
<gin at modell.iig.uni-freiburg.de>
Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung per E-Mail an
<gin at modell.iig.uni-freiburg.de> bis zum 13. Juli 2008.