[rohrpost] n0name nachrichten #130b

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Don Okt 9 13:52:19 CEST 2008


5. Das Ende einer Ära 

Ein neuer Abschnitt kapitalistischen Verfalls kündigt sich an: Das 
Finanzsystem ist angeschlagen, die Notenbanken, allen voran die Fed, 
setzen ihr Vertrauen aufs Spiel, wenn sie zur Rettung des 
Finanzsystems ihren Kredit gegen fragwürdige Sicherheiten eintauschen 
und die Märkte mit Geld überfluten[6], der US-Staat häuft in kürzester 
Zeit gigantische Schuldenberge an, wodurch seine künftigen 
Handlungsspielräume stark beschnitten werden – all dies passiert zu 
einer Zeit, in der die materielle Grundlage brüchig wird, die 
Wirtschafts-Konjunktur nicht nur an Dynamik verliert, sondern 
abzustürzen droht.

Vertrauensverlust der Fed und Sturz des US-Dollars

Angesichts solcher Rahmenbedingungen stellt sich die Frage, in welches 
Szenario der Weltmarkt schon bald hineinschlittern wird, wie sich der 
US-Dollar entwickelt und was die Fed gegen den Niedergang der 
Leitwährung überhaupt tun kann. Turbulent wird es in jedem Fall. 
Folgendes Szenario besitzt zumindest eine gewisse Plausibilität. 
Mit dem Beginn der allgemeinen Konjunktur-Krise kommen zusätzlich neue 
Belastungen (Kreditausfälle durch illiquide Unternehmen möglicherweise 
zunächst im Autosektor, Kreditausfälle bei Privatpersonen, die 
gleichfalls ihre Kredite nicht zurückzahlen können) auf die Banken zu. 
Weitere Rettungsaktionen von Notenbank und Regierung werden 
erforderlich. Die Schwierigkeiten, die bereits die partielle Krise 
des Immobiliensektors gebracht hat, werden durch die allgemeine Krise 
gesteigert. Bankenkrise und Vertrauensverlust bei den Notenbanken 
nehmen zu. 
Vor allem der sich anbahnende Vertrauensverlust der Fed wird 
Konsequenzen haben für den US-Dollar, der von der Fed emittiert wird. 
Warum sollten Dollar-Anleger (Besitzer von US-Wertpapieren wie Aktien, 
Anleihen, Schatzbriefe, Pfandbriefe, von sonstigen, nicht verbrieften 
Forderungen in US-$) dem Dollar Vertrauen schenken, wenn die Bank, die 
ihn emittiert hat, dafür faule Kredite bekam. Und warum sollten sie 
Staatsanleihen, staatlich gesicherte Pfandbriefe etc. in ihren Depots 
halten, wenn die Garantien, die der Staat gab, zweifelhaft werden und 
wenn selbst der Schuldendienst als nicht mehr gesichert erscheint. 
Ausfallrisiken und Dollarrisiken könnten sich zu einem Gesamtrisiko 
kumulieren, das kein Anleger mehr bereit wäre, freiwillig einzugehen.   
Nun ist der Dollar Weltreservewährung. Die Sache wird dadurch 
keineswegs einfacher. Welchen Grund sollten Anleger haben, eine 
Währung in Reserve zu halten, die auf faulen Krediten beruht. Und es 
würde sich unter Risikogesichtspunkten verbieten, diese zweifelhaft 
gewordene Währung noch dazu in Form zweifelhafter Wertpapiere zu 
halten, die der Staat möglicherweise gar nicht auf Dauer bedienen 
wird. Solche Schuldner werden von den Finanzmärkten hart bestraft, 
selbst wenn es Staaten sind, die jene Schuldtitel emittierten.   
Für den US-$ besteht also die Gefahr, dass die ausländischen 
Dollarbesitzer auf den Vertrauensverlust mit Verkäufen reagieren. Dies 
führte zum weiteren Kursverlust des Dollars, zu einer Verteuerung des 
US-Importe und auf diesem Weg zu steigenden Preisen in den USA. Das 
Misstrauen in den USA gegenüber ihrer eigenen Währung würde durch 
solche Inflationsprozesse zusätzlich gesteigert. Eine Hyperinflation 
könnte die Folge sein, verbunden mit weiteren Kursverlusten des 
Dollars. Ein sich beschleunigt entwertendes Geld ist natürlich erst 
recht untauglich, als Anlage-Währung, also auch untauglich, als 
Weltreservewährung zu dienen. 
Hyperinflation und Dollar-Crash würden nicht nur das Vertrauen 
erschüttern bzw. die Importe verteuern, sondern es würden sich 
weitere, noch viel ernstere Schwierigkeiten einstellen. Ausländische 
Exporteure würden US-Dollar als unsicheres Zahlungsmittel ablehnen. 
Sie würden „harte“ Devisen oder Gold verlangen. Auf jeden Fall würden 
sie die Waren an den amerikanischen Importeur nicht auf Dollar-Kredit 
verkaufen.

