[rohrpost] Call for Application: Workshops zum Symposium »Das Gesammtkunstwerk – Experimente der Vergemeinschaftung«
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lenab at hgb-leipzig.de
Die Mar 11 17:33:26 CET 2014
_*Call for Application*_
*für die Teilnahme am Symposium »Das Gesa/mm/tkunstwerk – Experimente
der Vergemeinschaftung«*
Symposium / Performances / Workshops – HGB / Neues Schauspiel / D21
Kunstraum
4. April bis 6. April 2014 im Rahmen der Ausstellung »Aporien des Wir.
Das Gesa/mm/tkunstwerk«**im D21 Kunstraum Leipzig vom 28. März bis 27.
April 2014
Zur Anmeldung an einem oder mehreren der Workshops bitte eine Email mit
einem kurzen Motivationsschreiben und Nummer des Workshops an:
_*anmeldung at d21-leipzig.de* <mailto:anmeldung at d21-leipzig.de>_
*Deadline: 26. März 2014 *
*
*
Heute gibt es ein erneutes Interesse an der Möglichkeit echter
Gemeinsamkeit, vor allem in der künstlerischen Produktion: Gibt es
Kreativität ohne Hierarchien, mit einer Gleichwertigkeit von
Autor-Publikum? Wo ist die Gemeinschaft produktiv, wann wird sie zum
Zwang? Was will und kann ein (soziales) Gesamtkunstwerk heute sein?
Richard Wagner leitet es 1849 von ›zusammen‹ ab und hat es deshalb mit
/mm /geschrieben. »Das Gesa/mm/tkunstwerk« widmet sich in
interdisziplinärer Perspektive Formen der Vergemeinschaftung in
aktuellen künstlerischen und gesellschaftlichen Positionen.
In dem Symposium im Workshopformat vermitteln Experten aus den Bereichen
Kunst, Kunstgeschichte, Kulturtheorie, Theaterwissenschaften und
Medientheorie Einblicke in ihre Recherchen. Von und mit den Teilnehmern
werden Fragen zum „Gesa/mm/tkunstwerk“ in einer kollaborativen und
partizipatorischen Praxis beantwortet. Die Möglichkeiten kollektiver
Kreativität werden in experimentellen Formaten erprobt.
*Samstag, 5. April 2014*
*Neues Schauspiel Leipzig
*
(1) *10-14h* Workshop Dr. Kai van Eikels
»Machen wir es getrennt zusammen oder zusammen getrennt?«
Optionen, Kriterien, Strategien des Produzierens zu Vielen
Kollektiv Kunst zu produzieren - das klingt möglicherweise deshalb gut,
weil es Vorstellungen von trauter Gemeinschaft weckt: Nestwärme (statt
Isolation); Solidarität (statt Konkurrenz); Synergie (statt
Ich-Ressource); Creative Common (statt geistiges Eigentum). Wie
organisieren wir aber dieses kollektive Produzieren konkret? Wie viel
Freiheit, Eigenwilligkeit, Disziplinlosigkeit brauchen die Einzelnen?
Wie trägt das Miteinander der Erfahrung Rechnung, dass die anderen mir
oft genug auf die Nerven gehen? Was tun gegen die informellen
Hierarchien, die sich in Gruppen herausbilden, wo die formellen fehlen?
Ist ›Gruppe‹ überhaupt eine gute Form kollektiven Produzierens? Müssen
kollektiv Produzierende sich versammeln? Welche Optionen eines loseren,
zerstreuteren, Bedürfnisse nach Trennung stärker respektierenden
Miteinander-was-Machens gibt es, und was sind deren Vor- und Nachteile?
Der Workshop wird diesen Fragen theoretisch und praktisch nachgehen. Das
Motto lautet: »Let's get the loose part right«.
Dr. Kai van Eikels ist Gastprofessor für Tanzwissenschaft am Institut
für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin und Autor des
Buches »Die Kunst des Kollektiven. Performance zwischen Theater, Politik
und Sozio-Ökonomie«.
(2)*15-19h* Workshop Prof. Dr. Katja Kwastek
»Kollektive Kreativität«
Crowdsourcing als Weg zur Crowd Creativity?
Partizipativer Kunst wird nicht selten vorgeworfen, sie
instrumentalisiere ihre Rezipienten. Es wird kritisiert, die Teilnehmer
seien als vermeintliche Ko-Produzenten letztlich nicht mehr als
Handlanger der Künstler. In diesem Workshop diskutieren wir
Kunstprojekte, die kollektive Kreativität propagieren. Der Schwerpunkt
liegt auf Projekten, die ihre Teilnehmer mittels Crowdsourcing
Plattformen rekrutieren und damit oft anonymisierte, meist asynchrone
Partizipation ermöglichen. Inwiefern unterscheiden sich die Konzepte und
Ergebnisse solcher Projekte von synchroner Partizipation? Wie wichtig
ist es, ob Teilnehmer die Beiträge der anderen im Entstehungsprozess des
Werks bereits beobachten können? Gibt es so etwas wie
›Schwarm-Kreativität‹(analog zu Schwarm-Intelligenz)? Welche Rollen
nehmen Künstler als Initiatoren solcher Projekte ein? Wie lassen sich
die von ihnen aufgestellten Regelsysteme analysieren und wie verhalten
sie sich zu anderen Regel- und Referenzsystemen, die in solchen
Projekten eine Rolle spielen? Welche Bedeutung hat der vermittelnde
technische Apparat, welche die Bezahlung der Teilnehmer?
