[rohrpost] Finanzmousse: Argumente gegen die Finanzismus-These

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Mit Nov 30 19:56:29 CET 2011


Finanzmousse

Argumente (thesig) aus dem Aermel gegen die Finanzismus-These


Argumente aus dem Aermel sind kein Taschenspielertrick wie er fuer 
den sogenannten Finanzismus als Grundlage allen Handel(n)s gesetzt 
wird (Casino-Kapitalismus). Sie entstehen aus angesammeltem (oft 
2nd hand) Wissen und richten sich tendenzioes gegen eine sich 
untendenzioes gebende Verrationalisierung der derzeitigen Krise 
der kapitalistischen Oekonomien.

Die Behauptung der Finanzismus-These ist, es gaebe eine Herrschaft 
des Geldes gegenueber allen anderen Bereichen des sozialen Lebens. 
Zivilgesellschaft und Wirtschaft und das alltaegliche Leben 
wuerden von einem Regime der Finanzen beherrscht. Die Konnotation 
mit "Nazismus" ist dabei nicht rein zufaellig. Manche Vertreter 
der Finanzismus-These sprechen ganz offen von einem "finanziellen 
Nazismus", was sofort die Folgen der Herrschaft der Deutschen 
militaerisch-faschistischen Kraefte aufruft, den Holocaust. 
Die Herrschaft der Finanzwelt ueber die uebrigen Welten und 
Holocaust sind also indirekt miteinander verknuepft, weil die 
Folgen beider vergleichbar seien.
Im Finanzwelt-Holocaust Link liegt aber mehr als nur eine 
Assoziation, denn den Finanzismus-Thetikern geht es um eine 
strukturelle Verwandtschaft beider, dem Nazismus und dem 
Finanzismus.

Aus der Diskussion um Heideggers Naehe zur Naziherrschaft ist 
bekannt, dass da bei Heidegger Obergattungen der reinen und der 
unreinen Lehre verhandelt werden. Heidegger machte (vgl. Victor 
Farias*) im Nazismus selbst einen Unterschied geltend: den des 
offiziellen aber oberflaechlich ausgerichteten Nazismus und den 
der, nur in seiner Tiefendimension philosophisch erfassbaren 
deutschen Ueberlegenheit des Denkens. Mokiert ein intellektueller 
Diskurs (im Sinne von discourse oder discursus, also Abhandlung 
und Diskussion) die fehlende Kontrolle des Finanzswesens, dann 
erscheint es so, als gaebe es ein reineres Wesen desselben. Und 
dieses waere dann eines, welches ein "Recht auf Lohn" oder 
"gerechten Lohn" zum Sein braechte, wenn es denn am Wesen 
(substantiviertes Verb) waere. Liesze man also das Wesen doch nur 
richtig wesen, dann wuerde alles alles gut. Dieses Wesen kann 
dann nichts anderes sein, als ein kontrolliertes Finanzwesen. 
Das Fina(n)zitum kaeme an sein Ende.

Der im Finanzismus enthaltene Ismus deutet an, es handele sich 
um ein Zusammenhaengendes, um das begriffliche Ergebnis einer 
Forschung oder wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Darin wirkt 
das Forschungsergebnis, der Kapitalismus sei mit dem reinen 
Geldmarkt auf einer hoeheren Stufe angelangt. Marxisten wuerden 
vielleicht sagen, auf einer hoeheren Stufenleiter(sprosse) 
verwirklicht sich das Wesen des Kapitalismus. Marxisten wuerden 
aber auch sagen, ganz entgegen Heidegger, fuer den das Wesen 
schon alles ist, dass ein Wesen immer eine Oberflaeche zeitigt, 
das Phaenomenale, und dass es Aufgabe von Wissenschaft ist, von 
den Phaenomenen auf das Wesen, also den 'Mechanismus' dessen 
wovon man spricht zu schlieszen. Was ist aber das Wesen des 
Finanzismus?

Die Behauptung der Geldherrschaft stuetzt sich auf die 
'Erkenntnis' einer angeblich existierenden Geldindustrie oder 
einem produktiven Finanzkapital, welches die Bedingungen der 
fuer die Wirtschaft setze, sie bestimme und ausnutze. Die These 
der Herrschaft der Finanzen ueber das demokratische System, den 
Staat und seine Buerger hat also im Kern eine implizite These 
der Kontrolle und Dekontrolle: Das Finanzsystem kontrolliere 
die Welt und fehlende Kontrolle ueber dieses System der Finanzen, 
die mit Banken, der Wallstreet und Konzernen gleichgesetzt wird, 
wuerde diese Hegemonie des Geldes erst ermoeglichen.

