[rohrpost] Re: Warum Wikipedia schadet

Hannes Mandel hannesario at web.de
Mon Jan 5 12:37:13 CET 2009


Lawrence Lessigs Rezension/Antwort auf das von Sven Lewandowski  
erwähnte Andrew Keen Buch:
<http://www.lessig.org/blog/2007/05/keens_the_cult_of_the_amateur.html>


Am 05.01.2009 um 12:00 schrieb rohrpost-request at mikrolisten.de:
>
>    1. Warum Wikipedia schadet (Till Nikolaus von Heiseler)
>
> Von: "Till Nikolaus von Heiseler" <till.n.v.heiseler at googlemail.com>
> Datum: 4. Januar 2009 20:31:18 MEZ
> An: "rohrpost rohrpost" <rohrpost at mikrolisten.de>
> Betreff: [rohrpost] Warum Wikipedia schadet
>
> Ich bin nun nicht dieser Meinung und halte Wikipedia
> für eines der ganz wenigen wirklich gelungenen
> Projekte des webs.
>
> Hier nund as neoliberatistische Argumente
> GEGEN freies Wissen:
>
>
> ---------- Weitergeleitete Nachricht ----------
> Von: Sven Lewandowski <info at svenlewandowski.de>
> Datum: 22. Dezember 2008 19:20
> Betreff: Re: Re-entry - Wikipediaartikel
> An: LUHMANN at listserv.dfn.de
>
>
> Sehr geehrter Herr Sander,
>
> liebe Liste,
>
> in der Wissenschaft geht es ja nicht nur um hehre Wissenschaft und in
> der Kultur nicht nur um hehre Kultur. So gibt es nicht nur Menschen,
> die Wissenschaft ausschließlich als Berufung verstehen, sondern auch
> solche, die Wissenschaft (oder Wissensvermittlung) als Beruf betreiben
> und auch solche, die eben davon leben müssen.
>
> Und die kulturelle, symbolische und ökonomische Entwertung des Wissens
> durch Wikipedia u.a. trifft vor allem letztere. Warum soll man Geld
> für Wissen ausgegeben, wenn man es umsonst haben kann? Und wie soll
> man einen Lebensunterhalt durch Wissensverbreitung verdienen können,
> wenn Wissen nicht auch ökonomisch und/oder symbolisch gewürdigt wird.
> Ich denke der Niedergang des Brockhaus spricht in dieser Hinsicht –
> nun ja: Bände.
>
> Ich glaube auch, mit der Vermutung nicht falsch zu liegen, dass die
> Produktion und Weitergabe von Wissen (zumal an anonyme Personen) ein
> außerwissenschaftliches Anreizsystem benötigt – sei es Geld oder das
> Versprechen von Reputation. Zweifelsohne gibt es Einzelpersonen, die
> aus anderen Gründen oder Motivationen tätig werden, aber die reicht
> m.E. kaum um so etwas wie ein Wissenschaftssystem oder nur ein
> geregeltes System der Wissensvermittlung zu betreiben. Im Übrigen
> scheint es mir auch kein Zufall zu sein, dass es offensichtlich gerade
> nicht die jeweilige Fachöffentlichkeit ist, die Artikel für Wikipedia
> schreibt.
>
> Das alles impliziert noch kein Urteil über die Qualität von Wikipedia
> (die ich als nicht sonderlich hoch bzw. zuverlässig einschätze), aber
> mein zentrales Argument war ja auch die Entwertung des Wissens bzw.
> der nicht nur, aber auch durch Wikipedia  hervorgerufene Eindruck,
> Wissen dürfe nichts kosten und folglich müsste die Leistung jener, die
> dieses Wissen produzieren und bereitstellen, auch nicht (ökonomisch)
> honoriert werden.
>
> Systemtheoretisch formuliert: Mir scheint, dass sich mit Wikipedia ein
> System der Wissensgenerierung etabliert, das mit dem
> Wissenschaftssystems allenfalls locker strukturell gekoppelt ist,
> dessen Entwicklung für letzteres sich aber langfristig ebenso negativ
> auf die Wissenschaft auswirken wird wie auf die traditionellen Medien.
> Kurz gesagt: mir scheint Wikipedia eher so etwas wie ein Parasit…
>
> Mit freundlichen Grüßen
>
> Sven Lewandowski
>
> P.S.: Als überaus anregend, wenn auch polemisch, habe ich folgendes
> Buch zum Thema in Erinnerung:
>
> Keen,A.,2008: The Cult of The Amateur. How blogs, MySpace, YouTube,
> and the rest of today's user-generated media are destroying our
> economy, our culture, and our values. New York/ London / Toronto/
> Sydney/ Auckland: Doubleday.