[rohrpost] Global Future: Globalität = aggregierte Lokalität? - - - ??
zorah mari bauer
listen-kunst at zorah-mari-bauer.de
Don Sep 17 19:03:42 CEST 2009
In gedanklicher Einstimmung auf das Globalfuture Camp Berlin, das morgen und
übermorgen (18. und 19.9.) in Berlin stattfindet... Und in der Hoffnung,
dass die Welt dort nicht mehr nur global verstanden wird, denn das wäre nur
die halbe Wahrheit... Aus diesem Anlass habe ich heute nochmal Katharina
Mischer's und Thomas Traxler's künstlerisches Projekt „the idea of a tree“
reflektiert, das ich in der Preisträger Ausstellung „Hybrid Art“ des „Prix
Ars Electronica 09“ kennengelernt habe. In ihrer Arbeit zeigen die Künstler
auf, wie globalisiertes Denken und Handeln auf lokalisierbare Ansprüche
trifft.
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Wir sind der Ort!
Rezension von Zorah Mari Bauer über Katharina Mischer's und Thomas Traxler's
künstlerisches Projekt „the idea of a tree“ und die Idee einer
„lokalisierten Industrialität”:
Die Künstler Katharina Mischer und Thomas Traxler (AT) erzeugen Wohnobjekte
der besonderen Art. Lampe, Hocker, Bücherbord – ganz alltägliche
Einrichtungsgegenstände lassen sie nicht etwa von Möbeldesignern entwerfen,
sondern von der Sonne.
Mit ihrem Projekt „the idea of a tree“ *(*Anerkennungspreis der Ars
Electronica 2009) stellen Mischer|Traxler einen autonomen Produktionsprozess
vor. Der spinnt von Sonnenaufgang bis -untergang ein Produkt pro Tag: Ihre
prototypische Produktionsmaschine startet automatisch früh morgens. Mittags,
bei Sonnenhöchststand, erreicht sie Spitzenwerte, und pünktlich bei
Sonnenuntergang ist das Produkt schließlich fertig.
„the idea of a tree“... Ganz nach der Idee der Bäume, die Information ihres
Wachstums speichern, kann man an Mischers und Traxlers fertiggestellten
(Kunst)Produkten zum Wohnen ablesen, wie die Sonnenintensität und die
Einstrahlung am Tag ihrer Entstehung war. Katharina Mischer: „Damit bekommt
das Produkt eine gewisse Lokalität, es wird wichtig wo diese Aufzeichnung
passiert ist.“ Ergo: Hat ein Ort viele Sonnenstunden, werden die Objekte
grösser. Ist die Sonne an dem Ort zudem heiss, werden die Materialien
entsprechend dichter und farbintensiver. Nach dieser Logik bringt der
industrialisierte Produktionsprozess nicht mehr uniforme Massenware hervor,
sondern Unikate.
„Das Projekt stellt die globalisierte Produktion infrage. Man kann nicht
mehr sagen, man produziert in China, weil es dort am billigsten ist. Dort
würden die Objekte ganz anders aussehen, als in Österreich", so Thomas
Traxler. "Das nennen wir ‚lokalisierte Industrialität‘, weil sich das
Produktionsland im Produktionsprozess wiederspiegelt.“
Die Arbeit von Mischer|Traxler zeichnet mit anmutiger Stringenz auch den
Konnotationswandel des Begriffs „localized“ nach. Hier befreit sich
Lokalität aus der ideologischen Umarmung von Musikantenstadl und Stammtisch,
Tradition und Brauchtum. Ohne diese explizit auszuschliessen... Denn das
wäre ja auch wieder ideologisch. Sie lassen den Ort einfach selbst sprechen.
Und was der hervorbringt, ist ein multidimensionales Produkt dessen, wie wir
an ihm wirken - wirtschaftlich, sozial, politisch und kulturell.
Wir sind der Ort!
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Fotos und ein Videointerview mit den Künstlern gibt’s in meinem Blog unter
http://blog.zorah-mari-bauer.de/
Katharina Mischer und Thomas Traxler „the idea of a tree“
http://www.mischertraxler.com/systems_concepts_the_idea_of_a_tree1.html
Globalfuture Camp Berlin 18.- 19. Sept. 09
http://www.globalfuturecamp.de/