[spectre] Stipendienvergabe 2009
Edith-Russ-Haus
Info at edith-russ-haus.de
Mon May 25 17:29:51 CEST 2009
Stipendiaten 2009 | work stipends 2009 des Edith-Ruß-Hauses für
Medienkunst
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Edith-Ruß-Haus für Medienkunst vergibt Stipendien 2009 - Preisträger
sind:
Jana Linke, Deutschland
Reinigungsgesellschaft (Martin Keil, Henrik Mayer), Deutschland
The Sine Wave Orchestra (Ken Furudate, Kazuhiro Jo Daisuke Ishida,
Mizuki Noguchi), Japan
Ermöglicht durch die Stiftung Niedersachsen hat das Edith-Ruß-Haus für
Medienkunst für das Jahr 2009 drei sechsmonatige und mit 10.000 Euro
dotierte Arbeitsstipendien vergeben. Auf die internationale
Ausschreibung erfolgte wieder eine sehr hohe Anzahl von Bewerbungen
(388).
Die Jury:
Stephen Kovats, künstlerischer Leiter der Transmediale Berlin (CAN/D)
Graham Harwood, Künstler (GB)
Amanda McDonald Crowley, Leiterin des Medienzentrums Eyebeam, New York
(US)
Yukiko Shikata, Kuratorin am ICC - Intercommunication Center Tokio (J)
Sabine Himmelsbach, Leiterin, Edith-Ruß-Haus für Medienkunst (D)
Die Projekte:
Jana Linke, EMDAS1 (Eine Maschine, die Arbeit schafft)
Während des größten Teils des zwanzigsten Jahrhunderts gab es eine
direkte Korrelation zwischen der Kapitalmenge, die in die Produktion
einer Maschine investiert wurde, und der Zahl der Arbeitskräfte, die für
ihren Betrieb oder ihre Wartung erforderlich waren. In den letzten
Jahren hat sich diese Korrelation umgekehrt. In diesem Kontext schlägt
Jana Linke die Produktion einer *dekadenten* Maschine für die
Erzeugung von Arbeit vor. Ihr Prinzip besteht darin, dass Systeme nicht
nur ein Gleichgewicht zwischen Akkumulation und Produktion herstellen,
sondern auch das Prinzip der Verschwendung von Energie und der
Flüchtigkeit von Arbeit berücksichtigen müssen. Das Projekt wirft die
Frage auf, ob Maschinen mehr Arbeit erzeugen als sie vernichten, und
hinterfragt damit den zentralen Wert und die Funktion der Maschine als
Instrument globalisierter Arbeit in unserer Gesellschaft.
Der Jury gefiel die Klarheit und poetische Schlichtheit des Vorschlags.
Er stellt eine deutliche Weiterentwicklung von Linkes elegant
gestalteten und technisch präzisen Werken dar, die sich mit den
Beziehungen zwischen Systemästhetik und Humanprozessen befassen und uns
ermutigen, unsere Maschinenumwelt als philosophische Spekulation zu
betrachten statt einfach nur als Produkt einer utilitaristischen
Gesellschaft. Ohne selbst eine konkrete Antwort zu geben, reflektiert
das Werk die der Naturwissenschaft innewohnende(n) Prozesse,
Informationen und Technologie.
Der Vorschlag spielt mit zahlreichen historischen Querverweisen vom
*Deus ex Machina* der griechischen Antike über die Unsinnsmaschinen
der Literatur des neunzehnten Jahrhunderts und die phantasmagorischen
Konstrukte Marcel Duchamps, mit denen dieser das zunehmende blinde (und
blind machende) Vertrauen in die Technologie kritisierte. Während sich
die Maschinen im digitalen Kontext des einundzwanzigsten Jahrhunderts in
die Netze ausweiteten und uns exklusiv binden, weist
REINIGUNGSGESELLSCHAFT (Martin Keil, Henrik Mayer), Die Risiko
Gesellschaft
Naturwissenschaftliches Management (Taylorismus) war die treibende
Kraft, die 1951 den ersten Business Computer Leo (Lyons Electric Office)
zur Folge hatte. Im Gegensatz zu seinen amerikanischen Pendants zur Zeit
des Kalten Krieges geschah dies nicht um der verhältnismäßig einfachen
Aufgabe willen, die Flugbahnen von Geschossen zu berechnen, sondern um
die ungleich schwierigere Aufgabe zu lösen, das mit dem Verkauf von Tee
und Kuchen im UK verbundene finanzielle Risiko zu berechnen. Die Logik
von Leo ist, mehr als die irgendeines seiner Verwandten, fester
Bestandteil der logischen Struktur der Risikogesellschaft geworden.
