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n0name newsletter 168 Mo., 20.07.2015 16:19 CET

*Inhalt*

1. Die "fremde Sache"

ca. 9 DIN A4-Seiten

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Unicode (UTF-8)

http://n0name.de/news/news168.txt

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1.

Die "fremde Sache"

Aus dem Minimagazin Falz Nummer 2 über semiotische Anordnungen im 
von Privatinteressen beherrschten Popularen.


... haben lange über die Titelseite diskutiert. Der Plan, sie nach dem 
Vorbild von Kreidepieces im Druckverfahren mit Tafellack beschriftbar 
zu machen, scheiterte am Papier und an Kosten für eine Druckerei, die 
das kann, und an der verworfenen Illusion des Mitmachens inmitten 
eines Warenmetropolentums, wie sie von diversen urbanen Biotopiern 
performt wird. Eine graue Mauer mit einem Splash? The Splasher, 
der/die in New York und anderswo Vandalismus gegen die aufwertende 
oder bloß krittelnde, letztlich banal repräsentatorische Street Art 
wendete/n, schrieb/en (vermutlich) "Destroy the Museum" und stand/en 
damit gegen das Unterhaltungsprogramm des sozial mordenden Bürgertums 
und gegen die sich den Oberflächen lustig kreativ, "anders", mit 
Legitimität anpassenden Ikonographen. Unterdessen ist der "Aufstand 
der Zeichen" (Baudrillard) hier nicht zu Zeichen für reelle Aufstände 
geworden. Ihre Paläontologie spricht eher das Schönheitsempfinden und 
das Moralische am Schlechten an, dessen so gewonnene Form gut 
integrierbar erscheint. Ließ Álvaro Siza Vieira nicht ausdrücklich das 
"Bonjour Tristesse" an seinem modernen Bau erneuern? Nicht unweit 
davon, an der kurzzeitig vielleicht meistbespielten Brache der 
Republik, blieb am vorläufigen Ende "Your City" vom unhistorischen 
"Reclaim Your City" übrig. Eine Ansage, die nur Wunsch sein kann, oder 
ein Matt? Die Stadt zu lesen oder in ihr den Flaneur zur Literatur zu 
machen oder sie (was an ihr?) zu machen, sind ganz unterschiedlich. 
Der Paragraph 303 StGB spricht von Sachbeschädigung, fremder Sache und 
Erscheinungsbild -- genau von unseren Zer-Störungen, die uns zu 
Beschädigten machen, zu wie Sachen Behandelten und kommunikativen 
Fremden, die das Bild ihrer Erscheinung unter Strafandrohung jederzeit 
per Darlehen verändern müssen dürfen.

Baudrillard bezieht sich in _Kool Killer oder Der Aufstand der 
Zeichen_ (später auch Unterkapitel von _Der Symbolische Tausch und der 
Tod_) seiner kritischen jedoch semiotik-historisch auch einseitigen 
Analyse der New Yorker Graffiti (halb unverstehende Kritik an 
Baudrillards Empirie in: Beat Suter. _Graffiti: Rebellion der 
Zeichen_), deren von ihm Mitte der 1970er mit-manifestierten 
Ursprungs-Mythos später allgemein übernommen wird, zunächst aufs 
Wertgesetz, ohne das genauer auszuführen. Mit Wertgesetz wird bei B. 
aber nicht in erster Linie der Bezug zu Marx nach Ricardo aufgemacht, 
sondern der zu Saussure (vgl. S. 17 in _Der Symbolische Tausch_). Die 
Äquivalenzform des Tauschs ist für B. in der "Emanzipation des 
Zeichens" aufgelöst und Zeichen werden in einer "totalen 
Beziehbarkeit" zur reinen Zirkulation. Für B. ist die Relation vom 
_Zeichen von_ zu einem _Zeichen für_ geworden, das für alles stehen 
kann. Baudrillards Fehler besteht nun nicht darin, Zeichen zum Wert 
in Beziehung zu setzen, sondern die Funktion der Zeichen zu 
verabsolutieren, ihnen DEN Wert allein zuzuschreiben -- er verfährt 
so, wie er seine analytische Figur versteht (kombinatorische 
Zuschreibung in allgemeiner Austauschbarkeit) und löst den Wert von 
der Wertsetzung, der Arbeit ab, ähnlich wie spätere Wertkritiker 
(vgl. etwa d. Kritik an Michael Heinrich in: _Apologie von links: 
Zur Kritik gängiger linker Krisentheorien_ von Guenther Sandleben 
und Jakob Schäfer). Kapital ist nunmehr Zirkulation von 
Zeichen-Werten und alle Arbeit ist Zeichen unter Zeichen.