Die Geldindustrie und ihre Institute, die Banken und Kreditgeber, 
die Schuldenmacher und ihre Agenten die Banker, wuerden auf der 
nun erreichten hoeheren Stufe des Kapitalismus ohne jede Bindung 
an das materielle Gueter produzierende Gewerbe Wert schaffen. Sie 
wuerden also aus Geld mehr Geld machen und dann noch mehr und so 
weiter. "Geld heckendes Geld" nannte das der Namensgeber dieses 
anderen Ismus: Da soll es also etwas geben, das aus sich selbst 
heraus Mehrwert erschafft. Und genau diesem Phaenomenalismus sitzt 
der Quark, der Mus, die mousse des Finanzismus auf, dem Zins, der 
scheinbaren (!) Selbstverwertung des Kapitals aus sich selbst.

Es ist nicht gesagt, dass dieser von Marx als "Kapitalfetisch" 
bezeichnete Vorgang nicht real waere. Dies aber als so woertlich 
"Kapitalmystifikation" also einem stetigen Vorgang der 
Mystifizierung der realen Verhaeltnisse, die dann wieder Thesen 
hervorbringt wie die eines Finanztums, das sich zur Weltherrschaft 
ausgeweitet habe. Im "Kapital" Band 3 geht es um die Geldware, die 
"unabhängig von der Reproduktion", dem Bau von Maschinen und der 
Herstellung von Waren, ihren Geldwert hervorbringe. Also doch kein 
mousse? Oder ein Brei, der sich immer weiter reproduziert? Fakt 
ist, dass es kein Brei ist.

Unverzehrbares Geld, wer hat denn sowas schon gesehen? Das 
allgemeine Aequivalent nimmt naemlich dann -- ob Android oder 
jede von neuen Maschienenstuermern als eine solche anerkannte 
Maschine -- sich dann vom Geldmarkt aus, wenn diese Ware nicht 
verkaufbar ist und der Kredit, der das Kapital dem ludditischen 
Coder zur Verfuegung stellt, sich nicht mehr einstellt, also 
abstellt, da vom Code nichts mehr Warenwertiges zu erwarten ist.

Der Mythos des G-G' mag produktiv sein und verdeckt holocaustische 
und damit verdreht anti-pro-semitische Finanz-Verwissenschaftung 
hervorrufen, der Mythos in seiner ueberbordenden (vor allem wohl 
ausserakademischen = halb-hobbyistischen) Produktivkraft faellt 
aber auch in die Falle des Fetisch, das heisst der Zuschreibung 
einer Sache oder eines Vorgangs. Und diese ist, das Ding macht 
sich selbst. Dass Kredit immer der Produktion folgt zeigte die 
Situation in der BRD ungefaehr 2008, als in der Hochphase der 
Immobilienkrise in den USA, Kredite fuers produzierende 
Gedingsbums ohne Probleme zu bekommen waren. Gerade die 
'auslaendischen' Kapitalanleger (aus Griechenland, Spanien, 
China?), die sich in Berlin (in Panik) die Haeuser kaufen, 
folgen dem materiellen Wert, nicht umgekehrt. Und das ist nicht 
der Spezialfall -- Kapital, ausgepresst aus der Mehrarbeit, auch 
und vor allem 'wieder' in "Made in Germany" (Nena, Rammstein, 
Grossbritanniens "Merchandise Marks Act von 1887"), wird 
in der Industrie dringend benoetigt und geht dahin wo der 
Mehrwert lockt. Aber die Verwechslung des Profits mit dem 
Merhwert ist schon was. Der Profit sei ja das schlechte Ziel 
des Kapitals, es solle besser nur Umsatz machen.

Es gibt also weder einen Finanzismus noch ein Geld machendes 
Geld. Schlaegt der Kredit ins Monetare um**, wie geschehen, 
wenn Unternehmen anderen Unternehmen und Banken anderen Banken 
kein Geld gegen Zins mehr leihen, weil der Wert des Mehrwerts 
der Ware allein zaehlt, dann wird klar, dass zum Beispiel das 
Haus nicht die beste, kontrollierteste, fairst entlohnteste 
AnLAGE bedeutet, sondern jedes materielle aus Mehrwert 
entstandene (deftig verkuerzt, M.S.) _die_ GrundLAGE ist fuers 
Anleger suchende Geldkapital.

Die Finanzismus-Thesenvertreter haben die Kapitalzirkulation 
entdeckt, und ihrem Fetisch brennen sie Kerzen ab. Der 
Finanzismus kann demnach mit Rassismus verglichen werden. Er 
wird als Ressentiment verwissenschaftlicht in den Koepfen 
gebastelt zur Verteidigung der alten Ordnung die da nun ist: 
Entmachtet die Banken fuer neue, bessere Banken. Und die Rechner 
auf allen Seiten, auf den Tischen, der an den boesen 
Boersenkurs-Tickern sitzenden Schlipstraeger und zu die 
Hause mit dem neuen gruenen OS drauf kriegen wir auch noch 
wieder liberalisiert.

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* http://www.ca-ira.net/isf/jourfixe/jf-1999-2_friedhofsschaendung.html

** http://www.amazon.de/Geldware-Geld-Währung-Grundlagen-Problems/dp/
   3886193454

Matze Schmidt

Erscheint korrigiert usw. im n0name newsletter #154

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