[spectre] [Fwd: [NETLAW-L] p2p = Grundversorgung?]
Heiko Recktenwald
uzs106 at uni-bonn.de
Fri Dec 23 17:14:53 CET 2005
Thomas is klasse, promoviert gerade ueber den Datenschutz, nach dem
Motto Datenschutz ist Schwachsinn, was ich allerdings nicht so klasse
finde,
Heiko
Voila:
Interessant, was französische Abgeordnete jetzt gerade beschlossen
haben: p2p-Börsen sollen dadurch "legalisiert" werden (anstatt weiterhin
kriminalisiert), daß eine Grundgebühr eingeführt wird, die wohl nach
einem Schlüssel wie bei den Verwertungsgesellschaften an die
Werkschaffenden durchgereicht wird. Das ist wohl die einzige Lösung für
alle Beteiligten, auch wenn in Frankreich die Industrielobbies bereits
rot anlaufen:
(1) diese Lösung ist einfach und finanziell / kommerziell beliebig
skalierbar (Anteile zwischen Grundgebühr und Internetwerbung und deren
Höhe können nach der tatsächlichen Nutzung festgelegt werden)
(2) Bertelsmann et al. haben ein Imageproblem, wenn sie weiterhin
90jährige Omas verfolgen, die zwei Johannes-Heesters-Songs runtergeladen
haben
(3) es vermeidet die Frage, was "All Shook Up" nach der zigsten
Verwertung eigentlich noch wert sein soll (und Bohlen überhaupt) und was
der Gemeinwohlgrund für entsprechende Rechte sein kann, und die Frage,
ob nicht Ruhm (oder Lebensunterhalt plus Preisung Gottes im Fall von
JSB) allein schon ausreichen würden (so der Filmkomponist Zimmer -
Gladiator etc. -), um etwas Kreatives zu schaffen und zugleich die
Schaffung von Unkreativem ("Your my heart, your my soul ...") zu verhindern
(4) Schließlich würden wir dann nicht mehr in zwei Welten leben: in
einer der Rundfunkgebühr, in der wir - there is no such thing as a free
tv - alle dafür bezahlen, daß Fußballfreunde ihr Vergnügen nicht extra
über Premiere zahlen müssen, weil das zur "Grundversorgung" zu gehören
scheint, und in einer Welt, in der "Rechteinhaber" auch solche "Rechte"
zugesprochen bekommen, die jenseits jeder Inhaltskontrolle durch die
andere Partei (oder eine dritte) sind. Dh man wird hier zum
Vertragspartner eines Gebührenvertrages (institutionenökonomisch)
gemacht, den man nicht abschließen will, und dort bekommt man etwas für
eine Gebühr, die man grundsätzlich entrichten wollen würde, nichts, was
ausgehandelt oder billig wäre.
Grüße,
Thomas
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