[rohrpost] n0name nachrichten #131

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Son Okt 26 11:34:20 CET 2008


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n0name nachrichten #131 Sa., 25.10.2008 08:00 CET

*Inhalt/Contents*

1. radi0.tv "Wohnzimmerkonzerts"
2. CDkritik
   Classless Kulla und Istari Lasterfahrer
   "Nein, nein, das ist nicht der KOMMNISMUS!"
   KOMPLETT runterladbar
3. Das Institut fuer die Vergangenheit der Produktionsorganisation 
   praesentiert
4. Bossblogger
5. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 34

28 KB, ca. 10 DIN A4-Seiten

ACHTUNG! Umlaute, Unicode-Zeichen

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1.

Hallo Berta,

ich moechte Dich gerne einladen zu

 (((+)))
    O
   /|\
   /\ radi0.tv

"Wohnzimmerkonzerts"
mit
Mosh Mosh (Berlin/Zuerich)
39317 alias Guido Braun (Frankfurt/M.)
38317 (Berlin)
am Sa., 1.11.2008 um 21 h
in der Manteuffelstr. 70 4. Etage
10999 Berlin-Kreuzberg (Naehe Paul-Lincke-Ufer)
U 8 Kottbusser Tor / U 1 Goerlitzer Bhf / M 29 Goerlitzer Bhf

Der EINTRITT kostet Dich eine Spende* oder ist frei. 
Getraenke kosten die Haelfte.

Das nicht-alternative Radio radi0.tv. ist wieder da und versucht es 
mal mit Konzerts. Kommt alle zu den Wozikons! Lebend im Leben, oder 
der Bibliothek, oder im Garten (bei -10°?) ...
Aber der Einlass ist begrenzt. Achtet auf die Flyer mit dem hoelzernen 
Berliner Fernsehturm und dann immer der schleichenden Gentrifizierung 
nach.

Wir haben geladen: Die zwei Glam-Diven Mosh Mosh (www.mosh-mosh.com),
direkt nicht aus dem Bankenviertel 39317 alias Guido Braun 
(www.guidobraun.de) und als Vorvorgruppe 38317 (www.38317.tk).

http://www.radi0.tv

Es wuerde mich freuen, Dich zu sehen!

Gruesse

Matze Schmidt
_____
* 4,- sind absolut angemessen.


Dank an XPECT MEDIA und top e.V.

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2.

CDkritik

Classless Kulla und Istari Lasterfahrer

"Nein, nein, das ist nicht der KOMMUNISMUS!"


Vom Finanzamt kam gestern Post, auf der Briefmarke war der 
"Arme Poet" von Spitzweg abgebildet. "Der Boss" gab mir dann diese CD 
in einem Umschlag mit einer Briefmarke 175 Jahre Hambacher Fest 
(1833 also). Ist das Zufall? Waehrend dienstleistende Gewerkschaften 
und attac in Anbetracht der momentanen Krisensituation des Kapitals, 
"Finanzkrise" genannt, wieder das Lied "Nehmt es von den Reichen" 
singen und breite linke Kulturregierungs-Buendnisse Marx-Lesekreise 
pushen, kommt hier eine Position, die historische Relevanz der 
fehlgelaufenen kommunistischen Revolutionen be-rappt (nein, nicht 
bezahlen, besingen!) und als Titelfolie nimmt. Kein Raubtier- oder 
Turbokapitalismus-Gesaeufze.

