[rohrpost] Nochmal Counterstrike

Tilman Baumgaertel tilman_baumgaertel@csi.com
Fri, 30 Aug 2002 12:14:52 +0200


Hi!

Hier Teil zwei und drei der Counterstrike-Trilogie. Nach einem Bericht
ueber eine LAN-Party in der Zeit nun ein Text ueber die Counterstrike-Maps
fuer die taz und Counterstrike vs. Linux in der Netzeitung.=20

Gruesse,=20
Tilman=20

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IN DER TAZ:=20
http://www.taz.de/pt/2002/08/30/a0131.nf/text

Im Labyrinth der Wirklichkeiten

Der Stoff, aus dem die virtuellen R=E4ume sind: Die Fans des umstrittenen
Computerspiels Counterstrike basteln sich am Bildschirm neue Welten, deren
Mosaiksteinchen sie der Realit=E4t entnehmen. =C4sthetische Betrachtungen zu
einem Ph=E4nomen

von TILMAN BAUMG=C4RTEL

Man rennt. Man rennt und rennt durch einen dunklen Gang und dann durch ein
halb ge=F6ffnetes Tor. Pl=F6tzlich steht man in der glei=DFenden Sonne. Man
kneift die Augen zusammen. Der Sand scheint im Licht zu glitzern, =FCber
steilen Berggipfeln spannt sich ein tiefblauer Himmel voller dramatischer
Wolkenformationen. Vor einem liegt eine Festungsanlage, die Architektur ist
nur schwer zuzuordnen.

Die W=E4nde sind aus gro=DFen Sandsteinquadern zusammengesetzt, die oben und
unten von gemei=DFelten Ornamenten abgeschlossen werden. Sie werfen scharfe
Schatten auf den Sandboden, in dem mit gro=DFen Steinplatten Wege angelegt
sind. Sie f=FChren durch mehrere verschachtelte Innenh=F6fe und G=E4nge, auf=
 eine
Empore und in verschiedene Keller. Ist das eine Berganlage in Nordafrika?
Ein Tempel im Himalaja? Eine r=F6mische Ruine auf Sizilien oder ein Fort in
New Mexico?

Es ist "de_dust". "de_dust" ist eine Map, eine Art Spielfeld im
Computerspiel Counterstrike: das Szenario, im dem Terroristen und
Counterterroristen sich gegenseitig jagen. Bei "de_dust" versuchen die
Terroristen, eine Bombe zu legen, ihre Gegner, sie daran zu hindern. In
anderen Varianten des Spiels muss man Geiseln retten oder daf=FCr sorgen,
dass sie nicht gerettet werden. Zu Recht ist Counterstrike als ein
"virtuelles R=E4uber-und-Gendarm-Spiel" bezeichnet worden. Drei Jahre ist es
alt, und bis heute ist es rund um den Globus das popul=E4rste Ballerspiel: I=
n
einer Szene, in der ein Game meist nach h=F6chstens einem Jahr out ist, ein
einzigartiges Ph=E4nomen.

=DCber Counterstrike wurde hierzulande in den letzten Monaten viel
diskutiert. Das Computerspiel, das in Deutschland angeblich t=E4glich eine
halbe Million Menschen =FCber das Internet gegeneinander spielen, ist in
Verruf geraten, seit bei Robert Steinh=E4user, dem Amokl=E4ufer von Erfurt,
eine CD-ROM mit dem Spiel gefunden wurde. In den deutschen Medien brach
daraufhin eine Debatte dar=FCber los, ob Computerspiele wie Counterstrike
Jugendliche gewaltt=E4tig machen k=F6nnen.

