[rohrpost] Erklärung zur fristlosen Kündigung von Julian Kücklich
geert lovink
geert at desk.nl
Sam Jul 10 14:39:23 CEST 2010
Erklärung zur fristlosen Kündigung meiner Professorenstelle an der Media
Design Hochschule Berlin
Liebe Studenten, Kollegen und Freunde,
am Dienstag, den 6. Juli 2010, ist mir vom Rektor der
Mediadesign-Hochschule (MDH) Berlin, Herrn Hartmut Bode, die fristlose
Kündigung ausgesprochen worden und ich bin von allen meinen Pflichten
als Professor für Game Design an der MDH entbunden worden. Die Kündigung
erfolgte nur einen Monat nach meiner Berufung zum Professor.
Ich habe mich gegenüber der Hochschulleitung bis zuletzt gesprächsbereit
und kooperativ gezeigt und versucht, der Eskalation der Situation
entgegenzuwirken. Auch nach der Kündigung habe ich Herrn Bode und seiner
Stellvertreterin, Frau Georgine Seidl, mehrfach persönlich und durch
ehemalige Kollegen aus dem Fachbereich Gesprächsbereitschaft
signalisiert.
Ich und meine Wissenschaftlerkollegen im In- und Ausland haben uns seit
Dienstag bemüht, die Hochschule zu bewegen, eine Erklärung zu meiner
Entlassung abzugeben. Die Hochschulleitung und die Senatsverwaltung für
Bildung, Wissenschaft und Forschung sind in zahlreichen Emails dazu
aufgefordert worden, dazu Stellung nehmen. Unter denjenigen, die sich
dafür eingesetzt haben, befanden sich auch namhafte Wissenschaftler, die
eine tragende Rolle in der internationalen Forschung spielen.
Da sich weder die Hochschule noch der Senat zu meiner Entlassung
geäußert hat, sehe ich mich gezwungen diese Erklärung abzugeben, auch
wenn mir dieser Schritt nicht leicht fällt. Auch wenn ich natürlich
gerichtlich gegen die Kündigung vorgehen werde, möchte ich ausdrücklich
betonen, dass es mir nicht darum geht, der Hochschule oder ihren
Mitarbeitern in irgendeiner Weise zu schaden. Mir geht es einzig und
allein darum, Spekulationen und Gerüchten vorzubeugen. Da ich in den
letzten Tagen von meinen ehemaligen Studenten, meinen Kollegen und
Freunden mit Nachfragen überhäuft wurde, kann ich nicht länger
schweigen.
Mit besonderem Unverständnis stehe ich der Entscheidung der
Hochschulleitung gegenüber, mich von meinen Pflichten in der Lehre und
bei der Betreuung von Abschlussarbeiten zu entbinden, die bereits vor
der Kündigung getroffen und ausgesprochen wurde. Meines Erachtens ist
dieses Verhalten der Hochschulleitung gegenüber den Studenten und den
Bacheloranden, die ich bis 6.7. betreut habe, unfair und für mich und
viele meiner Kollegen aus Wissenschaft und Forschung nicht
nachvollziehbar.
Ich habe mich in dieser Erklärung bemüht, meinen vertraglichen
Verpflichtungen nachzukommen, die auch nach Beendigung des
Vertragsverhältnisses seitens der Hochschule fortbestehen, indem ich auf
die Weitergabe von Interna verzichte. Ich bin jedoch der Meinung, dass
eine private Hochschule, die staatlich akkreditiert ist, gegenüber der
Öffentlichkeit Verantwortung für ihr Handeln übernehmen muss, um ihrem
Bildungsauftrag nachzukommen.
Berlin, den 09.07.2010.
Dr. Julian Kücklich.