[rohrpost] paraflows 09 - URBAN HACKING
Sebastian
sebastian.loewe at googlemail.com
Die Sep 8 18:43:36 CEST 2009
"urban hacking" - ich finde den titel und das konzept problematisch. der
zusammenhang zwischen dem realen raum der stadt und dem internet bleibt
im ausführlichen konzept auf der website fragmentarisch (das thema
überwachung soll eine brücke sein) - die behauptung der "weltstadt
internet" eben eine metapher und eine behauptung. ebenso wie der begriff
"hacking", der gemeinsamkeiten in der kuturellen praxen von "politischem
Aktivismus, subkultureller Praxis, Kunstszene und studentischem wie
theoretischem Milieu" behauptet und die forderung nach "dem subversiven
Potential medialer Praxis" mit dieser behauptung kurzschließt.
"So gelingt es ihnen [den Hackern] bisweilen, die in der Omnipräsenz
unsichtbar gewordenen machtvollen Zeichen und Symbole zum Vorschein zu
bringen, die die gesellschaftlichen Räume durchherrschen. Indem diese
beschädigt, hervorgehoben und rearrangiert werden, können sie aus dem
Gesellschaftsnatur gewordenen Zusammenhang gelöst werden. Und sie können
anders und neu reden, zum Beispiel darüber, wie sich der öffentliche
Raum konstituiert, welche Class-, Race- oder Genderpositionen sich dort
sedimentieren und manifestieren."
die realität sieht anders aus. die meisten "medienkunst"-projekte
affimieren herrschaftstrukturen (beispielsweise in form der
ausstellungshierarchie) und bedienen genre-verliebt technikutopien, die
meisten street artists beispielsweise sind männlich und halten an
prokapitalistischen praxen fest (siehe dazu: anne elizabeth moore:
"branding anti-consumerism: the capitalistic nature of anti-corporate
activism" in: "Realizing the Impossible: Art Against Authority"), die
writer-szene vertritt fast ausnahmslos reaktionäre geschlechterrollen
(die grenzen zur porno-industrie sind fließend).
ein blick ins programm verrät zudem, dass auch lenin ein urban hacker war!
grüße
sebastian löwe
Guenther Friesinger schrieb:
> paraflows 09 - Festival für digitale Kunst und Kulturen – URBAN HACKING
> 10. bis 20. September 2009
>
> Festivaleröffnung / 10.09.2009, 19 Uhr
> Containerinstallation, Karlsplatz/Resselpark
> Nähe Otto Wagner Pavillon, Straßenbahnhaltestelle Karlsplatz
>
> http://maps.google.com/maps/ms?ie=UTF8&msa=0&msid=110085149966494054901.00047256007d7ace8c1ab&source=embed&ll=48.200061,16.371393&spn=0.00532,0.013937&z=17
>
> Die Stadt Wien steht in langer Tradition von Intervention und Aktion im
> öffentlichen Raum. Das vierte paraflows Festival knüpft mit dem
> diesjährigen Thema URBAN HACKING an die Auseinandersetzung mit dem
> öffentlichen und urbanen Lebensraum an. Zugleich beleuchtet paraflows 09
> die Rolle der digitalen Medien bei der Erforschung, Hinterfragung und
> Gestaltung von städtischer Infrastruktur.
>
> Ausstellung URBAN HACKING
>
> Eine eigens für paraflows 09 konzipierte, temporäre Containerlandschaft
> auf dem Karlsplatz bietet Raum für die Ausstellung URBAN HACKING, sie
> bildet gleichsam einen Knotenpunkt zwischen Künstlerhaus, Karlskirche und
> project space, vereint Geschichtsträchtiges und Zeitgenössisches. Über 30
> nationale und internationale Positionen der digitalen Kunst und Kulturen
> sowie angrenzender künstlerischer Strategien beleuchten aktuelle und
> ältere Tendenzen der Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum.
>
> Gezeigt werden Projekte zur Nutzung und Intervention, zum Hacking und zur
> Bespielung von urbaner Öffentlichkeit. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den
> Möglichkeiten, die „urban hacking“ zur Neugestaltung des öffentlichen
> Raums bietet.
>
> Das Netz als öffentliche Infrastruktur mit seinen individuellen
> Ausstülpungen, Möglichkeiten und Mechanismen ist mittlerweile ein
> wichtiger Bestandteil von gesellschaftlicher Kommunikation und hat den
> öffentlichen Realraum um den Hyperraum erweitert. Wie sich diese
> parallelen Realitätsebenen organisieren und welche Bewegungsfreiheit dem
> Individuum zur Verfügung steht, ist eine der Fragestellungen von paraflows
> 09 URBAN HACKING.
>
> Symposium URBAN HACKING
> Cultural Jamming Strategies in the Risky Spaces of Modernity.
>
> Das dreitägige Symposiumssprogramm gliedert sich thematisch in die
> Schwerpunkte Urban, Hacking und Risiko. Das Panel Urban thematisiert die
> Stadt als kulturellen Austragungsort, während das zweite Panel Hacking
> Herkunft, Strukturen und Möglichkeiten des vielschichtigen Begriffs
> „Hacking“ untersucht. Der abschließende dritte Tag widmet sich dem Thema
> des Risikos - so etwa der künstlerisch und philosophisch motivierten
> Grenzüberschreitung – und wirft nicht zuletzt einen Blick auf
> genderspezifische Fragen im gegebenen Kontext. Das Symposium fungiert auch
> als Bindeglied zwischen Ausstellung und workshop-Reihe; es wird von einem
> Film- und Theaterprogramm begleitet.
>
> Alle weiteren Informationen finden sich unter: http://www.paraflows.at
>
>