Problemfall Leistungsbilanz

Nun kommt ein Problem hinzu, das sich in der Vergangenheit sukzessive 
aufgebaut hat, ohne ernsthafte Schwierigkeiten zu bereiten. Die USA 
ist im Ausland hoch verschuldet. Da ihre Leistungsbilanz chronisch 
defizitär ist, fließen ihr durch den Waren- und Dienstleistungsverkehr 
per saldo keine Devisen zu. Die Importüberschüsse sind nur möglich, 
weil die erforderlichen Devisen durch ausländische Investoren, die an 
die Stabilität des Dollars glauben, durch den Kauf von US-Wertpapieren 
ins Land fließen. Das Spiel geht solange gut, wie der Dollar als 
Anlagewährung weltweit attraktiv ist. Das Spiel ist aber aus, sobald 
der Dollar diese Attraktivität infolge des eigenen Wertverlustes 
verliert, wenn also die für den Importüberschuss benötigten Devisen 
nicht mehr als Kapitalanlage in die USA strömen. Und noch gefährlicher 
würde sich die Situation darstellen, wenn es statt der nötigen 
Devisenzuflüsse zu Devisenabflüssen käme, wenn also auch noch die 
Kapitalbilanz negativ würde. 
Wegen fehlender Devisenzuflüsse und aufgrund von Geldabflüssen 
(„Flucht aus dem Dollar“) wären die USA gegenüber dem Ausland 
praktisch pleite. Die Fed könnte wegen ihrer Zahlungsunfähigkeit 
keine Devisen zur Verfügung stellen. Sie wäre machtlos, dagegen etwas 
zu tun. Ihre Macht ist auf die Ausgabe von Dollar begrenzt. Sie kann 
weder Devisen noch Gold herbeizaubern. 
Sie kann auch die Warenbesitzer nicht zwingen, den Dollar als Kauf- 
und Zahlungsmittel einzusetzen. Das große Mysterium, das eine 
Notenbank umgibt, wenn sie Papier bedruckt, das dann als Geld 
aufersteht, löst sich in dieser Situation der Geldkrise auf. Es wird 
dann klar, dass die Notenbank zwar über eine Papiermaschine, nicht 
aber über eine Geldmaschine verfügt. Um Geld zu schaffen, reicht eine 
Druckerpresse nicht aus; es müssen noch andere Umstände hinzukommen, 
die aber von der Notenbank weder produzierbar, noch nennenswert 
beeinflussbar sind. Nur wenn die Notenbank das Vertrauen der 
Warenbesitzer hat, kann der bedruckte Papierzettel die Eigenschaft 
des Geldes erhalten.  
Ohne Devisen müsste der Import der USA zusammen. Ohne Import würde die 
Industrie still stehen. Und ein solches Ausscheiden der USA aus dem 
Weltmarkt würde zugleich zu einem Stillstand des Welthandels führen. 
Eine gefährliche Abwärtsspirale der Wirtschaft wäre die Folge. 
Regierung und Fed müssten versuchen, ihr Vertrauen zurückzugewinnen. 
Wahrscheinlich könnten sie dies nur durch Rückkehr zu irgendeiner Art 
Goldstandard, durch Rückgabe ihrer Kreditrisiken an das Finanzsystem 
und durch Entschärfung der Schuldensituation des Staates. Es müssten 
also auch die Dinge zurück genommen werden, die man gerade zur 
Entschärfung der Krise eingesetzt hatten. Die Probleme, die der Staat 
an die Wirtschaft zurückgäbe, wären also gigantisch und würden dort 
zu großen Verwerfungen führen. Die Krisenprozesse würden nachgeholt, 
die Regierung und Fed durch ihre Interventionen nur verschoben hatten. 
Und sie würden in den denkbar schlechtesten Zeiten nachgeholt, wenn 
nämlich die konjunkturelle Lage der Wirtschaft ihren Tiefpunkt hätte. 
Um Vertrauen im Ausland zurück zu gewinnen, müssen die dort gehaltenen 
Staatspapiere (Bonds, Schatzbriefe) und die staatlich garantierten 
Pfandbriefe, die als Folge der Hypothekenkrise ökonomisch gesehen 
wertlos sind, sicher sein. Wie sollte aber der Staat seine Schulden 
und seine Sicherheitsgarantien bedienen, wenn die Steuereinnahmen 
konjunkturbedingt rückläufig sind und dazu die Wirtschaftskrise 
weitere Staatsausgaben erfordert? Er wäre in einer Schuldenspirale 
gefangen, aus der er nicht herauskommt und in der er das Schlimmste, 
seinen eigenen Bankrott, nur dadurch verhindern kann, indem er durch 
weitere Neuverschuldungen die Schuldenspirale weiter treibt. Er müsste 
das verstärkt tun, was er bereits seit langem tut: Aufnahme von neuen 
Schulden, um die alten zu bedienen. Statt Vertrauen aufzubauen, würde 
der Staat in einem solchen Fall das Misstrauen gegen ihn nur noch 
steigern.

