[rohrpost] Re: Radiosendung "Arbeitsbilder im Postfordismus" online
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Matze Schmidt
matze.schmidt at n0name.de
Don Jul 1 15:27:07 CEST 2010
Hallo, und
> Radiokolleg -"Kommunikation statt Kommando?
sorry, aber -- knapp gesagt -- da* ist nichts Neues und leider schon
garnichts wirklich Erhellendes zu erhoeren aus den MP3-Long-Snipptes.
Detlef Hartmanns "Post-Fordismus"-Erklaerung ist nur die negative und
doch unkritische Wiederholung von u.a. Negris "Empire", welches Hartmann
doch selbst kritisierte** -- oder liegt hier Verwechslung vor? Schon
1880 wurde soziale Kompetenz ausgebeutet (wie auch anders haette es
gehen sollen, wie kann ein Hammer benutzt werden ohne sozial zu wissen
wie?), die Operaisten sollten das wissen. Die vermeintlichen Epochen des
Kapitalismus sind damit nicht von der Hand gewiesen. Die Frage ist nur,
wie die jeweiligen Updates der Ausbeutungsmechanismen und die Anpassung
der Lebensfuehrung der Arbeiterinnen daran zu deuten sind.
Von Flexibilisierung aufgrund des Druck des Marktes zu reden, der an die
Arbeiter abgegeben werde, ist ein voellig verkuerzter
marktwirtschaftlicher Blick auf den Zwang der Kapitalien, die Loehne zu
senken, wenn Profite -- in ihrer grundsaetzlich steigenden Tendenz --
fallen (momentan) und so durch Lohnkuerzung (mit dem Ergebnis sog.
Nichtnormalarbeitsverhaeltnisse) dieser Fall der Profite der Konzerne
in deren Konkurrenz (Alle gegen Alle und technisch doch hoch koordiniert
also quasi vergesellschaftet) aufgehalten werden muss. Schlieszlich ist
die jetzt zu beobachtende Krise eine Ueberproduktionskrise, die das
inhaerente Problem des Kap.lism selbst ist, und nicht ein omnioeser
Druck des Marktes (Standortgerede).
Dass es "den Konzernen" um den "Maximalprofit" geht, ist eine
Banalitaet. Gut aber der Hinweis auf die faktische und in Debatten immer
wieder geleugnete (anarchische) Planwirtschaft der Firmen.
Der fem-Ansatz, dass die haeusliche Arbeit, als unbezahlte, den
Kapitalismus erst moglich mache, ist falsch. Da alle Reproduktion
der Arbeitskraft im Lohn enthalten ist, ja dieser eigentlich basal nur
die Reproduktion der Arbeitskraft ermoeglichen soll plus den Konsum der
nicht basalen Konsumgueter, die auf die Maerkte geworfen werden. Nach
G - W - G' sind Konsumgueter aber nur durch den Individualkonsum zu
nichten, damit weitere Produktion fuer G' stattfinden kann. Affektive
und intellektuelle Arbeit ist und war immer schon Teil der Mehrarbeit,
die den Wert fur G' erst moeglich macht. Das aendert nichts am
patriarchalen Charakter der Exploitation und die Forderung der
Lohnarbeit fuer Frauen ist logisch. Das wurde aber vor allem durch
die gut verwertbaren 'fraulichen' Kompetenzen geaendert.
Der Verweis auf die 'kreativere' 'selbstbestimmte' 'kulturelle' Arbeit
als Avantgarde der flexiblen Arbeiterinnen (siehe: ist ja wohl genau als
die Farce zu sehen, die den Background von -- ohne hier desavouieren zu
wollen -- Medosch ausmacht.
Vom "Fordismus", also Gramsci, auszugehen als Gesamtmodell der
kapitalistischen Produktions- und meinetwegen Lebensweise (also
Produktion + Konsum), um dann den Postfordism als Krisenmanagement des
Fordismus ideologisch repdroduziert zu setzen, ist die grosse Finte.
Mitte der 1970er war nicht der "Fordismus" in der Krise, also die
Binnenstruktur der Produktion (von Soziologen entziffert als das ganze
Leben) die dann sein "Post-..." zeitigte, sondern der Kapitalismus
selbst, und sein Massenkonsum mit. Wie koennte z.B. ein
"Post-Kapitalismus" noch heissen?
Von neuer "Prekarisierung" zu reden ist ebenso falsch, da jedes
Arbeitsverhaeltnis, also jeder Verkauf von Arbeitskraft grundaetzlich
prekaer ist und nur durch Zugestaendnisse abgefedert wurde. Die zum
hoeheren Preis gekaufte Arbeit im Fordismus ist Illusion, triggerte zwar
den Binnenmarkt -- aber genau der wurde den USA spaetestens 2008 zum
Verhaengnis. Der Export der BRD wird nun vor allem durch
Staatsverschuldung aber nicht durch gute Loehne erstritten, i. Ggtl.
durch massivste Lohnsenkung! Natuerl. weiss Bruce Springsteen ("It's the
working, the working, just the working life") im Studio aber als
patriotischer Held der US-Arbeiter, wenn ueberhaupt, davon nur etwas aus
seinen eigenen Songs. Nur der nationaldeutsche "Gunter Gabriel" ("Es
steht ein Haus im Kosovo") "weiß aus eigener Erfahrung, dass im Leben
der Weg von 'ganz oben' nach 'ganz unten' manchmal näher ist, als manch
einer so denkt." (http://www.guntergabriel.de)
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* http://194.232.200.191/oe1/clips/00002385.MP3
** http://www.assoziation-a.de/gesamt/%BBEmpire%AB_-_Linkes_Ticket_fuer_die_Reise_nach_rechts.htm
M