Zur Vorbereitung und Diskussion während des Workshops (Textausschnitte
werden während des Workshops gelesen, vorherige Lektüre wird nicht
vorausgesetzt):
- Adam Arvidsson & Elanor Colleoni (2012): Value in Informational
Capitalism and on the Internet, The Information Society: An
International Journal, 2012, 28:3, 135-150
- Claire Bishop: Artificial Hells: Participatory Art and the Politics of
Spectatorship, London/New York, Verso 2012.
- Christian Kravagna: Arbeiten an der Gemeinschaft. Modelle
partizipatorischer Praxis, in: Die Kunst des Öffentlichen, hrsg. von
Marius Babias u. Achim Könneke, Amsterdam/Dresden 1998, 28-46.
- Pilar Villela Mascaró: Not in my name. Reality and ethics in the work
of Santiago Sierra, in: Santiago Sierra. 7 works, London, Köln 2007, 9-41.
- Website von Aaron Koblin http://www.aaronkoblin.com/
Prof. Dr. Katja Kwastek ist Kunst- und Medienwissenschaftlerin,
Professorin für Kunstgeschichte an der VU Amsterdam und Autorin des
Buchs »Aesthetics of Interaction in Digital Art«.
*Sonntag, 06. April 2014*
*Neues Schauspiel Leipzig
*
(3) *10-14h* Workshop Jonas Paul Wilisch und Co-Laborateur_innen?
»Co-Laboratory ZUM VERBOT«
Endlich ein Wir, das Jedem selbst gehört!
*Co-Laborateur_innen gesucht*
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Das /Co-Laboratory/bildet die theoretische und praktische Plattform
einer experimentellen Auseinandersetzung: Konstellationen wie sie im
gesellschaftlichen Alltag nicht vorhanden oder unzulässig sind, werden
hier laborhaft erprobt und in gemeinsamer Arbeit beleuchtet. Um eine
heterogene Arbeitsweise zu gewährleisten, bilden gegensätzliche
Positionen aus unterschiedlichen Disziplinen einen für das
/Co-Laboratory/gewünschten, festen Bestandteil.
Das ambivalente Themenfeld ›VERBOT‹ bildet die inhaltliche Ausrichtung
für die temporäre Bearbeitung durch die Teilhabenden am
/Co-Laboratory/ZUM VERBOT.
Der Begriff des Verbots bietet sehr unterschiedliche Konnotationen und
spielt damit auf zweiter Ebene auch eine Rolle für dieviel diskutierte
Frage der gleichberechtigten Zusammenarbeit. Wie wirken sich Regeln und
Verbote auf die Idee einer Gemeinschaft aus?
Was einerseits als strenge ›Anweisung zur Unterlassung einer Handlung‹
definiert wird und damit als freiheits-beschränkend empfunden werden
kann, wirkt unter Umständen auch als Schutzfaktor zur Gefahrenabwendung
für Andere. Wie stehe ich selbst zu Verboten – fühle ich mich von ihnen
bedrängt oder erteile ich selbst welche?
Welche Strategien gibt es, auf Verbote zu reagieren? Was passiert wenn
Verbote an anderer Stelle durchgesetzt werden, als in dem ursprünglich
dafür vorgesehenen Kontext? Oder sind es ganz andere Fragen, die für
eine Bearbeitung des Themas relevant wären?
Grundbedingung des /Co-Laboratory/ZUM VERBOT: Alle Mitwirkenden sind
Akteur_innen und Kritiker_innen zugleich, d.h. Jedem steht frei wie
er/sie sich in die Auseinandersetzung mit einbringen möchte. Dabei
spielt es keine Rolle aus welchem ›Fach‹ der oder diejenige kommt.
Zur Teilnahme am /Co-Laboratory/werden vorab außerdem einige
›Expert_innen‹ vom initiierenden Künstler Jonas Paul Wilisch eingeladen,
die zu dem gewählten Themenfeld des Verbots in einer bestimmten
beruflichen oder persönlichen Beziehung stehen. Gemeinsam mit den
Co-LaborateurInnen werden sie sich dem Thema in frei zu wählender Form
widmen.
Bei der Anmeldung zum /Co-Laboratory/wird jede_r Co-Laborateur_in
gebeten, eine kurze Angabe zu ihrem/seinem persönlichen Bezug zum
Labor-Thema ›Verbot‹ zu machen, bzw. den Grund des Interesses am Thema
zu äußern. Sobald die grundlegende Laborstruktur gemeinsam entworfen
wurde, beginnt das /Co-Laboratory/schließlich mit der Arbeit am
prozessualen Experiment. Die fortlaufende Entwicklung richtet sich nach
den Co-Laborateur_innen und den vom Kollektiv zu treffenden
Entscheidungen und findet eine lokale Umsetzung am Sonntag, 06. April im
Neuen Schauspiel.
Voraussetzung zur Co-Laboration ist der Wunsch, eigene Ideen mit in die
Umsetzung des /Co-Laboratory's/einfließen zu lassen und die Entwicklung
aktiv mit zu gestalten. Zur sofortigen Teilhabe besteht bereits eine
online Pad-Form über das Ideen und Interessen zum Thema eingetragen und
ausgetauscht werden können: http://colab2014.titanpad.com/1 (Keine
Registrierung erforderlich)
Der Künstler Jonas Paul Wilisch ist seit 2013 Meisterschüler bei Prof.
Tina Bara an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. In seiner
theoretischen Diplomarbeit zum Thema »Das Eigene und die Verhältnisse.
Involvierungspraktiken in der Partizipationskunst« entwickelte er 2013
ein neues Modell für eine künstlerische Praxis, das /Co-Laboratory./
Mehr Informationen zum Projekt unter
http://www.d21-leipzig.de/