Baudrillards "Radikalisierung" der Wertform, der Indertermination von 
Wertproduktion und Wertzeichen hin zur Verselbstständigung der 
Wertzeichen und dem Ende des Realen, das zugleich den Beginn des 
"Hyperrealen" sein soll, wurde in den 1980er Jahren von der frühen 
Medienmetatheorie rezipiert und begründet diese in Europa, im Weiteren 
als medientheoretischer Apokalyptiker interpretiert, mit. Sein 
Aufsatz zum Zeichenaufstand ist dabei auch Teil der "semiotischen 
Wende", wie sie gemeinhin mit linguistischen, 
post-strukturalistischen Ansätzen, sowie entfernter etwa Talcot 
Parsons Soziologie verbunden wird. Zeichen sind hierbei als das 
strukturalisiert/strukturalisierende Eigenständige zu verstehen. Der 
Einfluss Kants auf Parsons ist dabei zu beachten, etwa dahingehend, 
dass Parsons, wie Kant in seiner _Kritik der reinen Vernunft_ im 
Bereich der physischen Bedingungen (Raum) und auf diesen 
zurückgreifend[1], von transzendenten, unhinterschreitbaren Ordnungen 
des Sozialen ausgeht, Normative Bedingungen, welche das Leben 
prä-strukturieren -- Kant als der Vorfahre des Strukturalismus, 
desjenigen, der ein Apriori sieht, in den Medien. Den Sprung vom 
Wertgesetz zur antinormativen Praxis der Semiose, bei Baudrillard eine 
Marxkritik, macht Baudrillard aber nur, um einen bestimmten Teil des 
Prinzips des Wertgesetzes, oder vielmehr seine gesellschaftliche Form 
(auch wenn Prinzip und Form ebenso auf idealistische Denke 
zurückgehen), den Tausch, und diesen nämlich als produktives Moment, 
ins Medial-Semiotische zu verlagern. Dort wird das moderne 
(industrie-technische vorbereitete) Sgraffito zum aufständischen 
Moment, das, gerade weil es Unlesbarkeit in Taktik ist, die 
herrschaftlichen Zeichenprozesse unterbricht und Tausch 
(Zeichentausch!) gegen die Semiokratie der Ware als reziprokes und 
nun re-verwirklichtes Verfahren wieder einführt — dies jedoch allein 
auf der Ebene der Zeichen, wobei Ware und damit ihre Produktion nicht 
ganz vergessen ist, aber als Voraussetzung verabschiedet wird. Das 
hat 'Methode', denn für Baudrillard ist Sozialität nicht mehr 
vorstrukturiert durch Waren, sondern durch Zeichen.

Nicht Arbeitskraft macht für B. die Stadt (vermutl. bei ihm synonym 
mit Gesellschaft) aus, sondern Zeichenoperationen, obwohl der 
Alltagsverstand den ganzen Tag von nichts anderem als dem 
Geld-_Zeichen_ (!) spricht. Baudrillards Überhöhung des Werts als 
Zeichen als Überrealem geht auch tatsächlich auf Missdeutungen der 
Mehrwert-Funktionalität zurück, die er als soetwas wie die Zirkulation 
des Lebens insgesamt ansieht, die alle Unterschiede und Konflikte von 
Arbeit und Kapital ausgelöscht habe (vgl. _Der Symbolische Tausch_ 
S. 37 ff.), in einen allgemeinen Code hinein, was später bei 
Baudrillard dann zum Simulakrum von Gesellschaft insgesamt wird. 
Zeichen und Reales drehen sich bei ihm konsequenterweise in ihrer 
Hierarchie um: Zeichen werden das Reale selbst und das Reale kann 
somit nur noch auf Ebene der Zeichen realisiert werden. Also die 
Regel, die man später als Reprogrammierung des Gesellschaftlichen im 
universalisierten Hack wiederfindet. Die wilden Zeichen, die sich so 
jedem Diskurs entzögen, so Baudrillard, gehen auf diese Weise dann 
doch in Aneignungen des Akademischen ... Diskurs ... ein.