Teenies als Netzk=FCnstler

Die Maps, auf denen Counterstrike basiert, sind in der Diskussion =FCber das
Spiel bisher kaum wahrgenommen worden. Dabei sind sie ein bemerkenswertes,
kulturelles Ph=E4nomen, das man als Weiterf=FChrung des Konzepts des
"postmodernen Pastiches" betrachten kann, das in der Kunst und der
Architektur der 80er- und 90er-Jahre eine wichtige Rolle gespielt hat.
Au=DFerdem hat sich um die Maps eine faszinierende Subkultur entwickelt,
deren Angeh=F6rige immer neue Counterstrike-Landschaften entwickeln.
Hunderte, wenn nicht tausende dieser Maps k=F6nnen von Spiel-Servern im Netz
heruntergeladen werden. Die meisten von ihnen stammen von Teenagern.

Die offizielle Version von Counterstrike wird mit achtzehn verschiedenen
Maps ausgeliefert. Bevor man eine Runde des Spiels beginnt, muss man sich
erst einmal entscheiden, ob man durch ein Landhaus in einem Park inklusive
Gartenteich hetzen will ("cs_estate"), durch einen Hinterhof in einer
amerikanischen Gro=DFstadt ("de_vertigo") oder durch einen Jumbojet
("cs_747"). Dann geht es los.

=C4ltere Ballerspiele wie Doom, Quake oder Unreal spielten meist in
unterirdischen Laboren, H=F6hlen oder in den Gem=E4chern von
Fantasy-Schl=F6ssern; die Gegner waren in der Regel Monster, Au=DFerirdische
oder andere unheimliche Kreaturen, die aus dem Dunkel finsterer Ecken,
R=F6hren, G=E4nge oder Tunnels angriffslustig hervorgeschossen kamen. Die
Ikonografie dieser Spiele bediente sich aus dem Fundus von Horror- und
Science-Fiction-Filmen.

Counterstrike ist realistischer. Wenn es f=FCr dieses Spiel ein Kinovorbild
gibt, dann sind es Agenten- und Actionfilme wie "Mission Impossible".
Counterstrike braucht keine Fantasy-Elemente mehr, die wegen ihrer gr=F6=DFe=
ren
Abstraktion leichter mit dem Computer darzustellen sind - die Entwickler
haben die M=F6glichkeiten der Software so weit ausgereizt, dass sie ann=E4he=
rnd
fotorealistische Spielszenarios entwerfen k=F6nnen.

Das ist umso erstaunlicher, wenn man wei=DF, dass Counterstrike eigentlich
eine Weiterentwicklung des Ego-Shooters Half-Life ist. Diese "Modification"
wurde von zwei Fans, die damals noch in den USA aufs College gingen, in
ihrer Freizeit aus dem Code des kommerziellen Spiels geschaffen. Half-Life
spielt in einer halbdunklen, unterirdischen Forschungsanlage, in der man
Monster aus einer anderen Dimension bek=E4mpfen muss.

Der technische Fortschritt in der Computertechnologie und dem
Erfindungsreichtum der Entwickler, die Half-Life zu Counterstrike umbauten,
ist es zu verdanken, dass Counterstrike nun in Szenarios spielt, die nicht
nur zu einem gro=DFen Teil en plein air gezeigt werden, sondern auch hell wi=
e
der lichte Tag sind. Bei anderen Computerspielen stehen Charaktere wie Duke
Nukem oder Lara Croft im Mittelpunkt. Hier sind die Figuren hinter
Gasmasken, Helmen oder Hasskappen versteckt. Die wahren Helden des Spiels
sind seine Landschaften.

Digitale Volkskultur

Nicht nur am Spielcode von Counterstrike haben Sch=FCler und Studenten
herumgebastelt. Mit speziellen Programmen kann jeder, der genug Geduld f=FCr
so eine aufwendige Arbeit hat, eigene Maps herstellen. So hat sich eine
digitale Volkskultur entwickelt, und die selbst zusammengeschraubten
Counterstrike- Landschaften sind oft besser als die mitgelieferten.

