[rohrpost] Kultur-Taler für Projekte anstatt Verwalter / Re: Rohrpost digest, Vol 1 #443 - 4 msgs

Bernd von den Brincken bvdb@asa.de
Thu, 11 Apr 2002 12:55:28 +0200


Hallo,
zum Thema Kulturpolitik / Finanzierung schrieb Andreas Broeckmann 
<abroeck@transmediale.de>:

>[Der Kultursenator von Berlin, Dr. Thomas Flierl, ist morgen abend, 19.00
>Uhr, zu einer Ausstellungseroeffnung im Bethanien angekuendigt und freut
>sich ganz bestimmt ueber zahlreiches Erscheinen ...
>****
>wie sich inzwischen herumgesprochen haben duerfte, treffen die 
>kuerzungsplaene des berliner kultursenators die junge... kunst mit voller=
 
>breitseite: das Podewil ... Kuenstlerhaus Bethanien ..., Kunst-Werke .. 
>und Kulturwerk des BBK ... sollen durch jeweils ca. 20%
>etatkuerzungen handlungsunfaehig gemacht werden ...

Dass 20% Kürzung direkt "handlungsunfähig" machen sollen, verwundert etwas.
Aber es steckt eine (weitere) Wahrheit drin - der Reihe nach:

1. Berlin kann nicht ständig mehr Geld ausgeben, als es einnimmt, weil die 
Leute dann irgendwann mit ihren Steuern nur noch Zinsen bezahlen. Das 
versteht jeder (Kulturschaffende).

2. Kleines Rechenbeispiel:
Kunstort xy habe bisher 100 Taler Budget, davon gehen 10 in Miete/Kosten, 
60 in Personal und 30 Taler in Projekte. Nun kürzt der böse Kultursenator 
20 Taler.
Aber was macht Kunstort xy? - Er lässt Miete und Personal stehen - und 
kürzt das Projektbudget von 30 auf 10 Taler. Anders ausgedrückt: um 66 
Prozent. - Und DAS macht wirklich "handlungsunfähig".

Klar, "Personal" sind ja nette Leute, fachkundig, engagiert, die haben viel 
für xy getan, da hat man manches gute Gespräch geführt, und vorher waren 
sie ja auch schon ehrenamtlich tätig usw. usf.

Aber letztlich: Sie VERWALTEN das Projektbudget - bisher brauchte es 60 
Verwaltungs-Taler für 30 Projekttaler, jetzt sind es 60 zu 10.
Und das läuft in den 327 Berliner nicht-Kultur-Institutionen, Behörden usw. 
ähnlich.
Und DAHER kommt die ganze Misere.

So...
// Bernd vdB