[rohrpost] WEICHE MACHT (Update)
Krystian Woznicki
kw at berlinergazette.de
Mit Sep 17 10:12:45 CEST 2008
WEICHE MACHT
Podiumsdiskussion über Kultur und Gemeinschaft
Jens Badura, Philosoph, Herausgeber der transversale;
Marianne Eigenheer, Künstlerin, Direktorin des
Institute for Curatorship and Education;
Andreas Fanizadeh, Publizist, Ressortleiter Kultur bei der taz;
Bernd Hüppauf, Literaturtheoretiker, Professor an der New York University;
Krystian Woznicki, Gründer von www.berlinergazette.de
General Public, Schönhauser Allee 167c
25.09.2008 – 20 Uhr
Konzept:
Kultur im Kommunismus, Kultur bei Anden-Völkern
oder Kultur im Mode-Kosmos: Immer wieder stiftet
Kultur Gemeinschaft. Doch hat die Formel „Kultur
stiftet Gemeinschaft“ lediglich eine
ideologische, ethnische oder
konsum-kapitalistische Dimension? Gibt es einen
anderen Begriff von Kultur, der in Folge dessen
eine andere emazipative Form von Gemeinschaft
stiftet? Eigentlich liegt es auf der Hand: Kultur
ist mehr als das Vehikel einer politischen
Propaganda-Maschine, mehr als der authentische
Fußabdruck eines Volkes, mehr als Produkt einer
gigantischen, weltumspannenden Industrie. Aber
wie lässt sich dieses „Mehr“ fassen? Der
Kulturtheoretiker Werner Hamacher behauptet:
„Kultur ist immer nur das, was über jede bekannte
Kultur hinausgeht“. In diesem Sinne ließe sich
Kultur als ein Zwischenraum begreifen, als ein
Ort des Wandels. Die Kultur der Veränderung und
die Veränderung der Kultur stehen heute im
Zeichen von Konflikt und Kampf, Differenz und
Dissonanz. Kultur, das ist ein Werden und Kommen und ein Vielleicht.
Kultur steht demnach nicht nur für Verbindungen,
sondern auch gleichzeitig für Entbindungen,
Trennungen, Dissoziationen. Entsprechend dieser
doppelten Bewegung sollte sie als das im
Entstehen begriffene verstanden werden: das
Unveröffentlichte, Ungesicherte und Unbekannte.
Erlangt Kultur in dieser Eigenschaft eine neue
unerhörte Relevanz? Zumal sie in der
Globalisierungstheorie neben dem Ökonomie-,
Politik- und NGO-Sektor als vierte Macht gilt,
und die in der Theorie der internationalen
Beziehungen als Soft Power bezeichnet wird? Ist
das noch Unveröffentlichte, Unetablierte und
Ungesicherte ihr gemeinsamer Nenner? Jener
Nenner, der jedwede emanzipative Form von
Gemeinschaft stiften könnte? Wie sollte die Frage
nach dem Gemeinsamen der Kultur beziehungsweise
nach der Kultur als Gemeinsamen gestellt werden?
Kommt darin der Ruf nach Vielfalt (Multikultur)
zum Tragen? Oder gerade das Gegenteil – die Sehnsucht nach Leitkultur?
Vor diesem zugleich vielschichtigen und
provokanten Hintergrund hat die Berliner Gazette
Intellektuelle unterschiedlichster Provenienz
eingeladen. Im Schatten diverser Kulturdebatten
initiieren sie Projekte im Spannungsfeld zwischen
Literatur und Kunst, Philosophie und Aktivismus,
Journalismus und Forschung: Bücher, Zeitungen,
Magazine, Kunstwerke, Ausstellungen, Konferenzen,
uvm. Es sind die Erfahrungswerte dieser nicht
zuletzt internationalen und interkulturellen
Vorhaben, die sie in eine Diskussion einbringen,
welche das Gemeinsame der Kultur und die Kultur
des Gemeinsamen auf den Prüfstand stellt.
Die von der Berliner Gazette konzipierte
Podiumsdiskussion „Weiche Macht“ ist nach „Unser
Berlin“, „Wir-Maschine '68“ und
„Gemeinschaftspraxis“ die vierte Veranstaltung im
Rahmen des Berliner Gazette-Jahresschwerpunkts
„minimum – die Suche nach dem Gemeinsamen“. Die
bisher erschienen Beiträge finden sich hier:
http://www.berlinergazette.de/index.php?pagePos=10&keyword=minimum
Referenten:
Jens Badura wurde in Mainz geboren und lebt heute
in Daoulas und Paris. Von 2003 bis 2005 war er
Post-Doc in dem von der VolkswagenStiftung
finanzierten Projekt „Kontingenz und Moderne“,
danach „Maître de conférence invité“ an der
Universität Paris 8 (Vincennes -St. Denis). Er
unterrichtet Philosophie an den Universitäten in
Deutschland, Österreich und Frankreich und ist
Mitglied unterschiedlicher Forschungsgruppen.
Außerdem ist er Geschäftsführer von Durchdenker
und Mitherausgeber der „transversale –
Erkundungen in Kunst und Wissenschaft“
(transversale.org). Zuletzt gab er den Band
„Mondalisierungen“ (2006) heraus. Seine
Habilitationsschrift „Mondiale Modernitäten“ erscheint im Passagen Verlag.
