[rohrpost] (Ein zu entwickelndes) Oekonomisch politisches FQA* zur Piratenpartei 0.3

Matze Schmidt matze.schmidt at n0name.de
Son Jun 21 20:51:38 CEST 2009


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(Ein zu entwickelndes)

Oekonomisch politisches FQA* zur Piratenpartei 0.3


Antworten und Fragen von gesellschaftlichen Zielen



Die "Piraten" wollen nicht den Staat abschaffen!
Patente wurden fuer den Innovationsanreiz geschaffen.
Wir sind gegen Markenpiraterie!
...
The Pirate Bay ist gut, und gut.
Geld stinkt nicht, auch wenn es braun ist.
Update, Upgrade, Aktualisierung!
Die Generation C64 geht der Politik verloren.
Pirates of the Internets - Unite!



Die "Piraten" wollen nicht den Staat abschaffen!

Die "Piraten" (P) wollen die gesellschaftliche Ordnung, bestehend aus
Lohnarbeit, Enteignung der Produzentinnen und Handel, und das
dazugehoerige politische System nicht 'abschaffen'? Spricht das
Parteiprograemmchen -- in der quasi Proudhon'schen Manier des Hasses
gegen boese Firmen und der Verwirklichung des gerechten Lohns -- nicht
von "kuenstlichen Monopolen", die abzubauen seien? Erstens, was sind
nicht-kuenstliche Monopole und zweitens, was ist die vorgeschlagene
Alternative (die man auf den Webseiten der P so schnell nicht entdecken
kann)? Etwa das natuerliche Staatsmonopol? Die Rede ist dann vom
"glaesernen Staat" statt glaesernem Buerger, nicht wahr? Eine konkrete
Vorstellung, wie dieser dursichtige Staat der Transparenz (der
politische, der oekonomische?) aussehen koennte, wird wohl nicht
gegeben? Ist Transparenz nicht auch das Zauberwort aller glaesernen
Fabriken, die als Showcase zeigen, wie der polierte Arbeitsablauf vom
Einzelteil bis zur fertigen Luxusare eben ablaeuft? Schueler in
Lernfabriken, werden sie nicht taeglich damit traktiert? Denn ist,
solange alles transparent, also einsichtig erscheint, jeder
disziplinaere Terror recht? Wird hier Transparenz nicht gerade *nicht*
in einem globalen, also politisch umfassenden Sinn behandelt? So, wie
Transparenz von den dystopischen "Blackout Europe" Aktivisten[1] in
ihrer Kritik am EU-Parlament (in welches die P 2009 gewaehlt wurden)
aufs "Telecoms Package" reduziert wird? Eine Partei oder Clique, die
zugleich parlamentarisch und ausserparlamentarisch sein will?
Wo gibt es noch weisse Flecken ohne dieses faule Partei-Ei? Auf der
Internetseite[2] "Piratenparteien Weltweit" kann man sich da anschauen,
wo diese glaesernen Staaten der Zukunft mit einer Partei der Piraten
ueberall liegen? Sind es momentan nicht mehr oder weniger exakt die
entwickelten Industrie-Nationen, des amerikanischen Kontinents, die
EU-Laender, Suedafrika, Russland, Japan?
_________________________
[1] "[...] vergiss nicht, am Sonntag, den 07. Juni 2009 das richtige
    Kreuz bei der Europawahl zu setzen."
    http://www.blackouteurope.eu/lang/deutsch/main.html [19.06.2009]
[2] Grau: nicht nichts, aber unklar; Rot: beinahe piratisch; Blau:
    aktiv; Schwarz: "Registrierte Piratenpartei" -- eine interessante,
    die klassische Farblogik eleicht verkehrende Ordnung. Das anarchisch
    Schwarze ist das Registrierte, wobei das Graue das noch unbestimmt
    dumme Unpiratische ist. Vermutlich gibt es am Horn von Afrika, dort
    wo laut piratenpartei.de noch alles grau ist, mehr Piraten als im
    tiefschwarzen Deutschland. Oder sind die artifiziellen Monopole die
    eigentlichen Piraten?
    http://piratenpartei.de/navigation/partei/piratenparteien-weltweit
    [19.06.2009]


Patente wurden fuer den Innovationsanreiz geschaffen.