Diesen Satz mit dem Kommunismus - wir kennen ihn ganz aehnlich von 
Knarf Relloem - sagt eine auf bedroehnt oder kleinmaedchenjung 
hochgepitchte (?) Stimme und endlich stellt einer mal die Sex Pistols 
einigermaszen froehlich richtig, "I wanna be communism". Alles mit 
(ich habe meine ausfuehrlichen Aufzeichnungen dazu leider in 
irgendeinem Ordner dieses der Produktivitaet hinterherhinkenden 
Rechners verloren und druecke hier damit alles nur noch schattenhaft 
und klischeeistisch aus) einem Schuss verspielter unterhaltsamer 
Ernsthaftigkeit. Der rohe Aufschrei als Pose? So ueblich. Verarbeitung 
eben sogar des leninistisch-stalinistisch-maoistischen Vergangenen. 
Und Uebergaengiges finden wir nicht? Wenn man fragte, was die Doors in 
ihrer aus dem Blues aufsteigenden Wunschlust bei "L.A. Woman" mit den 
Dub-Echos hier zu tun haben, koennte man auch behaupten: Mann, das 
verhallt hier blosz. Doors 1971, als die grosse Depression, der 
Rueckzug und die Verradikalisierung in den aufgeklaerten 
Mittelklassebildungsschichten eintraten und die Arbeiter weiter 
arbeiteten. Kommunistischer Anarchismus war gemeint, vermeintlich das 
beste zweier Pole. Nur was wir planen zaehlt, jetzt im Sinne von was 
wir vorhaben oder was getan werden muss?

Ist das zu Kommutronic? Ist es zu wortspielerisch Dada und 
Wortgeklingel "Ding!" beim Geldgeklingel in z.B. "Der Takt des 
Geldes"? Was treibt hier an? Der Blick aufs Geld etwa, der damit ein 
verstellter Blick wird? Immerhin kein SPD-Rock. Stattdessen doch 
wieder etwas Werttheorei.
Ich enthalte mich mal der aktuellen aesthetischen Einordnung und dem 
Vergleich mit Tocotronics und Deichkinds Versuchen, und Die Sterne 
haben auch ...

Ich habe die Scheibe sowieso nicht voll durchgehoert. Das muesst ihr 
schon selber machen, sagte auch einmal Isaac Hayes zu seinen Bruedern 
vor oder nach "Shaft", also vor oder nach dem Supererfolg. Was man 
alles so zusammensamplen kann. Der (Pop)musikalische Text hier ist 
weitlaeufig und die Tradition des Zitierens/Umdeutens greift auf 
einen grossen Fundus zu. Kulla blogbekannt (http://www.classless.org) 
mit dem Daumen raus auf der Strasse, antiverschwoerungstheoretisch 
(gut!!), nur Politclown zur Abendunterhaltung? Man hoert. Und man 
liest im ausfuehrlichen Beiheft vom Braindrain aus dem Osten ins 
Nirgendwo, vom Mitfahren, dem Dissen der Popstars, von freier 
Assoziation als Party, dem Verlieren unschuldiger Borniertheit, 
Geschichte als doofem aber dialektischem Prozess.

Und wie koennte es anders sein, Besprechen (Betippen) ist das Eine, 
klauen, mopsen ("hab ich mir geholt") das Andere. Richtige Kritik 
versucht ohnehin in die Struktur einzugreifen. Hier ist die ganze 
CD bestellbar: http://sozialistischer-plattenbau.org/catalog/product_info.php?products_id=1033 
- die haben auch ihre Bestsellers, "a large growing e-commerce 
community" - und hier KOMPLETT, sorry Daniel Kulla und Kollegen, 
runterladbar:

http://www.n0name.de/news/01-kulla_u._lasterfahrer-am_strassenrand_der_xxxxxxxxxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/02-kulla_u._lasterfahrer--uplifting_hardcore_xxxxxxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/03-kulla_u._lasterfahrer-ballade_von_xxxxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/04-kulla_u._lasterfahrer-erleuchtung_und_xxxxxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/05-kulla_u._lasterfahrer-was_xxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/06-kulla_u._lasterfahrer-flucht_aus_dem_xxxxxxxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/07-kulla_u._lasterfahrer-sexist_motherfucker_xxxxx_xxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/08-kulla_u._lasterfahrer-buffy_the_slayer_and_the_xxxxx_xx_xxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/09-kulla_u._lasterfahrer-mass_xxxxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/10-kulla_u._lasterfahrer-d-i-x-x-x.mp3
http://www.n0name.de/news/11-kulla_u._lasterfahrer-communism_stole_my_xxxxxxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/12-kulla_u._lasterfahrer-der_xxxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/13-kulla_u._lasterfahrer-germany_might_trick_xx_xxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/14-kulla_u._lasterfahrer-jede_xxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/15-kulla_u._lasterfahrer-dresden_xxxxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/16-kulla_u._lasterfahrer-dumme_xxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/17-kulla_u._lasterfahrer-shenai_crumbles_the_xxxxxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/18-kulla_u._lasterfahrer-der_takt_des_xxxxxx.mp3
http://www.n0name.de/news/19-kulla_u._lasterfahrer-kontrollverlustxxxxxxx.mp3

[Vergiss den Kommunismus voluntaristischer Art, das hier ist zunext 
mal ganz schlichte Raubkopie! Tschuess Artistic Appropriation & 
Fair Use und (symbolische) Umdeutung!]

