[rohrpost]Pingpong spielen am Haus des Lehrers in Berlin - Ein Spiel zum Geburtstag des Chaos-Computer-Clubs (fwd)

Nika Bertram rohrpost@mikrolisten.de
Thu, 20 Sep 2001 15:38:49 +0200 (MET DST)


da ich selbst nach einem besuch in berlin letztes wochenende so begeistert
von diesen blinkenlights war, fwde ich diesen bericht mal f=FCr alle noch
nicht eingeweihten..=20

blinkenlights URL:
http://www.ccc.de/xxccc/blinkenlights.html

enjoy!
gruss,
nika

---------- Forwarded message ----------
Hack, hack, hurra

Pingpong spielen am Haus des Lehrers in Berlin - Ein Spiel zum Geburtstag d=
es Chaos-Computer-Clubs.

Von Till Meyer

Wer  bei  Dunkelheit seinen Blick auf das ehemalige =BBHaus des Lehrers=AB
am Berliner Alexanderplatz richtet, wird Ungewohntes sehen. =BBWir haben
dort   eine  Dot-Matrix  installiert=AB,  erkl=E4rt  Matthias  stolz.  Der
15j=E4hrige ist Aktivist im Chaos-Computer-Club (CCC), der am Wochenende
in  der  Kongre=DFhalle  am  Alex  sein 20j=E4hriges Bestehen feierte. Die
Dot-Matrix  am  Haus  des Lehrers ist ein Bild aus 8 mal 18 Baulampen.
Hinter  jedem  der  18 Fenster pro Stockwerk steht eine von ihnen. Mal
blinkt  das  Logo  des  CCC,  mal  gratuliert  man sich selbst zum 20.
Jubil=E4um,  mal  entstehen  kleine  Bilder. Der Clou der Anlage besteht
darin,   da=DF   jeder   Handy-Besitzer   auch   selbst  das  allererste
Computerspiel, n=E4mlich Pingpong an der H=E4userfront spielen kann. W=E4hl=
t
man  auf seinem Handy die Nummer 0190/ 987654, f=FCr 2,42 DM pro Minute,
kann der Anrufer das altbekannte Spiel spielen. Um den virtuellen Ball
hin  und  her  zu  spielen, mu=DF der Teilnehmer f=FCr hoch die Zahl 2 auf
seinem  Handy  dr=FCcken,  f=FCr  runter  die Zahl 8. Die =BBBlinking Light=
s
Anlage=AB bleibt noch ein paar Wochen intakt.

Selbstverst=E4ndlich ist das Ganze computergesteuert. Vor zwanzig Jahren
war  man eine lose Truppe technisch interessierter junger Leute, heute
ist der CCC ein reputierlicher Verein mit =FCber 2 000 Mitgliedern. =BBAls
wir  uns  1981  zusammenfanden,  wollten  wir auch gegen die noch weit
verbreitete  Technologiefeindlichkeit  angehen.  Auch in weiten Teilen
der   Linken   galten   Computer  als  Legobausteine  zur  staatlichen
=DCberwachung=AB,  sagt  der zweite Sprecher des CCC, Jens Olig. Motto des
Hacker- Verein damals wie heute: =BB=D6ffentliche Informationen =F6ffentlic=
h
machen, private Informationen sch=FCtzen.=AB

Zum  ersten  Mal  einer  breiteren  =D6ffentlichkeit  bekannt wurden die
Hacker   1984  mit  einem  spektakul=E4ren  Coup,  den  die  Medien  als
elektronischen Bankraub bezeichneten. Die CCC-Cracks hatten seinerzeit
herausgefunden, da=DF die Bundespost ihr damals hochgelobtes Bildschirm-
Textprogramm BTX keineswegs gegen Datenklau abgesichert hatte. Aus der
Datenf=FClle des Programms konnten die Hacker beispielsweise das Pa=DFwort
f=FCr  die  Sparkasse  der Stadt Hamburg herausfischen. Prompt lie=DF sich
der  CCC  von der Sparkasse 130 000 Mark auf sein eigenes Spendenkonto
=FCberweisen.   =BBWir  haben  das  Geld  nat=FCrlich  sofort  an  die  Ban=
k
zur=FCckgegeben.  Aber zugleich auch auf die Schwachstellen hingewiesen.
Die  waren  der  Post =FCbrigens l=E4ngst bekannt. Aber ge=E4ndert haben di=
e
das  erst  nach  dieser  Sache.=AB  Jens  Olig  betont,  da=DF  es  solche
Schwachstellen auch in der Privatsph=E4re gibt und sich jeder, der etwas
davon  versteht,  an  allen Daten bedienen kann. =BBEs geht uns immer um
den Datenschutz f=FCr den B=FCrger.=AB