Ja? War das so? Oder war es umgekehrt? War nicht erst die Innovation da
und dann der Diebstahlschutz? Nein? Ganz schoen potent diese Patente,
was? Eine Idee kann eine ganze Wirtschaft in Gang bringen. Gegen patente
Patente ist also nichts zu sagen? Sie muessen nur befreit werden, aus
ihrer Zwangsjacke, die ihnen von kranken Grossverdienern angelegt wurde?
Aber gegen ein bisschen Generalueberholung[1] ist nichts zu sagen. Ist,
wenn "Wir [...] Patente auf Lebewesen und Gene, auf Geschaeftsideen und
auch auf Software einhellig ab[lehnen], weil sie unzumutbare und
unverantwortliche Konsequenzen haben, weil sie die Entwicklung der
Wissensgesellschaft behindern, weil sie gemeine Gueter ohne
Gegenleistung und ohne Not privatisieren[2] und weil sie kein
Erfindungspotential im urspruenglichen Sinne besitzen" das Patent
angegriffen oder seine Ins-Recht-Setzung, also das Gesetz? Oder wurde
damit der Angriff auf die "Wissensgesellschaft" angegriffen oder wird
die Privatisierung angegriffen? Sind Lebewesen, Gene, Geschaeftsideen
und Software das Gleiche oder sind davon Panzer und Broetchen
ausgenommen? Wo faengt das Monopol eigentlich an? Beim Patent auf eine
Software im Broetchen oder schon beim Backofen? Ist nur urspruengliches
Erfindungspotential gutes Gut und ist das Patentrecht nicht auch eine
Erfindung, da sie ja einmal "geschaffen" wurde? Wieso ist Software
ausserdem ein gemeines Gut, sprudelt es wie Oel aus dem Boden, ist es
wie Luft in der Umwelt oder Wasser aus der Quelle, die Grossstaedtern
laengst enteignet wurde?
_________________________
[1] http://piratenpartei.de/navigation/politik [20.06.2009]
[2] Welche Konsequenzen? Ist der Wasserhahn im Slum von Berlin
    (demnaechst) auch dem Thema Patent wuerdig? Darf man mit Not
    privatisieren?


Wir sind gegen Markenpiraterie![1]
_________________________
[1] http://jungle-world.com/artikel/2009/25/35304.html [18.06.2009]


The Pirate Bay ist gut, und gut.