Naja, wir haben, ums den echten Fans etwas schwer zu machen, die 
vollstaendigen Dateinamen zum Teil gechwaerzt. Wers schafft, die 
"x"e mit den richtigen Buchstaben zu fuellen und den Tracktitel so 
vervollstaendigen, hat gewonnen. Machen einfach mal die 
Marketingmethoden der Buergerlichen nach, deuten die um. Oder anders 
gesagt, du hast es noch nicht. Es gibt ihn noch nicht. Qué Será. 
Mal sehen wie lange wir das psychorechtlich durchhalten. n0name 
ueberweist dafuer 10.00 EUR an die Firma sozialistischer 
plattenbau.org nach Hamburg, am besten indem wir eine CD bestellen. 
Damit ist eine umsonst fuer die Kritik drauf gegangen und eine fuers 
independend Kleinkapital, das man nicht zwingender unterstuetzen muss 
als das grosse. Auch die antifaschistische Stadtkommune Berlin will 
ja nicht laenger warten und den K gleich heute.
Fettes cooles tolles amerikanisches 'rollin' r' uebrigens in 
"Mass History" und dieser leicht englische Akzent. Track 11 etwa, 
ein Erweckungsstueck? Ausgerechnet mit Robert Anton Wilson, dem 
Koenig der Verschwoerer-Aufklaerer-Verschwoerer. Der schmale Grad 
zwischen Paedagogie und Nu-Paedagogie. Um einen Kritiker auf dem 
Blog zu zitieren, "ein biszchen Kommunismusgegroehle mit 
Elektrosounds?" Mal klaeren, ob das referentiell nach Korn klingelt.

Gut, gut, weil wohl offenbar nicht-anti-deutsch oder nicht so 
anti-deutsch (wer blickt das noch?), das revolutionaere Urteil ueber 
den bestaendigen Kapitalismus-Aufheben-Abschaffen-Slogan-Zwang 
("Germany Might Trick Me Once"). Nur, was soll die Aufrufung von 
Babylon darin? Braucht es den Topos eines neuen antibuergerlichen, 
uneindeutige, queeren, globalen Zions, als Referenz zur eben 
babylonisch-mythischen in sich vielfaeltigen aber Ur-Gemeinschaft? 
Ist es das, ein gepitchtes, gepimptes Bayblon? Don't try to be 
german, be as multi as possible. No Learning Deutsch.

Wenn der Mob die Pizzeria stuermen will, in Dresden, in Muegeln 
(2007), in Berlin. Wenn der Mob die Supermaerkte stuermen wird. The 
Clash calling. Der Stil: Aneignung von was geht im Feld undsoweiter, 
vor allem aber Verschiebungen wie vom Rasta zum Lasta zum Laster. 
Viel Triplehip-Schnickschnack und es ist schon Jugendkultur-Agit mit 
zum Teil klarer Kenntnis (Unsere Wertung: ******) der Verdraengungen, 
Dresden Calling Frauenkirche Revisionismus angreifend, und einem 
Hang zur (Unsere Diagnose: 12345%) Selbstbewaffnung.

Kann Tanz in eine andere Qualitaet umschlagen, nicht wie in Muegeln, 
und so aus dem "Takt des Geldes" (Unsere Wertung: 2-) und der 
Arbeit - im Song auch brav erwaehnt, nur, dass der Text den Wert, 
ich erwaehnte es, beinah Michael Heinrich'sch in der Strophe 
den Sinn bestimmend zuerst gesetzt wurde - kann man also etwas 
machen, was dem Soziologenbeat nicht passt?