URL: http://www.durchdenker.de
Marianne Eigenheer wurde in Luzern, Schweiz,
geboren und lebt heute in Basel und London. Nach
einem MA in Kunst in den 1970er Jahren
absolvierte sie ein Studium der Kunstgeschichte
und Psychologie in Zürich. Seit 1974 tritt sie in
zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen als
Künstlerin in Erscheinung. Ihre Laufbahn als
Professorin begann sie in den 1990er Jahren.
Heute ist sie Direktorin des Institute for
Curatorship and Education am Edinburgh College of
Art. Zuletzt erschien von ihr die Anthologie „Curating Critique“ (2008).
URL: http://www.eca.ac.uk/ice
Andreas Fanizadeh wurde in St. Johann,
Österreich, geboren und lebt heute in Berlin. Er
studierte in Frankfurt am Main Politik- und
Literaturwissenschaften. In den 1990er Jahren war
er Lektor in der Edition ID Archiv (später ID
Verlag), wo zahlreiche Schlüsseltexte aus dem
Spannungsfeld aktivistische Subkultur, Pop- und
politische Theorie erschienen. Bevor er im Jahre
2000 Redakteur im Auslandsressort der Schweizer
WoZ wurde, gab er die Zeitschrift Die Beute
heraus. Seit Oktober 2007 leitet er bei der taz
das Ressort Kultur. Neben seiner publizistischen
Arbeit ist er als freier Kurator tätig. Zuletzt
erschien von ihm die Anthologie „Chile
International. Kunst, Existenz, Multitude“ (2005).
URL: http://www.taz.de
Bernd Hüppauf wurde in Waldenburg, Schlesien,
geboren und lebt heute in New York und Berlin.
Sein Studium der Germanistik, Philosophie und
Geschichte absolvierte er in Würzburg, Göttingen
und Tübingen; Hochschullehre in Tübingen,
Regensburg, Berlin, Sydney. Seit 1993 Professor
of German an der NYU; bis 2003 Leitung des
Deutschen Hauses der NYU. Zu seinen
Arbeitsgebieten gehören Bilder von Gewalt und
Krieg in Fotografie und Literatur. Zahlreiche
Publikationen zur Kultur- und
Mentalitätsgeschichte der Moderne. Zuletzt gab er
mit Peter Weingart „Science Images and Popular
Images of the Sciences“, deutsch: „Frosch und
Frankenstein" (2008) heraus. Nächstes Jahr
erscheint „Der Mensch im Frosch. Bilder von
Frosch und Kröte in Magie, Literatur und Wissenschaft.“
URL: http://www.huppauf.de
Moderator:
Krystian Woznicki wurde in Glatz, Schlesien,
geboren und lebt heute in Berlin. Der
Kulturkritiker arbeitete in den 1990ern als
Kolumnist der Japan Times und als Korrespondent
der Spex in Tokio. In den letzten Jahren hat er
einige Sammelbände (mit-)herausgegeben und ist
heute Chefredakteur der Berliner Gazette
(berlinergazette.de). März diesen Jahres ist im
Kadmos Verlag seine Debüt-Publikation als Autor
erschienen: „Abschalten. Paradiesproduktion,
Massentourismus und Globalisierung“. Als
Initiator von Kulturprojekten (Filmprogramme,
Ausstellungen, Symposien) arbeitete er u.a. in Japan, Mexiko und Belgien.
URL: http://www.berlinergazette.de
Kuratorium:
Die Berliner Gazette (berlinergazette.de) wurde
im Jahre 1999 als digitales Mini-Feuilleton ins
Leben gerufen und wird von einem gemeinnützigen
Verein getragen, deren Mitglieder die Macher des
Mediums sind. „Interaktivität“, „Partizipation“,
„Netzwerk“ und „Gemeinschaft“ („Community“)
zählen zu den zentralen Leitgedanken dieses
publizistischen Projekts. 2008 befragt die
Berliner Gazette über 50 Intellektuelle aus der
ganzen Welt zu der Suche nach dem „Gemeinsamen“.
Protokolle dieser Interviews erscheinen in der
Berliner Gazette unter dem Stichwort „minimum“.
Die Veranstaltungen, die diesen Schwerpunkt
begleiten, bringen Interview-Partner aus
unterschiedlichen Arbeitsgebieten und Ländern an einen Tisch.
URL: http://www.berlinergazette.de
Veranstaltungsort:
General Public ist ein unabhängiger Projektraum,
der von einer Gruppe in Berlin lebender
Kulturschaffender (Künstler, Kuratoren, etc.)
betrieben wird. General Public wurde im Jahre
2005 gegründet und hat seitdem eine Vielzahl von
Ausstellungen, Künstlerpräsentationen,
Diskussionen, Filmvorführungen und Performances
organisiert. Das eigenständige Programm wird um
Kooperationen und Projekte externer Partner
ergänzt. Das primäre Anliegen von General Public
besteht darin eine kollaborative, prozessuale und
informale Plattform her- und bereitzustellen, um
in diesem Rahmen offenes Denken, kulturellen
Austausch, Raumexperimente sowie
transdisziplinäre Reflexionen über die
zeitgenössische Kultur und Kunst zu fördern.
URL: http://www.generalpublic.de
Kooperationspartner:
DiG Design, IQ Consult, Kulturserver, Multitask,
transcript Verlag, Wallstein Verlag
Pressekontakt:
° Lena Posingies ° Berliner Gazette e.V. °
Schönhauser Allee 141a ° 10437 Berlin
° 030 – 397 444 96 ° lp at berlinergazette.de ° www.berlinergazette.de