Den Künstlern zufolge galt während der letzten Jahrzehnte die Annahme
eines Primats der Ökonomie. Doch angesichts der Folgen der derzeitigen
Finanzkrise lässt sich dieses Dogma in Frage stellen. Indem es die
Fragen aufwirft *Wie beeinflusst diese globale Krise die menschliche
Identifikation mit der Arbeit?* und *Gibt es eine zunehmenden Tendenz,
ökonomische Risiken Individuen zuzuschreiben?* problematisiert der
Vorschlag die Kontrollsysteme und Softwarekulturen, die eine
Risikogesellschaft propagiert.
Die Mitglieder von REINIGUNGSGESELLSCHAFT bedienen sich bei ihren
Erkundungen einer breiten Palette von Medien. Der Jury gefiel die
Strategie der Gruppe, lokale Gemeinschaften in Oldenburg
miteinzubeziehen und ihre künstlerischen Aktivitäten über das
Edith-Ruß-Haus durch Gespräche, Workshops und Präsentationen mit
öffentlicher Interaktion zu verbinden. Mit einer künstlerischen
Praxis, die Medien und Gesellschaft als Prozess untersucht, enthüllt
ihre Form der Kritik die Turbulenz- und Risikomechanismen auf eine zum
Nachdenken anregende und humorvolle Weise.
The Sine Wave Orchestra (Ken Furudate, Kazuhiro Jo, Daisuke Ishida,
Mizuki Noguchi)
Die Grundlagen unserer vernetzten, globalen und technologischen Kultur
und der daraus resultierenden Interaktionsmittel sind durch die
Sinuskurve miteinander verbunden. Wir tanzen mit unseren MP3-Playern zu
ihr, sehen dank ihr Fernsehen und surfen auf ihren Höhen und in ihren
Tälern, wenn wir Ferngespräche führen. Sinuskurven bilden einen
ätherischen und allgegenwärtigen Rahmen, der das taktile Material
wird, welches das SINE WAVE ORCHESTRA (SWO) mittels einzigartiger
partizipatorischer Klangereignisse skulptural ausformt und manipuliert.
Auf der Grundlage einer Reihe von Performances und Klangkonstrukte, die
die Gruppe seit 2002 aufgeführt hat, sieht der Vorschlag für das
Edith-Russ-Haus die Erzeugung eines lichtsensiblen Instruments vor, das
die visuelle Komponente eines in einem abgedunkelten Raum stattfindenden
Stückes strukturiert. Die Mitglieder des Publikums nehmen alle zusammen
an der Erzeugung eines Meeres von Sinuswellen teil, das als die
vereinheitliche Klangrepräsentation des von ihnen produzierten Lichtes
fungiert.
Das SINE WAVE ORCHESTRA bewirkt neue Formen der Klangperformance und
erzeugt dabei gemeinsame Systeme und Environments, die Mittel der
Partizipation, des Verhaltens und der Interpretation erkunden, indem sie
den Akt des Zuhörens in den Akt des Spielens verwandeln. Damit
verwandelt das SINE WAVE ORCHESTRA zugleich die minimale Natur und die
Einfachheit der Sinuskurven in ein komplexes künstlerisches Konstrukt,
das uns in einen intimen Kontakt mit der Physik unserer akustischen
Umwelt bringt.
Informationen zu den Stipendiaten, den Projekten und Bildmaterial
stellen wir auf Wunsch zur Verfügung.
Sollten Sie keinen Newsletter mehr von uns erhalten wollen,
benachrichtigen Sie uns bitte unter unserer email-Adresse:
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Edith Russ Site for Media Art awards work stipends 2009 to
Jana Linke, Germany
REINIGUNGSGESELLSCHAFT (Martin Keil, Henrik Mayer), Germany
Sine Wave Orchestra (Ken Furudate, Kazuhiro Jo Daisuke Ishida, Mizuki
Noguchi), Japan
The Edith Russ Site for Media Art has awarded three six-months work
stipends for 2009. The 10.000 € stipends are sponsored by Stiftung
Niedersachsen. The advertisement was answered by 388 applications from
all over the world.