Singt im Film _Steal this film_ nicht Can "Why must I be the thief?"[1]
Was ist das fuer ein Verhaeltnis? Hat textz.com (erwaehnt im Abspann als
Sebastian Luetgert, Film und Godard-Fachmann ;) ) The Pirate Bay
schlecht beraten? Der liebe Gott wirds uns nicht sagen, warum wir Diebe
sein muessen. Es gibt kein allgemeienes Recht auf Diebstahl. Das Recht
zu stehlen (zum Beispiel Lebensarbeitszeit) hat im Kapitalismus nur der
Gewaltinhaber, das ihm per Gesetz und dem dahinter stehenden
Gewaltmonopol (ist dieses kuenstlich?) zugesprochen wird. Dieses
'natuerliche Recht', das in der Neuzeit unter dem Zwang der
oekonomischen Entwicklung, die Verhaeltnisse von Produktion und Tausch
vom Restfeudalen und Patriziertum befreite, gilt den Neo-Piraten als
Monopol. Urheberecht, Patente -- verstanden als Diebstahl weil
Privatisierung von Wissen -- seien aber inflexibel geworden, wuerden nur
noch zur Blockade konkurrierender Firmen eingesetzt, bremsten die
Forschung[2] und muessten wiedereinmal "befreit" werden. Das hat also
dann einen "stimulierenden Einfluss auf die gesamte Wirtschaft und
Gesellschaft"[3]?
Ist das der zu Wort gekommene Widerspruch von potentieller (oder sollte
man mit allen Internet-Spezialisten im Bundestag/Reichstag von
virtueller) Produktivkraft (sprechen?) und tasaechlicher
kapitalistischer Produktionsweise? Sprengkraft. Auch wenn in der
Schlusssequenz des nie zu stehlenden Films[4] alles in Zeitlupe
explodiert und die Karten danach vielleicht neu gemischt werden sollen,
wer mischt sie? Zum Verhaeltnis von Piraten und Neo-Piraten muss an
dieser Stelle noch mehr folgen. Zum negativen Kult der Kriminalisierung
durch die Kriminalsierten selbst ebenfalls. Kennt jemand den zweiten
Teil/die zweite Version von _Steal this film_? Wird darin die Passage in
der die Villa zuerst explodiert nicht 'unterschlagen'? Bleibt es beim
abstrahierten Kuehlschrank, der mit seinem Inhalt (Toastbrot, Huehnchen)
in die Luft geht, weil das dem, von Antonioni ironisierten[5], Traum von
der Hippie-Utopie besser entspricht? Versucht The Pirate Bay diese
Utopie wieder einzuholen und zu verjuengen? Oder ist es Zitat und
kritische Referenz? Jedenfalls, ueber die Server von
http://piratbyran.org finde ich nicht immer das, was ich brauche,...
aber gut.
_________________________
[1] "Oh Lord, please won't you tell me / Why must I be the thief". Von
    Veroeffentlichung _'DELAY' 1968_, aufgenommen 1968/69,
    veroeffentlicht (1981). Malcolm Mooney sang damals, heute ist er
    kein lyrischer Dieb mehr, sondern Professor fuer Kunst am Wentworth
    Institute of Technology-Boston
    (http://www.malcolmmooney.com/bio4.html) [20.06.2009].
[2] "Patent-Realitaet"
    http://www.piratenpartei.de/navigation/politik/patente [20.06.2009]
[3] "Was wollen die PIRATEN?"
    http://www.piratenpartei.de/navigation/politik/politik-faq [20.06.2009]
[4] Weil er unentgeltlich nur gegen DSL und Laptop und Strom
    herunterladbar ist und nur einige Passagen aus Michelangelo
    Antonionis Film _Zabriskie Point_ (1970) wirklich (wirklich?)
    gestohlen erscheinen. In der Schlusssequenz dieses Films schreit
    Roger Waters in "Come in number 51, your time is up" (1969) von Pink
    Floyd als ewiges Konsumopfer; 10 Jahre spaeter schreit Waters
    immernoch, auf _The Wall_. We don't need no Copyright ... damm da
    damm, di daa damm ... We don't need no thought control
[5] In _Zabriskie Point_ waelzen sich Liebende im Dreck der trockenen
    Wueste am Viewpoint "Zabriskie Point", einer bizarren andersartigen
    Mondlandschaft mitte auf der Erde, in die man ueblicherweise nur
    hineinschaut.


Geld stinkt nicht, auch wenn es braun ist.

Ist die Piratenpartei nicht die Piratenbucht? Um Verwechslungen
vorzubeugen: Ist ein Auto ein Server, der von Carl Lundstroem bezahlt
wurde?[1][2][3] Geht es Dir ums Dissen, Susi?
_________________________
[1] http://www.flickr.com/photos/cribbzter/3553989617 [20.06.2009]
[2] http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,480972,00.html
    [06.05.2009]
[3] http://zuender.zeit.de/2008/15/interview-peter-sunde?page=3
    [20.06.2009]


Update, Upgrade, Aktualisierung!

