[rohrpost] CfP: Raum und Natur als Material der Gegenwartskunst
Christiane Kant
c.kant at kunstgeschichte-blog.de
Fre Apr 29 18:22:49 CEST 2011
Die Sektion Gegenwart der Online-Zeitschrift kunsttexte.de plant ein
Themenheft (2/2011) zu ,Raum und Natur als Material der Gegenwartskunst'.
Raum und Natur bilden Grundbedingungen menschlicher Daseinsentfaltung, die
künstlerische eingeschlossen. Die je konkrete Behandlung dieser
Konstituenten in der Kunst taugt mithin zur Epochenmarke. So kann die These
zum kunsthistorischen common sense gerechnet werden, dass neuzeitliche Kunst
ihren Ausgang in raumillusionistischen Konzeptionen der nachgotischen
Fresken nimmt. In enger Verbindung mit dem programmatischen Wiederaufgriff
mimetischer Ideale von einer natürlichen Körper- und Lebensweltdarstellung
in der Renaissance zeichnet sich mit der Verknüpfung von Raum(-Illusion) und
Natur(-Ideal) eine Basis ab für epochemachende Kunstentwicklungen. Heute
abermals eine derartig tiefe Zäsur zu erkennen, erscheint überpointiert.
Physisch raumgreifende Kunstformen aber werfen seit dem 20. Jahrhundert
grundlegende Fragen auf, indem sie sowohl im offenen und öffentlichen
Gelände (jenseits von Park- und Skulpturenensembles) als auch innerhalb von
Galerien neue Raumverhältnisse etablieren. Darüber werden nicht nur die
Rezipient(inn)en zu anderen Perspektiven bewegt, sondern auch zusätzliche,
oft organische Materialien - gewissermaßen vom Beuysschen Coyoten bis zum
Mohnfeld Sanja Ivecovics - in den Kunstzusammenhang translociert. Durch
dergestalte Natur-Kunst-Hybride wird, so ein möglicher Ansatz, nicht zuletzt
der traditionsreiche Natur-Kultur-Diskurs zwischen Kontrastierung und
Ineinssetzung um weitere, sichtbare Pendelpositionen ergänzt.
Vor dem Hintergrund solcher Formationen kommen auch theoretische Entwürfe
beispielsweise einer ,Ästhetik der Installation' (Juliane Rebentisch, FaM
2003) nicht ohne Erörterungen zum Verhältnis von (Installations-)Kunst und
Raum aus. Weitere Theorieansätze (z.B. von Gérard Raulet) bemühen sich
indessen, mit Herder verfestigte Dichotomien von Raum- und Zeitkünsten im
Lichte der Performativität aufzulösen. Materialkulturwissenschaftliche
Perspektiven wiederum wenden Raum und (Kunst-)Gegenstand auf die materielle
Basis zurück(, die ja nach Heidegger gerade in der Kunst am Ort aufscheint).
Mit der Hinwendung zum konkreten Gegenstand ist schließlich auch die Ebene
der aktuellen Werke an sich erneut adressiert. Produktionen von 2010 etwa,
wie Carsten Höllers Einhegung von Rentieren im Hamburger Bahnhof unter dem
Titel Soma, scheinen recht unmittelbar Fragen zu verarbeiten oder zuwenigst
herausfordern; Fragen danach, wie darin Natur zum Material rauminstallativer
Kunst (gemacht) wird.
Entsprechend freut sich die kunsttexte-Redaktion der Sektion Gegenwart über
Beiträge gleichermaßen zu theoretischen wie werkkonkreten Fragen und
Facetten im obigen Sinne signifikanter Produktionen und Ansätze nach 1945.
Interessierte Kunst- und Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler,
die in diesem Themenbereich arbeiten, möchten wir einladen, uns ihre Texte
zu dieser Themenstellung bis zum 31. Juli 2011 zur Verfügung zu stellen:
per E-Mail:
hengst[at]kunsttexte.de
hoge[at]kunsttexte.de
kant[at]kunsttexte.de
soell[at]kunsttexte.de
per Post:
kunsttexte.de
Sektion Gegenwart
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Phil.Fak.III/Kunstgeschichtliches Seminar
Sitz: Dorotheenstraße 28
Unter den Linden 6
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Kunsttexte, die Fachzeitschrift für Kunstgeschichte im Netz, wird von der
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Weitere Informationen unter www.kunsttexte.de.