[WOS] Open Source Gentechnologie?
Volker Grassmuck
wos@mikrolisten.de
Sat, 5 Feb 2000 19:14:17 +0200
Gentechnik war Benny Haerlins Thema auf der wos. Monsanto ist
inzwischen, nicht zuletzt wegen einer weltweiten Protestbewegung, am
Warenmarkt und an der B=F6rse, den Bach runtergegangen. Das Unternehmen
sieht sich zur Fusion mit dem Konkurrenten Pharmacia & Upjohn
gezwungen. Der Name "Monsanto", Inbegriff allen gentechnologischen
=DCbels und hausintern zu "Mon Satan" umgesp=F6ttelt, wird verschwinden.
Wunderbares Beispiel daf=FCr, was passieren kann, wenn sowohl die
"Entwickler" =3D Bauern als auch die "User" =3D die Endverbraucher sagen:
'wir haben keinen Bock auf euren Schei=DF.' Ein sch=F6ner Pr=E4zedenzfall,=
der f=FCr die Zukunft von MS hoffen l=E4=DFt.
Ueber entgegengesetzte Tendenzen wurde im Januar in Science und
Tagesspiegel berichtet, was mir wiederum von einem meiner Studenten
zugetragen wurde.
Pionier des Gen-Reises, Ingo Potrykus, Professor f=FCr Biotechnologie
der Pflanzen am Institut f=FCr Pflanzenwissenschaften der ETH Z=FCrich
<http://www.rereth.ethz.ch/biol/selb.potrykus/potrykus.proj_overview.
html> in Zusammenarbeit mit der Gruppe um Dr. Peter Beyer von der
Universit=E4t Freiburg i.Br. stellten im August 1999 auf dem 16.
Internationalen Botanikerkongress in St. Louis, MO, USA, gentechnisch
ver=E4nderte Reissorten vor, die die menschliche Versorgung mit Vitamin
A und Eisen verbessern. Durch Transgene aus der Osterglocke und aus
einem Bakterium enth=E4lt der Reis Provitamin A und doppelten
Eisengehalt, und hilft damit die beiden am weisten verbreiteten
Mangelkrankheiten lindern. In den kommenden Jahren werden die neuen
Eigenschaften am Internationalen Reisforschungsinstitut (IRRI) auf
den Philippinen in verschiedene lokale Zuchtsorten eingekreuzt,
welche den Reisbauern kostenlos zum Anbau zur Verf=FCgung gestellt
werden.
Potrykus in der NZZ:
"Damit die Laborergebnisse an der ETH wirklich ihren Beitrag zur
Ern=E4hrungssicherung leisten k=F6nnen, ist es wichtig, dass Ergebnisse
und Technologie unmittelbar und ohne Einschr=E4nkungen in die
Entwicklungsl=E4nder =FCbertragen werden. Dies geschieht =FCber eine enge
Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Forschungszentren in
den Entwicklungsl=E4ndern und =FCber eine Finanzierung durch die
=F6ffentliche Hand (Eidgenossenschaft) sowie aus Stiftungen (Rockefeller
Foundation). Denkbare =F6kologische, =F6konomische und gesundheitliche
Risiken werden von den Partnerinstituten vor einer Weitergabe an die
Bauern experimentell =FCberpr=FCft und vor einer Zulassung von nationalen
Sicherheitskomitees evaluiert. Die =DCbertragung der =ABneuen=BB Merkmale =
in
lokale Sorten durch lokale Z=FCchter wirkt einer Einschr=E4nkung der
Artenvielfalt entgegen. Mit dem Kauf von den lokalen Z=FCchtern erwirbt
der Landwirt das Recht zur uneingeschr=E4nkten Nutzung. Der Nutzen der
neuen transgenen Sorten liegt ausschliesslich beim Bauern und bei den
lokalen Z=FCchtern. Der Beitrag zur Sicherung der Ernte und zur Erh=F6hung
der Nahrungsqualit=E4t ist ein Beitrag zur nachhaltigen
Ern=E4hrungssicherung und zur Schonung der landwirtschaftlichen und
nat=FCrlichen =D6kosysteme." (Neue Z=FCrcher Zeitung vom 17. April 1998,
http://www.nzz.ch/online/02_dossiers/gentech/gen980417herren_potrykus.
htm)
Dagegen im selben Beitrag, Hans Rudolf Herren, Direktor des
Internationalen Instituts f=FCr Insektenphysiologie und =D6kologie in
Nairobi (Kenya), 1995 mit dem Weltern=E4hrungspreis ausgezeichnet
worden, warnt vor den Wunderl=F6sungen aus den gentechnischen
Laboratorien, benennt einige bereits eingetretene Sch=E4den und fordert
stattdessen integrierte =D6kosystemmodelle und den Schutz der
Biodiversit=E4t. (Neue Z=FCrcher Zeitung vom 17. April 1998,
http://www.nzz.ch/online/02_dossiers/gentech/gen980417herren_potrykus.
htm)
Gru=DF
Volker
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