Politische Konsequenzen

Politisch gesehen wäre dies eine äußerst kritische Phase. Diejenigen, 
die über das Vermögen der Nation verfügen, darf der Staat nicht durch 
höhere Steuern oder gar durch Konfiskation des Vermögens belasten, da 
das kapitalistische Privateigentum seine eigene Grundlage bildet, auf 
die er selbst ruht. Es wäre frommes Wunschdenken, von der Regierung 
einen solchen Brudermord einzufordern. 
Ganz im Gegenteil wird der Staat alles daran setzen, um seine 
materielle Grundlage, die Akkumulation des Kapitals zu befördern. Er 
wird versuchen müssen, den Wirtschaftsstandort USA möglichst 
attraktiv zu machen. Aus der deutschen Standortdebatte, die zur 
Agenda 2010 geführt hatte, können wir ahnen, was das heißen wird. 
Aber die Situation in den USA wäre um ein Vielfaches angespannter, 
so dass die Maßnahmen bedeutend radikaler ausfallen würden. Die 
Zielsetzung wäre aber gleich: Erhöhung der Kapitalrentabilität, 
Erhöhung also der Verwertungsbedingungen des Kapitals durch direkte 
Lohnkürzungen, durch Abbau indirekter Löhne (weniger 
Krankenkassenzuschüsse, Rentenkürzungen, Kürzungen bei staatlichen 
Arbeitslosenleistungen etc.), durch Verlängerung der Arbeitszeit und 
durch größere Arbeitsintensität. Das wären alles Maßnahmen, die auf 
eine Erhöhung der Mehrwertrate hinausliefen, um dadurch die 
Profitrate oder Kapitalrentabilität zu erhöhen. 
Den durch die Wirtschaftskrise bereits unter Druck stehenden 
Lohnabhängigen und dem anschwellenden Arbeitslosenheer würde der 
Fehdehandschuh hingeworfen, den sie aufgreifen müssten, um nicht 
völlig zu verelenden. Zugleich wären Verteidigungskämpfe gegen die 
Unternehmer erforderlich, die Massenentlassungen, Lohnkürzungen, 
Arbeitszeitverlängerung und dergleichen erzwingen wollen. Ein Kampf 
um die Mehrwertrate wäre die Folge, ein Kampf Klasse gegen Klasse, ein 
ökonomischer und zugleich politischer Kampf, bei dem es dann um mehr 
als um bloße Lohnsicherung geht. Das Lohnsystem selbst, das 
Verhältnis von Lohnarbeit und Kapital, würde als problematisch 
erscheinen. Es wäre ein Kampf um die künftige Gestaltung der 
Gesellschaft, der dann bald in einen revolutionären Befreiungsversuch 
münden könnte. 
Wie der Kampf auch immer ausgehen mag, er kündigt sich bereits in der 
heutigen Finanzkrise an. Und wenn Regierung und Notenbank alles tun, 
um den Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern, dann tun sie 
das nicht nur, um das Kapital vor gigantischen Entwertungsprozessen 
zu schützen, sondern auch, weil sie in einer dramatischen Zuspitzung 
der Krise die Gefahr ihres eigenen Untergangs wittern. Denn das Ende 
des US-Kapitalismus wäre zugleich ihr eigenes Ende. Und wenn die 
wissenschaftlichen und journalistischen Interpreten die Krise auf 
eine reine Finanzkrise verengen, die nichts aber auch gar nicht mit 
dem eigentlichen Kapitalismus zu tun habe, die nur entstanden sei, 
weil findige Verkäufer einst US-Bürgern Immobilienkredite 
aufschwatzten, weil der frühere Fed-Chef Alan Greenspan die Zinsen zu 
stark senkte, weil raffsüchtige und skrupellose Manager zu hohe 
Risiken eingegangen seien oder weil Spekulanten das Geschäftsleben 
störten, dann sollen solche Interpretationen von der endogenen 
Krisenhaftigkeit des kapitalistischen Systems ablenken. Das System 
als solches soll in jedem Fall gerettet werden und es lässt sich 
ideologisch nur retten, wenn der kapitalistische Normalzustand 
idealisiert und all die Widersprüche, Gegensätze, Gewalttaten des 
Systems in bloße Missstände umgedeutet werden. 
Aber auch außenpolitisch würde sich die Situation zuspitzen. Jedes 
Land würde versuchen, die Krisenlast durch protektionistische 
Maßnahmen auf das andere Land abzuwälzen. Um das Land in diesem 
auswärtigen Kampf zu einen, würden nationale Leidenschaften produziert 
und je schwieriger dieser Kampf, desto stärker müssten die 
Leidenschaften entfacht werden.[7]  Ein wachsender Nationalismus mit 
Wirtschaftskriegen und der Gefahr eines Umschlags in größere 
militärische Konfrontationen wären mögliche Folgen. Aber die 
erzeugten nationalen Leidenschaften würden auch eingesetzt, den Kampf 
um die Mehrwertrate als Kampf um das nationale Überleben, als Kampf 
um die viel beschworenen „gemeinsamen nationalen Werte“ zu verdrehen.
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Fußnoten:

[1] Woytinski, W.: Das Rätsel der langen Wellen. Schmollers Jahrbuch 
    55 (1931), S. 581 
[2] Parvus, Die kapitalistische Produktion und das Proletariat, Berlin 
    1908, Verlag Buchhandlung Vorwärts, S. 10f. Ähnliche Hinweise in 
    der Schrift “Die Handelskrisis und die Gewerkschaften”, in: Die 
    langen Wellen der Konjunktur, Berlin 1972, S. 26
[3] Einen guten Überblick zur Diskussion langer Wellen findet sich 
    bei Ernest Mandel, Die Langen Wellen im Kapitalismus, Frankfurt 
    1983 und in: Der Spätkapitalismus, Frankfurt 1972, IV. Kapitel, 
    S. 101ff.
[4] Mandel, Spätkapitalismus, S. 133f
[5] Grund für deren Zusammenbruch waren Kreditderivate, mit denen 
    sowohl Lehman Brothers wie auch AIG große Räder drehten. In dem 
    populären Segment der Kreditderivate, den Collateralised Debt 
    Obligations (CDOs), war Lehman Brothers zuletzt einer der 
    Marktführer; AIG ist einer der wichtigsten Marktteilnehmer bei 
    Derivaten auf Schuldverschreibungen. Noch nicht völlig geklärt 
    sind die Auswirkungen der Verstaatlichung auf die von AIG 
    ausgegebenen Kreditderivate. Teilweise enthalten die Verträge 
    Klauseln, in denen die Verstaatlichung einem Konkurs 
    gleichgestellt wird. In einem solchen Fall würden die Derivate 
    wertlos. Weil viele Kreditderivate ineinander verschachtelt sind, 
    kann es Wochen dauern, bis die wahren Verluste ans Licht kommen.
[6] Die Pleite von Lehman Brothers verunsicherte die Bankenwelt 
    derart, dass der Dollar-Geldmarkt erneut austrocknete, wie es 
    seit Beginn der Finanzkrise schon öfter der Fall war. Das 
    Kreditsystem schlug wieder um ins Monetarsystem. Die Europäische 
    Zentralbank (EZB) stellte den Finanzmärkten auf dem darauf 
    folgenden Donnerstag (18.9.2008) insgesamt 40 Milliarden 
    US-Dollar über so genannte Swap-Geschäfte zur Verfügung. Die 
    US-Zentralbank Federal Reserve pumpte 180 Milliarden Dollar in 
    das internationale Finanzsystem. Die Bank of England kündigte 
    eine Finanzspritze von 40 Milliarden Dollar an. Beteiligt an der 
    gemeinsamen Aktion waren auch die Zentralbanken Kanadas und 
    Japans. Die Währungsvereinbarungen laufen bis zum 30. Januar 2009.
[7] Mehr dazu bei G. Sandleben, Nationalökonomie & Staat, Hamburg 
    2003, S. 125f


Mit vielem Dank an Guenther Sandleben fuer den Nachdruck (im doppelten 
Sinn).

URL:
http://www.guenther-sandleben.de/mediapool/57/574173/data/Crash_Crisis.doc

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3.

A. d. Red.: Das war schon

                               `O_\
                           \o      _o/
                            /  0 ,  |
                           / \ |/   \\
                           BUMM ZACK !


38317
"War(e)house"
Ein getanztes Bild zum Four-on-the-flour der Kriegsdisco
Lange Performance-Nacht in der GDK
im Rahmen der magistrale 2008
Sa., 13. September 2008
19:45 Uhr
Galerie der Kuenste, Potsdamer Strasze 98, 10785 Berlin
http://www.n0name.de/38317/warhouse



Kaufhaus fuer den Frieden

Der Schismus bei dem man mit muss!



Ist das ein verfilmter Roman, eine Romanze? Im Osten der Stadt steht 
eine Diskothek. Der Lichtkegel des Flakscheinwerfers kreist 
Freitagnacht etwa 10 km weiter direkt ueber mir. Nach dem House der 
Discos im Kriegs-Paris der fruehen 1940er kann der Vorsprung durch 
Technik nie mehr so richtig getoppt werden. Waere es nicht geil, mit 
dem Buggy zur Videothek zu fahren, wo man sich alles als 
Computerspiel, natuerlich irgendeine Panzerschlacht oder den neusten 
Grossdiebstahl neuster KI ueber Nacht holt? Pornochic ist sowieso 
nichts Neues, jeder in der Strasse weisz das. Porn kann dich von 
der Ersatzbefriedigung befreien. Oder gilt die Kategorie 
Ersatzbefriedigung nicht mehr? Wenn die Ausschreibung kommt, will 
wieder jemand deine Kreativitaet fuer dumm/fuer nichts verkaufen. 
Geld fuer nichts war einmal.
Mili Mili Mili Mili
Mili Militaer
Oly Oly Oly Oly
Oly Olympiade
Welt Welt Welt Welt
Welt Weltmeister
Hast du einen Schuss?


