[rohrpost] Sybille Krämer: Sichtbarmachen – Sagbar machen. Über den Unterschied zwischen Spuren und Zeugen
Graduiertenkolleg »Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens«
sichtbarkeit at uni-potsdam.de
Mon Jun 8 12:58:06 CEST 2015
Vortrag von Sybille Krämer: Sichtbarmachen – Sagbar machen. Über den
Unterschied zwischen Spuren und Zeugen
Im Rahmen der Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs
»Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens«
Zeit: Montag, 15.06.2015, 18–20 Uhr
Ort: KW Institute for Contemporary Art, Auguststraße 69, 10117 Berlin,
Studiolo, Vorderhaus, 1. OG, http://www.kw-berlin.de
Sind Spuren ‚stumme Zeugen‘ und Zeugen ‚sprechende Spuren‘? Spuren zeigen
die Abwesenheit von dem, was die Spur (kausal) verursachte so, wie die Asche
die Spur eines Feuers ist. Können wir dann ebenso gut sagen: die Asche
‚zeugt‘ vom Feuer? Zeugen sprechen über ihre Erfahrung bei einem
irreversibel vergangenen Ereignis, zu welchem die Adressaten des Zeugnisses
keinen unmittelbaren Zugang (mehr) haben. Sind also Augenzeugen die Spuren
eines Ereignisses, von dem sie zu zeugen haben? Der Vortrag verneint diese
Frage und entfaltet einen grundlegenden Unterschied zwischen Spuren und
Zeugen. Während Spuren, sofern sorgfältig ermittelt, Beweiskraft haben
können, sind Zeugenaussagen – so unsere Hypothese – gerade keine Beweise.
Nur wenn wir verstehen, warum Spuren, nicht aber Zeugen Evidenz zukommt,
begreifen wir das Phänomen der Zeugenschaft und die mit ihm verbundenen
Dilemmata.
Sybille Krämer ist Professorin für Philosophie an der Freien Universität
Berlin; Gastprofessuren an Universitäten in Tokyo, Wien, Graz, Zürich,
Luzern; von 2000 bis 2006 Mitglied des Wissenschaftsrates; von 2006 bis 2008
permanent fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin; von 2008-2014 Sprecherin
des DFG-Graduiertenkollegs ‚Schriftbildlichkeit‘; von 2007-2013 Mitglied im
Scientific Panel des European Research Council Brüssel; seit 2010 Mitglied
im Senat und Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Fellowships am IFK Wien (2010), IKKM Weimar (2012), Kollegforschergruppe
‚Computersimulation‘ Lüneburg (2014).
Jüngste Veröffentlichungen (u.a.): Medium, Bote, Übertragung. Kleine
Metaphysik der Medialität, Frankfurt am Main 2008 (jap.2014, engl. 2015);
Hrsg. m. Sibylle Schmidt und Ramon Voges: Politik der Zeugenschaft. Zur
Kritik einer Wissenspraxis, Bielefeld 2011; Hrsg. m. Eva Christiane
Cancik-Kirschbaum u. Rainer Totzke: Schriftbildlichkeit. Wahrnehmbarkeit,
Materialität und Operativität von Notationen, Berlin 2011.
Die nächsten Termine der Rindvorlesung:
29. 6
Ralph Rugoff (Hayward Gallery, London)
Scene of the Crime
6. 7
Andree Korpys/Markus Löffler (Künstler, Berlin/Bremen)
Ein paar Halbstiefel, die unter dem Regal im Abstellraum auf Glasbausteinen
stehen
Das komplette Programm der Ringvorlesung und das Facebookevent zur
Veranstaltung finden Sie hier:
https://www.facebook.com/events/986884541351777/
http://www.sichtbarkeit-sichtbarmachung.de/veranstaltungen/s/article/ringvorlesung-im-sose-2015/
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»Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens«
DFG-Graduiertenkolleg 1539
Universität Potsdam
Am Neuen Palais 10
14469 Potsdam
http://www.sichtbarkeit-sichtbarmachung.de/