[rohrpost] ZKM/Symposium und Ausstellun g/Deleuze und die Künste

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Don Okt 16 02:00:04 CEST 2003


At 10:02 Uhr +0200 15.10.2003, Henning Ziegler wrote:
>IK> Zeitgenössische Kultur ist ohne philosophischen Hintergrund nicht
>IK> denkbar.
>
>Warum eigentlich nicht?

weil dann ein haufen zu diesem zweck ausgebildeter und höchst unentbehrlicher leute nicht mehr auf kongressen sprechen und schnittchen essen könnte.

>Scheint mir schlicht eine zeitverschobene Aneignung der jeweils dominanten akademischen Strömungen durch den Kunst(theorie)markt zu sein.

hm, ich weiss nicht, diese ganze deleuze-mode ist ja so jung eigentlich auch nicht mehr. wer z.b im jahr 2003 unserer zeitrechnung unbedingt noch meint, sein künstlerisches oder sonstiges tun mit einer prise poststrukturalismusjargon aufblähen zu müssen, dem ist in meinen augen 'eh nicht mehr zu helfen. mittlerweile verschlagwortet doch jeder depp das heilige duo d./g. als ausschmückung für arbeiten, die ohne die schwurbelige theorievergoldung wahrscheinlich zu recht keine sau interessieren würde. aber so darf man sich zugehörig fühlen (mainstream halt) und der anhängende theoriebetriebspilz erhält mangels besserer einfälle damit gleichzeitig eine erlaubnis zum produzieren von ein paar weiteren worthülsen und einem ebenso grossen haufen schlecht geschriebener metaliteratur (die allem und jedem übergestülpt wird). eine wunderbare symbiose.

zu deutsch: ich kann's langsam nicht mehr hören, das geschwätz. würde mich freuen, wenn langsam mal wieder ein paar weniger leute vor ehrfurcht erstarrten bei der beschwörung von st. gilles und st. félix. fuck yr. idols. now. -- wobei sich mir der gedanke aufdrängt, dass es in so manchen fällen neben gewissen formen quasireligiöser verehrung vor allem auch um eine höchst opportune vereinnahmung im sinne eines dabei-sein-wollens gehen könnte... (und die nächste akademische mode für die aadabeis - ich danke dem bayerischen für diesen wundervollen begriff - kommt bestimmt auch noch)

aber zum glück steckt die welt nach meiner auffassung immer noch voller interessanter menschen, die nicht diverse zeitgenössisch gewesene filosofie wie eine monstranz vor sich hertragen und allem überhelfen müssen und trotzdem in der lage sind, in ihren künstlerischen und/oder theoretischen arbeiten ein lustvoll hohes niveau herzustellen. vielleicht auch *gerade deswegen*. das wäre doch glatt mal einen kongress wert... >;->

herzliche grüsse

sascha
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