[WOS] GNU Free Documentation License

Michael Fischer v. Mollard wos@mikrolisten.de
14 Mar 2000 01:38:32 +0100


Florian Cramer <paragram@gmx.net> writes:

> Das GNU-Projekt hat soeben eine neue Copyleft-Lizenz für
> Buchpublikationen veröffentlicht:
> <http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html>

Danke. Hätte ich fast verpasst...

> Es handelt sich dabei um eine Variante der GPL, die auf die
> Spezifika von Drucksachen zugeschnitten ist. Die implizite
> Unterscheidung von ausführbarem Softwarecode und Papier-zentrischem
> und natürlichsprachigen Schriftcode noch angemessen ist finde ich
> allerdings fragwürdig.

Doch, diese Unterscheidung ist noch angemessen. Natürlich ist es einer
der wesentlichen Vorteile von freier Software, dass man den Quelltext
(und der ist ja auch für Menschen geschrieben) in die Hände bekommt,
um ihn zu lesen und daraus zu lernen, aber die Notwendigkeit, das sich
der Code zu einem sinnvollen Programm übersetzen lassen muss, schränkt
die Änderungen doch sehr ein. Bei einem Buch kann man in deutlich mehr
Richtungen ändern, und deshalb enthält die GFDL das Konzept von
'invarianten Abschnitten', die nicht geändert werden dürfen (es geht
da explizit um nicht technische Abschnitte). Nehmen wir als Beispiel
ein imaginäres Buch über den Emacs, das einige Kapitel über die
Schlechtigkeit kommerzieller Programmentwicklung enthielte. Stünde das
Buch unter GPL, könnte man diese Kapitel entfernen und das Buch dann
verteilen. Stünde es unter der GFDL und die entsprechenden Abschnitte
wären als 'invariant sections' deklariert, ginge das nicht. Das
schränkt zwar die Freiheit des Benutzers ein, dürfte aber im Sinne des
Autors sein. Bei technischer Beschreibung geht soetwas unter der GFDL
selbstverständlich nicht, aber das wäre ja auch unsinnig.

Vorteil von der GPL wäre allerdings, dass man einfacher den Source
bestimmen kann und kein langes geeiere mit transparenten und opaquen
Kopien machen müsste, auch wenn der Gedanke dahinter richtig und
wichtig ist.

-- 
        MfG MFvM


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