[rohrpost] CFP: 11. Workshop des NTF ­ Schwerpunkt: Black September in M ü nchen 1972 | 7.-8. Sept 2012 (deadline 02. Juli 2012)

Sebastian Baden sebastianpbaden at yahoo.de
Die Jun 19 23:46:26 CEST 2012


CFP: 11. Workshop des Netzwerk-Terrorismusforschung (NTF)
 
Schwerpunktthema: „Black September“ in München 1972 – Ein Terrorakt und
seine Konsequenzen und Implikationen für Forschung und Politik
 
31. August – 01. September 2012
Tagungsort: Institut für Politikwissenschaft – Universität der Bundeswehr
München
Einsendeschluss (verlängert): 02. Juli 2012
 
Am 5. September 2012 jährt sich der Angriff des Terroristenkommandos „Black
September“ während der Olympischen Spiele von 1972 zum 40. Mal. Der Workshop
nimmt diesen Jahrestag zum Anlass, um mit einem Schwerpunktthema auf das
Ereignis zurückzuschauen. Es besteht ausdrücklich die Möglichkeit, eigene
Themenvorschläge einzubringen.
 
Es hätten die „heiteren Spiele“ in München werden sollen. Stattdessen
prägten die Geiselnahme und Ermordung von elf israelischen Sportlern durch
Mitglieder der palästinensischen paramilitärischen Organisation „Black
September“ das Sportereignis. Damit rückte nicht nur der
Israel-Palästina-Konflikt unvermittelt ins öffentliche Bewusstsein, sondern
auch die internationale Vernetzung terroristischer Gruppen – etwa die
zwischen der deutschen Rote Armee Fraktion und den gewalttätigen Gruppen der
Befreiungsbewegung Palästinas (PLO und PLFP).
 
Die Olympischen Spiele boten den international kooperierenden Terroristen
eine überraschend gut nutzbare Bühne, um auf entfernte wie lokale Interessen
aufmerksam zu machen. In der Folge stellten der „ethno-nationale“ und der
„ideologisch“ motivierte Terrorismus, der an die Vorstellungen des
„Guerilla-Kampfes“ anknüpfte, ein akutes politisches Problem dar, dem von
Seiten des staatlichen Gewaltmonopols begegnet werden musste. Die Gründung
der Eliteeinheit GSG9 (Grenzschutzgruppe 9) ist im Anschluss an „München
1972“ eine der wichtigsten Konsequenzen für Deutschland, resultierend aus
dem polizeilichen Versagen während der Geiselnahme. Auch auf europäischer
Ebene entstanden zahlreiche Initiativen, in denen sich politische Vertreter
und Praktiker über Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung zu einigen suchten.
International nahmen vor allem die Vereinten Nationen (VN) die Frage der
Terrorismusbekämpfung konsequent in Reaktion auf „München 1972“ auf – mit
dem Ergebnis, dass die VN seither in eine langwierige, bis heute
unabgeschlossene Debatte um die Definition des Terrorismusbegriffs
verstrickt sind. 
 
Selbstverständlich hatte das Attentat von 1972 zahlreiche Auswirkungen, die
weit über politische Antiterrorreaktionen hinaus und in viele
gesellschaftliche Bereiche hineinreichten, wie bspw. die Ver-/Bearbeitung
von Terrorismus in Kunst, Literatur oder Film. Ziel des Workshops soll es
daher sein, ausgehend von „München 1972“ jüngste Forschungsergebnisse aus
verschiedensten Disziplinen und mit unterschiedlichsten Perspektiven auf das
Phänomen Terrorismus zu versammeln. So ergeben sich – für Praxis und Theorie
gleichermaßen – verschiedene Fragestellungen, die sich mal enger, mal loser
mit dem Münchner Attentat beschäftigen und für denkbare Workshop-Beiträge
zentral sein könnten.
 
Mögliche Themen und Fragestellungen:
-      Welche Tatsachenberichte und Augenzeugenaussagen geben heute noch
Aufschluss über den Ablauf der Ereignisse?
-      Welche Rolle spielten die Medien (Radio, TV, Print) – lokale wie
überregionale – im Zuge der Geiselnahme? Wie wurde berichtet und welche
Rhetoriken zwischen „Freiheitskämpfer“ und „Terrorist“ kamen dabei zum
Einsatz?
-      Welche rechtlichen und politischen Konsequenzen (Legislative,
Exekutive, Judikative) zog die Bundesrepublik Deutschland aus diesem Fall?
Welche Bedeutung hat „München 1972“ für (deutsche) Sicherheitspolitik,
Sicherheitsarchitektur und Terrorismusbekämpfung?
-      Wie reagierten andere Staaten, Gruppen und Institutionen in Europa
und im Nahen Osten auf den Terrorakt in München – und was waren die
langfristigen Folgen?
-      Welche Bedeutung kommt „München 1972“ aus der Perspektive des
„Deutschen Herbstes“ 1977 oder der Terroranschläge seit dem 11. September
2001 zu?
-      Wie stand es um die internationale Zusammenarbeit zwischen
terroristischen Gruppierungen wie der RAF und Organisationen im Nahen Osten?
Welche Kenntnisse hatten die Behörden davon?
-      Wie wurden die Erfahrungen des Terrorismus von 1972 in
künstlerischen, literarischen, filmischen oder popkulturellen Formen
verarbeitet?
-      Wie geht die frühe Terrorismusforschung mit einem ihr noch kaum
bekannten Sujet – dem internationalen Terrorismus – um?
 