Nein, es geht mir nicht nur ums Dissen. Es geht um die neue liberale
digitale Welle, wie sie mit dem Film _23_ (etwas ueber-)illustriert
verschwoerungstheoretisch wurde und mit Wau Hollands alternativem
Unternehmertum sich eben unternehmerisch gab.[1] Die Richtung dieser
Welle scheint sie nicht eine anti-materialistische zu sein, die auf eine
Art Dienstleistungsgesellschaft setzt in der Art "der Strom kommt aus
der Steckdose"? Also, kann man sagen, dass diese Leute mit einer
Anschauung der Zusammenhaenge arbeiten, die politisch stark fokussiert
ist auf den Konsum, die Distribution und die Produktion nur den
Konzernen zuspielt und diese auch noch als ledigliches Profitproblem?
Obwohl den Pirate Bay-Leuten und den Piraten Parteigaengern klar sein
muesste, dass Server und Leitungen gigantische Materialmengen bedeuten,
deren Entwicklung auf Generationen der industriellen Fertigung
zurueckgeht. Konzentrieren sie die Frage nicht nur naiv, sondern eben
libertaer und buergerlich auf die Fragen der Idee (Deutschland war 2006
glaube ich ein ganzes "Land der Ideen") und der Kunst, die sich daran
anschliesze?[2] Ist damit nicht Frage des General Intellect beruehrt?[3]
Zitat: "Peter Sunde[4]: Die Kulturindustrie muss eben neue Wege finden,
um mit ihren Produkten Geld zu verdienen. Zum Beispiel koennte man Leute
fuer eine monatliche Gebuehr alle Filme herunterladen lassen, die sie
sehen wollen. Der Konsument bezahlt dann nicht mehr fuer den Film
selbst, sondern dafuer, dass ihm dieser unkompliziert und in guter
Qualitaet zur Verfuegung gestellt wird. So ein Angebot faende ich
super." (http://zuender.zeit.de/2008/15/interview-peter-sunde?page=2
[20.06.2009]) Hat The Pirate Bay irgendetwas gegen Tausch einzuwenden?
Gegen Geld und Bezahlsysteme sind sie jedenfalls nicht, solange diese
"unkompliziert" sind, oder? Stammt ihre kleine Ideologie aus ihrer
schwedisch abgesicherten Sozialisierung?
Aber es geht eben auch um die Koalitionen, die heimlichen und die
offenen. Wenn die Computer-Piratenbucht wie eine Landkommune in den
1970ern (wirklich und konsequent) von der Insel traeumt, wo sie den
BitTorrent-Service ungestoert aufziehen kann, dann stinkt kein Geld.
Aber, obwohl es ja keine moralische Farbe hat, das Geld, ist die
politische Art der Finanzierung doch immer interessant. Ist es nicht
interessant, wer sich fuer diese, wenn man so will linke Aktualisierung
der buergerlichen Ideologie unterstuetzend interessiert? Ist es eine
Aktualisierung? Kann es eine sein, die links ist, weil sie sich gegen
Profite positioniert, aber eine die buergerlich ist, weil sie sich
lediglich dagegen wendet und nur bessere Formen des Tauschs aufbauen
helfen will, sich also gegenueber Refomern nicht abgrenzt?
_________________________
[1] "Jeder Mensch ist ein Unternehmer"
    http://www.n0name.de/news/news38.txt [20.06.2009]
[2] http://zuender.zeit.de/2008/15/interview-peter-sunde?page=1
    [20.06.2009]
[3] Dieter Schloenvoigt von der Rosa Luxemburg Stiftung behauptet in
    seinem Tagungsbeitrag "General intellect" allen Ernstes, dass Wissen
    und Information eine neue Kategorie (er schreibt von einem "Faktor")
    darstellen, die neben den "Faktoren[!] Arbeit, Boden und Kapital"
    zentral fuer den Wohlstand einer Gesellschaft geworden sei. So als
    ob geistige Arbeit nicht bereits in der Lohnarbeit subsumiert sei.
    Es handele sich, so Schloenvoigt, um eine "neue Beziehung zwischen
    Wissen und Eigentum". Nicht der Buerger sei Eigentuemer seines
    Wissens "sondern das Unternehmen". Insgesamt geht es solchen
    Aussagen um eine Ausschluss-/Einschluss-Diskussion und um eine vom
    Staat gegen die Konzerne einzufordernde Verteilungsgerechtigkeit,
    das heisst "Zugangsmoeglichkeiten zu Wissen und Information.
    http://www.rosalux.de/cms/index.php?id=6305 [20.06.2009]
[4] Mitbegruender von The Pirate Bay.


Die Generation C64 geht der Politik verloren.

Das kann passieren, meint Joerg Tauss (SPD), und muss verhindert werden,
sonst geht damit deren Kreativitaet Kreativitaet Kreativitaet verloren.
Standortpolitik? Das sagt, auf der Suche nach einer "jungen und
modernen Buergerrechtspartei"[1] der moeglicherweise bald erste "Pirat"
im Parlament der BRD (laut der Piratenpartei ist er bereits am 20.6.09
beigetreten). Dazu eine Meldung:

"Bundestagsabgeordneter Tauss aus der SPD ausgetreten

Aus Protest gegen das vom Bundestag verabschiedete Gesetz zur Sperrung
von Kinderpornographie im Internet ist der SPD-Abgeordnete Tauss aus der
Partei ausgetreten. Wie der Politiker in Berlin erklaerte, will er nun
Mitglied der Piratenpartei werden, die vorwiegend für die Freiheit des
Internets kaempft. Tauss, gegen den wegen Besitzes und Verbreitung von
Kinderpornographie ermittelt wird, war fast 40 Jahre in der SPD. Seit
1994 sitzt er im Bundestag."[2] "Wir holen uns das Netz zurück ;-)"[3].
Ein linker Abweichler? Ein libertaerer Austreter? Immerhin ist er gegen
das "Zugangserschwerungsgesetz", das den Kinderpornographen den Zugang
zum Internet versperren soll und in Wirklichkeit ein Zensurgesetz
darstellt.
_________________________
[1] http://www.tauss.de/index.php?nr=26398&menu=1&__tauss=2ce46233cee9763c689c5c2d19657240
[2] Deutschlandradio Newsletter, 18 Uhr Nachrichten 20.06.2009.
[3] http://www.tauss.de/index.php?nr=26299&menu=1&__tauss=2ce46233cee9763c689c5c2d19657240


Pirates of the Internets - Unite!

Von Johan Soederberg[1] liegt inzwischen eine Analyse der schwedischen
Piraten-Gruppen vor.[2] In seiner Kritik liest er die 'Bewegung' der
Schwedischen Piratenpartei (PP) und The Pirate Bay (TPB) sowei
Piratbyran (PB) quasi als Absaugmaschine subjektiv-politischer Kraefte
fuer, besonders bezogen auf TPB eine "new form of exploitation in
libertarian capitalism". Diese neue 'digitale' Form der ideologischen
Graswurzeltum-Ausbeutung sieht er offenbar als Grundlage fuer das nun
aktuelle hippe Modell neo-libertaerer Geschaefte. Obgleich er den
Wahlsieg der PP und ihren Einzug ins Europaparlament positiv berwertet,
weil so der Lobby getrotzt werde. Das wird sich als truegerisch
erweisen. Nicht nur, weil eine Lobby blosz antagonistisch gegen die
andere steht. Sondern auch deshalb, weil an dieser Stelle dem
parlametarischen Vorgehen zuviel (illusorisches) Gewicht gegeben wird.
Ueber die Legitimitate legaler Mittel gegen das kapitalistische System
kann man streiten. Doch wie kann man die Bewegung diskrediteren,
gleichzeitig aber ihren parlametarischen Fluegel gutheissen, wenn dieser
seine personalen Wurzeln unter anderem in der rechts-liberalen
schwedischen Folkpartiet hat, wie Johan Soederberg selber ausfuehrt?
Einerseits geht Soederbergs Vorwurf nicht ueber das ausmachen von
Geschaeftemacherei hinaus, andererseits erkennt er klar, dass die
Bandbreite der "Piraten", die von links bis hin zu neoliberal reicht,
den Kern der Problematik im Bereich der im-materiellen Gueter,
programmatisch verkennt und verdraengt, naemlich den unaufgehobenen
Widerspruch von Arbeit und Kapital. Den die "Piraten" ja auch garnicht
aufheben wollen. Wollen sie ihn nur verbessern, korrigieren? Wollen sie
ihn zurueckfuhren in den verlorengegangenen Klassenkompromiss bei
besserer Entlohnung der Kleinproduzentinnen und neu gesicherten neuen
Revenuen fuer Kleinkapitalisten, die weder links noch rechts kennen,
sondern nur Buergerfreiheit? Freiheit, Gleichheit, Anti-Bentham? Und
folgen sie damit nicht dem Modell der Sozialen Marktwirtschaft unter
flexiblen, netten, sexy piratischen kapitalistischen Bedingungen?
_________________________
[1] http://www.sts.gu.se/english/staff/soderberg_johan
[2] Als englischsprachige E-Mail auf der Mailinglist nettime.
    http://www.nettime.org/Lists-Archives/nettime-l-0906/maillist.html
    Der Direktlink ist am 21.06.2009 aus redaktionellen oder
    technischen (?) Gruenden der nettime noch nicht moeglich. Suche im
    nettime Thread "nettime-l Jun 09 by Thread" (Hyperlink oben) nach
    "Subject: <nettime> Pirates of the Internets - unite!" Die
    vollstaendige E-Mail von Johan Soederberg unten im Anhang (mit
    Umlauten, vom Original ausgehend leicht umformatiert).