Mama kaempft in Kabul

Im Camp Warehouse (Warhouse, Whorehouse, Workhouse) sind die Ziele 
eindeutig aber etwas staubig. "Im Ernstfall waere fuer den 
Truppen-Chef ganz schnell Schlusz mit lustig: 'Ich wuerde die 
Uebertragung sofort stoppen.' Aber so lange alles friedlich sei, 
koennten sich die Maenner und Frauen weiter am Fussball erfreuen." 
Und die Maenner und Frauen, die Lapdogs des Krieges an ihren Laptops, 
die Huren der kapitalistischen Macht haben Bio, ja sie haben Bios 
und CVs - aber leider keine Biomacht. Zum Beispiel Heiko in weisser 
Hose und weissem T-Shirt (gekuerzte Fassung):

Ich wurde am 14.08.1970 irgendwo zwischen Uelzen und Magdeburg im 
Manoevergebiet der Sowjets geboren. Ich verbrachte die Jahre zwischen 
1970 und 1988 im Kinderheim. 1988 - 1989 holte ich die Oberschule 
nach und das mit einem Abschluss von 0,9. Danach wurde ich Koch in 
der Armee und habe auf diese Weise den Zerfall der DDR unterstuetzt. 
Von meinem ersten Westgeld kaufte ich mir ein superschnelles 
Motorrad, baute aber nach einer Woche einen Unfall und lag daraufhin 
3 Jahre im Koma. Im Mai 2003 wurden wir in Hannover mit dem German 
DJ Award fuer die beste Radio Sendung ausgezeichnet! Unsere Sendung 
und die dazugehoerigen legendaeren Partys, waren zu diesem Zeitpunkt 
weit ueber das Sendegebiet hinaus bekannt. Wir waren z.B. 
regelmaeszig Gast auf dem Lovestern Galaktika zur Love Parade in 
Berlin. Absolutes Highlight allerdings war unser Auftritt im Camp 
Warehouse in Kabul/Afghanistan im November 2004.

Und sie haben Steckbriefe, aber irgendwie kein richtiges Profil:
Name: Gerald Meier (Name von der Red. geaendert)
Wohnort: Hamburg
Alter: 25 Jahre
Beruf: Mechatroniker. Zur Zeit mache ich eine Weiterbildung zum 
Techniker Fachrichtung Mechatronik.
Hobbys: Rettungsschwimmen, Wachdienst an der Kueste, 
Funktionsmodellbau, diese Homepage, Fotografieren und am Wochenende 
Disco.
Ich mag: Sommer, Sonne, Strand und Meer, Musik mit Druck, Lasagne, 
Urlaub und CenterParcs.
Ich mag nicht: Alkohol, Nikotin, Muecken, verregnete Sommer, Hip Hop, 
Black Musik und Oliven.

Was sagt das jetzt, ausser, dasz die banalen Kraefte der zu Hunden 
personifizierten Deklassierten, die anderen, zu Schafen 
personifizierten Deklassierten abschlachten werden? Die Parade ist 
vorbei, vorbei ist es mit der Parade. Deutscher Tekkno fuer 
deutsche Truppen. In vielleicht 400 Meter Luftlinie vom sogenannten 
Verteidigungsministerium (vom Nazismus reingewaschen) entfernt kann 
wenigstens versucht werden, das Tanzen zu den Verhaeltnissen zu 
bringen. Anstatt im Sieg vereint in Olympia den Sportsoldaten nochmal 
zu huldigen.


Sklaven des Rhythmus

Wenn im Lager aufgelegt wird, hoeren wir den Sound der Nachtschichten, 
tanzen wir zu den Schlagern der Mehrarbeit, spueren wir die Baesse der 
Verhaeltnisse. Erinnern wir uns an die hilflosen Versuche der 
Medientheorie, den Krieg mit einem Post-Juenger und der 
Heeresmaterialmiszbrauchthese von der Computermaus bis zum vom 
Drumcomputer erzeugten Rhythmus im 4/4-Takt im Tempo von etwa 
120–130 BPM in die Debatte einzubringen. Wie die materialistische 
Spektive aufs Geraet selbst einer Technikgeschichtsschreibung 
erlagert wurde.

Sample:
"so deutet dies auf einen gefaehrlichen oekonomischen und 
politischen Schwaechezustand der Hegemonialmacht USA, weil sie die 
'friedliche' oekonomische und politische Durchdringung des 
vorderasiatischen Raumes durch den aergsten Weltmarktkonkurrenten 
Deutsch-€-land offensichtlich nur noch militaerisch zu stoppen 
vermag

      die oekonomischen Konkurrenten Deutschland, Russland 
und Frankreich entschieden zurueckzudraengen und die Profite der 
Erdoelproduktion selbst einzusacken – sowohl als Verwertung 
produktiven Kapitals als wie als Anlage und Verwendung der nach 
Aufhebung des Irak-Embargos reichlich sprudelnden Oelrente

      gleichzeitig die militaerischen Truppen und Geraet und 
essourcen der Konkurrenten unter eigenem Kommando im Rahmen von 
NATO-Spezialeinheiten zu verschleiszen

      die oekonomischen Ressourcen der Konkurrenten durch 
polizei-aehnliche und humanitaere Aufgaben zu binden, zu 
neutralisieren und zu erschoepfen und diese zur 'gerechten' 
Finanzierung ihrer UNO-gedeckten Drecksarbeit im groszen Stile 
heranzuziehen

      die Erdoelreserven – deren Qualitaet und Foerderkosten optimal 
sind – als strategische Waffe (potentiell in erster Linie gegen den 
Konkurrenten Japan) einsetzen zu koennen