Ali Emas

Classless Kulla als beifahrer beim Istari Lasterfahrer. _Nein, nein, 
das ist nicht der Kommunismus_. CD. Hamburg: sozialistischer 
plattenbau.org, 2008. 10,00 EURO
http://sozialistischer-plattenbau.org

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3.

Das Institut fuer die Vergangenheit der Produktionsorganisation 
praesentiert


"A networked book is an open book designed to be written,
edited and read in a networked environment."

Five writers will be commissioned to develop chapters for a networked 
book about networked art. The chapters will be open for revision, 
commentary, and translation by online collaborators. Each commissioned 
writer will receive $3,000 (US).

Join us [...]

Widerspruechlicher gehts nicht. Man ist versucht die Wikis dieser 
Welt fuer die Netzbuecher dieser Welt zu halten, fuer die man sie 
halten soll. Dabei sind sie ja organisierte Text in der Produktion und 
keine Theaterstuecke im Film.

http://turbulence.org/networked

Yelena Simc

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4.

             Bossblogger

               (38317)

       Du blogst fuer den Boss
       Du blogst fuer den Boss
       Du blogst fuer den Boss

       Du hackst fuer den Boss
       Du hackst fuer den Boss
       Du hackst fuer den Boss

       Du tanzt fuer den Boss
       Du tanzt fuer den Boss
       Du tanzt fuer den Boss

       Kein Schlaf, kein Code
       Kein Schlaf, kein Code
       Kein Code, kein Schlaf

               fuer Ni

        (c) 2006/2008 n0name

     superstolk-bossblogger.mp3*
        38317-bossblogger.mp3

http://www.n0name.de/38317/bossblogger
 __________
 * Aufgenommen live @ Ritter's
   Atelier (Offenbach), Maerz 2008
   http://www.myspace.com/superstolk

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5.

Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 34


Es ging das letzte mal um Erkenntnisprobleme und die Historizitaet 
der Erkenntnismoeglichkeiten - so ungefaehr. IST DAS EIN SEMINAR HIER?
Wissen, das entsteht, fixiert in Buechern - nicht mehr laenger, weil 
sich die organisierten Texte in der Produktion (Wiki-Hypertexte) als 
effektiver erweisen - und stellt so Paradigmatisches auf, genannt 
Diskurse, die gemacht werden, die Ordnungen sind. An solchen 
Ordnungen der Rechte des Eigentums am Produkt moechte z.B. 
regulatorisch Volker Grassmuck gerne schrauben und drehen[1] also 
Foucault'isch administrationspolitisch Remixen und Samplen? So wie 
wir hier zunaechst einmal nur kommentieren.

"welche Funktion es darin einnimmt und wieso es gerade jetzt diese 
Funktion übernimmt. Das Buch ist insofern nicht einfach Träger von 
Inhalt, sondern ist selbst ein „institutioneller Typ", ein 
„Ordnungsprinzip" innerhalb eines Diskur-ses, als solches ist es 
ein „Diskursfaktum". Die scheinbar unmittelbare Einheit - 
und das gilt für alle evidenten Erfahrungsgegenstände - ist 
„variabel und relativ": „Sobald man sie hinterfragt, verliert sie 
ihre Evidenz; sie zeigt sich nicht selbst an, sie wird erst ausgehend 
von einem komplexen Feld des Diskurses konstruiert" (Foucault 1981, 
1995: 36). Noch mehr gilt dies für das Werk. Geschriebene Zeilen 
ein und desselben Autors werden aus seinem Nachlass und aus noch zu 
Lebzei-ten Publiziertem ihm zugeordnet und daraus einer oder mehrere 
Bände produ-ziert, die dann als „das Werk", als eine Einheit 
auftreten. Letztlich aber manifes-tiert dieses Tun - das Sammeln, 
Auswählen und Zusammenstellen von Texten, die gänzlich verschiedene 
Funktionen haben können (Tagebuch, Notizen, Briefe, Monographien, 
Manuskripte usw.) - erst eine Einheit, welche so unmittelbar gar 
nicht gegeben ist. Dieses Tun selbst ist interpretativ, es hat eine 
Auswahl von Möglichkeiten und wählt aber nach bestimmten diskursiven 
Regeln, es konstru-iert eine Einheit.
   So wie die Erfahrungsgegenstände Buch, Werk oder auch Autor (dazu 
weiter unten mehr) nicht unmittelbar gegeben sind, so ist es auch 
Eigentum nicht. Ei-gentum ist nicht einfach „da","

Fuer das Alltags-Jederzeit-Supermarkt-Verstaendnis des Gegebenen 
Geldscheins (Uraltwortspiel: gegebener Schein) gewiss!

