[wos] Dialogische Medientheorie / Medientheoretische Dialoge
Florian Cramer
cantsin at zedat.fu-berlin.de
Mon Jan 31 00:08:36 CET 2005
Am Freitag, 28. Januar 2005 um 23:23:58 Uhr (+0100) schrieb neue methode:
> Ich bin
> froh, dass die Europäische Kommission entschieden hat, dass Software
> weiterhin nicht patentierbar ist. Mit einer interessanten Begründung, die
> einen Unterschied macht zwischen Technik und Technizität. Die ganze Frage
> lautet, was Software ist, ist das eine Technik, oder was ist das?
> HEISELER Oder ist es eine Formel?
> ERNST Oder ist es eine Formel? Und daran hängt wieder die Frage: Ist es
> privatrechtlich patentierbar, oder nicht? Das ist so ein Moment, wo
> wunderbar auch Medientheorie extrem praktisch wird, denn da bedarf es
> plötzlich der Definitionen.
>
> Liebe Liste, ich bin mir nicht so ganz sicher, ob wir beide, Wolfgang
> Ernst und ich, hier überhaupt auf dem neusten Stand sind
Die EU hat immer noch nicht abschließend über die Patentierbarkeit von
Software entschieden, insofern stimmt die Aussage im Interview nicht.
(Der gesamte Prozeß gibt Außenstehenden einen guten Einblick darin, wie
undurchschaubar, byzanthinisch und von seltsamen Kräften und Motiven
gesteuert politische Entscheidungen auf EU-Ebene getroffen werden,
leider.)
Es entscheidet auch nicht die Europäische Kommission, sondern das
Europaparlament.
Auch scheint mir bei der vermeintlichen Unterscheidung von "Technik" und
"Technizität" ein optimistisches Mißverständnis vorzuliegen. Das
Europäische Parlament erwägt, gerade _wegen_ der Technizität von
Computerprogrammen Softwarepatente einzuführen, siehe
<http://www.ffii.org.uk/swpat/eudir/issues/technical.de.html>.
> und ob wir die
> Begriffe, die wir benutzen, auf die richtige Weise benutzen.
Die Formulierung "privatrechtlich patentierbar" scheint mir
- mit seiner Negativ-Implikation einer Existenz öffentlicher Patente -
mißverständlich. Das Patentwesen ist per definitionem privatrechtlich.
Und einen letzten Kommentar kann ich mir nicht verkneifen:
> Das ist so ein Moment, wo
> wunderbar auch Medientheorie extrem praktisch wird, denn da bedarf es
> plötzlich der Definitionen.
Daß diejenigen, die in diesem Prozeß zu entscheiden haben, irgendetwas
auf medientheoretische Definitionen geben, halte ich für eine aberwitzig
weltfremde Vorstellung.
-F
--
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