The Jury:
Stephen Kovats, artistic director Transmediale Berlin (CAN/GER)
Graham Harwood, artist (GB)
Amanda McDonald Crowley, executive director of the art and technology
center Eyebeam, New York (US)
Yukiko Shikata, curator, ICC - Intercommunication Center Tokyo (J)
Sabine Himmelsbach, Artistic Director, Edith Russ Site for Media Art
(GER)
The projects.
Jana Linke, EMDAS1 (a machine, that creates work)
For much of the 20th century there was a direct correlation between the
amount of capital placed in the production of a machine and the size of
the labour force expected to run it, or maintain it. In recent years
this correlation has been reversed. Within this context Jana Linke
proposes the construction of a 'decadent' machine for the creation of
work. Her principle is that systems, beyond balancing accumulation and
production, also need to consider the principle of the waste of energy
and the futility of labour. The project asks whether machines create
more work than they eliminate, questioning the central value and
function of the machine as a tool of globalised labour in our society.
The jury liked the clarity and poetic simplicity of the proposal. It
represents a clear further development of Linke's well crafted and
technically precise work dealing with the relationships between system
aesthetics and human process, encouraging us to consider our machinic
environment as a philosophical speculation rather than simply the
product of a utilitarian universe. Without giving concrete answers the
work reflects upon the processes inherent to science, information and
technology.
The proposal plays on numerous historical references from the ancient
Greek 'Deus ex machina', to the non-sense machines of 19th century
literature and the fantasmagoric constructs created by Marcel Duchamp
critiquing society's increasingly blind(ing) reliance on technology. Set
in the digital context of the 21st century the machines expanded in the
networks and bind us exclusively, EMDAS1 notifies us that the
fundamental role of art as creating decadent machine.
REINIGUNGSGESELLSCHAFT (Martin Keil, Henrik Mayer), The Risk Society
Scientific management (Taylorism) was the driving force that compelled
the first business computer Leo (Lyons Electronic Office) in 1951.
Unlike it's American cold war counterparts this was not for the
relatively simple task of calculating ballistic trajectories but was for
the much harder task of calculating the financial risk associated with
tea and cakes sales in the UK. Leo's logic, more than any of its cold
war cousins, has embedded itself into the logic structure of a risk
society.
According to the artists there was an assumption that the economy has
had primacy during the last decades. But under the effects of the
current financial crisis this dogma can be put into question. By asking
*how does this global crisis affects human identifications with
labour?* and whether there *is there an increasing tendency to
assign economic risks to individuals* the proposal questions the
control systems and software cultures that a risk society propagates.
REINIGUNGSGESELLSCHAFT employ a wide range of media in their
explorations, and the jury liked the group's strategy to engage local
communities in Oldenburg, linking their artistic activities to public
interaction via the Edith Russ Site fro Media Art through conversation,
workshops, and presentations. With an artistic practice that examines
media and society as process, their form of critique unveils the
mechanisms of turbulence and risk in both a thought provoking and
humorous manner.
The Sine Wave Orchestra (Ken Furudate, Kazuhiro Jo, Daisuke Ishida,
Mizuki Noguchi)
The fundamentals of our networked, global and technological culture and
our resulting means of interaction are connected by the sine wave. We
dance to them on our mp3 players, watch TV because of them and surf
their peaks and troughs while making long distance phone calls. Sine
waves form an ethereal and omnipresent framework, which become the
tactile material the SINE WAVE ORCHESTRA (SWO) sculpts and manipulates
through unique participatory sound events. Based on a series of
performances and experimental sound constructs that the group has been
performing since 2002, the proposal for the Edith Russ Site for Media
Art foresees the creation of a light sensitive tool to structure the
visual component of a piece to take place in a large darkened space. The
audience as a whole becomes participants who collaborate in the creation
of a sea of sine waves acting as the unified sonic representation of the
light that they are producing.
The SINE WAVE ORCHESTRA induces both new forms of sound performance
while creating shared systems and environments which explore means of
participation, behaviour and interpretation by transforming the act of
listening into the act of playing. In doing so, the SINE WAVE ORCHESTRA
also transforms the minimal nature and simplicity of sine waves into a
complex artistic construct that brings us into intimate contact with the
physics of our acoustic environment.
*Biographical information and images will be provided by the Edith Russ
Site for Media Art on request.*
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