"als zum Beispiel das Haus, „das mir gehört" und das als „mein 
Eigentum" wahrgenommen wird (s.o.). Vielmehr ist Eigentum ein 
komplexes soziales Verhältnis und es ist als Gegenstand einer 
wissenschaftlichen Untersuchung mehrfach formiert. Eigentum, so wie 
es als Sache, „als etwas, was jemandem gehört", begriffen wird, ist 
selbst nur oberflächliche Wahrnehmung eines zugrunde liegenden 
komplexeren Zusammenhangs."

Und ist dieser Zusammenhang tief oder breit? Kann man quasi 
sozial-verhaltenstherapeutisch, statt den tiefen unerreichbaren weil 
in der Vergangenheit liegenden, den ein breiten Zusammenhang aendern, 
umbauen?

"Die Art und Weise wie Eigentum als unmittelbar gegeben in den 
Debatten, Theorien, in Gesetzen und Alltagsvorstellungen reproduziert 
wird, ist allerdings Teil des herrschenden Eigen-tumsdiskurses. Ein 
Diskurs ist dabei nicht einfach Themenstrang, Debatte, Dis-kussion 
oder Gespräch über ein festgelegtes Objekt. Bildlich vorgestellt ist 
Dis-kurs vielmehr ein Raum (nicht Raum als „Zimmer", sondern als 
Universum), wobei dieser Raum wiederum strukturiert ist mittels einer 
bestimmten Architektur. Das in Institutionen, Geschriebenem, 
Disziplinen, Sprechweisen usw. gegossene Wis-sen bildet entsprechend 
den Vorgaben der Architektur Knotenpunkte, an denen sich der Diskurs 
verdichtet, sie sind die Grundpfeiler und sorgen so für die Statik 
der Architektur. Diese Architektur erst bestimmt, wie welches Wissen 
welche Form und welchen Ausdruck findet, sie ist als solche diese 
„konsistentere Einheit", sie bildet das Feld der „diskursiven 
Formationen", wobei die Formationsregeln die Bedingungen der 
Existenz und Co-Existenz verschiedenster Diskurse darstellen 
(Foucault 1981, 1995: 58).

127

Nun ist der Diskurs nicht allein auf die kognitive, intellektuelle 
Ebene bezo-gen, sondern zugleich auf die Praxis. Die sozial formierten 
Objekte werden nicht einfach aus dem Nichts oder nur aus dem Geiste 
erzeugt, sondern immer in Anbindung an oder Interaktion mit 
Nicht-Diskursivem. Dabei lässt sich Diskur-sives und Nicht-Diskursives 
nicht streng voneinander trennen. In _Überwachen und Strafen. Die 
Geburt des Gefängnisses_, untersucht Foucault die Veränderung der 
Strafpraxis seit dem Mittelalter bis zur Neuzeit. Beim Übergang von 
Marter, öffentlichen Hinrichtungszeremonien etc. zu den modernen 
Disziplinartechno-logien (die nicht nur für das Gefängnis bestimmend 
sind) wird deutlich, dass es sich hier um eine Praxis handelt, bei 
welcher sich der Diskurs in Bauweisen, Zugangsweisen usw. äußert.
   Foucault unterscheidet vier Felder, auf denen die Formationsregeln 
des Dis-kurses zum Tragen kommen. Bezogen auf Eigentum liest sich 
dies folgend: a) Eigentum als Objekt nimmt erst im Diskurs durch die 
verschiedenen Weisen, in denen es auftaucht, abgegrenzt und 
spezifiziert wird, Gestalt an b) Für die Moda-litäten der Äußerungen, 
d.h. die Art der Wahrheitsansprüche, die im Diskurs er-hoben werden 
und die Positionen, die die sprechenden Subjekte im Diskurs ein-
nehmen können, gilt dasselbe. Sie sind erst Resultat des 
In-Beziehung-Setzens unterschiedlicher Elemente. Genausowenig wie 
es ein natürliches Objekt (Objekt des Eigentumsverhältnisses) des 
Diskurses gibt, gibt es ein natürliches Subjekt - beide werden erst 
innerhalb des Diskurses konstituiert."