So kann man sich durch digitale 3-D-Versionen eines brasilianischen Ghettos
ballern (im Hintergrund l=E4uft leise HipHop auf Portugiesisch), durch
Garagen in verschneiten Tundralandschaften, durch die ein eisiger Wind
pfeift, durch die Kulisse des Spielberg-Films "Jurassic Park" oder sogar
=FCber ein Monopoly-Brett. "Fun-Maps" wie Letztere eignen sich zwar nicht zu=
m
l=E4ngeren Spielen, werden aber bei den LAN-Partys, bei denen sich die
Counterstrike-Fans zum Turnier treffen, gern mal in einer Pause gezockt.

All diese Maps sind aus hunderten von digitalen Mosaiksteinchen
zusammengesetzt. Die Vorlagen werden zum Teil mit der Digitalkamera in der
Nachbarschaft abfotografiert: Briefk=E4sten, Klingelbretter, Stra=DFenschild=
er
oder Gullydeckel. Ein gro=DFer Teil der dreidimensionalen digitalen Collagen
- nichts anderes sind die Maps - stammt aus dem endlosen Fundus des
Internets, in dem die Mapper sich gotische Fensterb=F6gen oder aztekische
Ornamente zusammensuchen.

Der amerikanische Architekt Robert Venturi hatte 1972 in seinem
programmatischen Buch "Learning from Las Vegas" f=FCr eine Architektursprach=
e
pl=E4diert, die die Zeichen und Symbolik der Trivial- und Massenkultur zum
Ausgangspunkt nimmt. Zusammen mit Kollegen wie Charles Moore oder Robert
Stern entwickelte er eine Architektur, die mit Zitaten und formalen
Referenzen spielt und historische Vorbilder in einer spielerischen
Pseudomimikry aufrief. Der amerikanische Literaturwissenschaftler Fredric
Jameson hat diese Methode des Pastiches, der Kombination von Anspielungen
auf ganz verschiedene kulturelle und historische Bereiche, als typisch f=FCr
die Postmoderne bezeichnet und als Vorgehensweise auch in der Literatur und
dem Kino entdeckt.

Die Counterstrike-Mapper gehen =FCber dieses Verfahren noch hinaus: Sie
kombinieren disparate Elemente, jedoch nicht im collagierenden Stil der
postmodernen Architektur, die noch die Unterschiedlichkeit ihrer Quellen
betont, sondern indem sie sie zu einem neuen Kontext verbinden. Eine
Holzt=FCr von einer Website =FCber englische Landh=E4user, die Kacheln der
Mensatoilette, ein Giebel aus einem Buch =FCber die Provence gescannt, ein
Britney-Spears-Poster von der Website des Popstars, eine Bierflasche aus
dem Supermarkt gegen=FCber - das ist der Stoff, aus dem die
Counterstrike-Maps bestehen. Aus den disparaten, zusammengesuchten
Elementen ist wieder ein in sich geschlossenes visuelles System geworden:
eine neue Welt aus alten Teilen.

Homogener Kosmos

Die Einzelteile sind einer erstaunlich homogenen =C4sthetik untergeordnet,
die den Look der meisten Counterstrike-Maps pr=E4gt. Grelle Farben und Pop-
Referenzen werden vermieden, stattdessen dominieren gedeckte Grau-, Blau-
und Braunt=F6ne und Szenarios, die von wirklichen Orten inspiriert worden=
 sind.

Im Gegensatz zu dem Egoshooter-Klassiker Doom, der in seinen neuen
Versionen immer st=E4rker auf comichafte Bilder setzt, arbeiten sich die
Counterstrike- Mapper an einem Bilderkosmos ab, der oft an den
Fotorealismus in der Kunst der 70er-Jahre erinnert - w=E4re da nicht im
Vordergrund die Waffe, die ins Bild hineinragt. Die nachgebauten
Schulgeb=E4ude, die in der Vergangenheit immer wieder f=FCr Emp=F6rung gesor=
gt
haben, fehlen dabei weitgehend.

