[rohrpost] Extended OPEN CALL End/Zeit. Das Apokalyptische zwischen Politik, Prognose und Technologie

Günther Friesinger guenther.friesinger at univie.ac.at
Mo Jul 31 14:18:58 CEST 2017


Die Rhetorik des Apokalyptischen hat – wieder einmal, so ist man 
versucht festzustellen – Konjunktur. Häufiger beiläufig aufgerufen denn 
wirklich adressiert, fungiert das endzeitliche Begriffsfeld als 
taugliches und vielverwendetes Register, ganz unabhängig von Intention 
oder Position. Das in das Vokabular eingelassene Potential reicht dabei, 
auch über tiefenhistorische Entwicklungen und Verschiebungen hinweg, vom 
allgemeinen Untergang über das Ende derzeitiger Weltverhältnisse bis zu 
überirdischer Gerichtsbarkeit oder der Entschleierung tatsächlicher 
Seinsverhältnisse. Die paraflows-Reihe, die in ihrem Selbstverständnis 
als auch in den Programmen seit ihrem Entstehen stets für eine Relation 
zwischen theoretischen Konzeptionen und praktischen Applikationen mit 
Blick auf Technik bzw. Politik eingetreten ist, widmet sich angesichts 
der Zumutungen unserer Berichtsgegenwart ganz vorsätzlich dem Thema der 
Endzeit unter den Schwerpunktsetzungen Politik, Prognose und 
Technologie. Gemäß dieser Leitlinie stehen Veränderungen, Formverluste 
und das Jonglieren mit Prognosen im Vordergrund. Der Wunsch nach 
Vorhersagbarkeit der Zukunft im Sinne von Wahrscheinlichkeit passiert 
dabei aber stets unter zwei Einschränkungen mit realpolitischen 
Implikationen: Einerseits ist die Zukunft als gespalten wahrzunehmen, 
also als Part der abschätzbar und kühl berechenbar ist und dem Teil, der 
ungeplant passieren kann – und eben auch eintreten wird. Andererseits 
wird die Herausforderung an das Prometheische im Menschen 
herausgearbeitet, also beispielsweise Hinweise auf das 
Spannungsverhältnis Mensch-Maschine, der Wunsch nach Perfektion und der 
daraus abgeleitete Imperativ nach Optimierung oder eben der ganz 
allgemeinen, berechtigten Zweifel, ob und wie der Mensch als 
Schaffende*r angesichts aktueller Tendenzen seinem prometheischen 
Potential reflektiert und eigenbestimmt gerecht werden kann. Apokalypse 
ist somit, immer unter Rückbindung an die Ursprungsbedeutung, als Modell 
zu verstehen, das nicht einfach nur für sich steht, sondern nach 
permanenter Auslegung und Reflexion verlangt. Apokalypse ist angesichts 
technologischer und politischer Realitäten des 21. Jahrhunderts eine 
Herausforderung zur Neubestimmung kultureller Referenzen und Rahmungen, 
von medialen Entwürfen und gelebten Perspektiven. Apokalypse ist als 
Erlebnis, als Ankündigung und Verlauf des Unvermeidlichen zu sehen, als 
Vorstufe eines noch unbestimmten post-apokalyptischen Danachs, aber 
auch, im Sinne von Apokatastase, als Option der kritischen Erneuerung 
und sinnstiftenden Umkehr. Das Symposium zielt mit der Verhandlung 
apokalyptischer Wissenskulturen, seien sie nun philosophisch, medial 
oder algorithmisch, einmal mehr auf die Möglichkeit einer Kritik ab, die 
nicht von Beginn an gezähmt, antizipiert oder entkräftet werden kann.

Wir freuen uns auf Einreichungen von Vorträgen (und Textbeiträgen) zum 
Symposiumsthema!


Informationen zur Einreichung:

Dauer: 30 - 40 min. (+ 10 min. Diskussion)
Deadline für den Abstract: Dienstag, 15. August 2017
Benachrichtigung über Akzeptanz: Mittwoch, 23. August 2017
Symposiumstermin: 23. September 2017, Literaturhaus Wien


Deadline für die Beiträge zur Publikation (Sammelband): 30. November 
2017

Der Abstract für die Einreichung im Umfang von 1-2 Seiten sollte 
folgende Fragen beantworten:

Vortragstitel
Angaben zur*zum Referent*in (kurzer CV inklusive E-Mail, Telefonnr., 
Anschrift, Organisation)
Ziele des Referats
Kurze Beschreibung des geplanten Beitrags


Tagungsadresse

Literaturhaus Wien
Seidengasse 13
1070 Wien


Kontakt

Festivalleitung: Günther Friesinger
Symposiumsleitung: Judith Schossböck, Thomas Ballhausen
office(at)paraflows.at


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