[rohrpost] BARBARA WILLE @ nogallery

hollyandgolly info at popfeminism.de
Mon Jun 1 11:36:02 CEST 2009


 

PEekaboo! 
 
Barbara Wille
 
 
Eröffnung: Freitag, 05.Juni um 19 Uhr

06.Juni - 21.Juni 2009
 
 
 
nogallery
Adalbertstr. 4  10999 Berlin
 
Do-Fr 18-20 Uhr, Sa-So 16-20 Uhr
und nach Vereinbarung
 
nogallery befindet sich im 'Zentrum-Kreuzberg'
Balkon, 1. Etage, Zugang über Aussentreppe bei Nr. 96
U-Kottbusser Tor / Linie: U1, U8 / Bus: 140
 
www.nogallery-berlin.de
 
 
 
 


Sneak a Peek

 

Der größte Spaß am Versteckspiel war, entdeckt zu werden. Mit Spannung
sehnte man diesen Moment herbei. War das Versteck zu gut, wurde das Spiel
schnell langweilig. Deshalb verriet man sich schließlich durch den
nachgeahmten Ruf eines Vogels: kuckuck! Schau doch, hier bin ich, und du
siehst mich nicht! Einen Blick erhaschen, das war es, worauf es ankam.

 
Peek-a-boo! verkörpert als Spiel dieses Paradox des sich Verbergens. Zwei
Mitspieler, ergötzen sich daran, dass einer von beiden, sich die Hände vors
Gesicht hält, gewissermaßen unsichtbar wird, um dann mit einem plötzlich
ausgestoßenen Kuckuck oder „Buh“ - Ruf den anderen durch die eigene Präsenz
zu überraschen. In einer lustvollen Mischung aus Schrecken und Erleichterung
erlebte man als Kind diesen Moment und verlangte nach ständiger
Wiederholung. 

 
Sich selbst die Sicht verstellen um nicht gesehen zu werden. Zeigen, dass
man etwas verbirgt, die Lust an der Offenbarung. Diese Dinge spielen auch in
der Installation von Barbara Wille eine tragende Rolle. Der Abdruck ihrer
Fingerkuppen: ein diskretes Berührungsmuster; rätselhaftes Menetekel und
taktiles Erkennen zugleich.

 
Peek-a-boo! Wir sehen eben nur was wir wissen oder was wir zu berühren
wagten. So liegt es nah, über den Sehaparat hinweg zu schwenken um sich,
beim ständigem Sichtbarwerden der Welt, zu orientieren. Sonnenbrille darüber
und damit verborgener oder auch Verborgenes sehen. Eine ganz bewußte
Maskierung von Auge und Objekt gegenüber einer Welt, die durchdefiniert und
besetzt ist von Sinn, und die damit einer entfremdeten Verfügungsgewalt
unterliegt. Sehen verbergen oder gesehen Werden sehen?

 
Roland Barthes findet dieses Paradox des Verbergens in der dunklen
Sonnenbrille, mit der ein Liebender seine vor Kummer geröteten Augen vor der
geliebten Person versteckt. Er interpretiert das Verbergen der Augen als ein
Zeichen, das gelesen werden möchte. Dabei spiele ich, gehe ein Risiko ein:
denn es ist immer möglich, dass der andere sich nicht über diese
ungewöhnlichen Brillengläser wundert...“

(Roland Barthes: Fragmente einer Sprache der Liebe, S. 229)