[rohrpost] Workshop mit Max Haiven über "Währungen der Gemeingüter" | Berlin 17.9.

Krystian Woznicki kw at berlinergazette.de
Fre Sep 5 07:40:45 CEST 2014


Hallo rohrpostler,

ich möchte Euch einladen zu einem Workshop über "Big Data, Geld und
Wampumperlen". Hier die Eckdaten:

Termin: 17. September 2014
Zeit: 14:00 bis 15:30 Uhr
Ort: Hertie School of Governance
Adresse: Friedrichstr. 180 (Quartier 110)

Um eine Diskussion über „Währungen der Gemeingüter“ anzustossen,
präsentiert der Kultur- und Medientheoretiker Max Haiven in einem
klassischen Dreischritt folgende Argumente. Als erstes macht er auf
unsere gegenwärtige Krise aufmerksam: Während mehr Daten denn je im
Überfluss vorhanden sind und das Gespenst von Big Data beinahe jede
Diskussion unseres Zeitgeschehens heimsucht, gibt es scheinbar immer
weniger ökonomische Ressourcen, um diese Datenmengen im Interesse der
Öffentlichkeit zu verwalten. Zweitens zeigt Haiven, dass Geld selbst ein
Mittel ist, um Daten zu verarbeiten und zu verwalten und damit auch
unser Weltbild grundlegend prägt – dies erweist sich als besonders
problematisch in einer Zeit, in der Unternehmen eine schier
unermessliche Macht über Geld und Daten haben. Drittens richtet er
seinen Blick auf die indigene Zivilisation des 16. und 17. Jahrhunderts
im Osten Nordamerikas und deren aufwendigen Einsatz von Wampumperlen, um
Hinweise auf Auswege aus unserer derzeitigen Krise zu finden.

Hinter dem Interesse an Wampumperlen steckt die Idee, dass im Osten
Kanadas das indigene Volk der Mi’Kmaq die Perlen als Währung nutzten
(obgleich nicht im westlichen Sinne) und ebenfalls als gemeinsames
Archiv, als „Bibliothek“. Diese Perlengürtel dienten der Fixierung
historischer Ereignisse, Verträge und Informationen über Abstammungen
sowie der Erfassung geographischen Wissens und wissenschaftlicher Daten.
Dieser Prototyp der öffentlichen Bibliothek lädt dazu ein, den Konnex
von Währungen, Wohlstand und Gesellschaft zu überdenken. Und im Zuge
dessen Antworten auf die Frage nach der Zukunft des Gemeinguts zu finden.

Max Haiven ist Juniorprofessor am Nova Scotia College of Art and Design
in Kanada. Er ist der Autor von zahlreichen Büchern, darunter „Crisis of
Imagination, Crisis of Power“ (2014), „The Radical Imagination“ (mit
Alex Kashnabish, 2014) und „Cultures of Financialization“ (2014).

Dieser Workshop, eine Zusammenarbeit zwischen berlinergazette.de und der
Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, bereitet auf die internationale
Konferenz SLOW POLITICS vor, die vom 13.-15. November in Berlin
stattfindet. Erste Informationen gibt es unter
www.berlinergazette.de/slow-politics

Viele Grüße,

Krystian