[rohrpost] Debatte zum Web 2.0 zwischen Geert Lovink und Stefan Heidenreich

André Wendler andre.wendler at uni-weimar.de
Don Nov 8 16:12:03 CET 2012


In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung
wird über die Zukunft der Social Media gestritten. Geert Lovink und Stefan
Heidenreich debattieren über den Sinn und Unsinn von Netzkritik angesichts
einer veränderten Nutzung und Wahrnehmung des Internets, die sich hinter
dem Schlagwort Web 2.0 verbirgt. Lovink sieht die zunehmende Tendenz zur
Monopolisierung im Web 2.0 kritisch. Die Nutzer lassen sich von walled
gardens begeistern, die Großunternehmen ihnen vorsetzen. Netzkritik solle
sich daher nicht in der Frage erschöpfen, wie man Facebook und Twitter am
besten nutzen kann, sondern sich mit echten Alternativen im Netz
auseinandersetzen. Unabhängig davon, wie nachvollziehbar der Bedarf an
praktischen Informationen und die Dominanz ökonomischer Interessen ist,
geht es Lovink vor allem um künstlerische Alternativen und eine
aktivistische Nutzung der Netze. Es sei an der Zeit, dass Entwickler,
Programmierer, Freaks und Nerds aller Nationen sich die dunklen Seiten der
ökonomisch-staatlichen Kontrolle des Internets bewusst machen und dagegen
aktiv werden. Heidenreich ist dagegen skeptisch. Im Gegensatz zum Projekt
der Netzkritik verfolgt er einen strikt medialen Ansatz, der sich gegenüber
einer ethischen oder engagierten Beobachtung sozialer Medien kühl gibt. Die
Heroisierung von Hackern und Nerds ist aus seiner Sicht von Science Fiction
und Nostalgie geprägt, die an der Realität 2.0 vorbeigeht. Die neue
Internetgeneration, die mit dem Medium aufgewachsen ist, habe gar kein
ausgeprägtes Interesse an Netzkritik, sondern nutze die gegebenen
Netzwerkfunktionen auf unterschiedliche Weise.

Beide Artikel stehen kostenlos zum Download unter:
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-- 
Dr. des.
André Wendler
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie

Bauhaus-Universität Weimar
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