Dies laesst nur den Schluss zu, dass die USA in der Flucht nach vorne, 
im Ausspielen ihrer militaerischen UEberlegenheit, den Ausweg aus 
ihrem relativen oekonomischen Abstieg als Weltmarktspieler sehen.

Nur in Phasen des Aufstiegs und der Bluete des industriellen 
Krisenzyklus gleichen sich die nationalen Oekonomien des erweiterten 
EU-Staatenverbunds zumindest tendenziell an, um in den Phasen des 
Abstiegs und des Krachs zunehmend auseinander zu driften mit 
Entfaltung der Konkurrenz der falschen Brueder und der 
protegierenden nationalen Interessen.

mittelfristig gehen die Hoffnungen in Richtung einer auf breiter 
Rohstoffbasis & Oelrente basierenden kapitalistischen industriellen 
Entwicklung unter Fuehrung russischer und €uropaeischer groszer 
Einzelkapitale und dem € als wichtigster Auslandswaehrung nicht nur 
des Iraks, Irans, Tuerkei, sondern der wichtigsten Staaten der 
gesamten arabischen Halbinsel und Nordafrikas.

Die weltpolitische Unordnung wird in Europa und insbesondere in 
Deutschland zunehmend dem US-Imperialismus als quasi monokausalem 
Verursacher zugeschoben."
schwarzer Afghane


Der Algorithmus der reprogrammiert werden muss

Ans Mitregieren wird immerzu gedacht. Der Filmemacher Andres Veiel 
behauptete im WDR am 3.9.2008 (Planet Wissen, "RAF – Deutschland im 
Fadenkreuz") freiverbriefend, der deutsche Staat haette sich in der 
Bekaempfung der ersten Generation der RAF als starke Demokratie 
erwiesen und nicht wie damals erwartet zum faschistischen Staat 
entwickelt. Dass die Terroristen das damals anders gesehen haetten, 
weil sie ihre Taten als Krieg gegen das ausbeutende System gesehen 
haetten, wird hier weggeblendet.

Ein Staat, der reprogrammierbar sei, das technosoziale Phantasma 
welches etwa der Chaos Computer Club mit den Gruenen teilt, dessen 
Taktung uns in Fleisch und Blut uebergeht, geht nun in Fleisch und 
Blut ueber und vielleicht wurde der Nazismus zu oft mit dem 
deutschen Faschismus als Auswurf des Kapitalismus verwechselt. Das 
Bundesministerium fuer Verteidigung plant jedenfalls fuer die nun 
kommenden weiteren sich haeufend werdenden Ernstfaelle eine zentrale 
Gedenkstaette, ein nationales Ehrenmal fuer die fuer Deutschand 
Gefallenen. Mit einer klaren Formsprache der Selbststilisierung 
und Euphemie, in deren Zusammenhang auch noch ein 
Allerweltsschlaumeierphilosophenwort von ausgerechnet Heidegger 
zitiert wird ("Der Wesensvollzug des Bauens ist das Errichten von 
Orten durch das Fuegen ihrer Raeume."), dem Philsophen, der ewig auf 
dem Holzweg wandernd, 1933 dem deutschen Volk ein Wesen - was sonst - 
zusprach (siehe Heidegger, Martin. _Reden und andere Zeugnisse 
eines Lebensweges. Gesamtausgabe. I. Abt.: Veroeffentlichte 
Schriften 1910-1976. Band 16. S. 188.) Der Deutsche deutscht.

"Stille - Ein Raum ohne Grenzen
Das Innere des Raumes ist schwarz: die realen
Raumgrenzen verschwimmen. Dem Betrachter
eroeffnet sich ein entmaterialisierter Raum mit
unverrueckbarer Basis: Das Ehrenmal aus Nagelfluh
waechst aus dem Boden und bestimmt somit den
Ort.
Blumen und Kraenze koennen darauf abgestellt
werden.

Hoffnung
Beim Verlassen des Raumes geht der Besucher auf
eine goldschimmernde Wand zu - Gold steht fuer das
Uebernatuerliche und die daraus resultierende
'Hoffnung' in allen Kulturen.