Fies, woher kommt er der Diskurs? Ist er historisch? Wenn ja, wer 
macht ihn (Adieu Autor und Subjekt)? Oder ist er gerade 
a-urspruenglich zu verstehen? Wichtiger noch, was kann ich mit der 
Theorie vom Diskurs anfangen?

"c) Die Formation der Begriffe beschreibt die Bedingungen des 
sukzessiven oder gleichzeitigen Auftauchens der Begriffe innerhalb 
der Praxis des Diskurses. Erst auf Grundlage einer „vorbegriff-
lichen" Analyse erschließt sich das Feld, welches bestimmte Begriffe, 
wie den Eigentumsbegriff, generiert. d) Diskurse wie die Ökonomie, 
die Medizin, die Grammatik usw. lassen bestimmten Begriffen, 
Aussagetypen und Gegenständen Raum, die je nach Grad an „Kohärenz, 
Strenge und Stabilität" schließlich The-men oder Theorien bilden. 
Auch der herrschende „Eigentumsdiskurs" gibt be-stimmten Annahmen und 
Gegenständen Raum, die zu spezifischen Theorien führen, wie 
beispielsweise die Anreiztheorie des Eigentums oder die 
Arbeitstheorie des Eigentums (s.o.).
   Die Praxen und die Formationsregeln, nach denen die Diskurse 
existieren können, sind Ergebnis spezifischer Machtverhältnisse. 
Erst Macht lässt ein be-stimmtes Wissen überhaupt möglich werden, 
Machtverhältnisse konstituieren bestimmte Wissensfelder: Als 
„Macht/Wissen-Komplexe" bringen sie „das erken-nende Subjekt, das zu 
erkennende Objekt und die Erkenntnisweisen" als „Effek-te" hervor 
(Foucault 1977: 39)."

Welchem Diskurs gehoert F demnach selber an? Welcher Macht als 
Verhaeltnis verdanken wir die Tatsache, nicht fuer dieses Buch bezahlt 
zu haben? (Verlag erwarten sich Aufmerksamkeit von Rezensionen und 
nehmen minimalste, praktisch keine Verluste in Kauf, wenn ein Buch an 
den Rezensenten geht.) Ist also die Diskursmacht doch 'tief' weil 
nicht erreichbar, unterhalb oder hinter unserem Ruecken waltend, aber 
ohne Grund, bodenlos weil immer nur gesetzten Regeln in Systemen aus 
immer wieder nur auf sich gegenseitig verweisenden Symboliken ohne 
letzte Instanz? Wir vermissen hier etwas die Agenten und die Vorteile 
des jeweils gefuehrten Diskurses (den wir nur ausfuehren aber nicht 
in der Hand haben) fuer die Diskursfuehrer auf den Pferden.

"Machtverhältnisse bereiten so das Feld, auf dem schließlich 
unterschieden werden kann in wahr/falsch oder auf dem sich Grenzen 
ziehen lassen zwischen Wahnsinn und Vernunft - wobei sich diese 
Grenzen und