Zeichenprozesse wären auch weniger als Tausch mit dem Platzwechsel 
äquivalenter also gleichwertiger Items erklärbar. Denn Zeichen 
wechseln keine Seiten. Ihre Bedeutung muss materiell-kognitiv erst 
erfolgen. Im kognitiven Lese- und Schreibe-Prozess sind Zeichen dann 
keine "Transponder" von Inhalten und Verweisungen auf Referenten, 
wenn Yolo Beschwerde über die Nichteinhaltung ihres Urheberrechts als 
Sprayerin (laut Archiv der Jugendkulturen) einlegt und Naegeli 
antiamerikanisch-modernistisch zeichnend gerade gegen "Pieces" 
handelte, um umso mehr "Werk" zu schaffen.

Repräsentiert das Grau jetzt genauer, was gemeint ist, verweist es auf 
eine Referenz? Die Diskussionen um das Asset des Bildes des Dings, am 
Eigentum der Abbildung, bestätigen entgegen Derridaschen Vermutungen 
die Erkennbarkeit der Sache, aber verfehlen, wenn sie die Sache nur 
naiv-realistisch ab-bilden, vielleicht die Möglichkeit, sie zu 
negieren. Jede übertünchte Schmiererei in der Linie der Schmiererei 
erotisiert sie, (fast) jedes hilflos bereinigte Hakenkreuz enthält es 
als Spur, wenn sein photo-graphisches Dokument mit Plakaten und 
Guerilla-Marketing, mit seinem an sich selbst gerichteten 
détournement (http://spektakel.blogsport.de/broschur/broschur-2/
gebrauchsanweisung-des-detournements) und von Rockefeller bezahlten 
sozialistischen (?) Murals konkurriert.

Wir haben uns dann entschieden, den Ausschnitt des Bildes der Wand mit 
dem Befehl "Graustufen" noch grauer zu machen, analog zur Verschärfung 
der Situation, während wir bei den Ausführungen von 
Kreidetafelgraffiti beobachten konnten, wie limitiert das Repertoire 
spontaner Zeichner ist (Herzen, Love, Penis). Offensichtlich ist die 
vermutete verteilte Produktion von Zeichen eine sozial zerteilte 
Literarizität, dem mit keinem ungerichteten "Open Space" 
unverbindlicher, lebender oder toter Kultur-Techniken und -Helden und 
mit keiner Respektlosigkeit beizukommen ist. Das wäre dann die 
Kapitulation vor der Konvention, der Abschied von der Avantgarde, die 
Programmatik des "TINA" <There is no alternative> voller super 
Wahlalternativen. Alles Semiotische ist entgrenzt und somit 
systempraktisch (!, weniger -theoretisch) folgenlos. Oder so: Ästhetik 
stützt nun wieder System. Kunst wird seit etwa 25 Jahren von 
Karrieristinnen, angekotzt von ihren Lehrern, den frustrierten 
Kritikern des Gesellschaftlichen, wieder zur Kunst erklärt. Aus der 
Entgrenzung der Bedeutungen (der Abdruck einer Hundetatze wird als Tag 
im System Graffiti gelesen) ergibt sich dann systematisch die 
institutionelle Ordnung und Zuweisung, was als "befreites Dasein" zu 
gelten hat und was nicht, was, postmarxistisch, zum bekämpfbaren 
Herrschafts"modell" allein durchanalysiert wird, wie 
Professionalisierte aus dem reaktionären Standard des Neo-Werks etwas 
heraus schlagen oder Psychogeografie-Tours verkaufen.

