[rohrpost] Sondersendung: Christopher Williams im DEGEM WebRadio

Andre Bartetzki andre at bartetzki.de
Don Aug 19 14:31:56 CEST 2010



SONDERSENDUNG -- SONDERSENDUNG -- SONDERSENDUNG -- SONDERSENDUNG --

„Radio Danièle“ - 74stündige Sondersendung im DEGEM WebRadio at ZKM


In Kooperation mit der Kunsthalle Baden-Baden startet Freitag Nacht,  
20.8.2010, um 00:00 Uhr ein interessantes Experiment im DEGEM  
WebRadio at ZKM. Es handelt sich um eine 74stündige Sondersendung mit dem  
Titel „Radio Danièle“ des amerikanischen Künstlers Christopher Williams.

Radio Danièle ist ein Radioprojekt, das Christopher Williams gemeinsam  
mit seinem Freund John Kelsey, einem Künstler und Kritiker, ins Leben  
gerufen hat. Die radiophone künstlerische Arbeit begann 2006 in  
Bologna, wo Williams eine Ausstellung vorbereitete. Der Name Radio  
Danièle bezieht sich zum einen auf Radio Alice, das in Bologna in den  
1970er Jahren bedeutend war und auf die französische Filmemacherin  
Danièle Huillet, die 2006 verstorben ist. So ist der Name auch als  
Reminiszenz sowohl an den Sender als auch an die Regisseurin gedacht.

Die 74 Stunden Material werden parallel zur Ausstellung in der  
Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden von zwei Radiosendern ausgestrahlt.  
Williams hat Freunde und Bekannte gefragt etwas beizutragen. Es sind  
Musikstücke sowie Vorträge zu hören, z.B. von Thurston More (Sonic  
Youth) oder dem Künstler Dan Graham. Petra Hollenbach hat selbst  
gemachte Werbespots von Audiokassetten aus der Teenagerzeit ausgesucht.

Die jeweiligen Beiträge sind mit Nummern gekennzeichnet die im  
Radioticker angezeigt werden. Die entsprechenden Listen mit Autoren  
und Titeln finden Sie im Newsletters zu der Sondersendung, den wir  
bereits am Donnerstag publizieren und online zur Verfügung stellen:
http://biblio.zkm.de/DegemWebradio/index.html 
http://www.degem.de/images/webradio_programm/webradio_programm.pdf




Radio Danièle wird außerdem in Blöcken zu zwei Stunden ausgestrahlt  
von Radio Echo, FM 88,4 MHZ  (ab 11.August 2.05-4.05 Uhr nachts).



Das Radioprojekt begleitet die Ausstellung von Christopher Williams in  
der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden mit dem Titel:

„For Example: Dix-Huit Leçons Sur La Société Industrielle (Revision11)“

Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden präsentiert im Sommer 2010 eine  
Ausstellung des amerikanischen Künstlers Christopher Williams (geboren  
1956 in Los Angeles). Die Ausstellung ist die Fortsetzung des 2005  
begonnenen Projektes „For Example: Dix-Huit Leçons Sur La Société  
Industrielle“ und ist die zehnte Revision der Ausstellung.

Williams, Absolvent des berühmten California Institute of the Arts  
(CalArt), studierte bei John Baldessari und Douglas Huebler und ist  
heute Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Er zählt zu den  
wichtigsten Vertretern der zeitgenössischen konzeptuellen Kunst. In  
seinen Arbeiten steht das konzeptuelle Gerüst der Studiofotografien im  
deutlichen Gegensatz zu deren formaler Umsetzung. Denn im Unterschied  
zu den Vertretern der ersten Generation von Konzeptkünstlern ist es  
bei Williams nicht nur die künstlerische Idee, die ein Kunstwerk  
konstituiert. Er legt sowohl großen Wert auf die bildnerische Qualität  
seiner Arbeiten als auch auf die technische Präzision bei der  
Inszenierung und Umsetzung seiner Bilder.

Wie für viele andere Künstler seiner Generation ist für Christopher  
Williams die Frage nach der Bedeutung des Bildes in unserer von Medien  
geprägten Gesellschaft von zentralem Interesse. In welcher Weise diese  
ästhetischen Konventionen und deren Vermittlung auf unser Verständnis  
von Realität wirken, untersucht er in Installationen, Performances und  
Videos, vor allem aber in Fotografien. Seit Ende der 1980er-Jahre  
greift Williams zumeist auf bereits bestehende Bilder oder Motive  
zurück und nimmt Anleihen aus Kultur, Werbung oder Film – bevorzugt  
aus zurückliegenden Dekaden. Williams wählt seine Motive selbst aus.  
Diesem subjektiven Akt der Bildfindung folgt jedoch durch das Abtreten  
der Autorschaft an professionelle Werbe- oder Modefotografen dann der  
Versuch, ein möglichst objektives Bild zu schaffen. Sachlich  
distanziert und vor einem neutralen Hintergrund im Bild isoliert,  
werden diese Aufnahmen von Tieren, Pflanzen, Industrieprodukten, aber  
auch modernistischen Architekturen und Menschen bei größter Arkribie  
umgesetzt.

Im Gegensatz jedoch zu der technisch wie ästhetisch auf Perfektion  
zielenden Werbefotografie sind sie oft mit kleinen, kaum wahrnehmbaren  
Makeln oder Störmomenten behaftet. Der Künstler wird zum Regisseur, er  
inszeniert die Bilder und lässt sie dann in teilweise kaum mehr  
gebräuchlichen Verfahren wie dem Silbergelatine- oder Dye-Transfer- 
Print abziehen. Ein wichtiger Bestandteil des Werkes sind bei  
Christopher Williams auch immer die Titel. Diese bestehen zumeist aus  
einer pedantisch anmutenden Auflistung, die alle Informationen über  
den abgebildeten Gegenstand enthält und nur teilweise dechiffriert  
werden kann: Angaben zum fotografierten Objekt, der Name des  
Fotostudios, Datum, Material und Prozess. Der Name des ausführenden  
Fotografen bleibt dagegen meist im Dunkeln. So ist der  
Ausstellungsbesucher stets gefangen zwischen dem Betrachten „schöner“  
Fotografie und den Betrachtungen eines Künstlers über Fotografie: eine  
reflektierte Gratwanderung zwischen Historie und Zukunft dieses  
Mediums ohne jede Nostalgie.

Programm zur Ausstellung:
http://www.kunsthalle-baden-baden.de/Ausstellungen/Aktuell/williams-programm.pdf