Subject: <nettime> Pirates of the Internets - unite!
.
.
.


* Frequently Questioned Answers

Aenderungen vorbehalten!


Susi Meyer




Anhang



Date: Sun, 21 Jun 2009 13:16:23 +0200 (CEST)
From: Johan Söderberg <johan.soderberg(at)sts.gu.se>
To: nettime-l(at)kein.org
Subject: <nettime> Pirates of the Internets - unite!


With 215,000 votes in the European election from the Swedish precinct,
the Internet pirates have winds in their sailes. Miltos asked in a
previos posting on this list if similar parties will now spawn in other
EU electorates. In the ligth of his question, it can be interesting to
note that the two major events which angered people in Sweden to point
that they casted their votes for the Pirate Party (PP), had only scantly
to do with EU intellectual property directives.

The first major cause of anger was a law proposing to extend military
surveillance from radio communication to include Internet trafic. The
operation is located at "Försvarets Radioanstalt" (FRA) i.e. a branch of
Swedish military intelligence. Supposedly, the FRA is only going to
eavesdrop on electrons crossing the Swedish border, but, a message sent
from one computer in Sweden to anohter and passing through a server in a
foreign country will be subject to FRA snoopers. The law originates in
the department of defence and had nothing to do with the EU political
machinery, though in the future, for sure, it might converge with IP
enforcement. The two commonly accepted explanations as to why it was
proposed are, firstly, that the staff at FRA are looking for new job
assignments when their old task of listening in on Russian radio
communication has lost its rationale, secondly, to gather information
about suspects which can be traded with foreign (US) security agencies.

The second cause behind the success of the Pirate Party is, of course,
the recent verdict against the founders of the Pirate Bay. The ruling
was very harsh, the four accused were sentenced to one year in prison
and roughly 3,000,000 euro in damage. Soon after the ruling the
legitimacy of the court case was questioned when it was found out that
the judge had ties with several of the people on the prosecution side
through their joint membership in three different intellectual property
organisations (Svenska föreningen för upphovsrätt, .SE-stiftelsen,
Svenska föreningen för industriellt rättsskydd) The purpose of the first
group is to inform professionals working with intellectual property
rights about developments in their field, and the second group
administrates the Swedish Internet domain. While the judge's membership
in these two groups might have been entirely legitimate, something
different has to be said about the last organisation, since it actively
lobbies for stricter IP laws. After that debacle, the public image was
firmly establisehd that the court ruling against the Pirate Bay was not
something emanating from the general will of the people and embodied in
national legal institutions, but rahter was executed by corporate
America with the Swedish state as its proxy. Hence, just as when the
euro-sceptical political party "Junilistan" won a seat in the last EU
election (now it will be replaced with PP), one might suspect that an
element of nostalgia over lost national sovereignity contributed to this
outcome.

The other question raised by Miltos' posting is what the political
significance could be of the recent success of the Swedish pirate
movement? The title of his posting, "all pirates of the internets -
unite!" suggests how this movement has often been received abroad. After
the EU-election, I got cheerful emails from friends and activists in the
anti/alter-globalisation movement on the continent who perceived the
success of the Swedish pirates as a victory for their broader, political
agenda. From inside the borders, however, the link between the
traditional left and the pirates is not so straightforward. Before I say
anymore on this point, I should underline that it nevertheless is a good
thing that the Pirate Pary now enters the EU parliament. European and
national legal authorities and the industry lobbyists will have a harder
time to portray their political opponents as mere thieves subject to law
enforcement. With this victory, the intellectual property question has
decisevly moved in to the charmed circle of liberal, parliamentary
deliberation. While that is important in many respects, in my opinion,
it is insufficient to win the appraisal of a critical, leftist public.
The ideology of the representatives of piratedome needs be weighten in
in an account of the political significance of Internet piracy.