Besonders gut gelungene Einrichtungsgegenst=E4nde aus ihrem Privatkosmos
stellen die Mapper auf ihren Websites dem Rest der Gemeinde zur Verf=FCgung.
Diese "Prefabs" k=F6nnen schlichte Palmen, ein Wasserturm oder eine Coladose
sein, aber auch kompliziertere Modelle wie ein Gabelstapler oder ein
Wasserfall. Zwar widerspricht es dem Ehrenkode der echten Mapper,
Gestaltungselemente von anderen zu =FCbernehmen. Trotzdem stehen in Maps, di=
e
so weit voneinander entfernte Orte wie eine McDonalds-Filiale in
Deutschland oder ein B=FCro in den USA zeigen, zuletzt die gleichen
Colaautomaten.

Wer nach einer ausgedehnten Counterstrike-Session wieder auf die Stra=DFe
tritt, sieht eine Welt, die sich in ihre Einzelteile aufl=F6st. Jede
Stra=DFenlaterne, jede Zaunlatte wirkt wie ein Prefab, der Gipsputz Berliner
Altbauten zerlegt sich in seine standardisierten Elemente, und hinter jedem
Ziegel, jeder Kachel und jedem Pflasterstein steckt eigentlich eine
.jpg-Datei, die =FCber ein Gittermodel gelegt wurde. Und die Kisten, die sic=
h
da vor dem Lieferanteneingang des Supermarkts stapeln - stammen die nicht
noch aus Half-Life?

Viele Dank an die "Mapper", die bei der Recherche f=FCr diesen Artikel
geholfen haben: Bruder D (http://www.bruderd.rockz.de), Flashgott
(http://www.flashgott-maps.de), The D=F6nerking
(http://www.thedoenerking.de), moco2k (http://www.moco2k.de)

taz Nr. 6840 vom 30.8.2002, Seite 15, 334 Kommentar TILMAN BAUMG=C4RTEL,
Rezension

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zur=FCck


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IN DER NETZEITUNG:
http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=3D585&item=3D203376

Bauen an der neuen Stadt
21. Aug 08:04

Nach dem Massaker von Erfurt bekam Counterstrike eine denkbar schlechte
Presse. Dabei steht f=FCr die Fans Teamgeist im Vordergrund: Beim Spielen wi=
e
beim Konstruieren eigener Szenarien.

Von Tilman Baumg=E4rtel

=DCber das Computerspiel Counterstrike ist in den deutschen Medien in den
letzten Monaten viel geschrieben worden =96 leider auch viel Unsinn. Nachdem
im Zimmer des Erfurter Sch=FClers Robert Steinh=E4user, der in seinem Gymnas=
ium
Amok gelaufen war, das Spiel gefunden worden war, wurde es von der Presse
schnell als mitverantwortlich f=FCr die Bluttat dargestellt. In fl=FCchtig
recherchierten Artikeln voller sachlicher Fehler, die oft mit blutr=FCnstige=
n
Screenshots von anderen Spielen illustriert waren, wurde Counterstrike als
Ballerspiel dargestellt, bei dem es vor allem darum geht, so viele
virtuelle Gegner wie m=F6glich umzubringen.

Diese Darstellung verkennt nicht nur die Natur dieses Mannschaftsspiels, in
dem wildes Herumballern wenig und zielgerichtetes Teamplay viel bringt,
sondern auch seine erstaunliche Erstehungsgeschichte. In vieler Hinsicht
erinnert die Entwicklung von Counterstrike an die des alternativen
Betriebssystems Linux. Zwar ist Counterstrike =96 anders als Linux =96 kein
Open-Source-Programm, sondern durch konventionelles Urheberrecht gesch=FCtzt=
.
Dass Counterstrike aber =FCberhaupt existiert und zum popul=E4rsten Game der
letzten Jahre geworden sind, verdankt sich nur der Freigabe des Codes des
kommerziellen Ballerspiels Half-Life.

