[rohrpost] WIC Paris 2009: Un/Sichtbarkeit, Zugang und Zonierung der Stadt

Martin Wassermair wassermair at t0.or.at
Mit Jun 10 09:44:09 CEST 2009


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-- MEDIENINFORMATION

-- World-Information Institute
-- http://world-information.org/wii

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-- WORLD-INFORMATION CITY PARIS 2009
-- Un/Sichtbarkeit, Zugang und Zonierung der Stadt

-- Internationale Konferenz diskutierte Entwicklung und Umgestaltung
-- urbaner Räume in einer vernetzten Welt


"Erstmals lebt die Mehrheit der Menschheit in Städten. Wir müssen der
Entwicklung und Umgestaltung urbaner Räume durch neue Technologien mehr
denn je kritische Beachtung schenken!" Mit einem Appell eröffnete Konrad
Becker, Leiter des World-Information Instituts, die zweitägige Konferenz
WORLD-INFORMATION CITY, die am 30. und 31. Mai 2009 in der Maison des
Métallos im Zentrum von Paris stattfand.

Nach dem Erfolg von WIC Bangalore 2005 diskutierten erneut Expertinnen
und Experten aus Wissenschaft, Aktivismus und Raumplanung vor einem
großen internationalen Publikum zentrale Fragen der Stadt als Brennpunkt
globaler gesellschaftlicher Veränderungen. Den Auftakt machte John Urry,
Direktor des Centre for Moblities Research (Lancaster University). "Die
Mobilität von Mensch, Information und Objekten", so seine weitreichende
Analyse, "hat zu einer modernen Gesellschaft geführt, die vor der
Herausforderung einer enormen Energiekrise und des damit einhergehenden
Klimawandels steht."

Dass die neuen städtischen Geographien neue Perspektiven des politischen
Handelns eröffnen müssen, postulierte auch Carlo Ratti, Direktor des
SENSEable City Laboratory am MIT: "Wir sehen einer Ermächtigung der
Menschen durch neue Stadtmodelle entgegen!" An neue politische
Möglichkeiten der bisher Machtlosen glaubt auch Saskia Sassen,
Soziologie-Professorin an der Columbia University: "Die destabilisierte
Stadt ist der Ort, an dem neue Politiken entstehen können. Dabei nehmen
neue Technologien eine wichtige Rolle ein, weil sie minoritären Gruppen
zu einer politischen Größe verhelfen."

Auch Stephen Graham, Professor an der Universität von Durham, betonte am
zweiten Konferenztag die Bedeutung der Städte als Austragungsorte
sozialer Konflikte: "Die unentwegte Mobilmachung von Sicherheitsorganen
richtet sich zunehmend gegen die urbane Zivilbevölkerung. Soziale
Bewegungen und künstlerische Projekte sind aufgerufen, sich diesem
militärischen Urbanismus zu widersetzen." Eyal Weizman, Direktor des
Centre for Research Architecture des Londoner Goldsmith College,
beschrieb anhand der Okkupation palästinensischen Territoriums deren
Zielsetzung, Herrschaft über Zerstörung und Architektur nachhaltig
einzuschreiben. "Wir müssen diesen Raum wieder für die Menschenrechte
beanspruchen und verhindern, dass daraus das Langzeitarchiv einer bösen
Machtausübung entsteht." Bruno Latour, renommierter Soziologe und
wissenschaftlicher Direktor von Sciences Po, fasste die Beiträge noch
einmal in einen theoretischen Rahmen. Er erinnerte daran, dass es nicht
darauf ankomme, "die globale Sphäre auf einen lokalen Punkt zu bringen",
sondern insbesondere die Nutzung digitaler Technologien dazu beitragen
sollten, "das Soziale wieder zusammenzufügen". Dabei sei nicht
entscheidend, "wer groß oder klein sei", sondern viel mehr, "wer sich
vernetzt und wer nicht".

Neue Technologien verändern den kulturellen und sozialen Ausdruck der
Städte und ihrer Gesellschaften. In diesem Sinne kamen auch die beiden
Konferenz-Editoren Felix Stalder und Konrad Becker vom World
Information-Institut zu dem strategischen Schluss: "Die Städte sind der
Ground Zero des gesellschaftlichen Wandels, als Plätze der
asymmetrischen Kriegsführung wie auch als Orte, wo sich neue soziale
Bewegungen organisieren können. In all diesen Fällen spielen neue
Technologien eine zentrale Rolle. Es ist von entscheidender Bedeutung,
die Zivilgesellschaft in diese Prozesse zu involvieren."


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-- Dokumentation:
-- http://world-information.org/program/paris


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