Re: [wos] Tagung "Perspektiven für den Cyberspace" 6.-8.10.2004 im Ruhrgebiet

[Matze Schmidt]

hallo,

Monday, September 27, 2004, 4:15:36 PM, you wrote:
> Die Expansion des Internet in den 90er Jahren war von einem
> unvergleichlichen Optimismus begleitet. Doch mit dem Crash der New 
> Economy endete der Internet-Boom.

ich glaube, bereits diese eingangsthese ist grundfalsch. fakt ist, dasz
die spekulative finanz-oekonomie, in dem mit fiktivem kapital gearbeitet
wird, zwar zw. 1995 und 2000 quasi nichts gewonnen/nichts verloren hat,
aber bsi heute die verquickungen aus IT und 'alter' Oekonomie mit zu
unglaublichen gewinnen gefuehrt hat. prominentes bsp.: MS hat soviel
fluide mittel, dasz sie nicht wissen wohin damit und die dividenden
hochschrauben.
die perspektive auf den "Cyberspace" (der in den fruehen uebersetzungen
der buecher von gibson uebrigens [noch] Kyberraum heiszt) ist eine
drastisch verkuerzte, man koennte sagen eine auf eine branche
reduzierte. der dgb, bzw. wer diesen text geschrieben hat, uebernimmt
hier idiotensicher (sorry!) die rhetorik der apologeten der Neuen
Oekonomie als verbale retroblase inklusive deren abtrennung der einen
von der anderen oekonomie mit gleichzeititger hyperbolisierung der
designierten - was als politischer akt (usa verschuldet, neue namen am
markt) ja damals (mitte 1990er) sogar jedem volks- und
betriebswirtschaftler als barer unsinn bekannt war.

> Damit war es auch schlagartig um die Visionen und Utopien ruhig, die 
> über die Möglichkeiten des Internet für Individuum, Gemeinwesen, 
> Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Völkerverständigung publiziert 
> und teils breit diskutiert wurden.

diese aussage reproduziert die konstruierte musterueberschneidung von
"Visionen und Utopien" sozialer art (wenn das damit gemeint ist, denn
auch wired hatte visionen und utopien, die alles andere als
gesellschaftlich fortschrittlich waren, sondern blosz den status quo
ver-apple-ten, also neu designten) mit den entwicklungen der New
Economy. weisz der dgb eigentl. nichts von mentalitaetsgeschichte und
geschichtsklitterung?

grusz

matze schmidt