Spiel f=FCr die vernetzte Gruppe

Half-Life ist =96 anders als Counterstrike =96 tats=E4chlich ein Ego-Shooter=
 der
alten Schule: der Spieler hastet durch ein unterirdisches Labor und muss
auf Monster aus dem Weltall ballern. Im Gegensatz zu diesem
Science-Fiction- Szenario spielt Counterstrike in fast fotorealistischen
Szenarios, in denen eine Gruppe von =ABCounter-Terrorists=BB den Terroristen
Geiseln abjagen oder sie davon abhalten muss, eine Bombe zu legen.
Counterstrike ist darum eines der ersten Computerspiele, das nur in der
Gruppe, an vernetzten Computern sinnvoll zu spielen ist.

Counterstrike basiert auf der selben =ABGame Engine=BB wie Half-Life, also d=
er
Software, mit der die verschiedenen Spielszenarios und die Spielfiguren auf
dem Bildschirm erzeugt werden. Nachdem das Spiel kommerziell ausgewertet
war, wurde dieses Programm von den Lizenzinhabern freigegeben.
Counterstrike ist also eine =ABModification=BB von Half-Life, kurz Mod genan=
nt:
Es hat sich durch den Einsatz von einigen Hobby-Programmierern zu einem
neuen Spiel entwickelt, dessen Grafik und Spieleigenschaften das Original
bei weitem =FCbertreffen.

Kooperation =FCbers Internet

Die =ABErfinder=BB von Counterstrike sind im Internet bis heute vorwiegend
unter ihren Netz-Pseudonymen Gooseman und Cliffe bekannt. Gemeinsam haben
sie als Collegestudenten 1999 damit begonnen, in z=E4her Kleinarbeit an ihre=
r
Version von Half-Life zu arbeiten, die nun schon seit =FCber zwei Jahren zu
den beliebtesten Computerspielen =FCberhaupt geh=F6rt. An der Weiterentwickl=
ung
des Spiels arbeitet eine Reihe weiterer Fans mit, zum Teil von Europa und
Kanada aus. Sie kooperieren ausschlie=DFlich =FCber das Internet.

Auch f=FCr das neue Spiel haben Fans bereits wieder eigene Maps entworfen.
Maps sind die =ABSzenarios=BB, in denen gespielt wird: ein Labor, ein Flur,
eine Treppenflucht. Das Original-Counterstrike wird zwar mit 18 eigenen
Maps ausgeliefert, doch die selbstgebauten Spielfelder der Amateure sind
oft kreativer, oder besser zu spielen, wie manche Fans meinen. Ein
betr=E4chtlicher Teil der Maps stammt von Teenagern, die zwar in ihren
jeweiligen Heimatl=E4ndern noch nicht wahlberechtigt sind, aber f=FCr
Counterstrike dreidimensionale Raum-Simulationen bauen, die erwachsene
Profis verbl=FCffen.

Mitarbeit der User

Die Parallelen zu Linux sind augenf=E4llig: =C4hnlich wie das alternative
Betriebssystem, das von Tausenden von Programmierern in der ganzen Welt
ehrenamtlich weiterentwickelt wird und inzwischen sogar Microsofts Windows
Konkurrenz macht, lebt auch Counterstrike von der Mitarbeit seiner User.
=C4hnlich wie bei Linux kann man auch bei Counterstrike die neuesten
Versionen des Spiels gratis aus dem Internet herunterladen, obwohl es auch
kommerzielle Versionen f=FCr PC und die Playstation zu kaufen gibt.