Sinn
Beim Einsatz traegt jeder Soldat der
Bundeswehr eine Erkennungsmarke. Die halbe
Erkennungsmarke steht fuer den Getoeteten oder
Gefallenen, fuer den Tod.
Halbe Marken sind aus dem Bronze'kleid'
gestanzt, welches das gesamte Objekt umhuellt
und somit metaphorisch als alles umfassender
Tod praesent ist."
(c) meck architekten
(http://www.bmvg.de/portal/PA_1_0_P3/PortalFiles/C1256EF40036B05B/
W2744G5U048INFODE/Broschuere+-+Ehrenmal+kurz.pdf?yw_repository=
youatweb)

Der Algorithmus der staendig reprogrammiert werden muss muss muss ist 
die aktuelle Zwangsneurose der Antikapitalisten. Jetzt sofort soll 
alles "ueberwunden" und "abgeschafft" werden. Waehrend der 
Antideutsche bedingungslos volkt.


Tableau Vivant Discotheque

Als kuenstliche Posse [en. pósee], als Ansammlung von Menschen und 
Posse den Tanz den Mussolini wieder-holen. Denn mit und gegen die Man 
without Hats kann man sagen "we can dance / we can dance / 
everything's under control". Das Warenhaus ist ein Kriegshaus ist ein 
Hurenhaus ist ein Arbeitshaus. Und passt du nirgends rein, kommst du 
ins Irren- oder Krankenhaus. Der froehliche Warenhausarbeiter ist ein 
Lagerarbeiter. Camp ist nicht mehr "camp"! Willkommen in der 
phraseologischen Irrationalitaet. Und wir singen: Krieg ist nicht nur 
Tourismus und Bordell, er ist genauso Warenhaus. 4 Personen bilden 
die Gruppe "38317" und tanzen ein lebendes Bild im Rhythmus von 
Kriegshouse und versuchen, in 03:28 Min. die Posen einer echten, 
fuers Foto inszenierten, anonymen Puffdiscoszene unter Camouflage und 
Lichtorgel nachzubilden.


War(e)house

(38317)

Mama kaempft in Kabul

Warehouse
Warhouse

Mama kaempft in Kabul

Warehouse
Warhouse

Warehouse
Warhouse

(Workhouse
Whorehouse)

(c) 2008 n0name

label(at)n0name.de


Yelena Simc

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4.

Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 33


Wo waren wir stehen geblieben? Dabei, dass "Eigentum ist kein Ding 
und es [...] auch keine Herrschaft über eine Sache, es [...] 
vielmehr eine Beziehung zwischen Menschen bezüglich einer Sache" ist. 
Aber ist das mit dem Eigentum wirklich so komplex und nur schwierig 
erkennbar? Oder ist das der Komplex, der eingeredet wird? Dazu eine 
Lektion in Erkenntnistheorie und unradikalen Konstruktivismus, was 
ein Diskurs ist und Wissensarcheologie?

"von „Eigentum" ist außerordentlich komplex „infolge des immensen 
Bedeutungs-bereiches, innerhalb dessen der Eigentumsbegriff zwischen 
allgemeinem Sinngehalt und speziellen Bedeutungsvarianten schwankt" 
(Brunner, et al. 1975: 65). Dem Versuch, frühere aber auch moderne 
Eigentumsverhältnisse zu verstehen, sind demnach Grenzen gesetzt. 
Damit sind Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen der Objektivität 
von Erkenntnis bzw. Wissen aufgeworfen, sie gehören zu den 
umstrittenen Problemen in der Philosophie des 20. Jahrhunderts.
   In diesen Auseinandersetzungen gibt es eine Tradition, die grob 
gesprochen daran festhält, dass man stets objektiv wahre Aussagen 
gewinnen kann. Das Ob-jekt bildet dabei die Erfahrungsbasis, an der 
empirische Erkenntnisse festgemacht werden können. Nun wird 
allerdings nicht behauptet, man bräuchte nur genau hinzusehen, um 
das Objekt, „wie es wirklich ist", zu erfassen. Vielmehr werden 
Faktoren angegeben, die eine solche objektive Erkenntnis beeinflussen. 
Auf die-ser Basis geht es dann darum, diese Einflüsse auf die eine 
oder andere Weise zu beseitigen oder zu neutralisieren. Unterstellt 
wird aber immer, dass es objektiv erkennbare Gegenstände gibt, und es 
ist nur eine Frage der richtigen Methode, dazu durchzudringen. Eine 
andere Tradition wendet sich gegen die Vorstellung einer objektiv 
erkennbaren Wirklichkeit. Hier bildet der soziale und gesellschaft-
liche Kontext den je relativen Rahmen für Erkenntnis. Wissen steht 
hier in Ab-hängigkeit je verschiedener historischer 
gesellschaftlicher Entstehungsbedingungen. Diese Bedingungen der 
Erkenntnis sind nun nicht einfach Barrieren, die mit ei-ner Methode 
des richtigen Verstehens zu überwinden wären, wie das oben der Fall 
war, vielmehr lassen sich hier Erkenntnisgegenstand und 
Erkenntnisbedingung nicht voneinander trennen. Das Objekt ist in 
dieser Lesart nicht die konstante Größe, die nur frei zu schaufeln 
wäre von den diversen Erkenntnisbedingungen,
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  der Zeit setzte sich „Automobil" und schließlich „Auto" durch. 
  Sicherlich mag der ein oder andere nun den Einwand bringen, „aber 
  das ist doch banal. Für etwas, was es noch nicht gibt, kann es 
  auch keine Worte geben". Allerdings - unter einem bestimm-ten 
  Aspekt - so banal dann doch auch wieder nicht: Während man die 
  Aussage „Autos gab es schon immer" als eindeutig falsch anerkennen 
  würde, würde die Aussage „ein-same Menschen gab es doch schon 
  immer" weniger befremdlich wirken. Oder anders: Der Satz „der 
  römische Konsul fühlte sich einsam" irritiert uns wenig bis gar 
  nicht, im Gegensatz zu „der römische Konsul fuhr mit dem Auto die 
  Via Appia entlang". Es kommt mir an dieser Stelle nicht darauf an, 
  in Frage zu stellen oder auszudiskutieren, ob sich ein römischer 
  Prokurator einsam gefühlt haben konnte oder nicht. Vielmehr möchte 
  ich darauf abheben, dass es bei sozialen Verhältnissen - und das 
  Wort „ein-sam" beschreibt nichts anderes als ein soziales 
  Verhältnis (ein Phänomen des Individu-alismus der Neuzeit) - 
  offensichtlich schwieriger ist, die historische Gebundenheit 
  wahrzunehmen und anzuerkennen, als bei Dingen.