Bringen wir, ohne uns als indigen und autochthon <ursprünglich> 
auszugeben wie Interbrigadas hinter dem, auch queeren, 
Restaurantclub[2], oder kreolisiert, wie die Neubewohner des Lofts[3] 
für sich veranschlagen die urheberrechtslose kleine Meerjungfrau des 
bestraften Bedürfnisses im informationellen Raum (Straße/Netze) 
zunächst zum Verschwinden, um dann ihre Fläche zu bezeichnen.[4] Auch, 
weil Antiimperialistische mit Banksy an der Mauer am Gaza Kopfrevolte 
machen und naiv den Beton imaginär aufreißen. Auch, um die immer 
fluiden Wünsche, jedoch nun inkarniert, nicht in Romantik zurücksinken 
zu lassen, in Figuren, stehend für was man materialiter nicht haben 
kann aber begehrt. Schaum ist wiederum die Metapher für Geist (der 
bekanntlich -- und vor dem Hintergrund allgemeiner staatlicher 
Überwachung für einen der größten nationalen Internethoster, GMX, im 
Werbeclip -- als Gedanken frei ist, wie zur Zeit der französischen 
Besatzung deutscher Ländern), am Ende ihres leidenden Verlangens ist 
die Meerjungfrau in diesen Schaum aufgelöst, der immer dort auftritt, 
wo das genormte Mehrarbeits-Leben nicht hinreicht. Das in solcher Form 
von Geist erscheinende unfassbare und darum fern-gehaltene und dort 
gehaltene Verlangen. Das Märchen der kleinen Meerjungfrau und die 
Bronzeskulptur hebt das Verlangen so in mehrfach versetzten 
Inhalteschritten auf, bei denen vom Bedürfnis zum Wunsch zum Versatz 
es zwar für die Verlangende mythisch-geistig endet (im per Märchen 
signifizierten Schaum als Meerjungfrau als Wunsch), der Geist-Schaum 
letztlich imaginäre Re-Materialisierung zugleich sein soll und nicht 
Zeichen. Mit der Skulptur in Kopenhagen versuchten die dort das 
Soziale Bestimmenden körperlich und marketingtechnisch zu verstetigen, 
was der Märchenerzähler Andersen längst in naturreligiös belebte 
Umwelt verschrieben hatte. Das Verlangen und Begehren und die Lust 
als Zeigens-Modi des Bedürfnisses zunächst unspezifisch erfüllten 
Lebens im Liebeswunsch wurde so amtlich gemacht und im Zeichen der 
Skulptur zurückgedrängt, re- und demystifiziert zugleich: 
Demystifiziert wird die nur vorstellbare Märchenfigur zur Bronze, um 
remystifiziert in Konkurrenz zu dieser Märchenfigur sichtbar zu 
sein.

Nicht das sexuale und drängende fast nur noch in Luft 
aufgelöste und überall am Meer lesbare Begehren interessierte damals 
die Bierverkäufer von Carlsberg. Sie interessierte eine 
ortsspezifische Zeichen-Assoziation, eine Verdichtung von aufeinander 
bezogenen Signifikanten fürs lokale Kapital und ihren 
Tauschwertträger. Baudrillards Zeichen, nun zum eigentlichen Wert 
erklärt, für das keine Trägerschaft von Wert am Gebrauchswertding 
mehr anerkannt werden kann, geht also ganz in den Kontext dieser 
Verdichtungstechniken ein, ohne Differenzierung der Begehren übersetzt 
in Interessen bzw. Interessen als Zwang zum Begehren (attac und 
Blockupy etwa nennen das Gier). Diese Werttheorie schlägt sofort ins 
Gesellschaftliche um (Euro Disney ist realer als Paris), ohne eine 
gesellschaftliche Genese von Wert noch feststellen zu können. Das 
Duo Signifikant-Signifikat kennt keinen Referenten.

Das "kollektive Pop-Kunstwerk" der "Berliner Mauer" wurde am 3. und 4. 
November 1986 neben der Markierung der Teilung "einer" angeblichen 
Nation durch einen weißen Strich, aus neo-dadaistischem also 
Kommunikation bezweifelnden Umfeld, durch diesen auch zur Markierung 
von Realität und zur Attacke aufs Graphoartistische, welches das nicht 
nur gedachte und stattdessen wirkliche Materiale überdeckt und 
literarisiert. Aber Dada war auf vorliegende Kulturproduktion so 
angewiesen, wie es der Remix auf das offizielle Release ist.

"Die Antwort: ALT + 0134 = † ist richtig! ALT + 0128 = € ergibt das 
Euro-Zeichen", wie sie in irgendeinem Blog gegeben wurde, ist aber nur 
der Zeichenaspekt. Der Druck dieser Nummer ohne Proof entwickelte sich 
zur Reklamation ohne den Gebrauchswert zu schmälern: Ein unbedeutender 
weißer Rand blieb am rechten und unteren Rand, da der Anschnitt nicht 
stimmte und was den illusionären Charakter des vom Realen übergangslos 
geschiedenen Bildes aufs Papier zurück brachte. Der kleine 
Produktionsfehler, der gar nicht als Zeichenakt implementiert war, 
ließ den Unterschied von Medium zu Nichtmedium deutlicher erkennen. 
Ein Unterschied, der einem Trend der antimaterialistischen 
Subjekt-Objekt-, sowie Außen-Innen-Un-Unterscheidung und auch einem 
kultural-medienstrukturalistisch auslotenden Materialismus vielleicht 
widerspricht.