Since there is no single body representing the Swedish pirate movement,
my account of the political ideas of its different branches are
necessarily an approximation. That is particularly true of the
grassroots members, milions and milions of filsharers who rally, like so
many other cohorts in consumer society, behind the demand for lower
prices. It is a safe guess that the majority of them are at best dimly
aware of the political ideas attached to piracy. Still, without the mass
violation of copyright law enacted by these people for opportunistic
reasons, the political relevance of the spokespeople of piratedome would
have been null. The active members championing piracy can be divided
into three main forks, the parliamentary fraction, i.e. The Pirate Party
(PP), the organic intellectuals of the blogosphere with Piratbyrån (PB)
as a main hub, and the entreprenueral fraction, The Pirate Bay (TPB).
Here it becomes meaningful to talk about shared, ideological
convictions, even though it requires of us to read the pirate movement
against the grain of its own self-epresentations.

The millennial-political dreams attached to the Internet as a whole in
the 90's came to an abrupt end with the IT-bubble. During the first half
of 00's, an echoe of those dreams lingered on but in the more restricted
domain of the blogosphere. Piratedome has given new lease to these two
receding waves of hype, and, subsequently, shares many of the same
defaults. Perhaps the pirate movement can be said to differ on one
crucial point, namely in having re-discovered antagonism in
cyberpolitics. To adress Geert Lovink and Ned Rositer recent posting on
this matter: The court case against TPB demonstrates how antagonism
springs forth from the plesure principle once the social network goes
bit-torrent on private property. However, the heritage of the Swedish
pirate movement in the dot-com universe shines through in that the
spokespeople of piratedome deny that the conflicts in which they are
involved has anything to do with ownership, accumulation of capital, and
the like. This is the bottom line of the often repeated statement of
faith: That the politics of piracy cuts along an entirely different axis
than the (now out-dated) division between left-right.

That this hypothesis has purchase in the first branch of the Swedish
pirate movement, i.e. the Pirate Party, can easily be tested. Before and
after the EU-election, the forefigures of the  party have stated in
interview after interview in Swedish newspapers that they do not side
with any established, political coalision. Trying to claim the middle
ground of the electorate is a common, parliamentary tactic in the
post-"third way" era and the same move has previously been attempted by
other newly established political parties in Sweden (the green party,
the feminist party) In those earlier cases, the claim rang hollow
because of a clear leftist demography in the member base. The PP seems
to differ, however, in that the claim about having advanced beyond the
left-right divide is, as far as I can tell, widely believed in by both
the leaders and the members. Putting it less generously, the agnostic
attitude in regards to left-right issues is not just required of the PP
in order to win key votes on the margin, it has also become a necessity
for holding together its loose aliance of supporters with convictions
ranging from neo-liberal to socialist. If PP can serve as a template of
political movements to come, then it seems that the possibility of
adressing contested class interests in the future hinges on that those
issues are reformulated in a technocratic language purged from leftist
alarm words. In spite of this, however, one cannot fail to notice that
the first and the second man in command of the PP, Rick Falkvinge and
Christian Engström, both have a former engagement in the libertarian and
liberal right. The party leader, Rick Falkvinge, was formerly a member
of the youth organisation of the Swedish conservative right (Moderata
Ungdomsförbundet) but left the organisation because the party was in his
opinion too much "social liberal", and he is still calling himself an
ultra-capitalist. Christian Engström, who is the person most likely to
be sent to Brussels, is a drop-out from another centre-right liberal
party (Folkpartiet).

As for the second arm of the Swedish pirate movement, i.e. the
blogosphere, it is harder to give a precise reading of its political
colour from the cacophony of opinions. Anyway, having now followed the
discussions over a period of five years, my impression is that among the
blogs which carry heavy trafic and have high visibility, they either
claim to have surpassed the right-left divide altogether (often
expressed in the Deleuzian sound-bytes that were in vouge on the
contintent in the 90's and chastised by Richard Barbrook in his essay
'The Holy Fools'), or they openly announce an, often idiosyncratic,
neo-liberal interpretation of the world. Pro-pirate blogers with leftist
sympathies have become more vocal in the last few years. But it is fair
to say that the political left has been marginal (and marginalised) in
formulating the agenda of the pirate scene in Sweden, quiet unlike some
other countries on the European continent where the copy-fight discourse
has been influenced by autonomist terminology (general intellect,
post-fordism, etc).

