[wos] Fwd: <nettime> "Content Flatrate" and the Social Democracy
of the Digital Commons
Felix Stalder
felix at openflows.org
Sun Aug 1 17:10:48 CEST 2004
Hallo Armin,
was dein konkretes Problem mit dem Text anbetrifft, so kannst du vielleicht
durchsetzen, dass die Lizenz nur fuer Print Medien gilt, oder dass du den
Text auf deiner eigenen Homepage (die du zwar nicht hast....)
veroeffentlichen kannst. Das letztere kannst du gut mit Werbung
rechtfertigen. Bei meinem jetzigen Buich ueber Castells habe ich mit Polity
Press ausgemacht, dass ich zwei Kapitel (von sechs) auf meiner Seite
veroeffentlichen kann. Das scheint mit ein ganz passabler Kompromiss zu sein,
nicht zuletzt, weil das Copyright wieder an mich zurueck geht, wenn das Buch
laenger als ein Jahr 'out of print' ist (was eine uebliche regelung im
akademischen Bereich ist) und damit einfacher Zugang zum Text gesichert ist.
Felix
On Monday 26 July 2004 13:30, Armin Medosch wrote:
> > > a) recht/moeglichkeit auf zugang (zu texten, zu bildern, etc)
> > > b) recht/moeglichkeit zur umbearbeitung, zitat, auszugsweise etc.
> > > c) recht/moeglichkeit in umlauf zu bringen
> >
> > Die drei Punkte sind alles rechtliche Fragen und eigentlich mit der GPL,
> > oder mit CreativeCommons ShareAlike Lizenzen gut abgedeckt.
>
> ich muss da widersprechen. mein fehler war vielleicht,
> 'recht/moeglichkeit' zu schreiben. ich meinte das aber nicht im
> juristischen sinn. vielleicht ist dieser beitrag insofern etwas off-topic
> und fuer einen laengerfristigen ansatz gedacht, grundsaetzlich
> nocheinmal dem ansatz 'was ist die verbindung zwischen copyright
> und kultureller produktion?' nachzugehen.
>
> wenn ich das noch etwas erlaeutern darf (aus aktuellem anlass):
> punkt a) zugang: als autor geht es mir hauptsaechlich um text. habe
> ich zugang zu texten? derzeit ja, und ich bin mir nicht sicher, ob drm
> da so einen unterschied machen wird, in dem bereich indem ich
> arbeite (ich schlage nicht vor, einen egozentrischen ausgangspunkt
> zum angelpunkt aller diskussionen zu machen; meine aber, es sollte
> ine art sammel studie ueber diese themen geben: wo liegen die
> beschwerden/hindernisse in verschiedenen feldern?) ich kann
> buehcer relativ guenstrig kaufen, kann bibliotheken benutzen und im
> internet finde ich auczh viele dinge.
> punkt b) bearbeitung: ich habe ein zitierrecht, das glaube ich, ist
> nicht in gefahr, oder?
> punkt c) verbreitung: well, da hakt es sich dann wohl. ich kann
> sachen irgendwoi auf eine homepage stellen, wenn ich eine haette.
> wenn ich mit verlagen arbeite, dann wollen die ueblicherweise das
> copyright. gerade aktuell: ein kleines institut, das an einer grossen
> deutschen uni dranhaengt, will einen text von mir, dafuer soll ich 300
> euro bekommen. den text habe ich inzwischen geschrieben, er ist
> ziemlich lang, so um die 60.000 zeichen. nun erfahre ich, dass der
> verlag selbstverstaendlich davon ausgeht, die deutschen
> exklusivrechte zu erhalten, plus uebersetzungsrechte fuer ein jahr.
> da bin ich aber nun ziemlich dagegen. wenn ich jetzt aerger mache,
> gefaehrde ich die veroeffentlichung des textes in dem band, fuer den
> er vorgesehen war. wenn ich keinen aerger mache, gefaehrde ich
> zukuneftige nutzungen.
>
> erstmal wuerde es mich freuen, in dieser heiklen frage ratschlag zu
> erhalten. zweitens, und deshalb erwaehne ich das hier: ich bin nicht
> absolut gegen diesen content-flatrate vorschlag, vielleicht ist das
> wirklich, wie die sozialdemokratie (obwohl, die gibts ja nicht mehr)
> das geringere uebel. aber neben diesem kurzfristigen ansatz, der
> irgendwie dafuer gedacht scheint, drm aussen vor zu halten, wuerde
> ich es fuer notwendig halten, da doch etwas laengerfristiger und
> grundsaetzlicher nachzudenken.
>
> diese diskussion scheint mir, spielt sich bereits auf hohem
> abstraktionsniveau ab, wobei ganz viele annahmen quasi
> axiomatisch vroausgesetzt werden. ungeachtet dessen, dass man
> so einen vorschlag vorbringen kann (ist auch die frage wo? bei wem?
> wer sol darauf reagieren? EU? DE?) waere es doch vielleicht der
> muehe wert, die realitaet der kulturellen produktion zu untersuchen.
> hier in dieser erlauchten wos community, wo soviele teilnehmerinnen
> uni-stellen haben, koenntet ihr da nicht ein forschungsprojekt
> zusammenschustern? wer schreibt, macht musik, bilder, bekommt
> dafuer was, wie, von wem, auf welcher basis? wie realisiert sich das,
> mit welchen erwartungen welcher teilnehmer? solche studien braucht
> man ja auch, um eine gewisse gravitas zu gewinnen. denn genause
> wie die buergerInnen eigentlich nie zu wort kommen, ist auch die
> masse der produzentinnen selten gefragt. das, nur so am rande, hat
> wohl auch was mit demokratie zu tun ...
> gruss
> armin
>
>
>
> Ich denke, es ist aber
>
> > wichtig, dass wir uns nicht die (verengte) Sichtweise der Lawyers zu
> > eigen machen, sondern uns durchaus auch noch ein paar Gedanken machen,
> > wie das ganze -- aus der Sicht der 'unabhaengigen Produzenten' -- denn
> > auch oekonomisch oder sozial aussehen koennte.
> >
> > Ich sehe nicht wirklich ein, wieso Kulturproduktion irgendwie ausserhalb
> > des Oekonomischen stattfinden soll.
> >
> > Freie Software, als Entwicklungsmodel, ist nicht wirklich auf andere
> > Bereiche uebertragbar.
> >
> > Natuerlich koennte man argumentieren, dass das soziale/oekonomische
> > Modell emergent herausbilden wuerde, auf Grundlage der obengenannten
> > Freoiheiten. Ich glaube aber dass, wir im Moment nicht die Zeit haben, im
> > Freiraum ewig herumzuexperimentieren, denn im Moment gibt es nicht zu
> > unterschaetzende Versuche, diesen Freiraum wieder zu schliessen und mit
> > Zuckerbrot und Peitsch Apple iTunes (und aehnliches) als das Model des
> > digitalen Vertriebs zu etablieren.
> >
> > Ich sage damit nicht, dass die Flatrate das perfekte Model ist, aber sie
> > versucht immerhin, die oekonomische Relevanz von Kulturproduktion
> > anzusprechen und so zu organisieren, dass ein freier Zugang zu Kultur
> > moeglich sein kann.
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