[spectre] Fwd: fatal strike for hungarian art / Todesstoß für die ungarische Kunst
Andreas Broeckmann
broeckmann at leuphana.de
Sun Nov 25 19:46:28 CET 2012
this report about the dire situation of art in orban's "new hungary" -
unfortunately only in german... -a
-------- Original-Nachricht --------
Betreff: Todesstoß für die ungarische Kunst
Datum: Fri, 23 Nov 2012 19:53:41 +0100
Von: alexander.schikowski at forschungsgruppe-f.net
<alexander.schikowski at forschungsgruppe-f.net>
Liebe Kulturbeflissenen!
Die ungarische Kunst hatte es nie leicht in den letzten 23 Jahren
global oder europaweit auf sich aufmerksam zu machen.
Zum Großteil formaistisch, sozial uninteressiert, apolitisch,
selbstreferenziell und viele Meinungsmacher beklagten weinerlich,
dass "wenn man Miklós Erdelyi nicht kennt, kann man die ungarische
kontemporäre Kunst nicht verstehen"
Also ob man zum Verständnis von Gerhard Richter Joseph Beuys kennen
müsste.
Nun hat die ungarische "echte" Kunst ihren Todesstoß bekommen:
Nachdem schon die Nationalgalerie zu Propagandazwecken missbraucht
wurde (Ausstellung "Könige, Helden, Heilige") und der ungarischen
"nationalen" Regierung Platz machen werden muss. (die Nationalgalerie
befindet sich - noch - im Burggebäude, da will der König, äh
Premierminister hin), wurde nun die Kunsthalle (Mücsarnok) und die
Vergabe von Preisen, wie des Kossuth-Preises (die höchste nationale
Auszeichnung für Künstler) und des Szechenyi Preises in die Hand des
Politorgans "Magyar Müveszeti Akademia", der Ungarischen Akademie der
Künste, eine junge, bisher unwichtige, aber seit 2011 in die Verfassung
geschriebene, regierungstreue Kulturinstitution gegeben.
http://artportal.hu/aktualis/hirek/m_csarnok_j_n_a_s_t_ts_g
Weiterhin bestimmt diese Institution über die Teilnahme an
internationalen Biennalen. Ganz zu schweigen davon, dass nun
nationale Künstler gezeigt und gefördert werden. So wie die da:
http://pusztaranger.wordpress.com/2011/11/07/staatskunst-ist-auch-
kunst-die-letzten-150-jahre-ungarischer-geschichte-in-
zeitgenossischen-olgemalden/
Man stelle sich vor, Angela Merkel, Peer Steinbrück, Philipp Rösler,
Cem Özdemir oder Horst Seehover würden die Künstler für die Biennale
in Venedig aussuchen, oh Graus!
Nun, ohne Sarkasmus, die ungarischen Künstler haben ja zugesehen und
gehofft, dass es anders kommt, nun ist die Hoffnung gestorben,
verdient haben sie es nicht, aber mit Passivität fördert man immer
nur die Aktiven (oje, was für ein Allgemeinplatz für demokratische
Ohren): sie waren zu unpolitisch, zu unsozial, zu selbstbezogen (wie
ihre eigenen Politiker immer noch sind) und wählen sind sie auch
nicht gegangen, die meisten, also jetzt bitte nicht beschweren.
Und ehrlich gesagt, wer wundert sich noch in einem Land, in dem
antisemitische "Schriftstellergrößen" wie József Nyirö und Albert
Wass in den "nationalen (sic!) Lehrplan" erkoren werden.
Wer möchte kann sich, so wie ich, den Schwanengesängen der AICA
International Association of Art Critcs
anschliessen:
http://www.peticiok.com/nyilatkozat_az_mma-
val_kapcsolatos_kormanyhatarozatrol
oder warten, so wie ich, bis das Land dekonstruiert ist, um es neu
aufzubauen. Das gab es ja nicht nur einmal in der Geschichte. Ohne
Pessimismus wird das - so stehen die Vorzeichen - leider erst 2018
der Fall sein.
Es gibt - am Rande - auch gute Nachrichten: Das Gesetz zur
Kriminalisierung der Obdachlosigkeit (Strafe 500 EUR (sic!)) wurde
vom Verfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt. Jetzt sind die
FIDESZ-en sauer und brüten über einem neuen Gesetzesentwurf. "Letztes
Mal" haben sie einfach die Kompetenzen des Verfassungsgerichtes
kastriert, warum so zögerlich, schafft das lästige Verfassungsgericht
doch endlich ab!
Und nochwas Gutes: Die Künstler regen sich! Die nationalen freuen
sich, die "avandgardistischen" grämen sich.
Lesz még egyszer magyar köztársaság!
Es wird noch einmal eine ungarische Republik geben!
Für mich als Künstler macht das kaum einen Unterschied
Opre roma!
Alexander Schikowski
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