Finally, as concerns the core team behind the Pirate Bay, if judged by
their own statements, one of them, Gottfrid Svartholm Warg, has declared
himself a supporter of the Ayn Rand-ish the Classic liberal party,
another, Peter Sunde, is a recent member of the green party, while the
third is awovedly apolitical. Then there is of course the financial
backer, Carl Lundström, whose coulours are quite clear from his generous
donations to far right, anti-immigration parties in Sweden. I grant that
this latter point has been stretched beyond the breaking point by the
mass media, quite possibly as a guilt-by-association strategy to tar the
more fundamental questions at stake. The lasting impression is rather
that the entrepreneurs behind TPB service have not much looking like a
political conviction at all, not even in matters of intellectual
property. When two authors, Anders Rydell och Sam Sundberg, recently
published a book about the Swedish pirate movement, they used the TBP
logotyp on the front cover, a pirate ship. It provoked an idignant
response from Peter Sunde who felt that their trademark had been
violated. History repeats itself. Once upon a time, Shawn Fanning tried
to prevent a fan from selling T-shirts with the Napster logotype (a cat
with headphones). This political adventure sailes on a gigantic wave of
opportunism, from the apolitical consumers downloading music only to get
things for free, to the equally apolitical administrators of the
service. The safest bet about such an endevour is that while many are
working hard to campaign the issues at stake, someone else is going to
be laughing all the way to the bank.

Hence, the statements of political fidelity only tells us so much, and,
at the final instance, the analysis has to home in on the position of
piracy, and, more specifically, The Pirate Bay, in advanced, liberal
capitalism. The revenues made from advertising on the TPB website
remains clouded in mystery. An estimate by the major Swedish newspaper
Svenska Dagbladet in 2006 was about 10,000 euros each month, a sum
likely to have increased considerably with growing media exposure. The
prosecution estimated in 2008 that the venture made 3,000,000 dollar in
profit annually, based on internal e-mail communication between the
three entrepreneurs and their agency in Israel. What is interesting here
is that for a long time, the folk behind TPB pretended that they were
not making any profits at all from their service. They portrayed the
venture as an grassroots movement motivated on ideological grounds.
Indeed, until the disclosure in news media of the fact that large
profits were made from advertisments, TPB was asking their supporters
for donations, and, according to their own estimates, they earned about
600 euros a month in this way.

My pessimistic reading of the situation is, then, that TPB, just as with
earlier instances of profit-making filesharing services harking all the
way back to Napster, must be seen as experiments of a new form of
exploitation in libertarian capitalism. While established companies are
trying to reinvent themselves into sects (corporate cultures etc), TPB
eats away from the other end of the rope, it is a grassroots movement
in-becoming a profit-making venture. Under the jolly roger, it can milk
the subjectivity of its followers/labourers like no
corporate-culture-enhanced firm possibly could hope for. The filesharing
network has brought the "attention economy"-business model of "free
content, free labour" to its apex. The distribution of revenues in TPB
between capital (the entreprenuers + the agencies administrating the
advertising service + the ISP companies) and labour (the labour power of
the artists plus the audience power of the filesharers, with a nod to
Dallas Smyhthe) is truly prophetic and probably outdoes even the current
IP system in producing inequality.

The "organical intellectuals" of the pirate movement have been reluctant
to enter into this kind of discussion (the exception are those few who
declare themselves as belonging to the political left). Ironically,
given the common claim in the blogosphere that it is providing a
democratic, decentralised mode of journalism more resistant towards
censorship than the old, centric forms of news meda, information about
the profits made by the TPB entrepreneurs did not travel very fast in
the blogosphere. News about it resided for about two weeks in the
outskirts of the commentary fields until one major newspapers (Svenska
Dagbladet) got scant of the information. This reflects back on the claim
that the pirate movement stands beyond the right/left divide. What it
says is basically that questions about intellectual property, the
Internet etc. are detached from the main point of contestation between
the right and the left, i.e. how economical resources in society should
be distributed. But this statement is nothing but a variation of the
notion of "the death of ideologies", a rhetorcial concept which has been
touted by the right since the 1950s and 1960s. It is here remerged once
more, precisely in order to avoid the problematic at the heart of the
intellectual property question, namely: how the economic gains made in
the industry from the introduction of information technology should be
distributed in society between capital and labour.

Johan Söderberg


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(Erscheint vollstaendig vermutlich im n0name newsletter #150.)