128

Definitionen historisch wandeln oder verschieben können. Mit dem 
Verhältnis von Macht und Wissen ist allerdings nicht gemeint, dass ein 
partielles Interesse eines Individuums oder einer Institution kraft 
seiner Macht ein bestimmtes Wis-sen durchsetzen kann oder unterdrücken 
kann.5 Vielmehr ist auch hier die „Meta-Ebene" angesprochen: die 
Architektur des epistemologischen Raumes ist so ge-baut, dass sie 
Grenzziehungen von wahr/falsch vorstrukturiert, ohne dass die ein-
zelnen Individuen dies innerhalb des Diskurses im einzelnen bewusst 
vornehmen würden. Ihnen ist in der diskursiven Praxis die Kategorie 
wahr/falsch als schein-bar objektiv gültige bereits vorgegeben. Ein 
Satz ist damit nicht aufgrund seiner Beziehung zur Natur der Dinge, 
„wie sie wirklich sind" (in welcher Weise diese Beziehung auch immer 
vermittelt sein mag) wahr, sondern „wahr" ist ein Satz immer nur 
relativ zu den diskursimmanenten Formationsregeln, die die Bildung 
und das Funktionieren der Sätze beherrschen. Ein Vergleich der 
Diskurse nach dem Kriterium, „welcher ist wahrer? " ist ebenfalls 
ausgeschlossen, da es keinen Metadiskurs gibt, der die nötigen 
Vergleichsmaßstäbe zur Verfügung stellen könnte. Wahrheit ist jedoch 
nicht nur ein Effekt der Formationsregeln des Diskurses, vielmehr 
verdanken sich diese Regeln den Praxen der Macht.6
   Bei den Formationsregeln handelt es sich nicht um von den 
Individuen be-wusst gebildete Regeln, eher auferlegen sie sich „gemäß 
einer Art uniformer An-onymität allen Individuen, die in diesem 
diskursiven Feld sprechen" (Foucault 1981, 1995: 92). Diese unbewusst 
gebildeten Formationsregeln äußern sich im herrschenden 
Eigentumsdiskurs in der Naturalisierung der historisch-spezifischen 
Eigentumverhältnisse. In der oben erläuterten These von der 
Tragedy of the Commons wird vom konkreten, in kapitalistischen 
Produktionsverhältnissen befangenen Individuum abstrahiert und 
allgemein auf „der Mensch" geschlossen. In der Property Rights 
Theorie wird entsprechend ihrer neoklassischen Fundierung von der 
kapitalistischen Handlungsrationalität der Profitmaximinierung 
abstra-hiert und geschlossen auf eine in der 
Natur des Menschen liegende Nutzen-
_______________
5 Dies gibt es natürlich auch und wurde beispielsweise von Noam 
  Chomsky ausführlich kritisch untersucht.
6 „Die Wahrheit ist von dieser Welt; in dieser wird sie aufgrund 
  vielfältiger Zwänge pro-duziert, verfügt sie über geregelte 
  Machtwirkungen. Jede Gesellschaft hat ihre eigene Ordnung der 
  Wahrheit, ihre `allgemeine Politik' der Wahrheit: d.h. sie 
  akzeptiert be-stimmte Diskurse, die sie als wahre Diskurse 
  funktionieren läßt; es gibt Mechanismen und Instanzen, die 
  eine Unterscheidung von wahren und falschen Aussagen ermögli-
  chen und den Modus festlegen, in dem die einen oder die anderen 
  sanktioniert wer-den; es gibt bevorzugte Techniken und Verfahren 
  zur Wahrheitsfindung; es gibt einen Status für jene, die darüber 
  zu befinden haben, was wahr ist und was nicht" (Foucault 1977: 
  51)."

Diskursfuehrer auf den Pferden

"129

maximinierung usw. (über die genaueren Umstände der Entstehung solcher 
Gedankenformen siehe weiter unten). Dies u.a. sind die unbewussten 
Formations-regeln, die den Diskurs vorstrukturieren.


5.2 Der Zeitenabstand

Die Kritik an der Ahistorizität des herrschenden Eigentumsparadigmas 
impliziert, dass ein Rückblick möglich wäre, der versteht, „wie es 
damals wirklich war". Gadamer nun erteilt dem eine Absage. Den 
Zeitenabstand könne man nicht ein-fach aufheben, um zur Geschichte, 
„wie sie wirklich war", durchzudringen. Dies sei die naive Vorstellung 
des Historismus gewesen,

„dass man sich in den Geist der Zeit versetzen, dass man in deren 
Begriffen und Vorstel-lungen denken solle und nicht in seinen eigenen 
und auf diese Weise zur historischen Objektivität vordringen könne" 
(Gadamer 1999: 302)."

Also liegt die Tiefe dieser Verhaeltnisse nicht in der Vergangenheit, 
der Kindheit der Gesellschaft, sondern hinter den Praxen verborgen. 
Folgen deshalb die Regulationisten (Eigentumsverhaeltnisse 
reprogrammieren) einer Foucaultschen Lehre, weil sie suggeriert, 
ueber die Praxen seien die Regeln zu veraendern?