Blu, Dietmar Dath, Roger Behrens, Katja Diefenbach, Diedrich 
Diederichsen, Susi Meyer, Mercedes Benz, Jürgen Elsässer, Alexander 
Kluge Jr., Harun Farocki, Tino Sehgal, Jochen Schweizer, Dorothea von 
Hantelmann, Dirk von Lowtzow, Yolo, Michael Heinrich (†), Harald 
Naegeli, Axel Thiel (†), Riza
_________________________
[1] Vgl. Richard Munch. "Talcott Parsons and the Theory of Action. I. 
    The Structure of the Kantian Core". American Journal of Sociology 
    Vol. 86, No. 4 (Jan., 1981), pp. 709-739.
[2] Hier behaupten die Lateinamerika-Aktivisten für Anwohner eine 
    "angestammte Wohngegend" entgegen der Metropole, die keine Siedler 
    und Stämme mehr kennen kann: www.interbrigadas.org/de/report_kotti
    _und_co_der_protest_und_ein_grosses_wandbild_am_kottbusser_tor.htm
[3] Landesfriedensbruch gegenüber Mietern, die jeden Fensterglasbruch 
    einzeln versuchen ihrerseits kreativ zu signifizieren, mit darüber 
    gelegtem weißen Klebband in Kreuz-Pflasterform und sauber 
    gesetzten Sätzen wie "Denkmal für das Zusammenleben verschiedener 
    Menschen". Menschenverschiedenheit basierte hierbei jedoch auf dem 
    "Anderssein" gehobener Mittelschichten in Absetzung zu 
    Unterschichten, demnach Trennungen der Positionen innerhalb einer 
    (, der arbeitenden) Klasse. Das hier kulturalistisch waltende 
    Projekt der Vermischung und des Zusammenlebens geht bereits nicht 
    mehr von produktiv konfliktösen Zusammenstößen aus, es präferiert 
    friedliche Hybridisierung (Kreolisierung) und will soziale 
    Trennungen als kulturale, post-strukuralistisch und damit 
    kulturell veränderbar, verstehend dynamisieren und mögliche 
    Aufhebungen dieser Trennungen abweisen. Kreolisierung verfolgt 
    ein ganz anderes gesellschaftliches Programm als die Beendigung 
    von ökonomisch verstandenen Klassen, es ist ethnisch angelegt und 
    kennt keine Ausbeutung und keine gesellschaftlichen Verwerfungen. 
    Im Gegenteil zeichnet es sich dadurch aus, wirtschaftliche 
    Problematik ins kulturelle Mixtum zu ziehen. Doch die Zeichen 
    der Farbbeutelflecke und Steinwürfe sind gar keine Zeichen 
    einer feindlichen Ethnie, sie sind reale und nicht lediglich 
    symbolische Zerstörungsversuche des Auftretens einer Schicht 
    einer Klasse (inn einem Schachtelmodell von Sozietät), dem 
    Wohnhaus mit Gewerbeeinheiten, welches doch das gleiche Signum 
    beinhaltet wie die gelobte Kreuzberger Alternative der 
    metropolischen Dorfgemeinschaft aus Arbeiten und Wohnen am 
    gleichen Ort. Denkmal ist hier von den Baugruppen-Millionären 
    ernst gemeint, bekommt aber eine gewisse Ironie der Geschichte, 
    denn das von Taut entworfene Gebäude aus den späten 1920er 
    Jahren Adalbertstraße Ecke Engeldamm war damals das der 
    Transportarbeitergewerkschaft und steht als Architektur unter 
    Denkmal- und als Haus mit Menschen darin immer mal wieder unter 
    Polizeischutz. Das hybride kreolische Nebeneinander sieht aus 
    wie die einseitige Idee Privilegierter.
[4] Günther Oettinger muss als Kommissar der EU für Digitale 
    Wirtschaft und auch noch Gesellschaft Mobilitätsströme 
    touristischen Binnenmarkts auf dem europäischen Kontinent fördern 
    und zugleich den Einfluss US-amerikanischer Kulturindustrien 
    zurückdrängen. Wenn es darum ginge, Urheberrechte an Gebäuden und 
    öffentlichen Figurinen (öffentlich für die, die sich den Ort 
    reisend kaufen können) zu regeln, spricht er von einem blendenden 
    Individualismus des Konsumenten: "Ich vertrete den Grundsatz, dass 
    das, was man mit dem Auge sehen kann, nicht bezahlt werden muss. 
    Das muss auch für das digitale Auge, also die Kamera gelten." 
    (HNA, 7. Juli 2015) Scheinbar technisch wie ökonomisch naiv, 
    jedenfalls populistisch unterteilt er so, den Kapital-Interessen 
    folgend, in den konsumerisch privat-individualen Bereich des 
    natürlichen wie medialen Sehens des Einzelnen (diesen 
    aussprechend) und den professionellen privat-kapitalistischen 
    Bereich des Sehen-machens (diesen nicht aussprechend) der 
    "Industrie", wobei letzterer schon die Vorstufe der 
    Vergesellschaftung des Sehens und Bildens darstellt, wie man an 
    den Reaktionen gegen eine Verschärfung des sog. Kulturschutzes in 
    der BRD ablesen kann. Alle Ausfuhr von Bildwerken im Geldwert von 
    über 150.000 EUR soll staatlich kontrolliert werden. Rebellen 
    gegen dieses Gesetz sind Bildwerker, die mit eben diesen 
    Geldwerten von über 150.000 EUR rechnen und ihre vorab 
    vergesellschafteten Kosten ihrer Ausbildung mitbilanzieren, aber 
    privat, um sie dann den Museen wieder demokratisch zu leihen. 
    Baselitz etwa studierte an Hochschulen in Berlin-Ost und 
    Berlin-West, Museen in denen Bilder von ihm hängen, werden von 
    Löhnen finanziert, von Revenues aus Kapital, verwaltet von 
    Connaisseur-Sub-Eliten.

