[rohrpost] n0name newsletter Spezial #9

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Mon Jun 10 14:04:02 CEST 2013


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n0name newsletter Spezial #9 Mo., 10.06.2013 12:35 CET




Matze Schmidt


Deutsche Wolke


Kurzsampling




                  Die blau leuchtenden Routen
                  der Pizzaboten in Frankfurt
                  sehen von oben
                  wie das Internet aus



Im roten Abendhimmel tickt eine globale Uhr.

"Wir haben einen Maulwurf erwischt, Sir."
"Ah, gut! Ausgezeichnet. Wer ist es?"
"Snow."
"Unmoeglich!"
Alton starrte fassungslos aus dem Fenster.

Computerfirmenboss Warner betruegt weltweit unter anderem Banken mit 
manipulierten Computerchips. Als der Mitarbeiter Tadinski 
dahinterkommt, laesst Sicherheitschef Stark ihn ermorden. Der will 
selbst in das System hinein. Das gelingt dem Hacker Charlie Snow. Er 
zieht eine Million Dollar vom Firmenkonto runter, die seine 
geldgierige Freundin Linda beiseite schafft und sich spaeter mit Stark 
verbuendet. Der Verdacht faellt auf Snow. Und er wird von Warners 
Leuten gejagt. Mit ihm muessen seine Kollegen Alton und Beth 
untertauchen. Detective Green, der den ersten Mord untersucht, kommt 
Warners Komplott auf die Schliche.

Frank Rieger vom Chaos Computer Club: Der Zugriff auf die 
Informationen ist total. Vor diesem Hintergrund muss man zum Beispiel 
als deutsches Unternehmen genau nachdenken, ob man seine Daten 
amerikanischen Cloud-Anbietern anvertraut.

Die deutschen Sozialdemokraten fordern die umfassende Kontrolle der 
Kontrolle. Sie fordern, die "Totalueberwachung aller Bundesbuerger" 
zu verhindern -- mit der Einschraenkung von Ueberwachung, die "voellig 
unangemessen" waere.

Der Rolls kam von der Autofaehre, die Kowloon mit der Insel Hongkong 
verband, und bog ostwaerts in die von starkem Verkehr durchflutete 
Connaught Road ein. Es war ein sehr feuchter, warmer wolkenloser 
Morgen. Linda lehnte sich tiefer in die Lederkissen zurueck. Sie warf 
einen Blick auf die Uhr, und ihre Erregung wuchs.
"Genug Zeit, Missee", beruhigte sie der scharfaeugige Fahrer. "Silicon 
Towers an Ende Strasse, grosses Gebaeude, zehn, fuenfzehn Minuten."
So laesst sich's leben, dachte sie. Eines Tages werde ich meinen 
eigenen Rolls haben, einen netten, hoeflichen chinesischen Fahrer, und 
ich werde mir ueber den Benzinpreis nie wieder den Kopf zerbrechen 
muessen. Vielleicht ist das jetzt der Punkt, wo ich -- endlich, 
endlich -- zu meinem Startgeld komme. Sie laechelte in sich hinein. 
Linc hatte ihr als erster erklaert, was das war. Er hatte es 
Leck-mich-Geld genannt. Genuegend Geld, um zu jedem "Leck mich" sagen 
zu koennen. "Leck-mich-Geld ist das wertvollste auf der Welt, aber auch 
das teuerste", hatte er erklaert. "Wenn Sie fuer German Cloud arbeiten 
-- mit mir, aber fuer uns --, werde ich Ihnen helfen, zu Ihrem 
Leck-mich-Geld zu kommen. Aber ich weisz nicht, ob Sie bereit sein 
werden, dafuer zu zahlen."
"Wie hoch ist der Preis?"
"Das weisz ich nicht. Ich weisz nur, dass er je nach Person 
verschieden hoch ist -- und immer hoeher, als man zu zahlen bereit 
ist."
Nun, dachte sie, bis jetzt war der Preis nicht zu hoch. Ich verdiene 
52 000 Dollar im Jahr, mein Aufwandkonto kann sich sehen lassen, und 
meine Arbeit lastet mich voll aus. Aber der Staat nimmt mir zuviel 
weg, und es bleibt nicht genug, um als Startgeld zu dienen. "Startgeld 
holt man sich bei einem hohen Spekulationsgewinn", hatte Linc gesagt, 
"nicht bei der Dividendenausschuettung."
Wieviel brauche ich?
500 000 Dollar? Zu sieben Prozent verzinst, bringt das 35 000 Dollar 
im Jahr, fuer immer und ewig, aber es ist steuerpflichtiges Geld. In 
steuerfreien vierprozentigen Pfandbriefen sind es immer noch 
zwanzigtausend, aber oeffentliche Schuldverschreibungen sind 
gefaehrlich, und mit Startgeld geht man kein Risiko ein.
"Das ist die oberste Regel, Linda", hatte Linc ihr eingeschaerft. 
"Setzen Sie es nie aufs Spiel! Niemals. Riskieren Sie Ihr Startgeld nur 
das eine oder die zwei Male, wenn Sie sich dazu entschlossen haben."
Eine Million? Zwei? Drei?
Konzentriere Dich auf das Meeting und traeume nicht, ermahnte sie sich. 
Gut, gut, aber mein Preis sind zwei Millionen bar auf der Bank. 
Steuerfrei. Das will ich haben. Zwei Millionen zu 5 1/4 Prozent 
steuerfrei bringen 105 000 Dollar im Jahr. Und das wird mir und meiner 
Familie fuer immer alles geben, was ich brauche, und es bleibt sogar 
noch etwas uebrig, jetzt wo die Flut alles genommen hat, was man sich 
aufgebaut hatte.
Der Rolls blieb ploetzlich stehen, als sich die Masse von Fussgaengern 
durch die dichten Reihen von Autos und Doppeldeckebussen, Taxis und 
Lastwagen, Karren, Fahrraedern, Handwagen und Rikschas draengte. 
Stroeme menschlicher Ameisen, dahin und dorthin in dieser Zeit des 
staerksten morgendlichen Verkehrs, quollen aus engen Seitenstrassen 
hervor und ergossen sich unaufhaltsam auf Fahrbahnen und Gehwege.
Tausende Menschen eilten zu einem Schild mit der Aufschrift


Deutsche! Wehrt Euch! Speichert nicht bei Googlen!


Davor und dahinter standen Maenner in blauen Uniformen, ueberall zu 
Mauern hoch geschichtete Sandsaecke.

(c) 2013 n0name

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