[rohrpost] 9-11 links vom 10.12.

Schilling, Thorsten schilling@bpb.bund.de
Tue, 11 Dec 2001 17:07:45 +0100


- hier die aktuellen links zum 11.9., die die Bundeszentrale f=FCr =
politische
Bildung (http://www.bpb.de) in Kooperation mit politik-digital
(http://www.politik-digital.de) t=E4glich erstellt. -th -

Links vom 10.12.

2. Aktuelles=20

http://www.freitag.de/2001/50/01500501.php - In diesem Interview =
erkl=E4rt der
franz=F6sische Sozialwissenschaftler Serge Latouche, dass der Krieg in
Afghanistan von den USA benutzt wird, um ihr Projekt der Globalisierung
voranzutreiben. (Freitag 7.12.)

http://argument.independent.co.uk/leading_articles/story.jsp?story=3D109=
193 -
Auch in Gro=DFbritannien wundern sich viele Kommentatoren =FCber die
Transformation ihres Innenministers von einem Verteidiger liberaler
Freiheitsrechte zu einem Verfechter von Law and Order. David Blunketts
Anmerkungen zur Integration erinnern wiederum an die in Deutschland =
bekannte
Leitkultur-Debatte: Zuwanderer sollten sich seiner Meinung nach mehr an
britischen Werten und Normen orientieren und sich um die bessere
Beherrschung der englischen Sprache bem=FChen. (Independent 10.12.)

http://www.guardian.co.uk/analysis/0,6957,177711,00.html - Luke Harding
teilt den gegenw=E4rtigen Optimismus hinsichtlich der Zukunft =
Afghanistans
nicht. Er traut der Nordallianz nur wenig und erinnert daran, dass erst =
der
Einzug der Taliban ihrem gewaltt=E4tigen B=FCrgerkrieg ein Ende gemacht =
hat. Nun
seien alle Warlords aus dem Exil zur=FCckgekehrt, es droht die =
Wiederholung
der alten Machtspiele. (Guardian 10.12.)

http://www.villagevoice.com/issues/0149/ridgeway2.php - Ein w=FCtender
Kommentar von James Ridgeway zur amerikanischen Vernachl=E4ssigung der
katastrophalen  humanit=E4ren Situation in Afghanistan. Die Verteilung =
der
Hilfslieferungen sei nach wie vor schwierig, ein Gro=DFteil verbleibe =
in den
St=E4dten, obwohl etwa 85% der Afghanen auf dem Land lebten. Die
weitergehenden Bombardierungen behindern zudem die Arbeit der
Hilfsorganisationen. Die Reaktion von Pr=E4sident Bush bestehe in der
Versendung von 10.000 Hilfspaketen: "Designed for Afghan children, a =
quarter
of whom die before the age of five, the packs include items like a =
fuzzy
plastic ball, Starburst candy, raisins, and two suckers." (Village =
Voice
6.12.)

http://www.lemonde.fr/article/0,5987,3232--254047-,00.html - Daniel =
Vernet
glaubt, dass die Ann=E4herung der NATO an Russland die letzte Chance =
des
B=FCndnisses sein k=F6nnte, um sein Weiterbestehen zu berechtigen. (Le =
Monde
10.12.)

4. L=E4nderstudien=20
4.2. US-Au=DFenpolitik=20

http://www.nzz.ch/2001/12/08/al/page-article7TJG7.html - Der ehemalige
Staatssekret=E4r im deutschen Verteidigungsministerium Lothar R=FChl =
berichtet
=FCber die Anstrengungen der USA, ihr strategisches Netz von =
internationalen
Milit=E4rst=FCtzpunkten noch enger zu ziehen. Der Krieg in Afghanistan =
habe
einmal mehr gezeigt, dass zuk=FCnftige Konflikte nicht mit =
Luftangriffen von
weit entfernten Basen oder Flugzeugtr=E4gern aus zu l=F6sen sind, die
Anwesenheit von konventionellen Bodentruppen ist wieder vordringlicher
geworden. Au=DFerdem hat sich gezeigt, dass die Amerikaner auch in =
Zukunft auf
regionale Allianzen und Verb=FCndete angewiesen sein werden, eine allzu
unilaterale Au=DFenpolitik wird sich schon deshalb verbieten. (NZZ =
8.12.)

http://www.nzz.ch/2001/12/08/al/page-article7UAWL.html - Die neue =
Ann=E4herung
zwischen den USA und China f=FChrt offensichtlich nicht dazu, dass =
China die
Unterdr=FCckung der Uiguren unter dem Deckmantel der Terrorbek=E4mpfung =
f=FChren
kann. Die USA sind nicht bereit, =FCber die Repressionen der Minderheit =
im
Austausch f=FCr eine engere Kooperation hinwegzusehen. (NZZ 8.12.)