Die Konstrukteure der Maps haben keine Gewinnabsichten, sondern wollen sich
in der Szene profilieren. Der deutsche Mapper Bruder D spricht sogar von
=ABk=FCnstlerischer Selbstverwirklichung=BB, auch wenn er einschr=E4nkt,=
 dass er
=ABschon etwas desillusioniert=BB sei, weil in der Counterstrike-Szene oft =
=ABdie
Standard-Maps gespielt werden, ohne sich die M=FChe zu machen, auch andere,
oft qualitativ bessere Maps zu testen.=BB

Traumarchitekturen verwirklichen

Trotzdem ist um die Counterstrike-Maps eine eigene Subkultur entstanden.
Neue Maps werden nicht nur nach Spielbarkeit, sondern auch nach Kategorien
wie =ABAtmosph=E4re=BB oder =AB=C4sthetik=BB beurteilt. So hei=DFt es auf ei=
ner
Counterstrike-Fansite =FCber eine Map mit dem Namen =ABde_terminal22=BB: =AB=
Das
einzige Problem bei dieser Map ist, dass die kalte und graue sibirische
Atmosph=E4re so gut getroffen ist, dass es viele Leute schnell in w=E4rmere
Gefilde ziehen k=F6nnte.=BB Zum Beispiel nach =ABcs_ephyra2=BB, geschaffen v=
on
einem Mapper namens 3DPunk. =DCber dessen s=FCdeurop=E4isches St=E4dtchen=
 hei=DFt es
in einer Rezension: =ABGuter Einsatz von Vegetation =96 Topfpflanzen, Unkrau=
t,
das aus den gepflasterten Strassen w=E4chst, und ein kleiner, stiller Garten=
,
der eine ganz eigene Atmosph=E4re hat.=BB

Beliebte Szenarios sind unter anderem frei stehende H=E4user, Ruinen,
=F6ffentliche Geb=E4ude, aber auch eine =E4gyptische Pyramide ist schon als
Counterstrike-Map wieder erstanden. =ABMeistens kommen mir die Ideen im Trau=
m
und am n=E4chsten Tag versuche ich diese dann umzusetzen oder an Hand von
grafischen Skizzen festzuhalten=BB, sagt der Berliner Mapper The Doener King=
,
der mit b=FCrgerlichem Namen Benni Stingl hei=DFt, 19 Jahre alt ist und eine
Ausbildung als kaufm=E4nnischer Assistent macht.

Die Welt als Map

Man kann diese Aktivit=E4ten als eine Art Modell-Eisenbahnbau mit dem
Computer oder ein digitales Malen-nach-Zahlen abtun. Aber damit
untersch=E4tzt man nicht nur die technischen Fertigkeiten, die das Mapping
erfordert, sondern auch den erforderlichen Ideenreichtum und
Arbeitsaufwand. Je nach Erfahrung und Flei=DF ist man zwischen einer Woche
und mehreren Monaten mit einer guten Map besch=E4ftigt. Wer dann noch Energi=
e
=FCbrig hat, ver=F6ffentlicht auf seiner Website Mapping-Bauanleitungen f=FC=
r
andere Counterstriker.

Denn die Konstruktion der Maps ist eine komplexe Sache, bei der zahlreiche
Beschr=E4nkungen zu ber=FCcksichtigen sind: Die R=E4ume, die in dem Spiel zu
sehen sind, k=F6nnen aus technischen Gr=FCnden eine bestimmte Gr=F6=DFe nich=
t
=FCberschreiten. Die Counterstrike-Szenarios bestehen darum aus
hintereinandergeschachtelten R=E4umen, G=E4ngen, Kellern, Treppenfluchten. D=
enn
jede Counterstrike-Map ist ein errechnetes Bild, und bei gro=DFen Hallen ode=
r
langen Stra=DFenfluchten m=FCsste der Computer zu viele Polygone verarbeiten=
.
Auch die Au=DFenr=E4ume, die der beschr=E4nkten Technologie mit minuti=F6ser
Detailarbeit abgerungen werden, m=FCssen in kleinere Einheiten unterteilt
werden.

Fast k=F6nnte man diese Maps als eine Art animierter Landschaftsmalerei
betrachten. So hat sich um das angeblich geistlose Ballerspiel eine
erfinderische, vollkommen selbstorganisierte Szene entwickelt, in der
Teenager aus der ganzen Welt an ihrem eigenen Privatkosmos bauen, bis der
ganze Erdball als Counterstrike-Map im Rechner auferstanden ist.