"Bezogen auf die Frage nach den epistemologischen Grenzen von Eigentum"

Eigentum hat sicher keine Grenzen in ihrer 'Erkenntnislehre' - der 
hoechste Repraesentant dieses Landes (aktuell Bundespraesident 
Koehler, der ehemalige Banker) haelt den Kapitalismus fuer nicht am 
Ende. Solange bis er dann Kredite nicht mehr zahlen kann.

"ist es nicht möglich, von den modernen Eigentumspraxen vollständig zu 
abstrahieren, um die historischen Formen zu sehen, „wie sie wirklich 
waren". Gadamer will aber auch nicht sagen, dass das Erkennen und 
Verstehen von Geschichte gar nicht möglich wäre, vielmehr möchte er 
den Objektivitätsanspruch moderner Wissen-schaften überführen in eine 
Erkenntnisweise, die sich ihrer eigenen Geschichtlichkeit und 
Bedingtheit bewusst ist.
   Die Aufklärung beispielsweise wollte den Erkenntnisprozess um das 
Vorurteil gereinigt sehen, statt dessen sollte die absolute Vernunft 
zur einzig legitimen Erkenntnisinstanz erhoben werden. Der Gegensatz 
von Vorurteil und Vernunft aber muss gar keiner sein. Die 
Zurückweisung von Autorität, die Berufung auf „den eigenen Verstand" 
(Kant), auf die absolute Vernunft, ist selbst Vorurteil, sie ist 
selbst eine geschichtliche, das heißt bedingte Erkenntnisweise, sie 
ist als solche „(...) nicht ihrer selbst Herr, sondern bleibt stets 
auf die Gegebenheiten angewie-sen, an denen sie sich betätigt" 
(Gadamer 1999: 281). Tradition und Autorität, Kategorien, die die 
Aufklärung als Instanzen der Wissensvermittlung hinter sich lassen 
wollte, sind nach Gadamer nicht Hemmnisse für vorurteilsfreie Erkennt-
nis, sondern geradezu Voraussetzung für Erkenntnis. Das Vergangene, 
die Tradi-tion, das Wissen von Autoritäten usw. lässt sich nicht 
abstreifen, als wäre es etwas Fremdes und uns nicht Zugehöriges. Wir 
können nicht gleich einem unbeschrie-benen Blatt Papier auf vergangene 
Lebenswelten schauen, sondern wir sind immer schon beschrieben von den 
Erfahrungen der Geschichte und diese liegen bewusst oder unbewusst all 
unseren forschenden Blicken zugrunde. Die Trennung zwi-schen 
einerseits hier die reale Geschichte und andererseits dort das 
objektive Wissen über diese Geschichte will Gadamer nicht gelten 
lassen, vielmehr bilden beide

130"

(Wir ahnen es) ... eine kritische Einheit. Damit muessen also immer 
beide Geschichten analytisch erzaehlt werden. Auf die Erzaehlung 
kommt es also an und wer diese durchsetzt.

"Spechen Sie jetzt mit unserem Immobilien-Experten, denn der Zeitpunkt 
fuer eine Finanzierung ist guenstig. Wir freuen uns auf Sie!

Eigentum macht gluecklich!

Eigentum ist Kapitalanlage und Zukunftssicherung." (Berliner Sparkasse. 
"Aktuelle Immobilieninfos", Oktober 2007)

_______________
[1] Siehe dazu auch "Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & 
    Copyriot_ 6" in: n0name newsletter #100 und der dort kurz 
    angedeuteten Diskussion um Freie Software/Open Source als einer 
    spezifischen "Produktionsweise von Software, die der übli-chen 
    Praxis des kapitalistischen Privateigentums scheinbar diametral 
    entgegenge-setzt ist."

Ali Emas/Matze Schmidt

Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot: Aneignungskonflikte um geistiges
Eigentum im informationellen Kapitalismus_. Muenster: Westfaelisches
Dampfboot, 2006. 269 S. - EURO 19,90. Erschienen: Oktober 2006

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