[rohrpost] "niedergang" von telepolis

sebastian at rolux.org sebastian at rolux.org
Mit Aug 27 17:25:14 CEST 2003


niedergang von telepolis? da habe ich dann auch gerade noch mal nachgeschaut.
gleich der erste, also neueste artikel traegt den titel "bush will den 'totalen
sieg'", verfasst von einem herbert hasenbein, der nicht nur die ohnehin aus fast
allen mainstream-kanaelen in old europe droehnende und von tag zu tag weniger
verhohlene schadenfreude ueber jeden im irak gesprengten us-soldaten nochmal
onlinejournalistisch aufbereiten zu muessen glaubt, sondern der es unterhalb von
bush = hitler (eigentlich ja sogar bush > hitler, weil die deutschen bekanntlich
bloss den totalen krieg wollten) einfach nicht macht.

da es sich dabei nicht um herrn hasenbeins ersten, sondern einhundertachtzehnten
artikel in telepolis zu handeln scheint, vermute ich jetzt doch, dass ich, was
angesichts der sich im rohrpost folder haeufenden subject lines "niedergang von
'telepolis'" mein erster gedanke war, nicht komplett halluziniert habe: dass
naemlich telepolis *schon immer* und *regelmaessig* ein forum fuer ziemlich
muehsam als netzjournalisten getarnte, latente wie manifeste antisemiten gewesen
ist, und insofern schon seit ich es kenne, ca 1996, gegen sowas wie kuenftigen
niedergang prinzipiell gefeit.

aufgehoert, telepolis mit sei's bloss noch irgendwas wie einer erwartungshaltung
zu lesen (und daher sicher auch eine ganze reihe lesenswerter texte uebersehen),
habe ich, als im dezember 1998 "die metaebene der walser-bubis-diskussion -
erinnern im virtuellen zeitalter" von artur p. schmidt erschienen ist
(http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/2566/1.html). was in diesem text aus
"postmodernen reichskristallnaechten", "virtuellen holocausts" und
"ermaechtigungsgesetzen des europaeischen rats" zusammengeruehrt wird, bleibt
bis heute die gequirlteste scheisse, die ich je im internet gelesen habe.

koennte es nicht einfach sein, dass seit "dem elften september", also seit die
neuen eliten des alten europa (deren deutsche vertreter, schroeder schily
fischer, ja schon in ihrer sturm-und-drang-phase vor dreissig jahren nicht etwa
"die bundesrepublik zivilisiert", sondern leute verteidigt haben, die den "sieg
im volkskrieg" gegen die usa forderten) sich wieder als konkurrenten der
us-eliten sehen, die von telepolis gepflegte "bush = hitler" oder "israel =
drittes reich" oder "9/11 = reichstagsbrand" mathematik nochmal an konkunktur
gewonnen hat? weil europa gegen die usa keine chance haben wird, solange
auschwitz ein verbrechen der deutschen war, statt immer und ueberall zu sein.

was auf dieser liste jemand zur verteidigung von florians urspruenglichem
fundstueck gegen den vorwurf des antisemitismus angefuehrt hat: "einfach mal bei
google ein bisschen nach araber und israel suchen, da gibt es viele interessante
seiten" - beschreibt das nicht praezise das thema und die form eines schreibens,
das auf telepolis schon immer geschrieben wurde, ohne dass daran auch nur der
kleinste zipfel einer angeblichen netzlinken oeffentlich etwas auszusetzen
gehabt haette? von denen, die halt geld verdienen mussten, ohnehin abgesehen.