125

sondern die Bedingungen formieren überhaupt erst das Objekt und je 
nach Wandel der Bedingungen wandelt sich auch das Objekt. In dieser 
wissenschaftstheoretischen Tradition stehen auch Michel Foucault und 
Hans-Georg Gadamer, wobei eine der zentralen Fragen Foucaults ist, wie 
die in einer Gesellschaft für objektiv gültig gehaltenen Wahrheiten 
überhaupt entstehen und wie sie sich historisch wandeln können. 
Gadamer wiederum widmet sich der Frage wie ein Interpret der Neuzeit 
einen Text früherer Zeiten auslegen kann, er untersucht Grenzen und 
Möglich-keiten von Erkenntnis unter der Bedingung eines 
„Zeitenabstands". Mittels die-ser beiden Ansätze sollen die 
epistemologischen Grenzen bei der Analyse von Eigentum in Gegenwart 
und in Geschichte kenntlich gemacht werden.

5.1 Diskursive und Nicht-Diskursive Praxen und Macht

Nach Foucault sind Erfahrungsgegenstände nicht einfach da oder 
gegeben, son-dern sind Resultate bestimmter Formierungen. An Begriffen 
wie Tradition, Ein-fluss, Entwicklung, Autor, Buch oder Werk macht er 
das deutlich. Es handelt sich dabei um Begriffe, die für die Ideen- 
und Wissenschaftsgeschichtsschreibung selbstverständlich sind. 
Foucault zeigt, dass dies jedoch keine objektiven, über-historischen 
Kategorien sind, sondern dass sie selbst erst in einem spezifischen 
historischen Kontext entstanden. Es geht indes nicht darum, diese 
Begriffe abzu-schaffen, vielmehr interessiert sich Foucault für die 
Bedingungen, die es ermögli-chen, solche Kategorien überhaupt zu 
verwenden (Foucault 1981, 1995: 39). Am Beispiel der 
Erfahrungsgegenstände Buch und Werk macht Foucault die Formie-
rungen deutlich. Buch und Werk sind in ihrer „akzeptierten und quasi 
instituti-onellen Individualität" (Foucault 1981, 1995: 41) die 
Oberflächenwirkung von konsistenteren Einheiten. Der Bildung dieser 
Kategorien gehen bereits andere Wissensformationen oder -Strukturen 
voraus, die die Existenz dieser Artefakte überhaupt erst möglich 
werden lassen, Formationen, die nicht sichtbar sind und die der 
Daseinsweise von Buch oder Werk stillschweigend vorausgesetzt sind. 
Insofern hat dem Anschein nach das Buch, vielmehr seine „materielle 
Individu-alisierung", einen „determinierten Raum inne", es hat als 
solches einen „ökono-mischen Wert" und markiert „durch eine 
bestimmte Zahl von Zeichen die Gren-zen seines Beginns und seines 
Endes" (Foucault 1981, 1995: 35). Ein Buch hat einen Titel, einen 
Autor, ein Thema, einen Preis, zwei Buchdeckel und dazwischen 
bedrucktes Papier, es ist somit eine abgrenzbare Einheit. Doch als 
eine solche materielle, abgrenzbare Einheit ist sie nicht von großer 
Relevanz für die archäo-logische Befragung, wie Wissen entstanden 
ist und entsteht. Aussagekräftig ist dafür eher die Frage, welcher 
Diskurs (die „konsistentere Einheit") mittels dieses Buches gestützt 
wird bzw. welcher Diskurs durch dieses Buch „hindurchläuft",

126"

Ali Emas/Matze Schmidt

Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot: Aneignungskonflikte um geistiges
Eigentum im informationellen Kapitalismus_. Muenster: Westfaelisches
Dampfboot, 2006. 269 S. - EURO 19,90. Erschienen: Oktober 2006

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