Infolge  des  elektronischen  Bankraubs  der  CCC-Hacker setzte in der
Bundesrepublik  eine  breite Debatte =FCber den Datenschutz ein, mit dem
Ergebnis,  da=DF  die  einschl=E4gigen  Gesetze versch=E4rft wurden. Im Jah=
r
1987   geriet   der   CCC   allerdings   selbst   ins  Fadenkreuz  der
Verfolgungsbeh=F6rden.  =BBDa gab es Leute aus dem Umfeld des CCC, die bei
uns auftauchten und geheime Daten der US-Raumfahrtbeh=F6rde NASA gehackt
hatten.  Auch  damit  sind  wir sofort an die =D6ffentlichkeit gegangen.
Denn  das war hochbrisant.=AB Als ein CCC-Mitglied im gleichen Jahr nach
Frankreich  fuhr,  wurde  der  Mann unverz=FCglich unter dem Vorwurf der
Wirtschaftsspionage  verhaftet.  Einer  der  gehackten  Computer,  ein
Gro=DFrechner der Firma Philipps, der im Dienst der NASA eingesetzt war,
stand  in  Paris.  Nach  einigen  Wochen  wurde  der  Mann zwar wieder
freigelassen,  in  der  BRD aber wurden =DCberlegungen laut, den CCC als
kriminelle   Vereinigung   zu  verbieten.  Mit  dem  Hacken  in  einen
hochbrisantem  Bereich  wie  den  NASA-Computer  wollten die CCC-Leute
beweisen, wie lax mit der Datensicherheit umgegangen wurde. Gelten die
Hacker  den  einen  als  =BBGreenpeace des Computernetzes=AB, sind sie den
anderen   eine  gef=E4hrliche  Vereinigung  von  nicht  kontrollierbaren
Spezialisten.  =BBHeute stehen wir in der Lobby-Liste des Bundestags und
werden zu Problemen der Datensicherheit gefragt.=AB

Und  da  haben  die  CCC-Leute  bereits  ein  scharfes  Auge  auf  die
=BBTelekommunikations- =DCberwachungsverordnung=AB geworfen, die gegenw=E4r=
tig
in  den  Bundestagsaussch=FCssen  beraten wird. Zwar sei man bem=FCht, die
Datensicherheit  zu erh=F6hen, hei=DFt es beim CCC, aber auch in der neuen
Verordnung  w=FCrde  es  =BB=DCberwachungsschnittstellen=AB geben. Das sei =
ein
ausdr=FCckliches  Anliegen  der Regierung. =BBDer Staat schafft sich jetzt
daf=FCr   eine   Infrastruktur   bei   gleichzeitiger   Beteuerung,  den
Datenschutz  erh=F6hen  zu  wollen.=AB Denn sogenannte Bedarfsanfragen von
Geheimdiensten,  Polizei  und  anderen staatlichen Stellen werden dann
nach  wie  vor  erlaubt  sein.  Und  da will man seitens des CCC genau
aufpassen,  was  beschlossen  werden  soll,  um  gegebenenfalls  Alarm
schlagen zu k=F6nnen.

Weder  will  man  sich  beim  CCC als =BBGreenpeace des Netzes=AB noch als
Tr=FCffelschweine  f=FCr  die  Computerindustrie  verstehen. =BBWir haben j=
a
nichts  gegen  das  Geldverdienen,  aber  als  Hacker  haben  wir  ein
Selbstverst=E4ndnis,  das mit den W=FCnschen der Industrie =FCberhaupt nich=
t
kompatibel  ist=AB,  so  Olig  kategorisch.  Diese  Haltung  sei  im CCC
mehrheitsf=E4hig.  =BBUnsere  Mitglieder  kommen  aus  allen Schichten und
jeder  Altersgruppe.  Leider  haben  wir  nur etwa zehn Prozent Frauen
unter  unseren  Mitgliedern.=AB  Jens  Olig  f=FChrt  es auf das tradierte
Geschlechterverh=E4ltnis  zur=FCck,  da=DF Frauen angeblich keine Ahnung vo=
n
Technik h=E4tten.

=BBVollkommener  Quatsch,  bei uns machen die Frauen, die sich unter dem
Namen  >Haechsen<  zusammengefunden haben, ganz phantastische Sachen=AB.
Erst vor wenigen Monaten haben die Kids im CCC die Datenschlamperei in
Berlins  Krankenh=E4usern  aufgedeckt. =BBAlles wurde da drahtlos gemacht.
Man  brauchte  sich nur mit einem Laptop vor das Krankenhaus zu setzen
und  konnte  sich  damit  direkt  in  den  internen  Datenverkehr  des
Krankenhauses  einloggen.  Dann  hat  man  alles mitgekriegt, auch die
Krankendaten.=AB   Der   Datenschutzbeauftragte,   den  der  CCC  darauf
aufmerksam   gemacht   hat,  zeigte  sich  entsetzt.  Das  System  ist
inzwischen ge=E4ndert worden.

Auch  in  der  aktuellen  politischen Situation habe man reagiert. Als
nach  den  Anschl=E4gen in New York und Washington andere Computercracks
via  Internet  den  CCC  dazu  aufforderten,  alle Seiten des Islam zu
hacken  und unleserlich zu machen, hat der CCC sich in einer Erkl=E4rung
vehement dagegen ausgesprochen. =BBLeider hat diese aktuelle Katastrophe
auch  unser  Jubil=E4um  etwas  durcheinandergebracht.  Es kamen weniger
Leute als erwartet=AB, bilanziert Olig die dreit=E4gige Veranstaltung.

*** http.//www.ccc.de/xxccc/

Quelle: Junge Welt
http://www.jungewelt.de/2001/09-20/017.shtml

Freundliche Gr=FC=DFe
//padeluun

--=20
 padeluun c/o Art d'Ameublement, Marktstr. 18, D-33602 Bielefeld
 Ber=FChmte Ausreden f=FCr schlechtes Design: "Es ist mit Lynx darstellbar.=
"


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