[rohrpost] PWC : Peter Friedl - Blow Job

1st Public White Cube pwc@projektraum.org
Mon, 29 Oct 2001 22:01:09 +0100 (CET)


PWC
Arbeiten mit Publikumsbeteiligung
Ökonomische Einflußnahme auf künstlerische Projekte

Ein Projekt von Blank & Jeron und Gerrit Gohlke
in der Galerie Mathias Kampl


(1st) Public White Cube


Pressemitteilung

	Peter Friedl
	Blow Job
	2. November 2001 - 1. Dezember 2001 
	Eröffnung: Donnerstag, 1. November 2001, 19 Uhr


Als zweite öffentlich beeinflußbare Ausstellung wird der PWC 1st Public
White Cube im November ein Projekt des in Berlin lebenden Künstlers
Peter Friedl präsentieren. Friedl, der dem Publikum vor allem durch
Installationen, typografische Interventionen und filmische Arbeiten
bekannt geworden ist, wird ein Textszenario entwerfen. In ihm werden
sieben Charaktere und die Skizze einer Erzählsituation vorgestellt. Das
Publikum wird eingeladen, die Erzählung fortzuschreiben und die
Charaktere zu entwickeln: "Jeder Beitrag in jeder Sprache", so Friedl,
"ist willkommen".

Nach Adib Frickes Ausstellung "SWOKS" ist "Blow Job" die zweite
Ausstellung, die dem Publikum nicht allein zur Betrachtung angeboten
wird, sondern in der es weitgehende Mitwirkungsmöglichkeiten hat. In
bisher sechs Internetauktionen konnten die Ausstellungsbesucher das
Recht erwerben, nicht nur das ausgestellte Kunstwerk zu manipulieren,
sondern das gesamte Ausstellungskonzept zu verändern. Adib Frickes
Arbeit "SWOKS", eine Wortneuschöpfung als wandgroße Farbinstallation,
wurde während vier Wochen lichttechnisch, gärtnerisch und ökonomisch
beeinflußt. Sechs Personen investierten Geld, um das Recht zur
Veränderung zu ersteigern und im Ausstellungsraum ihre eigenen
Ergänzungen anzubringen und das Umfeld von "SWOKS" fortschreitend zu
beeinflussen.

Dieses Ausstellungsprinzip wird mit Peter Friedls Projekt fortgesetzt.
Friedl nennt sein Angebot an das Publikum ein "offenes Szenario". Der
vom Publikum fortzuschreibende und zu verändernde Text wird im
Ausstellungsraum als Website online auf einem Monitor präsentiert. Wer
will, kann schon in der Ausstellung seinen Beitrag eingeben und der
laufenden Erzählung einen Absatz hinzufügen. Der Text ist aber unter 
der Adresse http://www.peter.to von jedem Ort aus lesbar und 
veränderbar, an dem es Internet gibt. 
Nur der Titel und sieben Personen sind vorgegeben.
Das Schicksal der Personen ist ungewiß, die Einführung neuer Personen
ist möglich. Qualität und Genre des Texts sind damit völlig offen. "Es
gibt keine eindeutigen Genre-Vorgaben", so Friedl, "'Blow Job' kann 
eine Erzählung, ein Roman, ein Drama, eine Oper, ein Drehbuch oder auch 
alles zusammen werden." Zum Genre dieses Kunstszenarios, könnte man sagen, wird die Veränderlichkeit selbst.


Friedls Ausstellung inszeniert auf diese Weise einen Konflikt. Zwei
verschiedene Interventionen des Publikums sind möglich. Wer den Text
verändert, fügt sich in den Masterplan des Künstlers ein. Was immer das
Publikum schreibt, erfüllt die knappe Konzeptvorgabe. Wer dagegen in 
der Auktion ein Veränderungsrecht ersteigert, kann visuelle Veränderungen im Ausstellungsraum installieren. Diese Visualisierungen 
jedoch erreichen nie den anderswo anonym fortgeschriebenen Text. 
Friedl schlägt den Bietern vor, "Personen, Szenen, Situtationen, Details, Ideen aus ‚Blow Job' im Galerieraum zu visualisieren". 
Was das Publikum nach gewonnener Auktion aber im Raum realisiert, bleibt immer ein Spiel vor dem Hintergrund des träge dahinfließenden Textes. 
Ob das Publikum sich von dem, was es vorfindet, emanzipieren kann und will, wie es reagieren und antworten will, ist eine Frage der Ausstellung.

Für weitere Informationen und Bildmaterial stehen wir Ihnen gern direkt
und über http://www.projektraum.org zur Verfügung. 
  
Mit freundlichen Grüßen 

Joachim Blank, Gerrit Gohlke und Karl Heinz Jeron