[rohrpost] "Seltbstähnlich und Seltsam" ,Berlin 19.Jan.2019
wolfgang spahn
post at wolfgang-spahn.de
Di Jan 15 01:53:12 CET 2019
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Selbstähnlich und Seltsam
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von Wolfgang Spahn
Art Claims Impulse
Ausstellungseröffnung: 19.01.2019, 18:00 - 21:00 Uhr.
Ausstellung: 20.01. - 03.02.2019, 14:00-19:00 Uhr
Feldfünf
Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 7–8,
10969 Berlin
Die Ausstellung „Selbstähnlich und Seltsam“ ist an der Schnittstelle
zwischen Kunst, Technologie und Chaostheorie angesiedelt. Sie besteht
aus drei Klang-Licht-Installationen die sich je mit einem Sujets aus der
Chaostherie beschäftigt: Selbstählichkeit, Seltsame Attraktoren und
Rückkopplung.
Seit der Mathematiker Benoit Mandelbrot 1967 in seinem Paper „How Long
Is the Coast of Britain? Statistical Self-Similarity and Fractional
Dimension“ Strukturen in der Natur als „selbstähnliche Systeme“
geometrisch beschrieb, sind fraktale Strukturen immer wieder Gegenstand
künstlerischer Auseinandersetzung. Seltsame Attraktoren sind ebeso
chaotische Fraktale die wie die Selbstähnlichen Struckturen einen
wichtigen Teil der Chaosforschung ausmachen und die wiederum Kern und
Leit-Gedanken der Ausstellung sind.
So kombiniert die Installation „Selbstähnliche Strukturen“
Makroaufnahmen von Moosen und Flechten mit digitalen Luftaufnahmen, um
die verborgenen Strukturen der einzigartigen Flora der Region Magallanes
in Chile sichtbar zu machen - fraktale Strukturen bleiben sich trotz
Veränderung der Betrachtungsgröße selbst ähnlich (Benoit Mandelbrot
„Theory of Roughness“). Das Projekt zielt darauf ab, die
Selbstähnlichkeit in den natürlichen Strukturen dieser Region sowohl
makroskopisch als auch aus der Luft künstlerisch zu erkunden, wissend,
das natürliche Strukturen immer imperfekte Strukturen sind, die durch
Brüche des Regelmäßigen und Überschreiten des Erwarteten gekennzeichnet
sind.
Bei „Seltsame Attraktoren“ handelt es sich um ein generatives System für
Sound und Projektionen, das auf einen analogen Computer basiert, der
eben diese seltsamen Attraktoren berechnet. Der Titel der Arbeit
verweist auf den gleichnamigen mathematischen Begriff (David Ruelle/
Floris Takens, 1971), der der Chaostheorie entlehnt ist und
Gesetzmäßigkeiten chaotischen Verhaltens in dynamischen Prozessen
beschreibt. Mit seltsamen Attraktoren können beispielsweise turbulente
Strömungen von Flüssigkeiten oder Gasen mathematisch beschrieben werden,
die sich wegen ihrer Komplexität und Zufälligkeit nicht anders
analytisch fassen lassen.
Die Arbeit stellt nun die Frage nach der künstlerischen Festlegung von
Grenzen in einem Raum, der eigentlich vom Zufall bestimmt wird. Denn
seltsame Attraktoren zeichnen sich u.a. dadurch aus, dass sie immer
einen begrenzenden Rahmen bzw. eine entsprechende Ordnung festlegen,
innerhalb dessen dann erst das eigentliche Chaos stattfinden kann.
Insofern werden – zumindest im mathematischen Sinn – Zufall und Chaos
erst durch den ordnenden Rahmen ermöglicht, da ohne diesen Rahmen alle
denkbaren chaotischen Systeme ins Unendliche anstiegen und sich damit
der Beobachtung und Beschreibung entziehen würden. Auf die Kunst
übertragen würde das bedeuten, dass künstlerisch kreierte chaotische.
Systeme nicht mehr sichtbar oder hörbar wären. Entsprechend fragt die
Installation danach, ob es mithin die KünstlerInnen selbst sind, die den
ordnenden Rahmen schaffen, innerhalb dessen ihr Werk erst „zufällig“
entstehen kann.
Die Installation „It‘s Organic if you Look Close Enough“ basiert auf
drei Feedback Schleifen zwischen je einem Monitor und einer Kamera.
Mittels Makroaufnahmen dekonstruiert sie dabei die perfekte Oberflächen
unserer digitalen Realität. Indem sie die kleinsten optischen und doch
unsichtbaren Strukturen der digitalen Welt sichtbar macht entzaubert sie
diese oberflächliche Perfektion. So sind die so vergrößerten Pixel
ausgefranste unförmige Farbtupfer die sich als echte analoge Strukturen
zeigen.
Das Triptychon, bestehend aus Monitoren und entsprechenden live Kameras,
ist nicht nur die Quelle von sich ständig ändernden und neu
generierenden Farbflächen sonder erzeugt auch eine komplexe
Klangkulisse. Da diese aus den selben Signalen wie das Videobild
gewonnen wird kann der entstehende Klang als eine erweiterte Darstellung
der Bildinformation begriffen werden.
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