4.3. Islamische Staaten=20

http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel103335.php - Iran mag sich
langsam =F6ffnen, vorerst haben die konservativen geistlichen Kr=E4fte =
die
Au=DFenpolitik allerdings noch fest in der Hand. Rudolph Chimelli =
zeigt, dass
ihr F=FChrer Ali Chamenei nach wie vor weitaus mehr Machtf=FClle =
besitzt als der
gew=E4hlte Pr=E4sident Kathami. Er ist Befehlshaber der Streitkr=E4fte =
und steht
dem Nationalen Sicherheitsrat vor, er ernennt den Chef der Justiz und =
kann
den Pr=E4sidenten jederzeit absetzen, wenn das Oberste Gericht eine
Pflichtverletzung konstatiert. Auch f=FCr den Nachwuchs unter seinen
Gefolgsleuten ist vorerst gesorgt, Chamenei bezieht ihn aus =
religi=F6sen
Schulen. (SZ 8.12.)

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/11262/1.html - In den =
arabischen
L=E4ndern findet eine Medienrevolution statt und sie wird nicht durch =
das
Internet, sondern durch das Satellitenfernsehen angef=FChrt. In vielen =
L=E4ndern
werden jetzt sogenannte "Medienfreizonen" eingerichtet, in denen eine =
Arbeit
ohne staatliche Zensur zugesichert wird. Der TV-Sender Al Jazeera ist =
dabei
das gro=DFe Vorbild. (Telepolis 7.12.)

http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel103606.php - =DCber andere
positive Entwicklungen in arabischen L=E4ndern berichtet Heiko Flottau, =
der
die politischen Reformen des Emirs von Bharein vorstellt. Seit 1999 an =
der
Macht hat dieser dem Volk Demokratie, Parlamentswahlen und =
Meinungsfreiheit
versprochen und alle politischen Gefangenen frei gelassen. Bei den
Parlamentswahlen 2003 sollen erstmals auch Frauen w=E4hlen d=FCrfen. =
(SZ 10.12.)

5. B=FCndnisse und Milit=E4rschlag=20

http://news.bbc.co.uk/hi/english/world/from_our_own_correspondent/newsid=
_169
8000/1698345.stm - Frank Gardner =FCberlegt, wie der Krieg gegen den =
Terror in
den arabischen L=E4ndern gef=FChrt werden k=F6nnte. Ein Angriff auf den =
Irak
erscheint ihm unwahrscheinlich, selbst bei Aussicht eines Sieges =
w=FCrde einer
m=F6glicher Zerfall des Landes die Amerikaner abschrecken. In Jemen und =
im
Sudan scheinen Milit=E4rschl=E4ge erst recht nicht in Frage zu kommen, =
beide
L=E4nder kooperieren mittlerweile mit dem FBI. Der Einsatz von =
US-Truppen ist
zwar nicht unm=F6glich, w=FCrde aber in Zusammenarbeit mit den =
Regierungen
stattfinden (BBC 8.12.)

http://www.thenation.com/doc.mhtml?i=3Dspecial&s=3Dthompson20011202 - =
Der Krieg
in Afghanistan verursacht auch schwerwiegende Umweltsch=E4den, =FCber =
die
gegenw=E4rtig kaum gesprochen wird. A.C. Thompson berichtet, dass die =
vom
Kosovo-Krieg bekannte Uran-Munition zwar kaum benutzt werde, dass aber =
die
angegriffenen Kraftwerke und =D6l-Lager Sch=E4den verursachen, die von =
den
Afghanen ohne fremde Hilfe kaum behoben werden k=F6nnen. (The Nation =
10.12.)

7. Terrorismus=20

http://www.foreignpolicy.com/issue_novdec_2001/sprinzakhyper.html - =
Ehud
Sprinzak erkennt hinter den Terroranschl=E4gen der letzten Zeit einen =
neuen
Typus: den megalomanischen Hyper-Terroristen. Dieser ist ein =
intelligenter
und grunds=E4tzlich apolitischer Individualist, der sich zu H=F6herem =
berufen
f=FChlt und katastrophale Attacken benutzt, um in die Geschichte =
einzugehen.
Dabei ist er nicht nur bereit, sich selbst zu opfern, sondern plant =
seinen
Tod gezielt mit ein. (Foreign Policy 10.12.)

