[rohrpost] -°*°- Directors Lounge Screening - Gabriele Stellbaum - My House Is On Fire -°*°-

richfilm productions office at richfilm.de
Do Nov 29 13:11:56 CET 2018


Directors Lounge Screening
Gabriele Stellbaum
My House Is On Fire

Donnerstag, 29. November 2018
21:00
Z-Bar
Bergstraße 2
10115 Berlin-Mitte

Gabriele Stellbaums künstlerische Filme sind 
sowohl mit Performance als auch mit Narration 
verknüpft. Zum zweiten Mal präsentiert sie ihre 
Arbeit bei Directors Lounge Screenings. 
Ursprünglich Bildhauerin, begann sie in NYC mit 
Lichtprojektionen, zeitbasierten Diaprojektionen 
und schliesslich mit Video . Das Programm 
präsentiert einige ganz neue und andere jüngere 
Videoarbeiten, die in Berlin entstanden.

Sie nennt ihre Arbeit “poetische Filmkunst" und 
man könnte hinzufügen: “mit einer weiteren 
Schraubendrehung". Stellbaum arbeitet oft mit 
einer einzigen, oder nur wenigen Protagonisten in 
stark reduzierten Settings, vor Ort in Berlin 
oder in ihrem Atelier. Was jedoch wie eine 
Erzählung beginnt, entwickelt sich unerwartet 
anders. Die Poesie der Szenen und Dialoge ist 
eher schroff, manchmal auch verstörend, und 
erinnert an Beckett oder Brecht. Der dramatische 
Konflikt bleibt dabei ungelöst, der fehlende 
Kulminationspunkt lässt eine eher offene nahezu 
flache Dramaturgie entstehen. Die Künstlerin 
erzählt mir von einem speziellen Stilmittel, das 
Beckett in einigen seiner Stücke verwendete: Von 
den Schauspielern wurde verlangt, die eher langen 
Beckettschen Sätze oft vollständig in einem 
Atemzug vorzutragen, was die Schauspieler an ihre 
Atemgrenzen brachte und die Zuschauer in Unruhe 
versetzte. Stellbaums Charaktere scheinen oft 
unter einer ähnlichen Atemlosigkeit zu leiden, 
hervorgerufen von Umständen, außerhalb ihrer 
eigenen Kontrolle. Umstände die so grundlos 
erscheinen, wie die Anklagen der Richter in 
Kafkas Schloß.

In "Heretofore" (2017) erscheint die Künstlerin 
als Hauptdarstellerin, wie in vielen ihrer 
Videos. Eine etwas weitere Kameraeinstellung 
zeigt für einen Augenblick, was der Sound schon 
verriet: sie steht in einer Sprecherbox mit einem 
Fenster, das ihren Oberkörper rahmt. Die Box ist 
mit vielen fünfzackigen Sternen tapeziert. Die 
Darstellerin verkörpert (nicht ganz glaubhaft) 
eine politische Sprecherin, wie wir sie von 
Kandidaten für das Richteramt oder für den 
US-Senat erwarten würden. Die Sprecherin versucht 
jedoch nicht als realistische Figur wie im 
Spielfilm zu erscheinen. Dennoch erzeugt ihr 
sprachlicher Ausdruck die Illusion einer 
tatsächlichen Rede.

"Undoing the Linear" (2017) steht im Gegensatz zu 
anderen neuen Arbeiten von Stellbaum. Das Setting 
erinnert an ein spätes Beckett Stück. In einem 
alten Berliner Ballhaus wurde das Gesichtsfeld 
der Kamera mit farbigem Klebeband so markiert, 
dass es auf dem Bildschirm rechtwinklig 
erscheint. Die Performerin bewegt sich strikt nur 
auf den vorgegebenen Linien oder innerhalb des 
markierten Feldes. Es wird jedoch schnell klar, 
dass es sich nicht um ein existentialistisches 
Stück nach Beckett handelt. Es handelt sich 
vielmehr um eine Art Soundstück, um Musik im 
Sinne von Cage. Die Performance wird zum Duett 
zwischen Künstlerin und Piano.

Eine eher typische Arbeit der Künstlerin ist 
“Close Huddle" (2017). Eine leere 
Gründerzeitwohnung mit alter, abgenutzter Tapete, 
aber frisch gestrichenen Fenstern, bildet den 
Hintergrund für eine Art Zimmertheater-Bühne, in 
der zwei Frauen auftreten, die beide das gleiche 
unspezifisch beige Kleid tragen. Die Frauen 
unterhalten sich über eine Art inneren 
gemeinsamen Raum, den sie selbst erst durch das 
Gespräch erschaffen haben, ohne befreundet zu 
sein. Der Dialog dreht sich um Erörterungen der 
Nähe, des Vertrauens und des Austausches. Dabei 
scheint jedoch keine nähere, warme Beziehung zu 
entstehen. Close Huddle zeigt keine tätliche 
Auseinandersetzungen und gibt keinen Grund zur 
Beunruhigung, dennoch führt der Dialog immer mehr 
zur individuellen ängstlichen Beklemmung beider 
Figuren.

Stellbaums Filme sind manchmal auf hintergründige 
Weise humorvoll, und manchmal unterschwellig 
verstörend. Sie überläßt es weitgehend dem 
Betrachter, aktuelle politische oder soziale 
Referenzen zu finden. Wir erwarten ein intensives 
Kinoerlebnis und eine spannende Diskussion mit 
der Künstlerin, die wie immer anwesend sein wird.

Artist Link
https://stellbaum.net/

Links
Directors Lounge  http://www.directorslounge.net
Richfilm  http://www.richfilm.de/currentUpload/
Z-Bar  http://www.z-bar.de

-- 
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