[rohrpost] hybrid encounters heute abend in muenchen
susanne jaschko
sj at sujaschko.de
Die Nov 25 14:24:23 CET 2008
*Heute, 25. November 2008, 20.00, Muffathalle Muenchen, Studiospace
Kunst mit Biomedien: Von 'opferlosen' Steaks und lebendiger Aesthetik*
*mit Jens Hauser und Oron Catts*
moderiert/organisiert von Susanne Jaschko
<http://www.tca.uwa.edu.au/>
Kuenstler sind in den Labors. Biotechnologie ist nicht mehr bloss Thema
oder Metapher, sondern Gestaltungsmittel. Die Spezies dieser juengst
heranwachsenden Kunst zweckentfremdet biotechnologische Methoden und
stellt unsere tradierten Menschen- und Koerperbilder zur Debatte. Seien
es Transgenese, Synthese kuenstlicher DNA-Sequenzen, Zell- und
Gewebekultur, physiologische Selbst-Experimente, Neurophysiologie, oder
der subversive Umgang mit Visualisierungstechniken der
Molekular-Biologie – hier gehen Kuenstler bewusst ueber das Symbolische
hinaus und manipulieren das Lebendige. Welche Rolle kommt dem
(Bio-)Kuenstler in einer Zeit zu, in der sich die Naturwissenschaften
selbst zu potenten Bilderproduzenten gemausert haben? Stehen uns
biotechnologische Homestudios ins Haus?
Der deutsche Kurator und Mediewissenschaftler Jens Hauser und der
australische Tissue-Culture-Kuenstler Oron Catts debattieren, wie Kunst
mit Biomedien einerseits streitbare Zukunftsperspektiven inszeniert und
andererseits subversiv Aengste und Hoffnungen im neuen Kult des
Moeglichen abwaegt. Denn hinter den Praxen sich vermeintlich pandorisch
oder promotheisch gebaerdender Kuenstler-Ingenieure materialisiert jene
Kunst gegenwartsphilosophische Hinterfragungen angesichts der
fortschreitenden Technologisierung des Lebendigen, und veranschaulicht
dem Menschen seine unmittelbare Zugehoerigkeit zum Tier- und
Pflanzen-Reich. Die Kunst der Transformation in vivo oder in vitro,
welche Biomaterial auf Kleinstebene (Zellen, Proteine, Gene, Nukleotide)
manipuliert, dekonstruiert unsere anthropozentrische Weltsicht und
spiegelt den Makro- im Mikrokosmos. Wie laesst sich das
instrumentalisierte Verhaeltnis zur Tierwelt halten, während in der Gen-
und Stammzellforschung die Artenschranken fallen? Welchen Status hat ein
Mensch, dem gentechnisch adaptierte Schweine-Organe transplantiert
werden? Welcher 'Natur' werden seine Kinder sein? Welche Organe und
Koerperergaenzungen lassen sich zuechten, und wie reagiert Kunst auf die
vollmundigen Versprechungen des biowissenschaftlichen Diskurses? Wird es
dank Biotechnologie opferlose Fleisch- und Lederproduktion geben?
Diese Lecture-Performance ist die Auftaktveranstaltung der 'Hybrid
Encounters - Kunst und Forschung zwischen DNA und
Programmiercode'-Reihe. Mehr Informationen unter
http://www.sujaschko.de/en/curating/lecture/biot.html und
http://www.muffathalle.de/cms/veranstaltungen.php?typ=muffat
--
susanne jaschko
curator
www.nimk.nl
www.sujaschko.de