8. Fundamentalismus und Extremismus=20

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/11289/1.html - Konrad Lischka
glaubt nicht, dass Bin Laden einen arabischen "antiimperialistischen" =
Kampf
gegen den Westen anf=FChrt. Dazu w=FCrden schon die Interessen der =
arabischen
Staaten viel zu sehr divergieren. Statt dessen sieht Bin Laden seine
Kampagne als Kampf gegen das internationale Judentum, als dessen Agent =
er
die USA ausgemacht hat. Und hier befinde sich Bin Laden tats=E4chlich =
in
gro=DFer Gemeinschaft, nicht nur in arabischen L=E4ndern, sondern auch =
in
Kreisen der westlichen Linken und Rechten. (Telepolis 6.12.)=20

9. Islam=20

http://www.taz.de/pt/2001/12/08/a0267.nf/text.ges,1 - Dietmar Bartz mit
einer Kulturgeschichte des Turbans, der sehr viel =E4lter ist als der =
Islam
und in Europa um 1800 eine Zeitlang gar zu einem fortschrittlichen =
Symbol
wurde. (taz 8.12.)

http://www2.tagesspiegel.de/archiv/2001/12/07/ak-ku-es-559995.html - =
Clemens
Wergin stellt fest, dass der Koran die in vielen muslimischen L=E4ndern
praktizierte Frauenfeindlichkeit keineswegs rechtfertigt. Nur 6 der =
6666
Suren sprechen von einer herabgesetzten Rolle der Frau, die m=E4nnliche
Interpretationshoheit der ersten Jahrhunderte nach Mohammeds Tod hat =
jedoch
daf=FCr gesorgt, dass diese Suren alle anderen =FCberlagern. Viele =
Musliminnen
haben nun erkannt, dass der Kampf um Gleichberechtigung =
erfolgversprechender
ist, wenn man diese versch=FCtteten Traditionen wieder belebt, anstatt =
sich
auf die westlichen Menschenrechte zu berufen, die leicht als fremder
Kulturimport zu diffamieren sind. (Tagesspiegel 8.12.)

http://www.foreignpolicy.com/issue_novdec_2001/takeyh.html - Ray Takeyh
glaubt nicht an die einfache Wahl zwischen Islam und Moderne. Er sieht =
die
M=F6glichkeit eines Mittelweges, der von moderaten Islamisten und =
Theologen
beschritten werden k=F6nnte, die die konservative Interpretation des =
Korans in
Frage stellen. Die m=F6gliche islamische Demokratie wird sich in vielen
Punkten vom westlichen Modell unterscheiden, insbesondere was die =
Betonung
der individuellen Rechte angeht. Erfolg kann der Versuch jedoch nur =
haben,
wenn der Westen dieses islamische Demokratiemodell anerkennt und in die
Weltgemeinschaft integriert, obwohl es von seinen Vorgaben abweicht.
(Foreign Policy 10.12.) =20
=20
11. =D6konomie=20

http://www.newyorker.com/FACT/ - John Cassidy fragt sich, wann wohl der
Bin-Laden-Effekt auf die amerikanische Wirtschaft zu Ende gehen wird.
Gegenw=E4rtig erhole sich zwar der Aktienmarkt, die Wirtschaftsdaten =
blieben
jedoch negativ. Offensichtlich erhoffen sich die Aktion=E4re einen =
positiven
Effekt des Sieges =FCber die Taliban, =E4hnlich wie das Ende des =
Golfkrieges
eine Wachstumsperiode einleitete. Dies sei jedoch keineswegs sicher, =
denn
die Rezession sei durch zwei Faktoren eingeleitet worden, den Abschwung =
der
New Economy und die Terroranschl=E4ge. Niemand k=F6nne wissen, wie es =
unter
diesen ungew=F6hnlichen Umst=E4nden weiter gehen wird. (New Yorker =
10.12.)

12. Augenzeugenberichte=20

http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A14332-2001Dec8.html - =
Eine
Reportage =FCber das Leben von =DCberlebenden und Hinterbliebenen nach =
den
Anschl=E4gen auf die USA. (Washington Post 9.12.)