Beiträge aus allen Disziplinen sind willkommen. Die Ausrichtung auf die
Olympischen Spiele von 1972 und den internationalen Terrorismus in deren
Kontext dienen nur als Empfehlung, um in Bezug auf ein konkretes Ereignis
die vielfältigen Erscheinungsweisen des Terrorismus zu diskutieren.
 
Dieser Rückbezug ist allerdings nicht zwingend. Es sind für den Workshop wie
gewohnt auch aktuelle Forschungsergebnisse zu anderen Themen integrierbar
und erwünscht (z.B. zum Rechts-Terrorismus der NSU oder zur
Salafistenbewegung in Deutschland und den zum internationalen Terrorismus
gezogenen Verbindungen etc.).
 
Präsentationen sollten ca. 20-30 Minuten umfassen und im Anschluss
Gelegenheit für ausführliche Diskussion (30 min.) bieten. Interessierte sind
aufgerufen, einen Abstract ihres geplanten Vortrages oder ihrer
Präsentationen im Umfang von maximal 500 Wörtern mit Angaben zu
Autorin/Autor und Institution zu formulieren. Der Abstract muss Angaben zum
Thema sowie zur wissenschaftlichen Methodik oder dem theoretischen Ansatz
enthalten und sollte Thesen und Ergebnisse zusammenfassen. Vortragssprachen
sind Deutsch oder Englisch.
 
Abstracts sind einzureichen an:
sbaden at hfg-karlsruhe.de
Einsendeschluss ist der 02. Juli 2012
 
Eine Teilnahme ohne Vortrag ist ebenfalls möglich. Aufgrund der begrenzten
Platzzahl bitten wir dafür ebenfalls um eine Anmeldung bis zum 02. Juli
2012.
 
Generell gilt: Die Übernahme von Reise- und Unterkunftskosten ist seitens
des NTF leider nicht möglich.
 
Das Tagungsprogramm (inkl. Wegbeschreibung, Unterkunftsliste etc.) wird ab
Ende Juli an die Teilnehmer verschickt und auf der Internetseite des NTF
unter 
http://www.netzwerk-terrorismusforschung.de/ veröffentlicht.
Organisation: Dr. Eva Herschinger, Sebastian Baden, Frank Sauer
 
 
Kontakt: 
 
 
Sebastian Baden  
Sprecher NTF
 Staatliche Hochschule  für Gestaltung Karlsruhe
Fachbereich Kunstwissenschaft und Medientheorie
Lorenzstraße 15 
76131 Karlsruhe 
sbaden at hfg-karlsruhe.de

Frank Sauer   
Universität der  Bundeswehr München
 Institut für Politikwissenschaft
 Werner-Heisenberg-Weg 39
 D-85577 Neubiberg 
frank.sauer at unibw.de

Dr. Eva Herschinger
Universität der  Bundeswehr München
 Institut für Politikwissenschaft
 Werner-Heisenberg-Weg 39
 D-85577 Neubiberg 
eva.herschinger at unibw.de


 
Mitgliederversammlung der Interessengemeinschaft des NTF
 
Im Anschluss an die Tagung findet auch die jährliche ordentliche
Mitgliederversammlung der Interessengemeinschaft Netzwerk
Terrorismusforschung gemäß ihrer Satzung statt.
Alle Mitglieder sind dazu herzlich eingeladen.
 
Zum Netzwerk Terrorismusforschung
Das Netzwerk Terrorismusforschung (NTF) ist eine interdisziplinäre
Plattform, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, vor allem junge
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu vernetzen, die sich in ihrer
Forschung mit Fragen und Problemen aus dem Themenbereich Terrorismus und
Terrorismusbekämpfung befassen. Das NTF soll Kontakte schaffen, den Ideen-
und Informationsaustausch befördern sowie – auch inter- und
transdisziplinäre – Kooperationen und Projekte initiieren und unterstützen.
 
Gegründet 2007, zählt das NTF mittlerweile nahezu 400 Mitglieder. Der
Großteil entstammt dem wissenschaftlichen Bereich, viele sind jedoch auch in
Wirtschaft und Politik, staatlichen Institutionen und den Medien tätig.
Dementsprechend stellt das NTF unter anderem eine etablierte und oft
genutzte Anlaufstelle für Fragen und Informationen zur Terrorismusforschung
und der angrenzenden Fach- und Themengebiete dar, die international auf
vielfältiges Interesse trifft.
 
Neben dem Internetauftritt samt Forscherprofilen bietet das NTF konkret
Deutschlands umfangreichste Mailing-Liste im Bereich Terrorismusforschung.
Seit 2007 finden bundesweit halbjährliche Workshops statt, auf denen
aktuelle Forschungsvorhaben und -projekte fachübergreifend präsentiert und
diskutiert werden. 
 
Info: www.netzwerk-terrorismusforschung.de
<http://www.netzwerk-terrorismusforschung.de>
Mail: netzwerk.terrorismusforschung at gmail.com
 
 
Das NTF-Sprecher-Team (seit 2010)
Sebastian Baden (Karlsruhe/ Bern), Justyna Nedza (Köln/ London), Bernd
Zywietz (Mainz)