Kurzfassung in: http://www.n0name.de/falz/falz2.pdf

BONJOUR VITESSE

DER INNENRAUM DES AUSSENRAUMS IST DER AUSSENRAUM 
DES INNENRAUMS IST SCHEINAUFHEBUNG VON PRIVAT 
UND ÖFFENTLICH

STREET ART AGAINST STREET ARTISTS, SPACE INVADERS CONTRA STREIKBRECHER

MURALISTEN – MORALISTEN?

HALLS OF TAME

ÖKONOMSIERUNG DES ZWISCHENMENSCHLICHEN

AUFMERKSAMKEIT IST KEINE ÖKONOMIE

FIGHT LEGAL PLAINS ZUR HEBUNG DES NIVEAUS

PALIMPSESTE! WUNDERTAFELN!

CRISIS IS STYLE UND 2 FINGER (EINER MANO CORNUTA, ANM. D. VERF.) 
SIND NOCH KEINE FAUST

CHECK YOUR THÄLMANN

UNMÖGLICHE POLITISCHE ANATOMIEN SIND WIE ANGEKLEBTE FÄUSTE

DER GRÜNE STRICH IST DER NAME EINER KUNSTAKTION, MIT DER 
AM 3. UND 4. NOVEMBER 2015 AUF GESCHICHTSKLITTERUNG AUFMERKSAM 
GEMACHT WIRD. DIE GESAMTE EAST SIDE GALLERY WIRD MIT EINEM 
STRICH AUS KREIDETAFELLACK VERSEHEN, UM IHR DEN DENKMALCHARAKTER 
ZU NEHMEN UND SIE WIEDER BESCHREIBBAR ZU MACHEN

COMMENT FAIRE UN POCHOIR?

BLEK HINTER PLEXIGLAS

KREIDETAFELN ZU AUSSENWERBUNG

KULTUR IST EIN WESENTLICH WEICHERER WIRTSCHAFTSFAKTOR

VERWENDE BÖSE FARBEN, KRITISCHE LINIEN, PASS DICH AN

DU BIST NICHT DER SPRÜHER VON ZÜRICH

DECLAIM THE STREET

"YOUR CITY" IST FARBE

KALLIGRAPHIE IST SCHULE

IM ZWEIFEL LEER LASSEN

HEBEBÜHNEN SIND BOURGEOIS

DAS GRAFFITIARCHIV AUF DIE STRASSE/IN DIE NETZE!

CRISSCROSSMARKETING

ICH SOLL NICHTS WIEDERHOLEN ICH SOLL NICHTS WIEDERHOLEN ICH SOLL 
NICHTS WIEDERHOLEN

AD BUST IST NICHT GENUG

EIN "DACH" AUF DEM DACH IST NICHT GENUG

KALLIGRAPHIE IST SCHULE

NE LIFESTYLE JAMAIS

AN DER WAND IM ARBEITSAMT HÄNGT EIN FOTO MIT DEM GRAFFITI "REVOLUTION 
IST DIE LÖSUNG"

OZ OHNE NEW YORK WÄRE HAMBURG

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